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Ist ein Eigenheim, Luxus oder eine Wertanlage?

Portion Control

Urgestein
Ich denke was Violetta damit sagen wollte, ist, dass nicht der Hauswert an sich im Speckgürtel so stark gestiegen ist, sondern der Grundstückswert.
Aufgrund der hohen Baustoffpreise die wir seit mehreren Jahren haben, ist auch der Wert der Häuser gestiegen. Sonst wären sämtliche Immobilien ja nicht zu Rekordpreisen weg gegangen, sondern nur diejenigen in besonderer Lage.

Außerdem unterliegt der Immobilienmarkt den üblichen Angebot u. Nachfrage Bedingungen. Ist die Nachfrage bedeutend höher, steigt Grundstück plus Haus insgesamt. Nicht nur das Grundstück.

Mir als Eigentümer ist es ohnehin völlig Hannes, ob die 100K die ich bei einem Verkauf Gewinn mache auf das Grundstück oder das Gebäude entfällt.
 

Silan

Aktives Mitglied
@ Vio: Ich sehe das komplett anders. Unser Haus ( eigentlich müsste man sagen ''Anwesen'') haben wir tatsäcglich zum Grundstückspreis gekauft. Das Haus und die Nebengebäude sind fast 300 Jahre alt. Wir haben noch einmal ca.die gleiche Summe investiert ( ohne weiteren Kredit) und haben jetzt laut aktueller Bankauskunft einen dreifachen Hauswert. Macht eine Steigerung von 33%, wenn ich richtig gerechnet habe. Hinzu kommt eine geringe Tilgungsrate ( um die finanziellen Mittel zur Sanierung nicht zu binden).Wir sind jetzt fertig soweit, dass wir diese frei gewordenen Mittel jetzt anders investieren können. Und auch diese Investitionen werden jeden Monat zu einem + bei unserem Vermögen beitragen. Wenn in absehbarer Zeit der Kredit komplett abgezahlt ist, werden zusätzliche Mittel frei, die ebenfalls investiert werden. Diese Möglichkeiten hätten wir in dem Ausmaß nicht, wenn wir Miete zahlen müssten. Also rechnet sich unser Eigenheim eigentlich doppelt.
 

Pfefferminzdrops

Aktives Mitglied
Ich war losgezogen, einen 12-Meter-Reisebus mit 3 Achsen zu kaufen und zum Wohnnmobil umzubauen, weil es kein bezahlbares Haus gab, als Mutter einen Zettel im Fenster sah : Haus zu verkaufen.

Mit der Verkäuferin bin ich durch gegangen. Es war alles Schrott. Wirklich alles.
Es gab keinen einzigen(!) Dachbalken, der nicht durch gebrochen war, zweiadrige Stromleitungen mit Stoffisolation aus dem Weltkrieg, 5cm Zement auf Dreck - als Böden.
Es gab aber ein Klo und eine alte Wanne, Warmwasser und ein bewohnbares Mini-Zimmer mit 1.75m Deckenhöhe, wo ich aufrecht rein passte.

Eine halbe Stunde nach dem Gespräch hatte ich einen fehlenden Restbetrag bei einem Freund organisiert, konnte zahlen und hab den Vorvertrag auf einem Zettel abgeschlossen.
Der Mann der Verkäuferin war Architekt. Er hat mich deutlich gewarnt.

Weil ich aber ab etwa 22 über mehrere Jahre Oldtimer komplett restauriert hatte, wusste ich, daß ich das kann.

Es war sehr hart.
Innen das ganze Haus einen halben Meter tief ausgegraben und durchs Fenster auf den Anhänger geschüppt und dann weg gefahren. Mauern aus gebrauchten Pflastersteinen, Stuck aus Putz im Ziehverfahren, Schalungen aus Sperrmüll-Möbeln mit Spax-Schrauben gebaut, Elektro, Wasser, Abwasser neu, Restposten Marmorfliesen, Cotto, Sandgranit besorgt.
Bei einer Spedition wurden Einweg-Gestelle aus rotem Tropenholz aus Japan entsorgt: ein paar Anhänger voll Brettchen, 5x1,5x90 cm. Daraus habe ich 15.200! Stäbchen auf der Kreissäge für ein Parkett im Fischgrät-Muster gesägt, tagelang.
Auch besteht daraus die komplette Innenverkleidung des Dachstuhls - zwischen den Balken, die deswegen dicker sein mussten.
Dafür dass ich die Brettchen kriegte, musste ich den Arbeitern aber dieselbe Menge Kaminholz anliefern.
Leider musste ich mit dem Parkett erst mal aufhören, als eines von den Stäbchen klemmte und wie ein Geschoss aus der Säge flog, und mir die Fingerkuppe vom Zeigefinger ab rasiert und im Mittelfinger 5 Brüche hinterlassen hat. Nachdem ich ihn gerade gebogen habe und es passte, hab ich ihn am Ringfinger fest geklebt und konnte weiter machen.

Die zweiteilige Eingangstüre (wie bei einem Pferdestall) besteht aus selbst gesägten Brettern aus alten Eichenbalken mit Wurmlöchern, (Verzierungen mit der Oberfräse und Flex). Es war billiger, die Sägeblätter durch Nägel zu ruinieren als alte Bretter zu kaufen ( die es aus dem Grund auch nicht gab).
Scharniere und der Schließriegel sind von einem Jugendfreund , der Kunstschmied war, als Schloss dient wegen der Türdicke ein verbautes Tresorschloss, denn dafür gibt es lange Schlüssel.
Das Fensterscheibchen hat ein Glasdesigner aus 25mm dickem Glas geschliffen und eine Rose drauf geätzt. Um Geld für Stromleitungen zu sparen ist eine antike Drehklingel an der Türe verbaut.
Die Türrahmen innen bestehen aus alten Vollholz-Regal-Brettern vom Sperrmüll. Auf der Kreissäge und mit einer Fräse hergestellt geht das ganz gut. Löcher kann man mit Autospachtel verschließen und damit auch alle Beschädigungen reparieren. Kurz überschleifen, lackieren, fertig.

Die Holzfenster mit Sprossen waren teuer, drum bestellte ich davon nur jeden Monat eins. Damit ich wusste welche Sprossen wohin kamen hab ich verschiedene Sprossen mit Tape auf die alten Fenster dekoriert. Auch mussten es Stangenriegel-Verschlüsse wie im vorigen Jahrhundert sein. Die gabs noch.
Ausserdem hab ich die Sonne beobachtet, in welchem Winkel sie rein scheint und hab ausgerechnet, wieviel schmaler ich die Fensterrahmen machen muss, um trotz Sprossen dieselbe Lichteingangsfläche zu haben. Denn die Fensterbacken sind von aussen verziert. Grössere Fenster ging nicht, auch wegen dem vermutlich verbauten Fachwerk in der Wand.

Den Dachstuhl hatte ich an einem Tag abgetragen, die Pfannen für einen Gartenschuppen meinem Bruder gebracht und die Balken für den Kamin.
Ein Gewitter kündigte sich an. Bei den Pfadfindern gabs ein riesengroßes Mannschaftszelt. Das hab ich (ohne Füße) anstatt des Dachs oben auf das Haus gebaut, bis der Zimmermann kam.
Unterdessen hatte ich abends noch auf einem Platz etliche Quadratmeter Holzbretter weiss gespritzt, die unter dem Dachüberstand montiert werden mussten. Der Dachdecker wollte am nächsten Tag anfangen und dann musste das fertig sein.

Alles ging - irgendwie.
Wenn es aber darum ging, 800kg Steine zu holen ( mehr packte der alte Mercedes-G innen drin nicht) war ich jedes mal fertig. Man muss sie ja einladen, dann wieder ausladen, dann zum Mauern wieder aufs Gerüst und dann verarbeiten, und hat sie dann schon 4x angefasst. Drum hab ich als Erholung Wände verputzt oder Kabel verlegt.
Auf dem Großmarkt in Düsseldorf wurden zwei große Eoropaletten Eistee entsorgt: abgelaufen.
Die hab ich abgeholt, ausgetrunken und aus geschwitzt :)

Allerdings ist derartiger "Luxus" nicht unbedingt jedermanns Ding und mindestens so anstrengend wie dieselbe Zeit Aktiv-Urlaub.
Wenn du das alles erfolgreich hinter dich gebracht bist du nicht einfach nur Hausbesitzer - das muss dann ja eigentlich ne echte Liebesbeziehung sein. Ich wollte und könnte so etwas nicht, zolle dir aber ganz viel Respekt und Bewunderung. Toll!
 

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Wenn du das alles erfolgreich hinter dich gebracht bist du nicht einfach nur Hausbesitzer - das muss dann ja eigentlich ne echte Liebesbeziehung sein. Ich wollte und könnte so etwas nicht, zolle dir aber ganz viel Respekt und Bewunderung. Toll!
Ist eine Frage der Einstellung, deshalb muss ich keine Liebesbeziehung zu einem Haus eingehen.
Passendes Gebot und weg bin ich, da bin ich völlig pragmatisch.
 

Silan

Aktives Mitglied
Ist eine Frage der Einstellung, deshalb muss ich keine Liebesbeziehung zu einem Haus eingehen.
Passendes Gebot und weg bin ich, da bin ich völlig pragmatisch.
Ich hab mich tatsächlich auf den ersten Blick in unser Haus verliebt. Auch wenn es damals ziemlich grenzwertig daher kam. Heute bleiben die Leute davor stehen und bewundern es. Verkaufen käme für mich nicht in Frage.
 

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Ich hab mich tatsächlich auf den ersten Blick in unser Haus verliebt. Auch wenn es damals ziemlich grenzwertig daher kam. Heute bleiben die Leute davor stehen und bewundern es. Verkaufen käme für mich nicht in Frage.
Ich mag das Haus, vorrangig liegt es jedoch praktisch und wird deshalb (noch?) nicht verkauft.
Wird ein bestimmtes Baugebiet freigegeben, wird die Zeit hier zu Ende gehen.
Ergeben sich irgendwelche spannenden Optionen, ebenso.
Ich lege mich da nicht fest, wo ich im Alter lebe ist völlig offen. Kann auch eine ganz andere Ecke sein. Ich mag mir durch Begrenzungen keine Möglichkeiten nehmen.

Ein schlichtes, winziges Häuschen irgendwo reizt mich ebenso wie ähnlich weiterzumachen wie bisher, WG-artig.
Ein ganz neues Projekt zu unterstützen wäre spannend (soweit ich das eben noch kann).
Ich lasse das noch 2, 3 Jahre auf mich zukommen und hat sich nichts von selbst ergeben, treffe ich dann meine Entscheidung.
 

Pfefferminzdrops

Aktives Mitglied
Wir haben uns vor Jahren ein Haus zugelegt, das im Alter überhaupt nicht mehr zu unserer Situation passen würde. Damals hatten wir noch einen Hund, ein kleines Kind.. der Vierbeiner ist mittlerweile im Hundehimmel, die Kleine steht kurz vor dem Studium und ist gerade für vorauss. 1,5 Jahre im Ausland.
Zwischenzeitlich hatte ich diverse Knie-OP und darüber (völlig kurios) zum ersten Mal festgestellt, dass unsere Wohnebenen im Haus über keinen der zig Wege ohne Treppen zurückzulegen wären.
Leider wird man ja eher eingeschränkter, als dass es besser wird - daher steht für uns jetzt schon fest, dass das nicht unsere letzte Unterkunft sein wird.

Das Haus ist auch viel zu groß für uns, auch der Garten - diese Fläche braucht kein Mensch und erst recht nicht, wenn er älter wird. Wir haben dazu noch eine Einliegerwohnung im Dach. Auf Dauer wollte ich auch kein Vermieter sein, selbst wenn wir es - von einer Ausnahme abgesehen - wirklich gut angetroffen haben mit den Mietern. Ist mir einfach zuviel Gedöns.

Auch an unserer Stadt hält uns nichts. Wenn wir beide in Rente sind werden wir nach Norddeutschland gehen.

Trotzdem habe ich den Kauf des Hauses nicht eine Sekunde bereut. Diese Freiheit, tun und lassen zu können, was ich will, von Nachbarn weitgehend unbehelligt zu bleiben, dieses Gefühl von Unabhängigkeit - herrlich. Ich bereue einzig, das nicht schon viel früher getan zu haben und dadurch fast 20 Jahre aufweisen zu können, in denen ich Vermietern ihre Immobilie bezahlt habe.

Unserer Tochter würde ich empfehlen, sich Eigentum zuzulegen, sobald es ihre finanzielle Situation erlaubt. Sicherlich werden wir sie in Sachen Eigenkapital da auch ein wenig unterstützen, wenn es soweit ist.

Ein Haus ist für mich keine Belastung, sondern eine gute Geldanlage auf Dauer. Bei Renteneintritt schuldenfrei zu sein ist das Ziel; auslösen könnten wir zwar schon jetzt, würden uns aber in unserer Liquidität einschränken und hatten damals auch wirklich gute Zinskonditionen. Da legen wir lieber anders an.

Ach ja, als wir hier eingezogen sind haben wir erst mal tabula rasa gemacht und alles umgestaltet, so wie wir es wollten. Damit meine ich keine Änderung in der Wandgestaltung mit Tapeten. Wir haben komplette Wände rausgerissen, bauliche Veränderungen vorgenommen genau so wie wir das wollten. Bei einem Mietobjekt - egal ob Haus oder Wohnung - wäre das nie möglich gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bingenervt

Aktives Mitglied
Habe vor einiger Zeit mal mit einem Immobilienmakler geredet, der gesagt hat, das Schlimmste, was Verkäufer machen können (was aber viele machen), ist dass sie das Haus nochmal renovieren, um einen höheren Verkaufswert zu erziehlen. Der Grund ist eben, dass die Immobilie beim Verkauf nahezu keine Rolle spielt: Es zählt allein der Grund und da ist es eher kontraproduktiv, wenn man noch Geld in ein Haus steckt.
Hängt vom Haus und der Lage ab, wie Silan schon schrieb.
Ich steh auf alte Häuser. Reihenhaussiedlung wäre für uns beide nie in Frage gekommen, dann lieber Mietwohnung.
Unser Haus hat ein relativ grosses Grundstück. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten könnte man aber nicht noch irgendwelche Reihenhäuser hier rein setzen. Das ist ja eigentlich das, was an Grundstücken interessant ist.

Ich hätte auch gerne ein Fachwerkhaus genommen. Fiel leider aus, da oft die Deckenhöhe für grössere Menschen nicht geeignet ist. Da wären die Umbauarbeiten zu intensiv gewesen.
Daher ist es ein recht auffälliges, sehr schönes Haus von Anfang der 1950er geworden.
 

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