Gibt es wirklich eine Wohnungsnot?

[weidebirke]

Ah, wir müssen Wohnungsnot definieren.

Eine Wohung ist nicht dasselbe wie eine Unterkunft. Wir haben keine Unterkunftsnot, das ist richtig. Jede*r kommt schon irgendwie unter, hat theoretisch ein Dach über dem Kopf und sei es erst einmal nur für eine Woche oder nur für heute.

Bei der gesellschaftlichen Diskussion darum geht es doch aber nicht darum, ob jede*r unterkommt. Es geht um bezahlbaren und passenden Wohnraum an dem Ort, an dem man ihn braucht.

 

[Roselily]

Wir haben seit Jahren zu wenig Wohnraum in den Ballungszentren. Sicher fehlen in erster Linie günstige Wohnungen. Das ist aber alles einfach eine Frage von Angebot und Nachfrage.

Wenn das Angebot an Wohnungen deutlich geringer ist als die Zahl der Wohnungssuchenden, ist schlicht die Folge, dass Mietpreise und auch Immobilienpreise weiter ansteigen. Selbst für die letzten Löcher werden in Ballungszentren extreme Mieten verlangt.

Was nützt es, zu sagen, irgendwo auf dem Land stehen Wohnungen und Häuser leer.

 

[Portion Control]

Warum wird von Wohnungsnot gesprochen wenn jeder deutsche Bürger ein Dach über dem Kopf bekommt?

Weil man es nicht daran festmachen kann, ob jemand unter der Brücke schläft.
Dir ist nicht bekannt wie viele tausende Menschen gerne in eine Wohnung umziehen würden die geeigneter ist um sich zu verbessern, aber seit Jahren erfolglos suchen.

 

[57-55]

Wir leben hier auf dem Land, weitab von jedem Ballungsraum.
Eine Bekannte, mit Hund, sucht seit einem Jahr eine Wohnung, Radius bis 50 km.
Bisher nichts gefunden, was auch nur annähernd bezahlbar ist.
Bei einer weiteren Bekannten ist vor zwei Jahren der Mann verstorben, er hatte ein Haus.
Sie musste die beiden Söhne des Mannes aus erster Ehe ausbezahlen.
Das war ihr zu teuer.
Das Haus hätten sie verkaufen können, aber sie hat keine bezahlbare Wohnung gefunden.
Ihre Tochter aus erster Ehe ist mit ins Haus gezogen, sie mussten das Haus dafür umbauen und sind jetzt bis über beide Ohre verschuldet.

 

[Buntehäsin]

Sie hat ein Dach über dem Kopf und muss nicht unter der Brücke schlafen. Also ist das theoretisch keine Wohnungsnot.

Das setzt Du mit einer Wohnung gleich?
Finde den Fehler.
Doch, praktisch ist das Wohnungsnot.

 

[Mirila]

Was bringt ein Dach über dem Kopf, wenn die 4-Zimmer-Wohnungen kaum vorhanden oder unbezahlbar für Familien sind? Die Art der Wohnung passt oft nicht zu dem, was die Mieter bräuchten.

 

[dr.superman]

Natürlich gibt es Wohnungsnot. Ich kenne zahlreiche Menschen, die jahrelang auf Wohnungssuche sind.
Aktuell erst wieder bei einer Freundin erlebt: Sie musste ihren gut bezahlten Job nach einem Jahr wieder aufgeben, weil sie einfach keine Wohnung in Reichweite gefunden hat. Ein jahr lang hat sie sich mit Homeoffice, Pendeln und couchsurfing irgendwie über Wasser gehalten, aber jetzt ist sie einfach am Ende und ihr Arbeitgeber kann das so auch nicht mehr mittragen.
Aber sie hat sich um ungefähr 200 Wohnungen beworben und wurde nur 10 mal überhaupt eingeladen....mit zig anderen Bewerbern.
Alleinstehende Frau, keine Tiere, keine Kinder, Nichtraucherin, Festanstellung mit gutem Gehalt findet in einem Jahr keine Wohnung.... Das kann doch einfach nicht sein....
Ich kenne auch eine 5-köpfige familie, die seit Jahren in einer kleinen 3-Zimmerwohnung wohnt, weil sie einfach nichts anderes finden, obwohl sie zumindest passabel verdienen und keine negative Schufa oder sowas haben.
Solche Beispiele kommen mir immer wieder zu Ohren.

Das Problem ist aber nicht, dass wir grundsätzlich zu wenig Wohnungen hätten, sondern dass es die falschen Wohnungen gibt: Teure Luxuswohnungen, die keiner haben will und die leer stehen gibt es zu Hauf. Und auch der Leerstand ist ein Problem, ebenso wie die Fixierung auf Ballungsräume.

was ich echt heftig finde:

leute, die ein Paar sind, zusammen in einer Wohnung/Haus wohnen und bei denen einer trotzdem noch seine alte Wohnung leer stehen lässt - für alle Fälle.

Habe ich vor ein paar Jahren hier im Forum gelernt, dass es das gibt und es entsetzt mich immer noch, dass das wohl ziemlich verbreitet sein soll.

 

[dr.superman]

Sie musste die beiden Söhne des Mannes aus erster Ehe ausbezahlen.

deswegen überschreiben sich hier Ehepartner, welche vorher schon Kinder mit einem anderen Ehepartner hatten, die Häuser gegenseitig. So, dass der Verstorbene mit voriger Familie nichts mehr zu vererben hat.
Damit die zweite Familie nach dem Tode von Mutter/Vater nicht auch noch aus ihrem Haus ausziehen müssen, wenn sie nicht wollen, was noch zusätzlich zum Schmerz des Verlusts wäre. Schon öfters gesehen.

 

[kasiopaja]

was ich echt heftig finde:

leute, die ein Paar sind, zusammen in einer Wohnung/Haus wohnen und bei denen einer trotzdem noch seine alte Wohnung leer stehen lässt - für alle Fälle.

Habe ich vor ein paar Jahren hier im Forum gelernt, dass es das gibt und es entsetzt mich immer noch, dass das wohl ziemlich verbreitet sein soll.

Warum? Können die doch machen, wenn sie wollen. Ist ja ihr Haus.

 

[cucaracha]

Hier in Brandenburg gibt es viele sehr preiswerte, renovierte und leere Wohnungen, welche man mieten kann.