Sieh es mal so: dem unfairen Chef hast du trotzdem eins reingewürgt. Der hat (hoffentlich) gelernt, dass es sich für ihn nicht lohnt, seine Mitarbeiter lohntechnisch über den Tisch zu ziehen. Denn den Lohn musste er trotzdem nachzahlen und Prozesskosten hatte auch er.
Es macht schon Sinn, bei Prozesskostenhilfe auch im Nachhinein zu schauen, ob sich die finanzielle Situation nicht doch gebessert hat. Denn es ist nun mal grundsätzlich vorgesehen, dass jeder seine Prozesskosten selber zahlt. Die Prozesskostenhilfe soll lediglich verhindern, dass Personen nicht zu ihrem Recht kommen, weil sie sich eine Klage nicht leisten können. Wie eben bei dir, dass ein Chef Lohn einbehält und schlicht darauf pokert, dass du dir die Klage nicht leisten kannst. Dann zahlt erst mal der Staat. Holt sich das Geld aber zurück, wenn sich die finanzielle Situation später bessert. So soll verhindert werden, dass a) wegen jedem Kleinvieh geklagt wird und b) sich Leute künstlich arm rechnen, um nicht selber zahlen zu müssen (weil es doch unbequem wäre, das 4 Jahre lang so durchzuziehen).
Was Vollzeit arbeiten betrifft: ich frage mich auch oft, ob es sich lohnt. Ich mache es jetzt einfach so, dass ich versuche, dennoch auf niedrigem Niveau zu leben und so viel Geld zur Seite zu legen wie es nur geht. Teils auf dem Tagesgeld, teils als Festgeld, der Großteil wandert ins Depot. So verschaffe ich mir für später eine finanzielle Freiheit.
Man darf nicht vergessen: Im Moment kann es lukrativ sein, auf Sozialleistungen zu setzen. Das kann sich aber nach jeder Neuwahl ändern. Als regulärer Arbeitnehmer muss ich nicht vor jeder Wahl zittern, was das Ergebnis für meinen Lebensstandart bedeutet, jedenfalls nicht in dem Ausmaß.
Ne Freundin von mir etwa setzt in Sachen Rente auf die Grundsicherung und arbeitet nur Teilzeit. So sehr ich sie manchmal um ihre Extrafreizeit beneide, so frage ich mich dennoch, ob es die Grundsicherung bis in 30-40 Jahren überhaupt noch gibt. Was, wenn nicht, weil zu viele auf diese Idee gesetzt haben und sie daher aus Kostengründen abgeschafft wurde? Dann ist man froh um jeden Euro Rentenanspruch, den man sich erworben hat. Und noch glücklicher, wenn man schon in jungen Jahren mit dem Sparen angefangen hat, sodass man notfalls aus privatem Vermögen zehren (und schlimmstenfalls auswandern) kann.
Was, wenn in der nächsten Wahl tatsächlich ne Mischung aus AfD und CDU an die Macht kommt? Dann fallen viele Sozialleistungen womöglich weg. Was bleibt, ist die Lücke im Lebenslauf, die die Jobsuche gewiss nicht erleichtert...