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Telefonische Krankschreibung und Blaumachen? Eure Meinung!

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Es ist aber genauso wenig Fairness, wenn Kollegen sich für das exakt gleiche Geld oder noch weniger immer wieder Mehrarbeit ausgesetzt sind, weil Herr Schmitz und Frau Müller ihren grippalen Infekt zur Sicherheit erstmal drei Wochen auskurieren und das auch der Arbeitgeber ohne Gegenleistung mittragen muss.
nennt sich Solidarprinzip: Weil wir als Gesellschaft wissen, das
1. niemand außer der Betroffene und sein Arzt ein Recht haben dürfen, darüber zu urteilen, wie lang jemand für seine Krankheit brauchen "darf"
2 weil wir niemals wissen, wann und wie es uns selbst eines Tages trifft
entscheiden wir uns, die Nachteile gemeinsam zu schultern, um im Ernstfall ALLE versorgt zu sein.
scheint irgendwie aus der Mode gekommen zu sein....
Wobei JEDER natürlich von sich selbst die Meinung hat, er würde nur dan krankmelden, wenn es NÖTIG ist, während die Kollegen ja nur wegen kleiner Wehwehchen zuhause bleiben.

Ja...also jeder denkt ER würde es richtig machen und die anderne falsch: Wer hat nun Recht?
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Ich war letztes Jahr allerdings auch 7 Wochen zu Hause aufgrund eines Burnouts. Ich bin wirklich ehrlich: Wäre es bei mir zu einem gewissen Lohnausfall gekommen, hätte ich es akzeptiert, denn ich hab ja nunmal krankheitsbedingt nicht gearbeitet und meine Kollegen mussten meine Arbeit übernehmen und auch Überstunden machen. Für das gleiche Geld! Das ist einfach ungerecht.
Glaubst Du, dass das gereecht wäre?
Sieh es mal anders: die Kollegen X und Y sind beide krank (nehmen wir an, sie haben sich beide jeweils beide Arme gebrochen)
Kollege X lebt allein, ist noch jung und bekommt regelmäßig Geld von seinen Eltern zugesteckt. Der kann locker sagen: Naja, ich arbeite ja nicht, also ist es für mich OK, die 4 Wochen nichts zu verdienen.
Kollege Y hat aber 3 Kinder zu ernähren. Ist es fair, wenn DIE dann 4 Wochen eben nichts zu futten haben?
Ist das fairness, dass für den einen die gleiche Erkrankung halt dann nur unbequem ist, für den anderen vielleicht eine Katastrophe?
Wohl kaum!
Damit würden wir eine sehr sehr unfaire Gesellschaft formen, die sich in eine Gruppe unterteilt, die sich krankheit leisten kann und eine andere, die das NICHT kann.
DH es gibt über kurz oder lang natürlich auch mehr Leute, die nicht bereit sind, zB Risiken einzugehen, wie einen Kredit aufzunehmen oder Kinder zu bekommen (denn damit würde man ja automatisch in die Gruppe derer rutuschen, die sich keine Krankheit mehr leisten können)
DH dann in der Folge wiederum, dass sich soziale Probleme in der Gesellschaft deutlich verstärken würden. Weniger Familien, mehr Menschen, die unverschuldet in Armut rutschen, altersarmut (weil im Alter werden dann die Reserven durch zunehmende Krankheit aufgebraucht) usw.
Du siehst: Wenn man diese gedanken WEITER denkt als nur bis zum Moment der Lohnzahlung, merkt man, dass es eben ÜBERHAUPT nicht gerecht wäre sondern sehr ungerecht.
 

Rose

Urgestein
Apropo Schnittverletzung. Ich hatte mal eine. Dachte auch ein Pflaster reicht. Dann hat sich der Bums entzündet. Das war sehr unschön. So unschön wie die Diskussion hier. Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Kosten sind von Erkrankungen, weil man trotz Krankheit arbeiten ging. Und wenn man gut verdient und finanziell abgesichert ist, da kann man locker so große Reden schwingen.
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Wenn ein Arbeitgeber meint es mit einem chronischen Blaumacher zu tun zu haben, kann er über die Krankenkasse den Medizinischen Dienst einschalten. Die überprüfen die Arbeitsunfähigkeit. Spricht sich schnell rum im Unternehmen und hat positive wie negative Effekte.
Eben: wenn es einem WIRKLICH nur darum geht, Blaumacher zu erwischen oder am blaumachen zu hindern, reichen unsere Möglichkeiten doch bei weitem aus.
...Es sei denn, man versucht halt in Wahrheit NICHT nur die Blaumacher einzunorden sondern ALLE Arbeitnehmer mehr unter Druck zu setzen, bloß ja nicht krank zu werden.
Und genau dieser Verdacht kommt bei mir auf, wenn ich von solchen Wünschen oder Vorstößen höre.
 

Druschek

Mitglied
Glaubst Du, dass das gereecht wäre?
Sieh es mal anders: die Kollegen X und Y sind beide krank (nehmen wir an, sie haben sich beide jeweils beide Arme gebrochen)
Kollege X lebt allein, ist noch jung und bekommt regelmäßig Geld von seinen Eltern zugesteckt. Der kann locker sagen: Naja, ich arbeite ja nicht, also ist es für mich OK, die 4 Wochen nichts zu verdienen.
Kollege Y hat aber 3 Kinder zu ernähren. Ist es fair, wenn DIE dann 4 Wochen eben nichts zu futten haben?
Bitte nicht falsch verstehen. Ich rede nicht davon, den Lohn bei Krankheit auf Hartz4-Niveau zu drücken oder noch tiefer. Ich rede nur von einem gewissen Prozentsatz und das auch erst nach einer gewissen Zeit. Und ja, man kann es nicht allen Recht machen, wobei deine Beispiele schon recht extrem sind. Sagen wir mal man bekäme nach 15 Krankheitstagen im Jahr nur noch 75% des Bruttogehaltes (nur als Beispiel). Kollege X muss schon sehr wohlwollende Eltern haben, wenn sie ihm als vollverdienendem Menschen regelmäßig etwas zustecken.
Kollege Y mit drei Kindern und ohne Partner hat es sicherlich in diesem Falle wesentlich schwerer. Aber sagen wir 10 Tage Krankheit sind bereits genutzt und 5 Tage hätte er noch übrig. Das würden drei Wochen mit 75 Prozent bedeuten. Das sind ohne Frage finanzielle Einbußen. Aber in aller Regel nicht so dramatisch, dass die Kinder nichts mehr zu futtern bekommen. Und meine Zahlen waren jetzt nur als Beispiel gedacht. Da kann man sicherlich auch nach Familiensituation unterscheiden.

Besser ist das bevor es chronisch wird....
Letztendlich kann man dieses Argument für jedes Krankheitssymptom nehmen. Aber wenn in der Erkältungszeit jeder mindestens drei Wochen zu Hause bleiben würde, wäre zumindestens in unserem Betrieb die Produktion und damit auch unser Lohn relativ schnell eingestellt.

Apropo Schnittverletzung. Ich hatte mal eine. Dachte auch ein Pflaster reicht. Dann hat sich der Bums entzündet. Das war sehr unschön. So unschön wie die Diskussion hier. Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Kosten sind von Erkrankungen, weil man trotz Krankheit arbeiten ging. Und wenn man gut verdient und finanziell abgesichert ist, da kann man locker so große Reden schwingen.
Das ist natürlich nicht schön! Aber ich habe nicht davon gesprochen, dass man mit blutender Wunde weiterackern, noch mit einem Pflaster zwingend am nächsten Morgen zur Arbeit erscheinen muss. Aber drei Wochen finde ich dann doch etwas heftig. Aber ist nur meine Meinung und bin ja auch kein Arzt.


Sicherlich haben es gut verdienende Menschen da leichter. Haben sie aber auch in allen anderen Lebenslagen. (P.S: Ich bin kein Gutverdiener, weder geerbt, noch reiche Eltern, bilde mir einfach nur in einer Diskussion eine Meinung)
 

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Aber drei Wochen finde ich dann doch etwas hefti
Und doch kennst du die Hintergründe nicht.
Glauben ist nicht wissen.
Es gibt zu viele Möglichkeiten. Eine weitere: Erst war es der Schnitt, dann kam eine Erkrankung wie ein Infekt, Hexenschuss - denk dir etwas aus...
Du WEISST es nicht.


Das würden drei Wochen mit 75 Prozent bedeuten. Das sind ohne Frage finanzielle Einbußen. Aber in aller Regel nicht so dramatisch, dass die Kinder nichts mehr zu futtern bekommen.
Dir scheint nicht bewusst zu sein - oder du blendest es aus - dass das für nicht wenige Menschen in Deutschland durchaus eine bedrohliche Lage wäre:


ZITATE
"Fakten

Im Jahr 2023 waren in Deutschland 16,6 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet. Laut Mikrozensus lag dabei der Schwellenwert für Armutsgefährdung in Deutschland für Alleinlebende bei 1.247 Euro pro Monat. Zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren waren armutsgefährdet, wenn sie zusammen und nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 2.620 Euro pro Monat zur Verfügung hatten."


"Bei den 25- bis unter 50-Jährigen bzw. bei den 50- bis unter 65-Jährigen lag die Armutsgefährdungsquote im Jahr 2023 bei 14,2 bzw. 12,5 Prozent."


"Überdurchschnittlich hoch waren im Jahr 2023 auch die Armutsgefährdungsquoten der Haushalte von zwei Erwachsenen mit drei oder mehr Kindern (30,1 Prozent)"




ZITAT
"Während für die Definition von Armutsgefährdung die finanziellen Ressourcen bei der Beschreibung der Lebenslage ausschlaggebend sind, geht es bei der Messung der materiellen und sozialen Entbehrung vor allem um eine Bewertung (Selbsteinschätzung) der eigenen Lebensbedingungen. Die Betroffenen sind zum Beispiel nicht in der Lage, ihre Rechnungen für Miete, Hypotheken oder Versorgungsleistungen zu bezahlen, eine einwöchige Urlaubsreise zu finanzieren oder einmal im Monat im Freundeskreis oder mit der Familie etwas essen oder trinken zu gehen."



ZITATE
"Fast 17 Prozent der Bevölkerung in Deutschland lebte 2022 in Armut. Das sind mehr als 14 Millionen Menschen, so die Ergebnisse des Paritätischen Armutsberichts 2024. Damit stagnieren die Zahlen zwar erstmals seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau, aber die Kinderarmut steigt weiter. Ein Fünftel der Armen sind Kinder und Jugendliche.Alarmierend an den Ergebnissen ist zudem, dass fast zwei Drittel aller erwachsenen Armen einer Arbeit nachgehen oder in Rente sind."


"Und die Armut erreicht immer mehr Gesellschaftsschichten. 60 Prozent verfügen über mittlere oder höhere Bildungsabschlüsse."
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Kollege Y mit drei Kindern und ohne Partner hat es sicherlich in diesem Falle wesentlich schwerer. Aber sagen wir 10 Tage Krankheit sind bereits genutzt und 5 Tage hätte er noch übrig. Das würden drei Wochen mit 75 Prozent bedeuten. Das sind ohne Frage finanzielle Einbußen. Aber in aller Regel nicht so dramatisch, dass die Kinder nichts mehr zu futtern bekommen. Und meine Zahlen waren jetzt nur als Beispiel gedacht. Da kann man sicherlich auch nach Familiensituation unterscheiden.
Du, es gibt genug Familien, die können sich nicht einen Euro weniger im Monat erlauben. Die drehen jeden Cent um.
Gerade Familien mit Kindern.
Und dann kann man sich vorstellen, was das für diese Familien bedeutet, wenn der Hauptverdiener mal länger ausfällt. Es geht ja nicht immer nur um Fälle, wo man mal ein oder zwei Wochen krank ist. Was sagst Du Menschen, die nen ganzen Monat ausfallen und dann zB ihre Miete nicht mehr zahlen können?
Es gibt genug Familien, in denen wäre genau DAS der Fall!
Im Grunde würde das bedeuten, dass man sich eigentlich nur noch ein Leben leisten können würde, in dem man jeder Zeit mit 75 % seines Gehaltes auskommen würde.
Und wer kann das heutzutage?
Der Mieter gbt sich ja auch nicht mit 75% der Miete zufrieden oder die Bank mit 75% der Rückzahlung....

Also auf 25% des Gehaltes zu verzichten kann eben je nach Dauer durchaus den Unterschied machen, ob man seine Wohnung verliert oder eben seinen Kindern wochenlang kein Pausenbrot mitgeben kann.

Und mal ehrlich: Wenn man vor solchen Alternativen steht, dann schleppt man sich entweder tatsächlich in einem Zustand in die Arbeit, in dem man definitiv nicht mehr rumlaufen sollte oder aber, man entschließt sich gleich zu einem Lebensstil, der diese Risiken minimiert: Sprich, man bekommt keine Kinder, nimmt keinen Kredit auf oder nimmt nur noch Jobs an, die man auch mehr oder weniger krank erledigen kann: Also dann wird keiner bei klarem Verstand noch Handwerker oder Kindergärtner (die ja schon von Berufsgewegen dauernd krank sind)
 

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