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ADHS-Kind, ich bin am Limit

weidebirke

Urgestein
Ist gut, danke. Dann werde ich das so machen.
Aber überleg, was Du ausprobieren willst. Meine Tipps klingen vielleicht etwas auffordernd, so meine ich das aber gar nicht.

Es sind Vorschläge und nicht alle werden auf Eure Situation passen oder zu Deinem Erziehungsstil. Prüf, was Du probieren willst. Vielleicht merkst Du gleich, dass das so für Euch nicht geht. Vielleicht kannst Du das eine oder andere für Euch anpassen und vielleicht passt manches ganz genau.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Vielleicht gibt es ja jemanden, der mir Tipps für einen besseren Umgang mit meinem Kind und diesen Situationen geben kann.
Unruhige Mutter, unruhige, labile Befindlichkeit für jeden im Haus.

Meine Enkeltochter hat auch diese Diagnose ADHS- daher habe ich mich auch informiert, was das bedeutet und viel erkannt und gesehen, das auch bei mir gültig ist. Viele Sensoren senden zugleich, das ist für einen selbst stressig, wenn man alles zugleich hört und sieht und merkt und dennoch, das hat auch Vorteile, das kann nicht jeder, das kann man nutzen für etwas.
Deine Kleine ist lieb, sie ist prächtig, sie ist garantiert zu vielem begabt, talentiert- legt mal den Fokus darauf, statt sie anzusehen, als würde ein Monster bei euch leben. Das spürt man doch, wie genervt jeder ist und das verunsichert, das macht extra nervös.
Ich nehme an, dass du das alles gepostet hast zu einem Zeitpunkt, wo der Druck wieder sehr grpß war und ich bin mir sicher, dass es nicht immer so ist.
Liebe Mama, schone öfter deine Nerven, hör auf, dich aufzuregen, das überträgt sich auch aufs Kind. Da muss man nicht diese Diagnose haben, wie gesagt, auch wenn man nicht hypersensibel ist, Unruhe steckt an.
Meine Schwiegertochter kann sehr gut mit der Kleinen, sie mit ihr, das kann daran liegen, weil meine Enkelin von ihr mit Gelassenheit und Humor genommen wird. Das freut mich sehr, wenigstens einer auf der ganzen Welt, der sie lieb findet, nein, ich auch, ach, die andere Oma auch und der Opa ebenso und mein Beitrag ist, dass ich zu ihr sag, mal werden sie gucken, was du alles in dir hast, alle die meinen, ohhhh, welch Schreck- da lacht sie dann immer.
 

Ysaia

Aktives Mitglied
Bitte erkläre mir das!
Ich warte jetzt schon über 1 Jahr auf ein Eltern-Training in einer Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, mit dem Eltern lernen, besser mit dem Verhalten von ADHS-Kindern umzugehen, sie zu verstehen und es auch den Kindern leichter zu machen. Aber ich habe bis jetzt noch keinen Platz bekommen.
Seit Diagnose machen wir ein Belohnungssystem, das unsere Tochter für alltägliche Aufgaben belohnt, in Form von Punkten. Hat sie über die Hälfte an Punkten geschafft, bekommt sie abends eine kleine Belohnung, z.B. Nagellack, Kinder-Tattoo, ein Malbuch usw.
Schafft sie die volle Punktzahl, darf sie sich einen Ausflug wünschen, z.B. in den Indoor-Spielplatz oder in den Tierpark.
Die Pädagogin hat gesagt, ich soll eine reizarme Umgebung schaffen, deshalb sind viele Dinge von ihr in einer Kommode (Kuscheltiere, Kinderbücher, Spiele). Das Kinderzimmer sieht leider etwas trostlos aus dadurch. Es hält unsere Tochter auch nicht davon ab, die Dinge einfach aus der Kommode rauszuräumen und dann liegt doch alles wieder rum.
Sorgen bereitet mir auch ihre Impulsivität - das geht von Spielzeug durch die Luft werfen bis hin zu Kinder vom Klettergerüst schubsen. Auch sagt sie seit einiger Zeit leider viele Schimpfwörter. Wir sagen dann zu ihr, wenn sie uns beschimpft, legen wir uns abends nicht zu ihr ins Kinderzimmer oder wir kassieren für jede Beleidigung ein Kuscheltier ein.

Ich bin für jeden Tipp und jede Strategie dankbar, die den Alltag von uns und auch unserer Tochter einfacher macht!
Dann hast du damit ja schon angefangen. Es gibt eine Art Katalog:

- Routine schaffen: alle Vorgänge die täglich ablaufen in eine Routine gießen. Das fängt beim Aufstehen und Zähneputzen an und endet beim Zähneputzen vorm zu Bett gehen.

- alles organisieren: alles hat seinen Platz und muss dort hin gestellt werden: Schulranzen, Kleider etc.

- Ablenkungen vermeiden: Fernseher, Radio, Geräusche etc.

- wenig Auswahlmöglichkeiten geben: dein Kind ist von zu vielen Wahlmöglichkeiten überfordert und kommt zu keinem Ergebnis. Das fängt bei den Klamotten an und hört beim Essen auf

- ganz klar und direkt kommunizieren: keine ausschweifenden Sätze und "du könntest mal". Klar und knapp formulieren

- Planung: große Aufgaben in einzelne kleinere Aufgaben zerlegen. Sonst erschlägt es dein Kind. Zimmer aufräumen zum Beispiel. Es soll erst den Schrank aufräumen, dann das Bett etc.

- Belohnungssystem hast du schon, am Besten visualisieren

- wenn's aus dem Ruder läuft am Besten nicht schreien etc. Ruhe schaffen, mit Time outs arbeiten und Dinge absagen bzw. wegnehmen

- Stressfaktoren vermeiden: beobachte was dein Kind stresst und Versuche diese Situation zu vermeiden

- Lifestyle: Sport, gesunde, zuckerarme Ernährung, genug Schlaf etc
 

früher-vogel

Aktives Mitglied
Kleiner Tipp von mir: Versuch für deine Tochter und dich irgendwas Gemeinsames zu schaffen, was (nur) Spaß macht....wo Probleme für diese Zeit außen vor bleiben müssen. Qualitätszeit, wenn man so will.

Mein ältester Sohn war entwicklungsverzögert, hatte eine ADS-Diagnose und später hatte sich noch herausgestellt, dass er einen angeborenen Herzfehler hatte. Gefühlt war er ein Problem-Sammelsurium auf zwei Beinen.

Er war dann schon etwas älter, als wir ab und zu mittags nur zu zweit indisch essen gegangen sind. Auch er erinnert sich heute noch gerne daran.

Unser Ritual hat die Probleme in dem Sinne nicht behoben, aber wir hatten Im Gegensatz zu vorher, einfach (auch) Spaß miteinander....:love:

Vielleicht magst du in der Richtung mal was ausprobieren.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Meine Tochter konnte zb quasseln wie ein Wasserfall, aber sie kackte mit drei noch in die Hose. Das kapierte ich nicht, das machte mich wütend.
Dann fiel mir ein Artikel in einer Zeitschrift in die Hand- Kinder wollen sehen, erkennen, dass sie auch angenommen werden, wenn sie sehr "böse" sind.
Als sie das nächste mal wie üblich unterm Tisch verschwand, da wechselte ich dann Kommentarlos die Windel, ich blieb ruhig, sie schaute mich sehr verwundert an, was mich übrigens sehr betroffen machte und kurz drauf war das kein Thema mehr, wie wenn sie nicht mehr nötig hätte, diese Situation auszulösen- das tat sie wie unter Zwang. Nachher war sie anders, wie ausgewechselt.

Kann das nicht auch eine Art Rollenspiel sein, in das man immer wieder gerädt, ohne das zu wollen? Jemand agiert, der andere reagiert. Ist diese Reaktion etwa der Grund warum es nie endet?
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Ich würde auch sagen, mit Humor, miteinander experimentieren, so lange, bis man herausgefunden hat, wie es am Besten geht.
Man kann ja fragen, wie soll ich machen, wenn du durchdrehst? Einer meiner Enkel meinte dann, schickt mich ins Zimmer, bis ich mich wieder eingekriegt habe und abgeregt habe.
 

Ysaia

Aktives Mitglied
Ich würde auch sagen, mit Humor, miteinander experimentieren, so lange, bis man herausgefunden hat, wie es am Besten geht.
Man kann ja fragen, wie soll ich machen, wenn du durchdrehst? Einer meiner Enkel meinte dann, schickt mich ins Zimmer, bis ich mich wieder eingekriegt habe und abgeregt habe.
Naja, meistens können Kinder mit ADHS das aber nicht klar benennen.
 

FLoki979

Aktives Mitglied
Hi @Blume444 das Thema Familie, Kinder etc. ist für mich traumabesetzt, deswegen les und schreib ich nur mal kurz hier rein, wegen dem ADHS.
Bin selber AD(H)Sler. Wenn du also Fragen an mich hast, wie ein ADHSler tickt, was hilfreich sein könnte um als Kind zu lernen, als ADHSler in dieser Gesellschaft zu leben, könnte mir vielleicht das eine oder andere einfallen. Dann bitte mit @FLoki979 schreiben, dann les ich.
Jedenfalls, habe deinen 1. Beitrag hier gelesen.
Da ich früher mal Erzieher*in war, kann ich auch aus der Erfahrung etwas beisteuern.
*
ADHSler sein... ich finde es wichtig und hilfreich, wenn du dich damit befassen würdest, wie Menschen mit ADHS sind. Z. Bsp. könntest du dazu vielleicht mal eine Selbsthilfegruppe für Erwachsene mit ADHS besuchen, um sie zu erleben und ihnen vielleicht fragen zu stellen. Das kann sehr aufschlussreich sein.
Aus deiner Schilderung habe ich eher Probleme heraus gelesen.
Das finde ich für die Menschen mit ADHS fatal.
ADHS wird ja als Krankheit eingeordnet, weil im Gehirn eine Verbindung im Vergleich zu Nicht-ADHSlern unterbrochen ist. Das ist der einzige Unterschied.
Sprich, der Mensch mit ADHS wird nicht zwangsläufig krank. Er kann sehr produktiv sein, effektiv und erfolgreich.
,,Man" sagt so: Der ADHSler passt nicht in die heutige Gesellschaft. Seine Power wird in vielen Lebensbereichen nicht gebraucht.
Aber sie sind super z. Bsp. im Rettungsdienst und an anderen Stellen.
*
Du könntest also auch in einem Forum für ADHS lesen und schreiben und fragen stellen, um heraus zu finden, was passende Lebenswege und Zukunftsaussichten sein können.
*
Das finde ich wichtig. ADHS nicht als Krankheit zu betrachten oder als Problem. Sonder einfach als etwas, was so ist und worauf man sich einstellen muss.
Hierzu kannst du, wenn du möchtest, mir gerne weitere fragen stellen.
Viel Glück Euch zusammen und ganz vor Allem für dein ADHS-Kind. Ich wünsche ihm, dass es ein glückliches Leben führen kann.
 

_vogelfrei

Sehr aktives Mitglied
Bzgl. Klamotten: Viele Menschen mit AD(H)S sind sehr empfindlich auf Hautreize, vielleicht ist es bei den langen Kleidern auch der Stoff, den sie nicht mag?
Ist sicher nicht der einzige Grund, aber vielleicht hilft es, das manchmal mitzudenken, dass es bei bestimmten Klamotten am Körpergefühl liegen könnte, das sie nicht erträgt:) evtl dann mal ein anderes Material anbieten, das zB nicht kratzig ist etc. :)
Muss auch nicht unbedingt an kratzig/ weich liegen, kann auch zB zu schwer/ leicht/ sonstiges sein
 

Blume444

Mitglied
[
Hi @Blume444 das Thema Familie, Kinder etc. ist für mich traumabesetzt, deswegen les und schreib ich nur mal kurz hier rein, wegen dem ADHS.
Bin selber AD(H)Sler. Wenn du also Fragen an mich hast, wie ein ADHSler tickt, was hilfreich sein könnte um als Kind zu lernen, als ADHSler in dieser Gesellschaft zu leben, könnte mir vielleicht das eine oder andere einfallen. Dann bitte mit @FLoki979 schreiben, dann les ich.
Jedenfalls, habe deinen 1. Beitrag hier gelesen.
Da ich früher mal Erzieher*in war, kann ich auch aus der Erfahrung etwas beisteuern.
*
"ADHSler sein... ich finde es wichtig und hilfreich, wenn du dich damit befassen würdest, wie Menschen mit ADHS sind. Z. Bsp. könntest du dazu vielleicht mal eine Selbsthilfegruppe für Erwachsene mit ADHS besuchen, um sie zu erleben und ihnen vielleicht fragen zu stellen. Das kann sehr aufschlussreich sein.
Aus deiner Schilderung habe ich eher Probleme heraus gelesen.
Das finde ich für die Menschen mit ADHS fatal.
ADHS wird ja als Krankheit eingeordnet, weil im Gehirn eine Verbindung im Vergleich zu Nicht-ADHSlern unterbrochen ist. Das ist der einzige Unterschied.
Sprich, der Mensch mit ADHS wird nicht zwangsläufig krank. Er kann sehr produktiv sein, effektiv und erfolgreich.
,,Man" sagt so: Der ADHSler passt nicht in die heutige Gesellschaft. Seine Power wird in vielen Lebensbereichen nicht gebraucht.
Aber sie sind super z. Bsp. im Rettungsdienst und an anderen Stellen."

Ja, deshalb ist der passende Beruf sehr wichtig für diese Menschen. Dort profitieren sie von ihrem Hyperfokus und ihrer Multitasking-Fähigkeit. Nur geht es nicht, dass mein Kind andere Kinder vom Klettergerüst schubst, seinem Bruder Dinge gegen den Kopf wirft usw. Das ist mangelnde Impulskontrolle, die ihr und Anderen zum Verhängnis werden kann bzgl. Verletzungen.
*
"Du könntest also auch in einem Forum für ADHS lesen und schreiben und fragen stellen, um heraus zu finden, was passende Lebenswege und Zukunftsaussichten sein können."

Ja, so ein Forum suche ich noch.
*
"Das finde ich wichtig. ADHS nicht als Krankheit zu betrachten oder als Problem. Sonder einfach als etwas, was so ist und worauf man sich einstellen muss.
Hierzu kannst du, wenn du möchtest, mir gerne weitere fragen stellen.
Viel Glück Euch zusammen und ganz vor Allem für dein ADHS-Kind. Ich wünsche ihm, dass es ein glückliches Leben führen kann."
Vielen Dank für deine ausführliche und liebe Antwort - ich weiß, dass unser Kind nichts dafür kann. Aber ich sehe ADHS nicht als so harmlos an, da mein Bruder auch ADHS hat, dies aber nicht entdeckt wurde, bis er als Erwachsener drogensüchtig wurde und massiv abgerutscht ist. Er hat Crystal genommen, das war der verzweifelte Versuch der Selbstmedikation, weil er das Chaos im Kopf nicht mehr ausgehalten hat. Auch kann eine Depression die Folge einer ADHS sein. Muss nicht, aber kann. Deshalb sollte man es auch nicht verharmlosen. Ständiges, negatives Feedback von der Umwelt ist auch nicht gerade zuträglich für das Selbstbewusstsein.
 

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