Ich habe aber Angst, dass sie dumme, hässliche und unbeliebte Kinder werden - bei dem Vater.
Quatsch. Es gibt keine dummen oder hässlichen Menschen.
Dummes Verhalten mag es geben, klar, aber jeder, ausnahmslos jeder greift mit seinem Verhalten mal ins Klo und macht irgendeinen Scheiß. Das macht niemanden zu einem dummen Menschen, das ist menschlich und darf sein. Menschen dürfen Fehler machen. Es macht sie nicht schlechter oder weniger wertvoll.
Und ja, manchmal fühlt man sich auch nicht wohl und nicht schön in seinem Körper oder kriegt von irgendwelchen Idioten gesagt, man wäre hässlich. Das ist schlimm, das tut weh, vor allem wenn man diese verletzenden Kommentare so tief verinnerlicht, dass man sie für Fakten hält. (Ich könnte innerlich durchdrehen, wenn es einem meiner Kinder so geht und sie sich hässlich fühlen) Es ist nicht einfach, zu versuchen, sich von solchen Glaubenssätzen und Zuschreibungen zu befreien. Wahrscheinlich ist es teilweise sogar unmöglich, wenn sie sich sehr tief eingebrannt haben. Aber man kann versuchen, sich wenigstens in kleinen Schritten davon unabhängiger zu machen. Eventuell auch mit Hilfe (durch z.B. Therapie).
Deine Befürchtungen sind nachvollziehbar (auf Grund deiner Erlebnisse! Nicht, weil du tatsächlich dumm oder hässlich bist. Das glaube ich nicht.), aber ich denke, dass du auf Grund deiner eigenen Erfahrungen wahrscheinlich in diesen Themen viel feinfühliger und achtsamer bist, als so mancher Mensch, der keine schlechten Erfahrungen auf dieser Ebene machen musste. Das ist eine gute Sache! Wenn dein Kind dir sagt oder du merkst, es fühlt sich mit einem Haarschnitt oder irgendwelchen Klamotten nicht wohl, wirst du vermutlich alles tun, um es zu verstehen und das zu ändern, oder?
Würdest du mir davon erzählen und davon wie es dich bis heute belastet?
Es belastet mich nicht (mehr). Aber einige meiner Verhaltensweisen führe ich auf diese einprägsame Zeit zurück.
Für mich war es beispielsweise wirklich sehr, sehr schlimm, nicht verstanden zu werden und mich nicht verständlich machen zu können.
Es gab so viele Missverständnisse, etwa in der Schule und meist wurde gar nicht erst versucht, das aufzuklären, sondern einfach vom Schlechtesten ausgegangen. Du beschreibst ähnliches. Es wurde gedacht, es wäre mein Fehler, meine Schuld, ich wäre dumm, faul, assozial, Unterschicht, schmarotzender Ausländer, anstatt sich mal drei Minuten Zeit zu nehmen, um zu überlegen, was der Grund dafür sein könnte, warum ich keinen Schulranzen hatte oder nach vier Wochen in Deutschland einen Text über den Rattenfänger von Hameln einfach nicht kapieren konnte. Heute macht es mich noch immer total wild, wenn ich das Gefühl habe, ich werde missverstanden bzw. es wird gar nicht erst versucht, mich zu verstehen. Ich habe dann den Drang alles hundertmal und ausführlich und unmissverständlich zu erklären (- merkt man mitunter auch an der Länge meiner Beiträge, wie hier schon das ein oder andere Mal kritisiert wurde
) und finde es schwer auszuhalten, wenn es die Möglichkeit nicht gibt und unklare Situationen offen stehen bleiben. Ist nicht so schlimm, aber bis heute eben eines von mehreren Themen, die mir geblieben sind.