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Fressen und gefressen werden

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nr6527

Mitglied
Immer vorausgesetzt, es gäbe dieses System, dann dürfte auch kein Mangel an Arbeit herrschen.
Wenn ein Arbeitender sein Einkommen und seinen Besitz gerecht teilen müsste, dann dürfte er natürlich auch erwarten, dass der, der seine Hälfte bekommt, etwas entsprechendes gegenleistet. Sei es, die Kinder des Arbeitenden betreuen, Haushaltshilfe, Hilfe bei Gartenarbeiten, etc.

Altersheime und Kliniken suchen händeringend Pflegepersonal. Warum diejenigen, die keine Arbeit hätten, und die trotzdem ihren gerechten Anteil bekommen sollen, dafür nicht dort einsetzen, wo es nötig ist?

Nr 6527, was wäre falsch daran, Arbeitsunwilligen das Stück vom Kuchen vorzuenthalten?
Wen meinst du jetzt mit "Arbeitsunwilligen"?
Beamte, die sich mit 35 Jahren frühpensionieren lassen?
Beamte, die keine wirklichen Aufgaben haben?
Beamte allgemein?
Alleinerziehende Mütter die von Hartz4 leben und mangels passender Kinderbetreuung kein Job finden?
Rentner?
Kranke Menschen, die nur sehr eingeschränkt einer Tätigkeit nachgehen können?
Oder meinst du die übrigen 2 Millionen Hartz4 Empfänger, die wegen ihrer Geringqualifikation nur als menschlicher Gabelstapler einzusetzen sind?

Und wenn ich dich richtig verstehe möchtest du deine Kinder gerne von Bauarbeitern und Floristinnen erziehen lassen, deine Oma soll von dann von Strassenkehrern und Büroangestellten gepflegt werden?
Erziehung und Altenpflege sind körperlich und geistig/seelisch anspruchsvolle Tätigkeiten.

Sollte es wirklich so sein, das 1 millionen Menschen Hartz4 beziehen und keine wirkliche lust haben zu arbeiten, ist das bedauerlich.
Ich kann mir aber nicht vorstellen das jemand freiwillig mit 350Euro im Monat auskommen will und seine Lebensmittel gerne von Kirchen und Sozialeinrichtungen bezieht. Gut vorstellen kann ich mir aber, das kein Mensch Lust darauf hat, für 4Euro netto die Stunde arbeiten zu gehen.

nr6527
 

Felicitas

Aktives Mitglied
Hi,

wir hatten letztens in der Schule einen Vortrag, der auch sehr dieses Thema anschnitt.

Es handelte sich um eine Studie. Menschen mit sehr schlechten startbedingungen wurden 2o jahre lang begleitet. Davon schaffte es 1 drittel trotz der sehr schlechten startbedingungen doch. Aussage war: Dass ein Bruchteil der Menschen, die schlechte STartbedingen haben, es doch im Leben schaffen, warum und wie.

Leider weiß ich gerade den Fachausdruck für dieses Phänomen nicht mehr.

Leider habe ich die Unterlagen zu diesem Vortrag noch nicht, sonst könnte ich mehr dazu schreiben.

LG

Feli
 
D

d.b.

Gast
Danke schön nr6527 für diesen tollen Bericht.
Er ist auflschlussreich und bringt die Wahrheit ans Licht. Das 3gliedrige Schulsystem ist veraltet und gehört der Vergangenheit an. Besonders lächerlich finde ich, macht sich Annette Schavan (CDU - war ja klar..) mit ihrer Behauptung, dass das 3gliedrige Schulsystem in Deutschland eine Erfolgsgeschichte sei. Beim Thema Bildung ist mir immer wieder aufgefallen, wieviele CDU und CSU Politiker dieses rückständige Schulsystem für gut heissen. Meiner Meinung nach ein ganz klarer Minuspunkt in diesem Bereich für die CDU/CSU!
Das Thema hätte meiner Meinung nach aber besser in den Thread "Das Deutsche Bildungssystem" gepasst, aber na ja...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

nr6527

Mitglied
Danke schön nr6527 für diesen tollen Bericht.
Er ist auflschlussreich und bringt die Wahrheit ans Licht. Das 3gliedrige Schulsystem ist veraltet und gehört der Vergangenheit an. Besonders lächerlich finde ich, macht sich Annette Schavan (CDU - war ja klar..) mit ihrer Behauptung, dass das 3gliedrige Schulsystem in Deutschland sei eine Erfolgsgeschichte. Beim Thema Bildung ist mir immer wieder aufgefallen, wieviele CDU und CSU Politiker dieses rückständige Schulsystem für gut heissen. Meiner Meinung nach ein ganz klarer Minuspunkt in diesem Bereich für die CDU/CSU!
Das Thema hätte meiner Meinung nach aber besser in den Thread "Das Deutsche Bildungssystem" gepasst, aber na ja...
Warscheinlich glauben die CDU/CSU Mitglieder oder Politiker allgemein, das es in ihrem Interesse ist, die Konkurenz für Ihre Kinder schon früh an den Rand zu drängen und auszuschalten(durch Beraubung der Bildungschancen).
Besitzstandswahrung halt.

jetzt doch etwas depremierter Gruss
nr6527
 
D

d.b.

Gast
Warscheinlich glauben die CDU/CSU Mitglieder oder Politiker allgemein, das es in ihrem Interesse ist, die Konkurenz für Ihre Kinder schon früh an den Rand zu drängen und auszuschalten(durch Beraubung der Bildungschancen).
Besitzstandswahrung halt.

jetzt doch etwas depremierter Gruss
nr6527
Das ist das gefährliche an vielen Konservativen, da geb ich dir recht.
 

mikenull

Urgestein
Konservativ kommt ja auch von den Konserven. Den Eingemachten im eigenen Saft, sozusagen. Die wahren Konservativen, die Bewahrer, sind ja eigentlich schon seit langen Jahren die Grünen. Wenn mir auch da vieles nicht mehr so zusagt.
Auf der anderen Seite muß man aber auch feststellen: Ohne die zwei zitierten Clubs bzw. Parteien wäre die deutsche Satire total arm dran.
Übrigens würde sich hier für manchen mal eine Klick zum Gästebuch der Frau Dr.Pauli lohnen. Als Ehrenmann habe ich mich dort selbstverständlich mit meinen allerbesten Wünschen verewigt - wer aber drin liest, dem wird schnell klar werden, was für unfassbare Menschen sich in dieser Partei CSU tummeln.
 
G

Gast

Gast
Liebe Themenstarterin: Arbeiten und Depression, oh wie sehr liegen diese Dinge beieinander, wie sehr sind diese doch in sich verzahnt...

Wer ist benachteiligt, wer wird sich durchsetzen?
Leben wir in Deutschland in einem neoliberalem Raubtierkapitalismus?

Dies ist die Dialektik der Macht und der Machtbewahrer, nicht zuletzt deren unbewußter Helfer. Die Arbeit als Therapie! Nein, konkreter: als physischer wie psychischer Ermüdungsprozess, der vor tiefen Denkprozessen - die durchaus auch in negative Sphären führen können - bewahren soll. Hier der abgearbeitete Beschäftigte, durch Streß geplagte und übermüdete Angestellte, der fern jeglicher Spontanität seinen immergleichen Lebenstakt vollziehen muß, als der gesunde Mensch; dort der ausgeruhte, in Gedanken schwelgende Zeithabende, der zu oft grausamen Einsichten kommen muß, vernebelt er sein Denken nicht mit Nebensächlichkeiten. Anders, in marxistischer Anlehnung: Der entfremdete Mensch ist eigentlich der Mensch wie er sein soll, wie man ihn, aus einem Herrenzynismus heraus, haben möchte.

Gottfried Benns zynisch-provokativer Ausspruch trifft die Denkweise des kapitalistischen Massenstaates Deutschland: "Dumm sein und Arbeit haben, das ist das Glück!" - Und selig die Armen am Geiste, denn ihnen wird - mangels Kritikfähigkeit - ein Himmelreich auf Erden vorgegauckelt. Und wenn schon zeithabend, so soll sich der Mensch im Angenehmen winden, auf das er die Ordnung nicht zu hinterfragen beginne.

Ach, wer kennt nicht den Ausspruch: "Du denkst zu viel!". Der Depressive erkennt aber in vielen Fällen dieses große und verlogene Schauspiel. Da kapselt er sich ein, gibt sich biedermeierisch ins Innere gekehrt, flüchtet zuweilen in bessere Welten, die Ausdruck seiner eigenen Enge sind. Nicht er krankt, sondern sein Umfeld ist von ihm als krank entlarvt worden. Anstatt das Krankhafte um sich herum zur Heilung zu führen, führt man den Erwachten zurück ins Kranke. Aus der anfänglichen Depression, die aus Resignation stammte, wird nun ein depressiver Verfolgungswahn. Denn an den Kragen will man den Sehenden - die Blinden bekommen keine Sehhilfe.

Der äußere Zwang und die depressiven Anflüchte die daraus entstehen waren in allen Zeiten Nährboden der Utopie. Die soziale und politische Utopie wird sinngemäß als Nicht-Ort übersetzt und daraus leitet der blinde Realismus ab, das Gedankenkonstrukt ist bestenfalls schwammige Phantasie. Doch dabei wird vergessen, so unrealistisch die Utopie im ersten Augenblick erscheinen mag, ist sie doch auf realem Fundament gebaut, denn sie verneint alles, was im Hier und Jetzt kritisierbar wurde und verkehrt Fehlentwicklungen ins Bessere.

Kurzum: Depression und Utopie gehen Hand in Hand, werden aber, da sie aus zwei verschiedene Kategorien der Wissenschaft stammen, nicht in Verbindung gebracht. Es mag auch Depression daher stammen, daß dem Menschen die Heilsvorstellung eines gerechten Jenseits entzogen wurde. Die Vernunft hat dem Menschen vieles geraubt, wenig gegeben. Dies war niemals Ansicht der Aufklärung, denn sie wollte Mythen ersticken, aber neue Ansatzwege eröffnen. Erstickt hat sie, den Raum zum vernunftbasierenden Ausgleich hat der "Wille zur Macht" verhindert. Konkreter: Sie hat Religion geächtet und der Lächerlichkeit preisgegeben, aber ist am Machtdenken der Machthaber gescheitert und hat kein Himmelreich auf Erden erbauen können.

Zur Depression einige Zeilen Heiko Ernsts ("Wie uns der Teufel reitet): "Depression, so argumentieren einige Sozialpsychologen, ist die Folge einer tiefen Ernüchterung, eines besonders klaren Blicks auf das Getriebe der Welt um uns herum. Depressive Verzagtheit entsteht durch die Erkenntnis, dass die Welt unverbesserlich und auch durch noch so große Anstrengung nicht zum Guten zu verändern ist...

Also: Depressive sind im Grunde Hyperrealisten, sie sind nicht mehr fähig zu jenen lebensnotwendigen positiven Illusionen, die uns - entgegen der Wahrscheinlichkeit - immer wieder neu beginnen und auch das unmöglich Erscheinende versuchen lassen. Depressive haben die rosarote Brille abgelegt, sie sind „sadder but wiser“ - aber ihre Klugheit macht sie krank. In der Depression liegt die Anerkennung der eigenen Machtlosigkeit: Es hat doch alles keinen Zweck! Positive Illusionen, das zeigt die psychologische Forschung, sind die permanenten und systematischen Selbstüberschätzungen, die wir brauchen, um morgens überhaupt aufzustehen. Nur wenn wir uns mehr zutrauen, als es unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten entspricht, fassen wir Lebensmut und riskieren etwas. Zum gesunden Menschsein gehört offenbar ein Mindestmaß an Verkennung von Realitäten und fast mutwilliger Unterschätzung der Schwierigkeiten. Die Passivität, die mit einer Depression häufig einhergeht, ist nach den Erkenntnissen der neueren Forschung in erster Linie ein Selbstschutzmechanismus der überforderten Psyche. Das erschöpfte Selbst zieht sich in eine Schonhaltung zurück.

Hier soll nicht die Relativierung der Depression stattfinden, denn sie kann durchaus krankhafte Züge annehmen. Nur muß hinterfragt werden, ob Depression Krankheit ist, oder deren äußerlichen Ursachen nicht eigentlich Patienten wären. Denn eines ist gewiß: Der Depressive ist beneidenswert nicht zu beneiden, denn er hat Erkenntnisse, die soviele suchen und in Esoterik, Glauben, Diesseitszugewandtheit nie finden, während er gleichzeitig daran zu zerbrechen droht.

Ist der Ungebildete per se benachteiligt, wurde hier gefragt. Dies kann m.E. verneint werden. Allerdings gibt es nach dem Gesellschaftsforscher Prof.Dr. Birg in Großstädten einen Trend, bei dem Jugendliche mit Migrationshintergrund jedwede Bildungangebote kollektiv ablehnen.

Natürlich, jede(r) ist seines Glückes Schmid. Vieles kann dabei durch Bildung unterstützt werden. Diese Angebote müssen unbedingt genutzt und auch nachgefragt werden. Niemand sollte sich fallen lassen und am Diesseits resignieren...

So, liebe Themenstarterin, hoffe mit meinen Zeilen etwas geholfen zu haben.
I.R.Gendwer
 
M

MagicSun

Gast
Hallo Gast,


du gehst in deinen Ausführungen zur Depression von "Erkenntnis" als deprimierendem Faktor aus. Da widerspreche ich. Die Depressiven, die ich kennengelernt haben, zeichneten sich vor allem durch endloses Kreisen um sich selbst und ihr persönliches Leiden als durch allumfassende Erkenntnis aus.
Sie wirkten und wirken überfordert mit der Tatsache, dass nicht die Welt sich um sie dreht und die Welt sie auch nicht mit Liebe überhäuft.

Menschen, die Erkenntnis erleben, werden meistens eher zynisch, nicht schmerzhaft berührt.


Darkside

stimmt - mit einem Schuss Sarkasmus
 
Status
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