Das könnte ein Signal sein, eine andere Ursache dahinter stecken, wie zb Überforderung? Ängste?
Das, was man spürt, das ist doch auch wichtig, ich bin doch nicht zufällig unkonzentriert und auch nicht zufällig wurlig- steht etwas an, das ich nicht kann? Fehlt mir etwas? Was könnte mir sonst helfen, außer eine Pille einzuwerfen? Weniger to-does, mehr hang-over?
Garantiert kennst du Momente, wo du komplett okay spürst, wann ist das? Bzw- wann machts Lärm in dir und error-Taktung? So wird es dir doch nicht immer gehen, nur zu bestimmten Zeiten, wenn etwas für dich schwer ist, oder?
Manchmal können natürliche Medikamente sogar besser helfen, als chemisch produzierte. Es ist bereits erwiesen, dass zb Baldrian gefasst macht, ruhig und klar, gelassen und konzentriert.
Wenn ich mich überdreht fühle, dann hilft mir Melisse, oder eine Magnesiumtablette, das ist auch nachgewiesen, bei Magnesiummangel hört man "alles doppelt so laut"- man nimmt Reize viel ungefilterter wahr, speziell auch Lichtreize.
Ängste und Überforderung sind keine Ursachen, sondern in meinem Fall Folgen, die durch die Diagnose entstehen. Zufällig ist hierbei gar nichts! ADHS entsteht im Gehirn, weil bestimmte Botenstoffe, vor allem Dopamin und Noradrenalin, nicht richtig arbeiten. Diese Stoffe sind wichtig, damit Informationen gut weitergegeben werden und das Gehirn sich auf etwas konzentrieren kann. Bei Menschen mit ADHS sind diese Botenstoffe oft zu wenig vorhanden oder sie wirken nicht lange genug. Dadurch funktioniert die Steuerung von Aufmerksamkeit, Planung und Impulsen nicht so gut. Das Gehirn kann nicht gut filtern, was gerade wichtig ist, und wird leichter abgelenkt. Deshalb sind viele mit ADHS unkonzentriert, springen gedanklich schnell hin und her oder haben Schwierigkeiten, bei einer Aufgabe zu bleiben. Ich bin also zufällig unkonzentriert und nicht, weil etwas ansteht, was ich nicht kann, oder weil mir etwas fehlt.
Ich finde auch den Satz mit der Pille etwas schwierig. Natürlich kann man sich immer fragen, was noch helfen könnte – bei Kopfschmerzen stellt man sich diese Frage ja vielleicht auch. Aber wenn nichts anderes hilft, darf man auch einfach mal eine Ibuprofen nehmen. Genauso ist es bei ADHS: Wenn andere Methoden nicht ausreichen, ist es für mich absolut legitim, medikamentöse Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Weniger ToDos – ja, absolut, das muss ich sogar. Aber das Problem ist: Ich bin oft schon mit den
alltäglichen Aufgaben überfordert. Oft fällt es mir sogar schwer, meine Zähne zu putzen oder Klamotten wegzuräumen. Und das kann ich ja nicht einfach von der Liste streichen. Also bringt es mir nichts, nur 'weniger' machen zu wollen – ich brauche Strategien, wie ich
trotzdem mit den Dingen klarkomme. Auch wenn es vielleicht hilfreich sein kann, Dinge zu streichen - gestresst bin ich vom Rest immer noch. Ob ich jetzt 5 oder 20 ToDos habe, macht für mich keinen Unterschied, da es Phasen gibt, in denen auch einfache Aufgaben unüberwindbar scheinen.
Ich kenne ehrlich gesagt keine Momente in denen ich mich okay fühle. Ich bin beim Lernen auf eine Klausur genauso angespannt und innerlich unruhig wie beim Lesen, beim Busfahren oder selbst am Strand. Es gibt für mich keine bestimmten Auslöser – das ist ein Dauerzustand. Mein Gehirn macht tatsächlich immer Lärm, nicht nur dann, wenn etwas für mich schwer ist. Ich kaue Nägel, wackle mit dem Fuß – das ist einfach immer da.
Den Hinweis mit den natürlichen Mitteln finde ich dennoch spannend – danke dafür! Ich glaube auch, dass Baldrian, Melisse oder Magnesium bei vielen Menschen helfen können, und ich möchte das auf jeden Fall ausprobieren. Vielleicht hilft mir das ja auch ein Stück weiter. Aber gleichzeitig glaube ich, dass es schon einen Grund gibt, warum chemische Medikamente entwickelt wurden – eben weil Naturheilmittel nicht immer ausreichen. Wenn ich mich trotzdem weiter eingeschränkt fühle und merke, dass Verzicht oder Reduktion allein nicht reicht, finde ich es völlig legitim, zusätzlich Tabletten zu nehmen. Das heißt ja nicht, dass ich gleich zu allem greifen
muss, aber ich finde, es sollte kein Tabu sein – genauso wenig wie die Entscheidung, es mit natürlichen Mitteln zu probieren. Jeder hat da seinen eigenen Weg.