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Frust über den Umgang mit ADHS

AD(H)S ist übrigens trotz der medialen Aufmerksamkeit und der vollen Therapieplätze eiiigentlich eher unterdiagnostiziert.

Man geht von einem Anteil von ca. 5% AD(H)Sler*innen an der Gesellschaft aus, die von einer Behandlung stark profitieren könnten.

Nur mal so am Rande. Die Zahl kann man sich auch ungefähr überlegen, wenn man an seine Grundschulzeit denkt. Da gab es immer einen Klassenkasper und/oder eine Traumsuse pro Klasse 🙂

(Wobei die, die zwar proftieren würden aber nicht leiden, natürlich nicht unbedingt behandlungsbedürftig sind. Aber es verdeutlicht die Verhältnisse.)
 
ADHS hat auch viele positive Seiten, die man umso besser nutzen kann, wenn man sich damit beschäftigt.

Dazu haben wir jetzt diesen Faden, um zu sehen, wie es anderen so geht. Das weiß ich doch nicht, wie viel Leid jeder mitmacht. Meins ist Zug um Zug immer weniger geworden, je mehr ich die Vorteile gesehen habe, die natürlich auch da sind.
Bei mir ist zum Glück jeder der Meinung, weil du ein Künstler bist, bist du halt so. Ich bin entschuldigt und hab mein Umfeld gern, sie mich, das sehe ich, daher habe ich wenig Sorge darum. Ich finde mit diesen Extras auch mein Auskommen und mags, wie ich es habe und bin- wenn ich auch noch nie jemanden getroffen habe, dem es ähnlich geht. Meine Enkelin zb fand ich traumhaft, ich war ganz verschossen in ihre Denkweise, in ihre Art, jetzt, wo sie unter den Medikamenten steht, ist sie regelrecht versenkt- sie scheint nur noch zu funktionieren. Ich bewege mich sehr vorsichtig neben ihr, hoffentlich sag ich nichts, das sie aus diesem Takt bringt, in dem sie sich gerade befindet. Der scheint für etwas gut zu sein, sie ist irgendwie wie taub. Vielleicht hilft ihr diese Taubheit, die letzten schweren Schultage noch zu meistern.
 
Bei mir ist es so, dass ich das Gefühl habe, das Gras wachsen zu hören. Ich höre, wenn die Blumen Durst haben, ich sehe sogar in die Zukunft- so kommts mir vor, denn vor einem Monat habe ich intuitiv meinen Jüngsten per whatsapp geschrieben: Junge oder Mädchen? Siehe da, vorgestern kamen sie uns besuchen, sie wohnen weit weg, um zu verkünden, dass sie im Oktober Nachwuchs kriegen, woher wusste ich das? Nur so eine "Eingabe"- diese Eingaben sind es, die mich wahnsinnig verwundern, sie sind wirklich nicht von mir, woher soll ich so eine Fähigkeit haben, aber etwas in mir hat diese.
Die vielen "Abschweifungen" halte ich für gut, für sinnvoll, sie bringen mir stets viele Früchte. Während des normalen Tagesablaufes sehe ich, höre ich, bemerke ich zig Dinge, die mir meine "Intuition" zukommen lässt. Fulminant und ein richtiger Segen ist das für mich, was mir so passiert, wie ich so habe.
Mein angebliches Defizit ist ein Gewinn, für mich ist es das, so leb ich denn als jener und jener ist glücklich. Punkt.
 
Wenn man mit Medikamenten leichter hat, dann warum nicht? Wie gesagt, bei mir wäre die Furcht da, diese Welt verlassen zu müssen, in der ich lebe. Gerade WEIL so viel zu sehen ist, so viel zu hören ist, so viel zu bemerken ist, so viel da ist, ist alles zugefallen, was ich hab. Viel weggefallen aber auch- wie zb Leute, die mich Leid fühlen ließen. Die gibts nicht mehr. Alle weg, dank meiner unperfekter "Aussprache". Danke lieber Herrgott kann ich da nur sagen. Übrig geblieben sind meine Lieben. Bei meinem Lebensgefährten, der mir übrigens wegen meiner Intuition aufgefallen ist, gibts kein: huch, wer bist du denn? Da gibts Freude. Auch so beim Job, der ist wie geschaffen für mich, ich arbeite mitten in der Natur, in einem abgelegenen, ruhigen Eck, umgeben von herrlichsten Ansichten, alleine meist, mein eigener Chef- passt perfekt für mich und meine Art, wie ich es so habe. Ich würde eingehen, wenn ich Aufgaben hab, die mir nicht liegen. Wäre es so, dann würde ich auffällig daneben sein, bis man mich rauswirft, oder ich von selbst gehe. Das war halt oft der Fall- so habe ich meine mir wichtigen Dinge gefunden, die anderen verloren. Jedem Tierchen sein Plaisierchen...
 
"ADHS nehmen wir gerade nicht, von denen haben wir gerade schon zu viele. Generell gibt es davon zu viele, das ist ja inzwischen zum Trend geworden. Wenn sie eine andere Diagnose haben, melden sie sich wieder"
AHDS ist aber tatsächlich eine Mode-Diagnose, getrieben von Social Media. Generell ist es im Trend, jede Schwierigkeit, jeder Missempfindung einer Krankheit zuzuordnen. Es kann gar nicht so viele Praxen geben, die diesen Ansturm abfangen.

Ich würde schauen, wie ich selbst mit unangenehmen Situationen fertig werden kann. Was hilft mir, wenn ich mich über den Kollegen aufrege und nicht herunterkomme? Eine Runde Joggen? Musik aufdrehen und meinen Frust wegsingen?
Wie komme ich generell herunter und wie viel Zeit nehme ich mir, das auch zu tun? Ein Buch zu lesen, etwas zu malen oder einen Waldspaziergang zu unternehmen?
Wie kann ich meine Bildschirm- und Handyzeiten reduzieren? Wo hilft mir aktive Entspannung statt medialer Dauerbeschallung?

Das sind alles Dinge, die man selbst tun kann.
 
AHDS ist aber tatsächlich eine Mode-Diagnose, getrieben von Social Media. Generell ist es im Trend, jede Schwierigkeit, jeder Missempfindung einer Krankheit zuzuordnen. Es kann gar nicht so viele Praxen geben, die diesen Ansturm abfangen.

Ich würde schauen, wie ich selbst mit unangenehmen Situationen fertig werden kann. Was hilft mir, wenn ich mich über den Kollegen aufrege und nicht herunterkomme? Eine Runde Joggen? Musik aufdrehen und meinen Frust wegsingen?
Wie komme ich generell herunter und wie viel Zeit nehme ich mir, das auch zu tun? Ein Buch zu lesen, etwas zu malen oder einen Waldspaziergang zu unternehmen?
Wie kann ich meine Bildschirm- und Handyzeiten reduzieren? Wo hilft mir aktive Entspannung statt medialer Dauerbeschallung?

Das sind alles Dinge, die man selbst tun kann.

Kennst du selbst Betroffene, hattest viel mit ihnen zu tun? Klingt nicht so für mich.
 
Dort wurde ich direkt unterbrochen mit den Worten : "ADHS nehmen wir gerade nicht, von denen haben wir gerade schon zu viele. Generell gibt es davon zu viele, das ist ja inzwischen zum Trend geworden. Wenn sie eine andere Diagnose haben, melden sie sich wieder"
Das war eine unnötige und verletzende Aussage. Man hätte einfach sagen können, dass man leider keine Kapazitäten hat und fertig. Ja, AD(H)S ist mittlerweile eine Modediagnose geworden, aber man weiß doch nie, ob derjenige, der da grad anruft, nicht wirklich AD(H)S hat oder nicht. Und wenn ja, kann so eine Aussage sehr verletzend sein.

Mich würde mal interessieren, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt,
Ja, leider zur Genüge. Ich musste damals auch x Praxen abklappern, bevor ich eine Psychiaterin fand, die bereit war, sich meiner anzunehmen. Besonders übel war ein Psychiater, der mich zwar zu einem Termin einlud, mich dabei aber kaum zu Wort kommen liess, Autismus und AD(H)S als Modediagnosen abstempelte und meinte, ich solle mein "verpfuschtes Leben" (mein Leben ist zwar nicht unbedingt gut verlaufen, aber es ist definitiv kein "verpfuschtes Leben" und ich habe ihm gegenüber auch nie so etwas gesagt) nicht auf solche Modediagnosen abschieben, sondern lieber mal in ein Berufsbildungswerk gehen, um zu sehen, woran es wirklich liegt. Ich habe die Praxis dann unter Tränen verlassen und habe dann sogar einen Nervenzusammenbruch bekommen.

die wegen dem so bunt ist und so schillernd.
Meine Welt ist dadurch eher auf beängstigende Weise überladen und unstet. Genau wie die meines Mannes, der genau wie ich Autismus und ADS hat. Und beim TO scheint ja auch einiges an Leidensdruck vorhanden zu sein, denn sonst hätte man ihm ja keine medikamentöse Behandlung empfohlen.

Für mich ist das ein Persönlichkeitsmerkmal, ein Wesenszug, der ebenso froh machen kann, als Belastung sehe ich das nicht.
Dann freue dich, denn den meisten AD(H)Slern geht es leider anders. Für die ist AD(H)S eine echte Belastung.

Ich finde mit diesen Extras auch mein Auskommen und mags, wie ich es habe und bin- wenn ich auch noch nie jemanden getroffen habe, dem es ähnlich geht.
Und bei mir und meinem Mann verhindern diese "Extras" (wohlgemerkt in Verbindung mit Autismus) jegliches Auskommen. Wir sind dadurch nämlich erwerbsunfähig.

Nur so eine "Eingabe"- diese Eingaben sind es, die mich wahnsinnig verwundern, sie sind wirklich nicht von mir, woher soll ich so eine Fähigkeit haben, aber etwas in mir hat diese.
Das liegt wohl kaum an AD(H)S. Mein Mann und ich können jedenfalls nicht hellsehen. Und auch keiner der AD(H)Sler, die wir kennen (sei es nun via Internet oder im RL).

Die vielen "Abschweifungen" halte ich für gut, für sinnvoll, sie bringen mir stets viele Früchte.
Und wir kriegen dadurch kaum unseren Alltag auf die Reihe. Wenn wir z.B. das Wohnzimmer putzen wollen, endet das leider viel zu oft bei einer ganz anderen Tätigkeit. Ohne strikten Putz- und Wochenplan würde bei uns sehr schnell das blanke Chaos herrschen. Und das mögen wir beide absolut nicht.

Gerade WEIL so viel zu sehen ist, so viel zu hören ist, so viel zu bemerken ist, so viel da ist, ist alles zugefallen, was ich hab.
Ja, bei uns ständige Reizüberflutung durch all den ganzen Kram, dadurch Erwerbsumfähigkeit und dadurch lebenslange Armut. Ganz toll.
 
Besonders übel war ein Psychiater, der mich zwar zu einem Termin einlud, mich dabei aber kaum zu Wort kommen liess, Autismus und AD(H)S als Modediagnosen abstempelte und meinte, ich solle mein "verpfuschtes Leben" (mein Leben ist zwar nicht unbedingt gut verlaufen, aber es ist definitiv kein "verpfuschtes Leben" und ich habe ihm gegenüber auch nie so etwas gesagt) nicht auf solche Modediagnosen abschieben, sondern lieber mal in ein Berufsbildungswerk gehen, um zu sehen, woran es wirklich liegt. Ich habe die Praxis dann unter Tränen verlassen und habe dann sogar einen Nervenzusammenbruch bekommen.

Puh, was für ein A*schloch! Da fehlen einem manchmal echt die Worte, was es für beschissene Ärzt*innen gibt!

@Holunderzweig ich finde immer wichtig, Betroffenen zuzuhören und ihre Erfahrungen ernstzunehmen. Ich bin auch eher skeptisch gegenüber Psychopharmaka, damit wird ohne Zweifel viel Schindluder getrieben und sie werden nicht immer gut eingesetzt. Es gibt definitiv diese Geschichten, bei denen Betroffene mit Medikamenten vollgepumpt werden, durch die ihnen jede Lebendigkeit genommen wird und bei denen die Medikamente mehr schaden als nutzen. Aber es gibt auch viele Menschen, die ihre Erfahrungen u.a. mit ADHS Medikamenten sehr positiv beschreiben und genau gegenteilig zu dem, was du bei deiner Enkelin beobachtet hast: Endlich wird es möglich, positiven Aktivitäten nachzugehen, endlich kann Kreativität ausgelebt werden, endlich sind harmonische zwischenmenschliche Beziehungen möglich, weil davor so viele Lebensbereiche durch die ADHS Symptomatik blockiert waren, weil zwar viele Reize wahrgenommen werden, das aber nicht zu mehr Freude, sondern nur zu enorm viel Stress führt, etc.
Deswegen ist es immer wichtig, im Einzelfall zu schauen und genau dafür braucht es eine gute ärztliche Begleitung, bei der gemeinsam mit dem Patienten*der Patientin herausgefunden wird, was der richtige Weg ist, ob und wie Medikamente wirken, ob Medikamente ausreichen oder man andere Unterstützung braucht (z.B. Neurofeedback, Ergotherapie, Selbsthilfegruppen,...), wie stark die Nebenwirkungen sind, etc. pp.
 
Aber es gibt auch viele Menschen, die ihre Erfahrungen u.a. mit ADHS Medikamenten sehr positiv beschreiben
Mich haben ganz viele schlechte "Wahrnehmungen" bezüglich Psychopharmaka geprägt. Ein Psychiater gab mir testweise eine Spritze, ich kollabierte und für alle Zeit und Ewigkeit käme dieser Arzt nicht mehr als Ansprechpartner in Frage.
Dann, man hat mir wegen einer Hyper-Nervenkrise vor etwa 25 Jahren ein Medikament verschrieben, es machte mich lahm, träge, wie in Watte gesteckt, ich vergaß mal, merkte, mir gehts besser, hab mich dann ausgeschlichen und nach einem halben Jahr bei einem gepriesenen Facharzt vorgesprochen, dem geschildert, dass ich das Medikament NICHT mehr nehme und es mir total okay geht, trotzdem. Was macht dieser? Er verschreibt mir die doppelte, dreifache Dosis von diesem Mittel, mit dem Argument, es wird ein Rückfall kommen und diese Dosis verhindert jenen. Nun ist aber seit dieser langen "Einnahmepause" noch nie ein solcher Rückfall eingetreten. Nach der Krise habe ich durch diesen Schock mein Leben neu ausgerichtet, das war enorm wichtig, wirklich weit, weit leichter habe ich es seither- daher, selbst Krisen fürchte ich nicht, sie haben etwas geschafft, was ich so nicht schaffen wagte, zb loslassen von angeblichen Wichtigkeiten.
Mir Bekannte, die Psychopharmarka einnehmen, behaupten, ohne diese hätten sie keine Chance durchzuhalten, wo ich mich wieder frage, brauch ich das, was nur durch Tabletten geht und ohne nicht? MUSS ich ein solches Leben haben, das ohne Tranquilizer nicht zu packen ist?
Mir ist auch einiges nicht möglich, zb bestimmten Berufen nachgehen, bestimmte gesellschaftliche Posten zu besetzen, bestimmte Aufgaben anzunehmen, aber so gehts uns doch allen. Jeder ist nicht für alles geschaffen.
Mir hilft, mich immer wieder umzusehen und zu erkennen, ich habs echt gut- weder Schulden gibts, noch Not, noch Hilflosigkeit, die wäre aber da, wäre ich noch wie bei den Meikamenten, total daneben fühlte ich mich da.
Du schreibst, es gibt aber Medizin, die echt hilft, die anders ist, also dann, etwas weniger Vorurteil macht das schon bei mir.
 
Ich weiß nicht, ob es hier hin passt. Ich denke, dass ich ADHS haben könnte - und dass eventuell andere aus meiner Familie auch betroffen sein könnten. ADHS ist erblich.

Ich denke das, weil mir schon gesagt wurde, dass ich es habe oder ich gefragt wurde, ob ich es habe.

Ich bin ziemlich impulsiv und das muss nicht unbedingt schlecht sein. Ich mag das auch.
Es führt dazu, dass mir gute Dinge passieren und ich das Leben mehr kosten kann, mehr empfinden kann, als viele Menschen, die nicht diesen Charakterzug haben.
Es führt hingegen dazu, dass ich Dinge mache, die dumm sind oder sogar gefährlich.

Ich bin von Natur aus ein Chaot, unpünktlich, unordentlich, muss stark dagegen ankämpfen, weil das in der Gesellschaft nicht akzeptiert ist. Das schaffe ich meistens auch. Anders wäre es leichter.

Ich sehe pro und Kontra. Eigentlich glaube ich, dass das pro überwiegt, aber ich sehe Sicherheitsbedenken.

Es ist so, dass mir und auch Familienmitgliedern Schlechtes widerfahren ist… und wenn ich mich frage warum: teilweise war es Pech, aber teilweise hat es auch mit uns zu tun.

Leider ist kürzlich wieder etwas Schlechtes passiert. Es war keine Katastrophe, aber etwas wo man sich fragt „Warum eigentlich wir?“… die Antwort ist vielleicht, dass weil man relativ hibbelig, impulsiv und unternehmungslustig ist.

Mein Fazit ist, dass ich nicht weiß, ob es gut ist. Ich mag meinen Charakter und das bin ich. Anders zu sein aber wäre vielleicht leichter.
 

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