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Frust über den Umgang mit ADHS

Ich weiß nicht, ob es hier hin passt. Ich denke, dass ich ADHS haben könnte - und dass eventuell andere aus meiner Familie auch betroffen sein könnten. ADHS ist erblich.

Ich denke das, weil mir schon gesagt wurde, dass ich es habe oder ich gefragt wurde, ob ich es habe.

Ich bin ziemlich impulsiv und das muss nicht unbedingt schlecht sein. Ich mag das auch.
Es führt dazu, dass mir gute Dinge passieren und ich das Leben mehr kosten kann, mehr empfinden kann, als viele Menschen, die nicht diesen Charakterzug haben.
Es führt hingegen dazu, dass ich Dinge mache, die dumm sind oder sogar gefährlich.

Ich bin von Natur aus ein Chaot, unpünktlich, unordentlich, muss stark dagegen ankämpfen, weil das in der Gesellschaft nicht akzeptiert ist. Das schaffe ich meistens auch. Anders wäre es leichter.

Ich sehe pro und Kontra. Eigentlich glaube ich, dass das pro überwiegt, aber ich sehe Sicherheitsbedenken.

Es ist so, dass mir und auch Familienmitgliedern Schlechtes widerfahren ist… und wenn ich mich frage warum: teilweise war es Pech, aber teilweise hat es auch mit uns zu tun.

Leider ist kürzlich wieder etwas Schlechtes passiert. Es war keine Katastrophe, aber etwas wo man sich fragt „Warum eigentlich wir?“… die Antwort ist vielleicht, dass weil man relativ hibbelig, impulsiv und unternehmungslustig ist.

Mein Fazit ist, dass ich nicht weiß, ob es gut ist. Ich mag meinen Charakter und das bin ich. Anders zu sein aber wäre vielleicht leichter.
Fühle ich, zu 100%
Danke für deinen Erfahrungsbericht!
Ich würde dir aber auch wie bereits gesagt raten, einen eigenen Thread dazu zu eröffnen, wenn du Tipps oder Hilfe benötigst, da das hier den Rahmen sprengen würde.
 
Okay. Das mache ich dann gleich. Entschuldigt bitte. Ich war mir nicht sicher, wie ich das besser mache.

Besser ein eigener Thread. Ihr habt Recht.
 
Ich habe das nun gemacht. Hoffentlich kriege ich nette Antworten, die nicht zu sehr verurteilen.

 
Mir ist auch einiges nicht möglich, zb bestimmten Berufen nachgehen, bestimmte gesellschaftliche Posten zu besetzen, bestimmte Aufgaben anzunehmen, aber so gehts uns doch allen. Jeder ist nicht für alles geschaffen.

In der Werbebranche, bei Künstlern, im Unterhaltungsbereich, in vielen Berufen gibt es überdurschnittlich viele Leute mit ADHS, weil sie dort tatsächlich nicht nur gut zurecht kommen, sondern die nützlichen "Symptome" des Syndroms voll nutzen und leben können.

Ich persönlich nehme Stimulantien nur punktuell. (Natürlich in Absprache mit meinem Arzt.)
Das klappt aber nur, weil ich einen Job hab, bei dem ich von zuhause aus arbeite und bei dem ich sehr frei bin.

Eine insgesamt ADHS-freundlichere Gesellschaft wäre richtig toll, da würden noch weit mehr Leute so gut klarkommen wie wir. Noch besser: eine Gesellschaft, die auch noch borderline-freundlich, Schizophrenie-freundlich,.... ist.

Leider haben wir diese Idealgesellschaft nicht und müssen gucken, wie wir zurecht kommen. Die Suche dauert und ist nicht immer erfolgreich. Resultat: Menschen bleiben hinter ihren Potenzialen, Menschen leiden an ihrer Diversität.

Damit alles trotzdem halbwegs flutscht, werden Hilfsmittel verwendet und genutzt. Eulen stellen sich Wecker und quälen sich aus dem Bett, Kurzsichtige tragen Brillen (statt sich einfach ihrer Natur entsprechend nur drinnen aufzuhalten, wo sie ja auch alles sehen würden). Andere nutzen chemische Hilfsmittel. Menschen mit Migräne nehmen z.B. was gegen Kopfschmerzen, da sie die langen Pausen nicht machen könnten, die nötig wären und weil sie die Schmerzen nicht ertragen wollen.

...und ADHSler*innen werfen sich leichte Stimulanzien ein und nehmen dafür die Nebenwirkungen in Kauf wegen derer sich vor allem andere Menschen Sorgen machen. So therapierte ADHSler*innen kollidieren jedoch weniger mit Strukturen und Regeln, ziehen sich selbst nicht mehr ständig runter, haben weniger Unfälle.

Weitersuchen nach dem idealen Job, dem Sinn des Lebens etc. kann man doch trotzdem. Wenn man aber erstmal ein Hilfsmittel hat, was einem hilft, nicht im Chaos zu versinken, mit seinen Kindern trotz Stress achtsam umzugehen, etc., dann profitieren auch die Mitmenschen davon und man kann 100x relaxter suchen.

Oder, um beim obigen Bsp. zu bleiben...: Klar kann man durch ein eblutige Nase lernen, wie man ohne Brille leben kann - aber was, wenn man sich auch einfach eine Brille aufsetzen kann?

Was anderes ist Ritalin für mich z.B. nicht. Und ob man es Kindern oder anderen Leuten geben sollte, das sollen Fachleute entscheiden. Die Substanz wird seit den 40er oder 50er Jahren eingesetzt und erforscht. Darüber gibt es zigtausende Studien. Ich vertraue der Wissenschaft da einfach.

LG
Stardust
 
Hallo Holunderzweig,

ADHS ist eine Sammlung von Symptomen. Alle Menschen haben gelegentlich eines oder mehrere der Symptome, ja.
Aber wir ADHSler*innen leiden darunter. Nicht jede Woche, nicht jeden Tag, sondern eher jede Stunde/Minute. Und das heftig.
Bei vielen Leuten mit ADHS kommen Depressionen, Zwänge, Ängste hinzu, die daraus erwachsen.



....aber relativierst Ihre Leiden.





Stelle Dir vor, Du sagst das jemandem mit paranoider Schizophrenie . Und dann nimmt sich die Person auf dem Höhepunkt ihrer "bunten und schillernden" Psychose 3 Wochen später das Leben, wie es 20-40 % mit der Diagnose paranoide Schizophrenie ohne Medis versuchen....
Wie würdest Du Deinen Rat dann im Nachgang sehen?

Ich hatte einen schizophrenen Freund, er setzte seine Medikamente ab und ist kopfüber aus dem Fenster auf den Geweg gesprungen - um sich aus seiner bunten (aber für ihn sehr bedrohlichen) Welt zu retten - eine Welt, in der er nicht mehr schlafen konnte, aus der ihn die Stimmen in seinem Kopf zum Sprung trieben.

Worin unterscheiden sich die bunte Welt eines an einer psychischen Erkrankung bzw. einem Syndorm leidenden Menschen und die bunte Welt eines meistens gut klarkommenden Menschen?

Und wie gesagt, bei starker ADHS-Problematik kommen unbehandelt oft mehrere Begleiterkrankungen hinzu. Ängste, Zwänge, Depressionen.

Ich litt an mittelschweren Depressionen, weil ich ständig über meine Füße stolperte, mir es in impulsiven Handlungen und Worten ständig mit anderen verscherzte und hatte keinen Bock mehr auf nichts, bis man mich darauf brachte, das mein ADHS dahinter stecken könnte. Ich konnte das Syndrom (Syndrom=eine Sammlung von Symptomen reflektieren lernen, brauchte keine Antidepressiva und bin seitdem sehr viel stabiler.

ADHS hat auch viele positive Seiten, die man umso besser nutzen kann, wenn man sich damit beschäftigt.



1. ADHS ist KEIN Wesenszug.
2. Du bist fröhlich und es belastet Dich nicht? Herzlichen Glückwunsch, dann ist es zudem garantiert nicht behandlungsbedürftig bei Dir.

LG
Stardust
Vielen Dank für den Support!!
"darf dein Kopf ständig überdrehen- gestattest du das? Du bist doch dein "Erzieher" und Mentor, der eigentliche Kopf.
Meine Nichte bekam jedesmal einen "Anfall", wenn ihr Bruder bestimmte Worte zu ihr sagte. Sie war da etwa vier, fünf Jahre alt. ""Musst" du da jedesmal weinen, wenn er eigentlich nur "Luft" zu dir bläst, was ja Worte eigentlich sind. MUSS man dann jedesmal in die Knie gehen?
Kannst du das nicht anders lösen Clemony? Geht da nicht eine Entscheidung voraus, die du triffst? Ebensogut könnte man entscheiden, nein, ich reagiere diesmal NICHT wie üblich. Kann man das nicht auch ohne Pillen in den Griff bekommen?
Natürlich kann ich es bis zu einem gewissen Grad kontrollieren. Aber es gibt Situationen, in denen ich das schlichtweg nicht kann, auch nicht mit viel Wissen, Konzentration oder alternativen Methoden.
Natürlich muss ich Methoden finden, mit denen ich AUCH damit umgehen kann. Medikamente werden nicht alle meine Probleme lösen. Allein schon, weil es gerade keine Termine beim Facharzt gibt, der ja letztendlich auch entscheiden wird, ob ich Medikamente bekomme, oder ob es ohne geht.
Aber ich habe den Thread eigentlich nicht eröffnet, um mich zu rechtfertigen oder zu rätseln ob es ohne Medikamente möglich ist.
Dazu habe ich einen zu langen Leidensweg hinter mir.
Ich verstehe, dass du das was du schreibst schreibst, weil du selbst negative Erfahrungen gemacht hast. Sowohl du selbst, als auch dein Umfeld.
Das tut mir sehr leid und ich bin natürlich bereit mir auch deinen Rat zu Herzen zu nehmen.
Aber für mich ist meine Diagnose leider keine Wunderwelt und ich habe eben nicht die freie Entscheidungsmacht, nicht auf eine bestimmte Art und Weise zu reagieren. Sonst wäre ich mit 22 Jahren nicht an diesem Punkt.
 
AHDS ist aber tatsächlich eine Mode-Diagnose, getrieben von Social Media. Generell ist es im Trend, jede Schwierigkeit, jeder Missempfindung einer Krankheit zuzuordnen. Es kann gar nicht so viele Praxen geben, die diesen Ansturm abfangen.

Ich würde schauen, wie ich selbst mit unangenehmen Situationen fertig werden kann. Was hilft mir, wenn ich mich über den Kollegen aufrege und nicht herunterkomme? Eine Runde Joggen? Musik aufdrehen und meinen Frust wegsingen?
Wie komme ich generell herunter und wie viel Zeit nehme ich mir, das auch zu tun? Ein Buch zu lesen, etwas zu malen oder einen Waldspaziergang zu unternehmen?
Wie kann ich meine Bildschirm- und Handyzeiten reduzieren? Wo hilft mir aktive Entspannung statt medialer Dauerbeschallung?

Das sind alles Dinge, die man selbst tun kann.
Schade, dass du so denkst.
Natürlich gibt es Dinge die man selbst tun kann. Die braucht man auch und es ist immer gut zu wissen, wie man mit unangenehmen Situationen fertig werden kann. Ich habe auch so meine Methoden, die zumindest Linderung verschaffen können.
Aber wenn man wirklich unter ADHS leidet, helfen diese Dinge nicht aus und darüber hinaus sind auch alltägliche Situationen unangenehm. Ich kann nicht in der Bahn anfangen zu singen. Ich kann nicht aus der Vorlesung joggen.
Ich bin nicht viel auf Social Media unterwegs. Meiner Diagnose geht wie gesagt ein langer Weg voraus bei dem ich jahrelang nicht wusste, was mit mir stimmt.
Wäre es wirklich eine Mode-Diagnose die mir wegen Kleinigkeiten oder Missempfindungen an den Kopf gewesen worden wäre, hätte man nicht 22 Jahre gebraucht, um sie mir zu stellen.
Die Aussage der Praxis war unsensibel - genau so wie deine teilweise. Sorry, ich will nicht gemein sein, aber ich durfte mir seit meiner Kindheit solche Kommentare anhören. Jetzt habe ich eine Diagnose, Klarheit... Und noch immer ist keine Hilfe in Sicht. Das ist super frustrierend.
 
Meiner Diagnose geht wie gesagt ein langer Weg voraus bei dem ich jahrelang nicht wusste, was mit mir stimmt.

Das sehe ich sehr oft und bei 90% ergibt sich eine gesundere Einstellung zu sich selbst. Ich kenne dutzende ADHSleri*innen persönlich, die ihre Depressionen, Ängste, Zwänge seit ihrer ADHS-Diagnose zuordnen konnten und die sich durch die resultierende, bessere Reflektion seitdem weitaus stabiler durchs Leben bewegen.

Ich hab mich seit dem Jahr 2000 mit ADHS beschäftigt, Selbsthilfegruppen geleitet. 2021 ging es mit dem unglaublichen neuen Ansturm los. Die Anfragen an unsere Gruppen explodierten, bei Stammtischen war plötzlich die halbe Kneipe voll, statt vorher 8 Leute am Tisch.... In der Zeit, als Leute zuhause mit sich selbst klarkommen mussten - kein Wunder.

An alle "Modekrankheits-"Vermuter:

Wäre es Euch lieber, wenn aus (eventuell, zum Teil) "Modekranken" bald schwer zu therapierende depressive Leute mit Suizidgefahr werden? Ist ADHS - mit den vielgenannten Schwächen UND STÄRKEN nicht das kleinste Übel unter dutzenden Diagnosen?

Ich kenne keine ADHSler*in, bei der ADHS sich als Fehldiagnose rausstellte UND bei der diese Fehldiagnose zu Problemen geführt hätte. Ich kenne auch niemanden, der abhängig von Ritalin wurde oder sonstwie krank durch die reine Diagnose "AD(H)S".

Von daher: wenn es wirklich eine Modekrankheit bei dieser oder jener Person ist, dann verschwindet die Problematik, wie sie gekommen ist. Dann ist sie weiterhin nichtexistent und die Realität setzt sich meist durch. Z.B., weil Stimulantien und sonstige ADHS-spezifische Therapien kaum wirken oder sich einfach so (vorübergehend) Besserung zeigte, was bei echtem ADHS nicht möglich ist.... Dann steckt meist weas anderes dahinter.

Die Leute, die ich bislang kennenleren durfte und sich für ADHSler*innen, hatten m.E. zu 95% wirklich ADHS.
Und von den Leuten, die sich nicht sicher waren, verabschiedeten sich gut 50%.

Wenn aber jemand wirklich jeden Tag zerschusselt duch die Gegend dackelt - auch wenn man das erst auf den 2. Blick erkennen mag - und andere Diagnosen von Fachleuten ausgeschlossen wurden, könnt ihr Euch ziemlich sicher sein, dass das keine "Modekranke" ist. Dann könnt ihr Euch für sie freuen, dass es "nur" ADHS ist.

Ich wünsche mir einfach, dass wir alle etwas mehr hinschauen, bevor wir urteilen. Nicht jede neue Diagnosewelle ist gleich ein Hype – manchmal holen sich Menschen einfach nur endlich Hilfe, weil sie sich selbst besser verstehen wollen.
 
Ich wünsche mir einfach, dass wir alle etwas mehr hinschauen, bevor wir urteilen. Nicht jede neue Diagnosewelle ist gleich ein Hype – manchmal holen sich Menschen einfach nur endlich Hilfe, weil sie sich selbst besser verstehen wollen.
Man kann sich ja erklären, bzw. Anleitungen geben, wie man es braucht. Bei den meisten, die verurteilen ist mangelnde Information schuld.
Alles zu seiner Zeit, es wird doch eh nach und nach aufgeklärt mittlerweile und wie du sagst, es hilft schon, wenn man für sich selbst Milde und Verständnis aufbringt.
 
Man kann sich ja erklären, bzw. Anleitungen geben, wie man es braucht.
Kann man. Man kann aber genauso gut in den Wind schreien oder das einer Parkuhr erzählen, denn in der Regel interessiert es die Leute einfach nicht und sie reagieren genervt. Schlimmstenfalls heißt es sogar, man wolle nur Extrawürste und würde sich anstellen.

es hilft schon, wenn man für sich selbst Milde und Verständnis aufbringt.
Aber manchmal reicht das allein eben nicht aus.
 

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