Mir ist auch einiges nicht möglich, zb bestimmten Berufen nachgehen, bestimmte gesellschaftliche Posten zu besetzen, bestimmte Aufgaben anzunehmen, aber so gehts uns doch allen. Jeder ist nicht für alles geschaffen.
In der Werbebranche, bei Künstlern, im Unterhaltungsbereich, in vielen Berufen gibt es überdurschnittlich viele Leute mit ADHS, weil sie dort tatsächlich nicht nur gut zurecht kommen, sondern die nützlichen "Symptome" des Syndroms voll nutzen und leben können.
Ich persönlich nehme Stimulantien nur punktuell. (Natürlich in Absprache mit meinem Arzt.)
Das klappt aber nur, weil ich einen Job hab, bei dem ich von zuhause aus arbeite und bei dem ich sehr frei bin.
Eine insgesamt ADHS-freundlichere Gesellschaft wäre richtig toll, da würden noch weit mehr Leute so gut klarkommen wie wir. Noch besser: eine Gesellschaft, die auch noch borderline-freundlich, Schizophrenie-freundlich,.... ist.
Leider haben wir diese Idealgesellschaft nicht und müssen gucken, wie wir zurecht kommen. Die Suche dauert und ist nicht immer erfolgreich. Resultat: Menschen bleiben hinter ihren Potenzialen, Menschen leiden an ihrer Diversität.
Damit alles trotzdem halbwegs flutscht, werden Hilfsmittel verwendet und genutzt. Eulen stellen sich Wecker und quälen sich aus dem Bett, Kurzsichtige tragen Brillen (statt sich einfach ihrer Natur entsprechend nur drinnen aufzuhalten, wo sie ja auch alles sehen würden). Andere nutzen chemische Hilfsmittel. Menschen mit Migräne nehmen z.B. was gegen Kopfschmerzen, da sie die langen Pausen nicht machen könnten, die nötig wären und weil sie die Schmerzen nicht ertragen wollen.
...und ADHSler*innen werfen sich leichte Stimulanzien ein und nehmen dafür die Nebenwirkungen in Kauf wegen derer sich vor allem andere Menschen Sorgen machen. So therapierte ADHSler*innen kollidieren jedoch weniger mit Strukturen und Regeln, ziehen sich selbst nicht mehr ständig runter, haben weniger Unfälle.
Weitersuchen nach dem idealen Job, dem Sinn des Lebens etc. kann man doch trotzdem. Wenn man aber erstmal ein Hilfsmittel hat, was einem hilft, nicht im Chaos zu versinken, mit seinen Kindern trotz Stress achtsam umzugehen, etc., dann profitieren auch die Mitmenschen davon und man kann 100x relaxter suchen.
Oder, um beim obigen Bsp. zu bleiben...: Klar kann man durch ein eblutige Nase lernen, wie man ohne Brille leben kann - aber was, wenn man sich auch einfach eine Brille aufsetzen kann?
Was anderes ist Ritalin für mich z.B. nicht. Und ob man es Kindern oder anderen Leuten geben sollte, das sollen Fachleute entscheiden. Die Substanz wird seit den 40er oder 50er Jahren eingesetzt und erforscht. Darüber gibt es zigtausende Studien. Ich vertraue der Wissenschaft da einfach.
LG
Stardust