Das ist heftig, tut mir mega leid dass dir das passiert ist!. Besonders übel war ein Psychiater, der mich zwar zu einem Termin einlud, mich dabei aber kaum zu Wort kommen liess, Autismus und AD(H)S als Modediagnosen abstempelte und meinte, ich solle mein "verpfuschtes Leben" (mein Leben ist zwar nicht unbedingt gut verlaufen, aber es ist definitiv kein "verpfuschtes Leben" und ich habe ihm gegenüber auch nie so etwas gesagt) nicht auf solche Modediagnosen abschieben, sondern lieber mal in ein Berufsbildungswerk gehen, um zu sehen, woran es wirklich liegt. Ich habe die Praxis dann unter Tränen verlassen und habe dann sogar einen Nervenzusammenbruch bekommen.
Danke fürs Teilen.
Genau.Und beim TO scheint ja auch einiges an Leidensdruck vorhanden zu sein, denn sonst hätte man ihm ja keine medikamentöse Behandlung empfohlen.
Ein bisschen was habe ich ja schon erzählt.
Ich habe größten Respekt vor Menschen, die alles aus eigener Kraft in den Griff bekommen.
Es ist aber keine Schande, das nicht zu tun.
Meine Eltern waren genau so! Aus Angst, ich könnte als "Freak" abgestempelt werden, haben sie sämtliche andere Methoden mit mir ausprobiert, die nicht Therapie oder Medikamente waren.
Das Resultat: eine junge Erwachsene die sich jeden Tag durchkämpft, ständig reizüberflutet ist und trotzdem von anderen als komisch angesehen wird, eben weil sie sich in vielen Situationen nicht zurechtfindet.
Ich habe auch manchmal das Gefühl, das Gras wachsen zu hören. Aber gleichzeitig höre ich noch tausende andere Dinge und irgendwann schmerzt der Kopf.
Ich sage nicht, dass die Hochsensibilität, die ich in Kombination mit dem ADHS habe, immer eine schlechte Sache ist. Ich bin auch sehr emphatisch und kann mich gut in Leute hineinversetzen.
In manchen Situationen nimmt es allerdings die Überhand. Eine krasse Situation: Wir waren in einer Bar für einen Geburtstag und es gab eine Schlägerei in unserer Nähe. Die Emotionen waren zu viel für mich und ich habe angefangen zu weinen (und nein, das kann ich nicht steuern). Dem Aggressor der kurz zuvor aufgelösten Schlägerei ist das aufgefallen und auf einmal rennt er auf mich zu von wegen "was heulst du Alte denn jetzt?". Der Barbesitzer hat zum Glück sehr schnell eingegriffen, aber das hätte auch anders ausgehen können.
Aber es kann einfach auch gefährlich sein und unfassbar wehtun und irgendwann kommt man an einen Punkt wo negative Erlebnisse überwiegen.
Ich möchte keine Ausreden suchen, ich weiß, dass ich auch an viel selbst arbeiten muss.
Aber mein ADHS ist keine Ausrede, es macht viele Dinge unnötig schwer und ich würde niemals lügen diese Diagnose zu haben, nur um mich für negative Charakterzüge oder Schwächen zu entschuldigen!
Toller Beitrag, danke 🙂@Holunderzweig ich finde immer wichtig, Betroffenen zuzuhören und ihre Erfahrungen ernstzunehmen. Ich bin auch eher skeptisch gegenüber Psychopharmaka, damit wird ohne Zweifel viel Schindluder getrieben und sie werden nicht immer gut eingesetzt. Es gibt definitiv diese Geschichten, bei denen Betroffene mit Medikamenten vollgepumpt werden, durch die ihnen jede Lebendigkeit genommen wird und bei denen die Medikamente mehr schaden als nutzen. Aber es gibt auch viele Menschen, die ihre Erfahrungen u.a. mit ADHS Medikamenten sehr positiv beschreiben und genau gegenteilig zu dem, was du bei deiner Enkelin beobachtet hast: Endlich wird es möglich, positiven Aktivitäten nachzugehen, endlich kann Kreativität ausgelebt werden, endlich sind harmonische zwischenmenschliche Beziehungen möglich, weil davor so viele Lebensbereiche durch die ADHS Symptomatik blockiert waren, weil zwar viele Reize wahrgenommen werden, das aber nicht zu mehr Freude, sondern nur zu enorm viel Stress führt, etc.
Deswegen ist es immer wichtig, im Einzelfall zu schauen und genau dafür braucht es eine gute ärztliche Begleitung, bei der gemeinsam mit dem Patienten*der Patientin herausgefunden wird, was der richtige Weg ist, ob und wie Medikamente wirken, ob Medikamente ausreichen oder man andere Unterstützung braucht (z.B. Neurofeedback, Ergotherapie, Selbsthilfegruppen,...), wie stark die Nebenwirkungen sind, etc. pp.