Da bin ich ganz bei Dir.
Ich hole mal etwas aus, damit man an einem Beispiel sieht, dass es Situationen gibt, die sich als Individuum durchaus "lohnen" würden, wenn man einer Ideologie folgt. Das Prinzip bleibt bis heute gleich.
Ich bin in einer Welt aufgewachsen (DDR), in der es nur darum ging, wer moralisch besser ist, wer ist der Gute und wer ist der Böse. Der kalte Krieg, mit seiner Zweiklassengesellschaft, war allgegenwertig, bis in die Familie hinein. Ich kam mir vor wie eine Marionette. Der Atomkrieg kam greifbar nah.
- Angst war schon immer das Mittel, um die Menschen zu manipulieren + die mediale Propaganda, am besten von allen Seiten.
- Mit Waffen Frieden schaffen, hieß es. Siehe hier:
Frieden schaffen - mit Waffen? - DER SPIEGEL
Ich bin 1989, mit 26, zum Grundwehrdienst bei der NVA eingezogen worden. Entweder das oder man endete als Verweigerer als sogenannter Bausoldat (das Gegenstück zum westdeutschen Zivildienst). Aber damit war man praktisch wie entrechtet und ohne Würde. Der letzte Dreck. Dennoch war man ein Soldat, nur ohne Waffen.
DDR - Bausoldaten im Spiegel der Geschichte (deutschlandfunk.de)
Meine gesamte Kindheit war voller Gewalt mir persönlich gegenüber. Mit 13 und einem diktatorischen Verhör von 10h, bekam ich den Stempel von der Stasi - politisch untragbar! Dann der kalte Krieg, die Mangelwirtschaft und dann kommt jemand und meint:
Jetzt musst du fürs Vaterland kämpfen! Da war ich 14 Jahre alt! Eine vormilitärische Ausbildung bei der GST
GST - "Schule des Soldaten von morgen" | MDR.DE
Als ich dort das erste Mal ein Maschinengewehr in die Hand bekam, war es leider nicht geladen. Sonst hätte ich mich selber von allem erlöst.
12 Jahre später hatte ich die Waffe geladen in der Hand. Ich sollte vereidigt fürs Vaterland kämpfen. Bei Verweigerung wird man erschossen. Oder nach Sibirien deportiert. Doch das machte keinen Unterschied. Das wäre nur der Tod in Raten gewesen. Da wo ich war, gab es den Schießbefehl.
Ich hatte einen Sportoffizier, einen Leutnant. Er war ein Jahr jünger als ich und hatte den Respekt vom ganzen Regiment. Das war paradox, denn mit seiner pazifistischen Einstellung, passte er nicht im Geringsten in das Bild. Auf meine Frage, warum er Soldat geworden wäre, meinte er ganz platt >
Besser ich, als jemand der nicht weiß, was das Ding anrichten kann, selbst wenn man damit nicht schießt.
Er ist bis heute einer meiner Vorbilder.
Fazit:
Wäre ich dem System treu geblieben, indem ich Jasagend und damit dienend mitgelaufen wäre, dann hätte ich den ganzen Mist nicht gehabt.
Wenn ich nach Nordkorea blicke, sehe ich das System, was ich erlebt habe. Nur noch krasser.
Wenn jemand mal wieder von der Guten alten Zeit spricht, ohne sie erlebt zu haben, dann bleibt mir nur das Kopfschütteln.
Alles hat seinen Anfang. Ein Krieg fängt nicht einfach so an. Den Religiösen Teil haben wir ja auch noch. Die verschiedenen Religionen sind bis heute unvereinbar geblieben. Sie selbst sind auch nicht gerade ohne Kriege, in denen der persönliche Glaube instrumentalisiert wurde.
Dabei fällt mir eine Frage ein.
- Wie viel Gewalt muss man erfahren haben, um ein guter Mensch zu werden?
Ich jedenfalls habe genug davon abbekommen und will den Schei§§ nicht auch selber anwenden oder weitergeben. Schon gar nicht an die Kinder. So wie man das bei mir gemacht hatte.
Ich glaube auch nicht, dass man mit Diktatoren viel verhandeln kann. Egal wie sie heißen. Versuchen sollte man es trotzdem. Denn es ist der kleine Soldat, der in den Krieg zieht und kämpft. Dafür braucht es fähige Politiker*innen, doch diese haben wir leider nicht. Die sind aktuell nur mit sich selbst beschäftigt.
Sorry, ist doch etwas länger geworden.