Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Ich und die Launen der Natur und der Gesellschaft bezüglich Männlichkeit

G

Gelöscht 78719

Gast
Muss den Text teilen. Hier der erste Teil:

Guten Morgen liebes Forum!

Ich muss mal sehen was das für eine Text bzw. Thread werden soll. Bin mir gerade noch unschlüssig und lasse mich selbst überraschen.

Jedenfalls war ich jetzt eine Woche am Bodensee zelten. Natürlich mal wieder allein. War dort u.a. auch auf zwei Konzerten. Natürlich auch dies wieder allein. Ich habe mich auch kaum getraut jemanden anzusprechen, obwohl ich mittlerweile sehr gut reden kann. Für manche mag das kein Problem sein allein zu sein. Für mich ist es das schon. An manchem Abend ging es mir deswegen sehr schlecht.

Seit Beginn des Jahres ging es eigentlich sehr gut bergauf bei mir. Zwar habe ich die schulische Ausbildung, die ich selbst bezahlen musste und für die ich kostenintensiv umgezogen bin, wieder abgebrochen, weil ich mich zu Hause nicht aufs Lernen konzentrieren konnte (in der Schule selbst hatte ich kein Problem mit Konzentration und Aufmerksamkeit), dafür habe ich an meinem neuen Wohnort aber eine Gruppe Psychiatrieerfahrener kennengelernt, in der ich mich seitdem auch engagiere. Außerdem habe ich eine Selbsthilfegruppe für Traumatisierte gegründet. Und seit der Europawahl habe ich Kontakt zu der Letzten Generation aufgenommen und war auch auf drei Ungehorsamen Versammlungen. Allerdings bin ich dabei nicht bis zuletzt auf der Straße geblieben, sondern habe häufig mit Passanten am Straßenrand gesprochen und Flyer verteilt. Ich finde die Aktionen auch immer noch gut und kann mich mit den Klimazielen der letzten Generation identifizieren (mehr nicht zu meiner Einstellung, bitte hier auch keine Diskussion über politische Themen), allerdings war das innere Awareness-Konzept der letzten Generation für mich Gift. Ich hatte die Organisation nicht so weit links eingeschätzt und empfinde es als Bashing vor allem an weißen Heteromännern, was dort vor sich geht (auch diesen Vorgang innerhalb der Letzten Generation will ich hier nicht diskutieren, sondern nur den Standpunkt klar machen, von dem ich ausgehe).

Vor meiner Reise an den Bodensee habe ich deswegen alle Kanäle zu dieser Organisation abgebrochen. Allerdings hatte ich wieder schwerwiegende psychische Probleme nach dem Abbruch bekommen und jetzt auch immer noch. Diese kannte ich einige Monate nicht mehr. Ich habe auch viel nachgedacht und bin mir gerade unsicher, ob da ein Zusammenhang besteht zwischen meiner eigenen Geschichte und dem Bild was das linke Milieu vom Heteromann und den Machtstrukturen zeichnet, die dieser angeblich hat und verteidigt. Eine solche Verallgemeinerung lehne ich immer noch ab, aber vielleicht kommen meine Probleme auch ein wenig von diesen Strukturen. Irgendwie war ich immer ein wenig anders. Ich dachte bislang, dass das von der Vaterfigur abhing, die ich hatte. Aber vielleicht ist da doch etwas erblich bedingt?

Schon im Kindergarten fand ich es ungerecht als viele andere Jungen die Mädchen in eine Hütte auf dem Spielplatz einsperrten. Als ich das sah, versuchte ich Verbündete zu gewinnen, die mit mir dagegen vorgehen würden. Ich fand aber nur meinen kleinen Bruder, der damals noch auf mich hörte. Ein anderer Junge, mit dem ich später einmal sogar für kurze Zeit befreundet sein sollte, meinte, dass er höchstens den Jungen helfen würde, aber doch niemals den Mädchen. Ich konnte das nicht verstehen. Allerdings verließ mich irgendwann der Mut und ich unternahm nichts weiter als ich sonst niemanden fand. Auch in der Grundschule war ich häufig auf Seiten der Mädchen, obwohl diese auch über mich spotteten.

Ich spielte zwar auch gerne mit Playmobil Cowboy und Indianer. Aber sehr oft ging es nicht wie bei Spielen von anderen Jungen darum wer der Stärkere ist, sondern um Gerechtigkeit. Auch waren häufig Frauen die Helden. Dies war auch bei meinem Filmgeschmack so. In einem Film, der mir noch in Erinnerung ist, ging es zum Beispiel um eine Piratenkönigin. Später als Jugendlicher schaute ich auch lieber Xena und Gabrielle im Fernsehen als Herkules und Iolaos.

Als sich dann meine Eltern scheiden ließen und wir Kinder mit meiner Mutter in die ehemalige Heimatstadt meiner Eltern zogen kam ich aufs Gymnasium. Ich hatte vorher schon große Probleme mit meinen Eltern, obwohl ich meine Mutter im Gegensatz zu meinem Vater sehr liebte. Auch damals hatte ich schon versucht Grenzen zu setzen wie es ein Kind nunmal kann. Viel Erfolg hatte ich nicht. Aber als mein Vater nicht mehr da war bekam ich die volle Breitseite von meiner Mutter ab. Vor allem zwar emotional, aber auch körperlich bekamen wir uns in die Haare. Da ich schon stärker war und die ungerechte Behandlung durch meine Mutter damit abwehren konnte, suchte sich meiner Mutter außerhalb Hilfe und fand auch Gehör. Ich musste zu Fachleuten, die nie ein Problem bei meinen Eltern sahen und ständig an mir etwas machen wollten. Für mich als Kind war diese ganze Situation existentiell bedrohlich und ich wehrte mich immer heftiger. Kennt ihr die drei Fs (also Fight, Flight, Freeze)? Irgendwie kam es bei mir damals zum Kampf. In der Literatur heißt es zwar oft, dass sich ein Kind nicht wehren könne (und würde?), aber ich tat es (und bekam dann noch zusätzlich einen auf die Fresse). Frage: Wehrt sich ein männlicher Mensch eher als ein weiblicher? Oder woran liegt es eurer Meinjung nach, dass sich jemand für Gegenwehr und nicht Flucht oder Einfrieren "entscheidet"?
 
G

Gelöscht 78719

Gast
Und hier der zweite Teil:

Im Gymnasium wurde ich sehr ruhig und zum Außenseiter wegen der Probleme in der Familie. Mir war peinlich was da vor sich ging und ich schämte mich, es war aber niemand da, mit dem ich darüber sprechen konnte. Als stiller Außenseiter wurde ich nun Opfer von Mobbingattacken. Besonders männliche Mitschüler versuchten an mir ihre Stärke zu beweisen, was ihnen aber zumindest körperlich oft nicht sehr gut gelang, da ich nicht wenig kräftig gebaut war. Diese Ränkespiele mochte ich aber nie. Im Gegenteil empfand ich es als sehr anstrengend. Für mich ging es lediglich darum, dass meine Grenzen gewahrt wurden. Von außen gesehen scheint es für viele aber doch danach ausgesehen zu haben, als ob ich bei den Machtspielen mitmachen würde. Jedenfalls sind mir solcherlei Kommentare von Mitschülerinnen in Erinnerung. Einige Mitschülerinnen beteiligten sich aber selbst am Mobbing, wobei sie zumeist die männlichen Mitschüler anfeuerten und deren Tatendrang durch die Bewunderung, die diese bekamen, noch steigerten. Erst als die anderen in der Oberstufe erwachsener wurde, hörte das Mobbing auf. Wobei ich dann teilweise im Jahrgang sehr gut integriert war, obwohl ich nie mehr so gute Kontakte wie in der Grundschule schließen konnte.

Als ich dann zu Beginn meines Studiums zur psychologischen Beratungsstelle der Universität ging, um vor allem über meine Problem mit der Familie zu sprechen, fing der Schlamassel erst richtig an. Meine Erfahrungen, auch mit weiteren Psychotherapeuten und Psychiatern, setzten sich vor allem dort fort, wo sie mit den Fachleuten aus meiner Kindheit aufgehört hatten. Die anderen, vor allem die Eltern, wurden verteidigt. Es sollte wieder an mir herumgebastelt werden. Dass ich wegen meines alkoholkranken Vaters, bei dem ich zu Anfang meines Studiums noch lebte, nicht richtig studiern konnte, wurde weder gesehen noch gewürdigt. Auch dass ich mich nebenbei anstrengte, zum Beispiel zum Tanzkurs ging, nebenbei anfing Prosa zu schreiben und versuchte die Kontakte zu Kommilitonen aufzubauen, was aufgrund fehlender Erfahrung nicht so einfach war, wurde häufig torpediert. Viel lieber war es den Fachleuten, dass ich ihnen folgte, als dass sie meinen Rücken stärkten. Ich bekam starke psychische Probleme und war immer häufiger Gast in der Psychiatrie. Als ich mich dann einmal gegen Nachbarn in Not wehrte, wurde mir auch nicht geglaubt. Dieser Punkt war Auslöser dafür, dass ich in die forensische Psychiatrie kam und mein Studium letztlich abbrechen musste als auch starke Medikamente schlucken musste. Auch als ich nicht mehr stationär dort war, musste ich jede Woche elf Jahre lang einmal bei der Ambulanz vorsprechen. Zum Glück fand sich gegen Ende doch eine Betreuerin in der Ambulanz, die mir glaubte und dafür verantwortlich war, dass ich vor wenigen Jahren endgültig entlassen wurde. Ich war am Ende schon so verzweifelt, dass ich heute nicht weiß, was passiert wäre, wenn ich noch länger betreut worden wäre. Das Ganze ging für mich auch mit einem unendlichen Schamgefühl umher, so dass ich während dieser Zeit auch kaum Kontakte zu anderen Menschen knüpfen konnte. Dieses Jahr konnte ich dann schließlich auch das letzte (niederpotente) Medikament erfolgreich absetzen.

Mir geht es seitdem viel besser. Auch hatte ich letztes Jahr meine erste, wenn auch kurze, Beziehung zu einer Frau, bei der es intim wurde. Doch sind immer noch die Probleme mit den Kontakten wie oben beschrieben da. Selbst als ich bei den UVs und einem Camp der Letzten Generation sehr gut integriert war und in letzterem viele Aufgaben übernahm, kam kein engerer Kontakt zu anderen zustande und ich fühlte mich einsam. Es ist nicht nur, dass ich nicht weiß, wie ich den Kontakt mit anderen halten soll (ansprechen klappt einigermaßen), es ist auch das innere Gefühl der Einsamkeit, das da ist, wenn ich in Kontakt bin.

Dann kam noch hinzu, dass der Heteromann laut linker Ideologie angeblich an der Pyramide der Macht stehen würde und diese auch zu verteidigen lernt. Macht zu haben war bei mir aber nie ein Thema, es war hingegen viel ein Gefühl der Ohnmacht dabei. Auch habe ich in der Familie nie gelernt, dass man sich durch Lautstärke durchsetzen würde, wie es angeblich der Heteromann lernen würde. Ich musste mir higegen erst hart erkämpfen, dass auch nur ein wenig auf meine Grenzen acht gegeben wurde.

In Partnerschaftsanzeigen schreibe ich mittlerweile hinein, dass ich nicht der total "starke Typ" bin, mich vielmehr auch gerne mal an meine potentielle Partnerin anlehnen möchte und auch von ihr möchte, dass sie mal die Führung übernimmt und ich mich fallen lassen kann. Dies entspricht nun mal meiner Natur. Diese habe ich zwar nie verleugnet, aber ich musste oft vorsichtig sein sie zu zeigen, weil es die Gefahr brachte wieder verletzt zu werden, insbesondere durch meinen Vater, bei dem ich nach den Streitereien mit meiner Mutter aufwuchs. Aber auch viele Fachleute verstanden das später nicht.

Gestern schrieb mir eine Frau mal wieder, dass sie einen "starken Typen" haben möchte, bei dem sie sich anlehnen könne (kann sie bei mir auch, aber nur bei Gegenseitigkeit) und keinen, der sich bei ihr anlehnen möchte. Daher wäre ich nichts für sie. Das ist kein Einzelfall. Auch ein Bericht in einer Zeitung, den ich gestern gelesen habe, macht mir Sorge. Demnach präferieren laut einer aktuellen Studie Frauen ausnahmslos - zumindest unterbewusst - maskuline Männer bei der Partnerwahl. Ich hatte bislang gedacht, dass es zumdest einige Frauen gibt, bei denen das nicht so ist.

Allerdings enspricht diese Art von Maskulinität nicht meiner Natur. Deswegen kann und werde ich mich auch nicht ändern. Ich mag auch viele Formen von Frauen: Schlanke wie breiter gebaute als auch muskulöse, große wie kleine. Ich kann mich nicht entscheiden, welche Form von Frau ich bevorzugen würde. Vielmehr sind mir Werte wie Einfühlungsvermögen und eine gewisse Bereitschaft der Frau selbst eine Beziehung anzubahnen und auch mal die Führung in dieser zu übernehmen wichtig. Was ich jedoch weiß ist, dass ich ein 100 prozentiger Heteromann bin, der weder das Bedürfnis hat sich umoperieren zu lassen noch sich weiblich zu kleiden oder zu schminken, aber mit dem was Männlichkeit für viele anscheinend ausmacht nicht viel anfangen kann.

Das kann ich, seitdem ich mich von Familie und Psychiatrie frei fühle, auch immer besser leben. Nur ist da diese Einsamkeit und seit dem Bruch mit der Letzten Generation auch wieder eine gewisse Desorientierung. Ich bin da jetzt etwas verwirrt. Außerdem passe ich damit wohl weder in dieses "linke" Weltbild noch irgendwo anderswo hinein. Bin ich also doch "Ausschuss der Natur"? Irgendwie fühle ich mich gerade wie ein Alien...

Keine Ahnung was ich für Antworten erwarte. Also fühlt euch frei drauf los zu schreiben, so lange es nicht unter die Gürtellinie geht. Ich muss mir jetzt noch das für mich gerade Schwierigste an diesem Text überlegen überlegen: Die Überschrift. 😜
 

Youshri

Aktives Mitglied
Dein klar geschriebener Text ist beeindruckend. Ich will nicht auf alle darin enthaltenen Themen eingehen, deshalb nur so viel.

Was ist daran falsch, mehr Verständnis für das Weibliche zu haben? Das kann doch nur ein Vorteil sein. Bei Dir kommt es mehr auf ethische Werte an, von daher hast Du eine sagen wir mal fortgeschrittenere Intelligenz als der grosse Haufen. Du kommst mir wie ein Waage-Typ vor, der hauptsächlich mental funktioniert, was nicht kopflastig heissen soll.
Dann verstehe ich nicht ganz, wieso Du in so frühen Jahren in der Psychiatrie gelandet bist. Diese ist doch nicht dazu da, ein Ersatz für Diskussionen, Debatten, berechtigtes Sichdurchsetzen zu sein. Sicher hast Du den Fehler begangen, Dich körperlich gegen Deine Mutter zu wehren. Damit hast Du ein gültiges Tabu gebrochen, und das geht nicht. Als Gerechtigkeits-Verteidiger müsstest Du das auch verstehen. Ich denke aber, dass Dir der Zugang zu einem natürlichen Gesetzeannehmen durch einen "abwesenden" Vater verwehrt war, da dieser wahrscheinlich labil wegen seiner Alkoholabhängigkeit war. Ja, vielleicht solltest Du daran arbeiten und auch ruhig den Gedanken einer eventuellen Vererbung dieser Tendenz in Betracht ziehen.
Wenigstens habe ich das Gefühl, dass Du durch die von Dir unerwünschten psychiatrischen Behandlungen erst so richtig krank gemacht wurdest. Oder aber Du hast ein triftiges Problem ausgelassen, und es ist uns deshalb nicht bekannt. Auf jeden Fall kommt mir diese Phase in Deinem Leben nicht so ganz nachvollziehbar vor.

Lass Dich nicht verunsichern, Du siehst Dich doch sehr klar selber. Denke daran, dass man sich von dem Bedürfnis nach Anerkennung befreien sollte. Du machst sicher Deinen Weg, so kommst Du mir nämlich vor. Wahrscheinlich brauchst Du Leute mit Reife, um Dich richtig nach Deiner Art binden zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:

Soul-Sister

Aktives Mitglied
Hey @tork
ich muss gleich anfangen zu arbeiten, deshalb jetzt gerade nur kurz. Du klingst wirklich wie ein sympathischer, lieber, reflektierter junger Mann.

Was für eine Lebensgeschichte, dass du nie Psychiater, Psychologen hattest, die tatsächlich hilfreich waren, dass du in der forensischen Psychiatrie gelandet bist, dass du immer mit Medikamenten vollgepumpt wurdest, die du scheinbar nicht unbedingt brauchst.

Lass dir nicht einreden, dass du irgendwie falsch bist. Du erinnerst mich an meinen Partner tatsächlich, der sehr, sehr lieb ist, der sich bei mir auch mal anlehnen darf ;) , der aber auch ein Problem mit Aggressionen hat. Ich glaube, weil er sich so hilflos fühlt manchmal. Ich denke, da solltest du ansetzen. Mal in einer Therapie besprechen, wie kann ich meine Emotionen regulieren, auch wenn die Umgebung sehr feindselig ist.

Denn das scheint doch unbestritten zu sein. Deine Eltern waren dir nicht unbedingt eine Hilfe, sie haben eher gegen dich gearbeitet. Aber du schaffst das trotzdem. Du wirkst wie ein intelligenter, auch emotional intelligenter Mann, du schaffst das! Und es gibt diese Frauen, die das schätzen, einen Mann an ihrer Seite, der für wirkliche Gleichberechtigung ist, was ja heißt, dass die Frau auch mal stark sein kann, bzw. stark sein muss. Du bist noch jung. Du wirst da noch eine passende Partnerin finden. 🍀
 
Zuletzt bearbeitet:

natasternchen

Aktives Mitglied
Muss den Text teilen. Hier der erste Teil:

Guten Morgen liebes Forum!

Ich muss mal sehen was das für eine Text bzw. Thread werden soll. Bin mir gerade noch unschlüssig und lasse mich selbst überraschen.

Jedenfalls war ich jetzt eine Woche am Bodensee zelten. Natürlich mal wieder allein. War dort u.a. auch auf zwei Konzerten. Natürlich auch dies wieder allein. Ich habe mich auch kaum getraut jemanden anzusprechen, obwohl ich mittlerweile sehr gut reden kann. Für manche mag das kein Problem sein allein zu sein. Für mich ist es das schon. An manchem Abend ging es mir deswegen sehr schlecht.

Seit Beginn des Jahres ging es eigentlich sehr gut bergauf bei mir. Zwar habe ich die schulische Ausbildung, die ich selbst bezahlen musste und für die ich kostenintensiv umgezogen bin, wieder abgebrochen, weil ich mich zu Hause nicht aufs Lernen konzentrieren konnte (in der Schule selbst hatte ich kein Problem mit Konzentration und Aufmerksamkeit), dafür habe ich an meinem neuen Wohnort aber eine Gruppe Psychiatrieerfahrener kennengelernt, in der ich mich seitdem auch engagiere. Außerdem habe ich eine Selbsthilfegruppe für Traumatisierte gegründet. Und seit der Europawahl habe ich Kontakt zu der Letzten Generation aufgenommen und war auch auf drei Ungehorsamen Versammlungen. Allerdings bin ich dabei nicht bis zuletzt auf der Straße geblieben, sondern habe häufig mit Passanten am Straßenrand gesprochen und Flyer verteilt. Ich finde die Aktionen auch immer noch gut und kann mich mit den Klimazielen der letzten Generation identifizieren (mehr nicht zu meiner Einstellung, bitte hier auch keine Diskussion über politische Themen), allerdings war das innere Awareness-Konzept der letzten Generation für mich Gift. Ich hatte die Organisation nicht so weit links eingeschätzt und empfinde es als Bashing vor allem an weißen Heteromännern, was dort vor sich geht (auch diesen Vorgang innerhalb der Letzten Generation will ich hier nicht diskutieren, sondern nur den Standpunkt klar machen, von dem ich ausgehe).

Vor meiner Reise an den Bodensee habe ich deswegen alle Kanäle zu dieser Organisation abgebrochen. Allerdings hatte ich wieder schwerwiegende psychische Probleme nach dem Abbruch bekommen und jetzt auch immer noch. Diese kannte ich einige Monate nicht mehr. Ich habe auch viel nachgedacht und bin mir gerade unsicher, ob da ein Zusammenhang besteht zwischen meiner eigenen Geschichte und dem Bild was das linke Milieu vom Heteromann und den Machtstrukturen zeichnet, die dieser angeblich hat und verteidigt. Eine solche Verallgemeinerung lehne ich immer noch ab, aber vielleicht kommen meine Probleme auch ein wenig von diesen Strukturen. Irgendwie war ich immer ein wenig anders. Ich dachte bislang, dass das von der Vaterfigur abhing, die ich hatte. Aber vielleicht ist da doch etwas erblich bedingt?

Schon im Kindergarten fand ich es ungerecht als viele andere Jungen die Mädchen in eine Hütte auf dem Spielplatz einsperrten. Als ich das sah, versuchte ich Verbündete zu gewinnen, die mit mir dagegen vorgehen würden. Ich fand aber nur meinen kleinen Bruder, der damals noch auf mich hörte. Ein anderer Junge, mit dem ich später einmal sogar für kurze Zeit befreundet sein sollte, meinte, dass er höchstens den Jungen helfen würde, aber doch niemals den Mädchen. Ich konnte das nicht verstehen. Allerdings verließ mich irgendwann der Mut und ich unternahm nichts weiter als ich sonst niemanden fand. Auch in der Grundschule war ich häufig auf Seiten der Mädchen, obwohl diese auch über mich spotteten.

Ich spielte zwar auch gerne mit Playmobil Cowboy und Indianer. Aber sehr oft ging es nicht wie bei Spielen von anderen Jungen darum wer der Stärkere ist, sondern um Gerechtigkeit. Auch waren häufig Frauen die Helden. Dies war auch bei meinem Filmgeschmack so. In einem Film, der mir noch in Erinnerung ist, ging es zum Beispiel um eine Piratenkönigin. Später als Jugendlicher schaute ich auch lieber Xena und Gabrielle im Fernsehen als Herkules und Iolaos.

Als sich dann meine Eltern scheiden ließen und wir Kinder mit meiner Mutter in die ehemalige Heimatstadt meiner Eltern zogen kam ich aufs Gymnasium. Ich hatte vorher schon große Probleme mit meinen Eltern, obwohl ich meine Mutter im Gegensatz zu meinem Vater sehr liebte. Auch damals hatte ich schon versucht Grenzen zu setzen wie es ein Kind nunmal kann. Viel Erfolg hatte ich nicht. Aber als mein Vater nicht mehr da war bekam ich die volle Breitseite von meiner Mutter ab. Vor allem zwar emotional, aber auch körperlich bekamen wir uns in die Haare. Da ich schon stärker war und die ungerechte Behandlung durch meine Mutter damit abwehren konnte, suchte sich meiner Mutter außerhalb Hilfe und fand auch Gehör. Ich musste zu Fachleuten, die nie ein Problem bei meinen Eltern sahen und ständig an mir etwas machen wollten. Für mich als Kind war diese ganze Situation existentiell bedrohlich und ich wehrte mich immer heftiger. Kennt ihr die drei Fs (also Fight, Flight, Freeze)? Irgendwie kam es bei mir damals zum Kampf. In der Literatur heißt es zwar oft, dass sich ein Kind nicht wehren könne (und würde?), aber ich tat es (und bekam dann noch zusätzlich einen auf die Fresse). Frage: Wehrt sich ein männlicher Mensch eher als ein weiblicher? Oder woran liegt es eurer Meinjung nach, dass sich jemand für Gegenwehr und nicht Flucht oder Einfrieren "entscheidet"?
Spannend, was Du über die Diskriminierung weißer Heteromänner bei der LG schreibst. Ich habe in einer linken Blase ähnliche Erfahrungen gemacht und mich hat das auch sehr abgeschreckt. Das nur als kleine Randnotiz zu Deinem Thema.
 

Kylar

Aktives Mitglied
Hi tork,
richte dich doch nicht so danach , wie du als Mann angeblich sein sollst.
Wenn es Frauen gibt , die gern einen starken Mann haben wollen, dann sollen die sich halt einen suchen. Du passt dann doch eh nicht zu denen, also ist es kein Beinbruch, wenn die dich nicht wollen.
Irgendwo wird es schon eine Frau geben, die dich genauso mag wie du bist.

Auch ansonsten sollte man nicht viel drauf geben, wenn Leute einem erzählen wollen "so sind Männer, so sind Frauen bzs so sollten Frauen und Männer denken/handeln". Selbst wenn es da statistische Unterschiede gibt, muss man sich ja nicht danach richten, wo so bei der Statistik der Schwerpunkt ist. Denn auch ein statistischer Durchschnitt bzw Trend ergibt sich nur aufgrund von unzähligen individuellen Einzelwerten, die sehr voneinander abweichen können.

In erster Linie bist du ein Mensch und Menschen sollten alle gleich bewertet werden. An Frauen und Männern verschiedene Standards zu legen ist ungerecht.
Also leb einfach dein Leben als Mensch.
 

MarinaM

Aktives Mitglied
Hmmm ... ich bin eine der Frauen, die einen sehr maskulinen Mann schätzen. Und ich weiss selbst, dass auch diese Männer nicht stark sind - sie müssen allerdings vertrauen, um das auch zeigen zu können. Ansonsten lassen sie sich nichts anmerken.
Ja, du hattest einen bescheidenen Start ins Leben.
Welche Gedanken ich dazu habe ?
Hast du dich vielleicht übertrieben gegen deine Mutter gewehrt ? Anschliessend sehr emotional argumentiert ? Könnte auch bei dem Nachbarn so sein .....
Mädels und Jungs necken sich. Das ist ein Spiel. Eine Art Balzverhalten im Frühstadium. Normalerweise tun die Jungs den Mädchen nicht weh. Und wir Mädchen lernen so, einen Jungen zu überzeugen, dass er uns beschützen soll. Allerdings sollte es schon einer der Rabauken sein. Klar kamst du da nicht an ....
Die Lust am Wettkampf, am Kräftemessen ist männlich. Siehst du auch in der Welt der Säugetiere. Die Männchen müssen kämpfen und siegen, um Sex haben zu dürfen ....... Natur pur.
Zu deinen Erfahrungen mit der Psychiatrie kann ich nichts sagen - nicht mein Gebiet.
Zu deinen Erfahrungen mit extremen Ideologen kann ich dir nur sagen - diese Ideologie ist der Klebstoff, der solche Gruppen zusammen hält. Egal wie bescheuert - du musst dran glauben. Ist wie in der Kirche - Zweifel, Nachdenken etc sind nicht erlaubt.
Persönliche Anmerkung - sei froh, diesen Terroristen entkommen zu sein. Du wärst der Typ, für solche Idioten im Knast zu landen. Und das würde dir gar nicht gut tun.
Kritisch sehe ich, dass du nun wieder eine Schule abgebrochen hast. Hast du eine Ausbildung vorzuweisen ? Auch deine Probleme mit der Konzentration und dem Alleinsein sehe ich als Punkte an, die du verbessern musst. Unbedingt. Erst dann bist du auch ein guter Typ Mann für eine Frau.
Oft ist es so, dass die maskulinen Männer eine gewiss Souveränität entwickeln. Was Frauen wie mich so richtig anmacht. Diese Art - ich will Erfolg haben - bleibt dieser aus muss ich härter mir selbst gegenüber werden und mein Glück zwingen - die hast du gar nicht. Macht aber nix - es gibt auch Frauen, die genau das nicht wollen. Du musst nur lernen, die einen von den anderen zu unterscheiden. Was aber nicht einfach ist. Die Erfahrung machst du ja gerade.
Du scheinst ein ziemliches Muskelpaket zu sein - schwierig, du schaust aus wie ein Krieger, bist aber keiner.

Ich kann dir nur wünschen, dass du auf deine Weise den Erfolg hast, mit dir selbst und deiner Geschichte ins Reine zu kommen. Deine Art zu akzeptieren. Dann klappt es auch mit Frauen ... du wirst sehen.
 

Marisol

Sehr aktives Mitglied
Da ich schon stärker war und die ungerechte Behandlung durch meine Mutter damit abwehren konnte, suchte sich meiner Mutter außerhalb Hilfe und fand auch Gehör. Ich musste zu Fachleuten,
Du hast deine Mutter geschlagen? Wie ist euer Verhältnis heute?
Ich bekam starke psychische Probleme und war immer häufiger Gast in der Psychiatrie. Als ich mich dann einmal gegen Nachbarn in Not wehrte, wurde mir auch nicht geglaubt. Dieser Punkt war Auslöser dafür, dass ich in die forensische Psychiatrie kam
Du hast deinen Nachbarn geschlagen?
Auch als ich nicht mehr stationär dort war, musste ich jede Woche elf Jahre lang einmal bei der Ambulanz vorsprechen
Dann war das nicht nur eine Reflex-Schelle.
Auch habe ich in der Familie nie gelernt, dass man sich durch Lautstärke durchsetzen würde, wie es angeblich der Heteromann lernen würde.
Warum befasst du dich mit solchen Klischees?
Allerdings enspricht diese Art von Maskulinität nicht meiner Natur.
Das ist doch ok. Du musst überhaupt keinem Bild entsprechen.
Außerdem passe ich damit wohl weder in dieses "linke" Weltbild noch irgendwo anderswo hinein. Bin ich also doch "Ausschuss der Natur"? Irgendwie fühle ich mich gerade wie ein Alien...
Warum willst du in irgendein Weltbild passen?
Fang eine neue Ausbildung an, ziehe sie durch. Verarbeite deine Vergangenheit.
Und höre auf damit, ständig anderen irgendeine Schuld zuzuweisen. Das bringt dich nicht weiter.
Auch ein Bericht in einer Zeitung, den ich gestern gelesen habe, macht mir Sorge. Demnach präferieren laut einer aktuellen Studie Frauen ausnahmslos - zumindest unterbewusst - maskuline Männer bei der Partnerwahl.
Bist du feminin? Männer sind maskulin. Es ist sehr individuell, wie man den Begriff besetzt. Du kannst heute als Mann sein, wie du lustig bist. Du kannst dich mit Etiketten vollpappen. Oder es auch lassen.
Viel wichtiger für die Partnerinnensuche sind Job und Wohnung.
 

Postman

Urgestein
Bist du feminin? Männer sind maskulin.
Vom Geschlecht her, ja.

Aber wenn man etwas an sich ablehnt (aufgrund der eigenen Geschichte meistens), kann das schon Probleme geben.

Deshalb finde ich diesen Rat hier sehr wichtig:

Ich kann dir nur wünschen, dass du auf deine Weise den Erfolg hast, mit dir selbst und deiner Geschichte ins Reine zu kommen. Deine Art zu akzeptieren. Dann klappt es auch mit Frauen ... du wirst sehen.
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
G Kein Mitglied unserer Gesellschaft mehr Ich 9
O Bin ich zu weich für diese Gesellschaft? Ich 62

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben