Da fällt mir jetzt nur der Spruch eines weisen Menschen ein: „das Leben ist eins der riskantesten/ gefährlichsten und endet immer mit dem Tod“.
Ich selber bin nicht gerade weise, habe vor dem Hauskauf Bauchschmerzen bekommen, zwei Nächte drüber geschlafen und dann den Kaufvertrag unterschrieben. An den Schuldenberg habe ich mich überraschend schnell gewöhnt - zum Glück.
Ich war losgezogen, einen 12-Meter-Reisebus mit 3 Achsen zu kaufen und zum Wohnnmobil umzubauen, weil es kein bezahlbares Haus gab, als Mutter einen Zettel im Fenster sah : Haus zu verkaufen.
Mit der Verkäuferin bin ich durch gegangen. Es war alles Schrott. Wirklich alles.
Es gab keinen einzigen(!) Dachbalken, der nicht durch gebrochen war, zweiadrige Stromleitungen mit Stoffisolation aus dem Weltkrieg, 5cm Zement auf Dreck - als Böden.
Es gab aber ein Klo und eine alte Wanne, Warmwasser und ein bewohnbares Mini-Zimmer mit 1.75m Deckenhöhe, wo ich aufrecht rein passte.
Eine halbe Stunde nach dem Gespräch hatte ich einen fehlenden Restbetrag bei einem Freund organisiert, konnte zahlen und hab den Vorvertrag auf einem Zettel abgeschlossen.
Der Mann der Verkäuferin war Architekt. Er hat mich deutlich gewarnt.
Weil ich aber ab etwa 22 über mehrere Jahre Oldtimer komplett restauriert hatte, wusste ich, daß ich das kann.
Es war sehr hart.
Innen das ganze Haus einen halben Meter tief ausgegraben und durchs Fenster auf den Anhänger geschüppt und dann weg gefahren. Mauern aus gebrauchten Pflastersteinen, Stuck aus Putz im Ziehverfahren, Schalungen aus Sperrmüll-Möbeln mit Spax-Schrauben gebaut, Elektro, Wasser, Abwasser neu, Restposten Marmorfliesen, Cotto, Sandgranit besorgt.
Bei einer Spedition wurden Einweg-Gestelle aus rotem Tropenholz aus Japan entsorgt: ein paar Anhänger voll Brettchen, 5x1,5x90 cm. Daraus habe ich 15.200! Stäbchen auf der Kreissäge für ein Parkett im Fischgrät-Muster gesägt, tagelang.
Auch besteht daraus die komplette Innenverkleidung des Dachstuhls - zwischen den Balken, die deswegen dicker sein mussten.
Dafür dass ich die Brettchen kriegte, musste ich den Arbeitern aber dieselbe Menge Kaminholz anliefern.
Leider musste ich mit dem Parkett erst mal aufhören, als eines von den Stäbchen klemmte und wie ein Geschoss aus der Säge flog, und mir die Fingerkuppe vom Zeigefinger ab rasiert und im Mittelfinger 5 Brüche hinterlassen hat. Nachdem ich ihn gerade gebogen habe und es passte, hab ich ihn am Ringfinger fest geklebt und konnte weiter machen.
Die zweiteilige Eingangstüre (wie bei einem Pferdestall) besteht aus selbst gesägten Brettern aus alten Eichenbalken mit Wurmlöchern, (Verzierungen mit der Oberfräse und Flex). Es war billiger, die Sägeblätter durch Nägel zu ruinieren als alte Bretter zu kaufen ( die es aus dem Grund auch nicht gab).
Scharniere und der Schließriegel sind von einem Jugendfreund , der Kunstschmied war, als Schloss dient wegen der Türdicke ein verbautes Tresorschloss, denn dafür gibt es lange Schlüssel.
Das Fensterscheibchen hat ein Glasdesigner aus 25mm dickem Glas geschliffen und eine Rose drauf geätzt. Um Geld für Stromleitungen zu sparen ist eine antike Drehklingel an der Türe verbaut.
Die Türrahmen innen bestehen aus alten Vollholz-Regal-Brettern vom Sperrmüll. Auf der Kreissäge und mit einer Fräse hergestellt geht das ganz gut. Löcher kann man mit Autospachtel verschließen und damit auch alle Beschädigungen reparieren. Kurz überschleifen, lackieren, fertig.
Die Holzfenster mit Sprossen waren teuer, drum bestellte ich davon nur jeden Monat eins. Damit ich wusste welche Sprossen wohin kamen hab ich verschiedene Sprossen mit Tape auf die alten Fenster dekoriert. Auch mussten es Stangenriegel-Verschlüsse wie im vorigen Jahrhundert sein. Die gabs noch.
Ausserdem hab ich die Sonne beobachtet, in welchem Winkel sie rein scheint und hab ausgerechnet, wieviel schmaler ich die Fensterrahmen machen muss, um trotz Sprossen dieselbe Lichteingangsfläche zu haben. Denn die Fensterbacken sind von aussen verziert. Grössere Fenster ging nicht, auch wegen dem vermutlich verbauten Fachwerk in der Wand.
Den Dachstuhl hatte ich an einem Tag abgetragen, die Pfannen für einen Gartenschuppen meinem Bruder gebracht und die Balken für den Kamin.
Ein Gewitter kündigte sich an. Bei den Pfadfindern gabs ein riesengroßes Mannschaftszelt. Das hab ich (ohne Füße) anstatt des Dachs oben auf das Haus gebaut, bis der Zimmermann kam.
Unterdessen hatte ich abends noch auf einem Platz etliche Quadratmeter Holzbretter weiss gespritzt, die unter dem Dachüberstand montiert werden mussten. Der Dachdecker wollte am nächsten Tag anfangen und dann musste das fertig sein.
Alles ging - irgendwie.
Wenn es aber darum ging, 800kg Steine zu holen ( mehr packte der alte Mercedes-G innen drin nicht) war ich jedes mal fertig. Man muss sie ja einladen, dann wieder ausladen, dann zum Mauern wieder aufs Gerüst und dann verarbeiten, und hat sie dann schon 4x angefasst. Drum hab ich als Erholung Wände verputzt oder Kabel verlegt.
Auf dem Großmarkt in Düsseldorf wurden zwei große Eoropaletten Eistee entsorgt: abgelaufen.
Die hab ich abgeholt, ausgetrunken und aus geschwitzt
Allerdings ist derartiger "Luxus" nicht unbedingt jedermanns Ding und mindestens so anstrengend wie dieselbe Zeit Aktiv-Urlaub.