Ja, er hat richtig scheiße gebaut, und es gibt Gründe, wieso er ins Gefängnis muss. Das will ich auch gar nicht schönreden. Das macht es für Angehörige trotzdem nicht einfacher. Er war im übrigen nicht vorbestraft.
Er ist kein schlechter Mensch und bereut, was er getan hat. Er kann es aber nicht mehr rückgängig machen und steht für das ein, was er gemacht hat. Er hat auch Angst vor dem Gefängnis, aber ist selber der Meinung, dass er da durch muss. Ich sehe, wie sehr ihn das belastet und will ihn daher nicht vollheulen. Im Moment will er versuchen, die Zeit, die er vorher noch hat, zu genießen.
Ich mache mir dennoch große Sorgen um ihn. Wie er die Zeit psychisch übersteht, und vor allem habe ich Angst, dass ihm dort etwas passiert. Ich mache, seitdem ich es weiß, kein Auge mehr zu, und wenn, dann habe ich nur noch Albträume. Wenn ich wach bin, dann denke ich darüber nach, wie es ohne ihn sein wird und ich dann mein Leben normal weiterleben soll, so als wäre nichts. Ich kann ihn zwar besuchen, aber nur einmal im Monat. Das ist ja quasi nichts.
Ich wusste von Anfang an von der Straftat. Ich war natürlich nicht dabei, aber wir kannten uns zu der Zeit schon.
Wir sind erst wenige Wochen zusammen, aber haben dafür auch etwa ein Jahr gebraucht. Ich will diese Beziehung, weil ich ihn liebe und sicher bin, dass er nicht nochmal straffällig wird. Drogen spielen keine Rolle, aber Aggressionen waren ein Problem. Die Situation hat sich aber grundlegend geändert, und den Grund für die Aggression gibt es nicht mehr.
Das hört sich doch ganz gut und reflektiert an, finde ich. Unter diesen Voraussetzungen sehe ich gute Chancen, dass das klappt.
Hat dein Freund aktuell eine feste Arbeit oder macht er eine Ausbildung? Hat er einen guten Anwalt? Vielleicht wäre es für ihn dann sogar möglich, gleich in den offenen Vollzug zu kommen?
Ein Anwalt könnte sich auch dafür einsetzen, dass dein Freund in einem Bereich untergebracht wird, wo er als Homosexueller voraussichtlich nicht so gefährdet ist, angefeindet zu werden. Es kann auch beantragt werden, die Haft in einer bestimmten JVA anzutreten oder dorthin verlegt zu werden, damit Besuche möglichst problemlos möglich sind. Oder den Haftantritt zu verschieben, falls entsprechende Gründe dafür vorliegen.
Du kannst außerdem viel dafür tun, dass dein Freund durch die Haftzeit möglichst wenig an stabilisierenden Faktoren verliert: Dass er seine Wohnung behalten kann beispielsweise, ggf. seine Arbeit, dass seine finanziellen und behördlichen Angelegenheiten betreut werden, seine Angehörigen und Freunde zu ihm halten usw..
Und macht bei den entscheidenden Stellen auch deutlich, dass solch ein stabiles soziales Umfeld besteht!
Falls dein Freund noch keine Ausbildung/Arbeit hat, schaut euch unbedingt schon jetzt nach Möglichkeiten um, was er nach der Entlassung tun könnte, um dann eine gute Perspektive für sein weiteres Leben zu haben. Es wäre gut, wenn dazu irgendetwas Konkretes wie z.B. eine verbindliche Zusage eines Arbeitgebers oder Ausbidungsinstituts vorgelegt werden könnte.
Hat dein Freund soziale Verpflichtungen, sind Angehörige oder nahe Bezugspersonen auf seine Unterstützung angewiesen und ist es wichtig, dass er dieser Verantwortung baldmöglichst wieder nachkommen kann? Dann legt das nachvollziehbar dar.
Wenn dein Freund eine andere Person geschädigt hat, kann sich auch eine überzeugende Entschuldigung, das Angebot einer Entschädigungszahlung u. Ä. positiv auswirken.
Im Vollzug muss er sich natürlich vorbildlich verhalten, kooperieren, sich nicht provozieren lassen, keine Aggressionen zeigen usw..
Je deutlicher
gleich von Anfang an ist, dass dein Freund seine Tat sehr bereut, entschlossen und intensiv an einem zukünftig straffreien Leben arbeitet und die Voraussetzungen dafür gut sind, desto besser sind seine Chancen, einen günstigen Vollzugsplan zu erhalten. Auch wenn er erstmal in den geschlossenen Vollzug kommt... vielleicht gibt es dann bald Lockerungen oder er kann sogar zeitnah in den offenen Vollzug wechseln, wenn gute Gründe dafür vorliegen (Erwerbstätigkeit/feste Beschäftigung tagsüber) und es ihm aufgrund des positiven Eindrucks, den er vermittelt, zugetraut wird. Und die letzten Monate sollten eigentlich auch zur Bewährung ausgesetzt werden können, wenn alles gut läuft.
Garantien dafür gibt es nie, es kommt letztendlich immer auf die Personen an, die die Entscheidungen treffen. Aber ihr könnt zumindest viel dafür tun, seine Chancen zu erhöhen.
Lasst euch von einem Anwalt mit Erfahrung in diesem Bereich gut beraten, damit ihr alle Möglichkeiten ausschöpfen und beste Voraussetzungen schaffen könnt. Und du könntest dich außerdem auch mal nach einer Angehörigengruppe umsehen, wo du Unterstützung und hilfreiche Ratschläge erhalten könntest.
Viel Glück dabei! 🍀 🙂