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Mutter tot- was soll ich tun?

Traurigezeit

Mitglied
Na klar hatte sie bestimmt schöne Momente. Ich hoffe es zumindest, aber ihr Radius war sehr klein und ohne mich konnte sie nichts machen, weil sie kein Auto hatte und wir sind meistens nur Kaffeetrinken gegangen oder haben was eingekauft oder zum Arzt gegangen. Das sind jetzt wahrscheinlich nicht die schönsten Momente, weshalb ich mir vorgenommen hatte, vielleicht ein paar Tage mit ihr wegzufahren oder was anderes schönes zu machen. Ich sage das auch nicht nur so ich hatte das wirklich vor, da ich gespürt hab, dass die nächsten Jahre begrenzt sind. Da bin ich aber ehrlicherweise so von fünf Jahren ausgegangen.Ich habe gar nicht auf dein geschilderten Fall reagiert. ich finde, der ist ehrlich gesagt nicht mit meinem Fall vergleichbar. Du hattest einen Arzt, der deiner Freundin einen Rat gegeben hat. Den hast du bekräftigt, da er der Experte bist. Ich habe nicht nach ärztlichen Rat gehandelt. Ich hätte ihr den Sauerstoff bringen müssen.
Ich bin viel in Foren unterwegs und belesen mich. Ich lese von Leuten, die über Monate oder Jahre trauern und das scheint normal zu sein. Ich kann mir das bei mir nicht vorstellen. Ich glaube ich gehe irgendwann wieder in die Normalität und verdränge einfach alles und lebe mit der Schuld, das kann ja nicht normal sein.
 

GrayBear

Aktives Mitglied
Doch genau das ist "normal", auch wenn ich dieses Wort überhaupt nicht mag. Ich kenne keinen, der sich in diesem Leben nicht schon mit irgendetwas schuldig gemacht hätte, von Babys und einer ominösen Erbsünde einmal abgesehen.

Wenn Du Dein Leben in einer Woche oder einem Tag wieder ganz "normal" aufnimmst, warum nicht? Mit auch ein Kennzeichen der Trauer ist, dass sie in Wellen kommt und geht. Niemandes Trauer ist mit anderen vergleichbar. Wenn Du das alles erst mal verdrängen willst, dann mach das. Und wenn Du Zeit und Kraft zum Trauern hast, dann mach auch das.

Ja, mein "Fall" ist mit Deinem Leid nicht vergleichbar. Ich wollte Dir damit nur an einem Beispiel sagen, dass man dieses Leben nicht leben kann, ohne Schuld auf sich zu laden.
 

Weihnachten

Mitglied
Liebe oder lieber Traurigezeit,
Mein Mitgefühl und meine Anteilnahme seien dir gewiss. Ich telefoniere viel mit meiner Mutter, daher kam, dass ich deine Geschichte mit meiner verglich.
Du machtest viel mit deiner Mutter, Kleinigkeiten, scheinbar Belangloses, aber ich bin ganz sicher, dass es diese Kleinigkeiten waren und SIND, wodurch du ihr Leben schön, voll und lebenswert gemacht hast.
Meine Mutter sagt oft, wie sehr ihr diese Telefonate Kraft und Lebensfreude geben.
Dass du an diesem einen Tag vielleicht in Gedanken schon wo anders warst, weil so viel Alltäglichkeit zwischen euch beiden herrschte, das ist traurig, aber auf der anderen Seite auch eurem besonderen Verhältnis geschuldet.
Bei euch beiden war so viel Grundvertrauen und Gewohntsein, dass diese spezielle überlebenswichtig Sauerstoff Versorgung Teil der Normalität geworden ist.
Hinterher ist immer leicht, sich oder anderen Vorwürfe zu machen. Aber das bringt nichts, also sei gnädig mit dir, dich trifft keine Schuld.
Wir können alle nicht wissen, was Ihre Gedanken der letzten Momente waren. Wenn ich von mir ausgehe, und auch wenn ich deine Beschreibung ihrer Person bedenke, glaube ich eher, dass sie eine Art 'Innerer Monolog' geführt hat, etwa, 'so, das ist jetzt also mein Fehlen der Luft', 'was passiert mir?' 'Ich werde so leicht', 'was ist jetzt?' 'Oh!' 'Ah', alle möglichen fragmentarischen Gedanken, Unzusammenhängend, aber wahrscheinlich nicht mehr Gedanken an diese Welt, oder, 'Hätte er/sie mich doch nur hier hoch begleitet, könnte mir Sauerstoff reichen, ...'
Lass sie ruhen, und finde Ruhe in deiner Erinnerung mit ihr, nimm sie in Ruhe zu dir, traure mit ihr, ruhe mit ihr.
Sie behält dich als ihr sie unsorgendes Kind.
 

Savay

Aktives Mitglied
Es tut mir sehr leid, der Verlust deiner Mutter. Darf ich fragen, was deine Mutter hatte?
Es war eine neurodegenerative Erkrankung zusammen mit Parkinson.
Dazu war ihr Gehirn auch vom Alkoholismus geschädigt. Ein Grund warum ich nicht zu 100% dabei war. Ich dachte mir irgendwie das ist das Resultat und muss sie jetzt halt durch. Andererseits finde ich heute noch, das viel zu viele Medikamente gegeben wurden.
Gut sie hatte noch fast 2 Jahre eine ziemlich gute Zeit, besser als mehr Jahre aber mit Schmerzen? Hm.

Ich hätte sie vollkommen überwachen müssen, die Ärzte überwachen müssen, mich belesen müssen welche Medikamente sinnvoll sind, eigentlich Medizin studieren müssen. Vielleicht wäre ich dann mit meinem Handeln zufrieden gewesen.
Aber das alles war unrealistisch. Ich musste die Verantwortung abgeben. An sie und an Ärzte.

Zum Teil musstest du auch diese Verantwortung abgeben. Immer genau zu wissen wann und was richtig ist und danach zu handeln, das kann wohl nur ein Gott sofern man daran glauben mag.

Ich glaub es ist besser wenn man nicht so sehr an die letzten Jahre denkt, sondern an die Zeit wo der geliebte Mensch noch nicht von der Krankheit gezeichnet war.
Aber das kommt dann mit der Zeit wohl erst.

Ich hatte auch lange immer wieder überlegt was ich anders hätte machen sollen. Wo genau mein Versagen auszumachen ist.

Aber wie gesagt man weiß es nicht, ob es anders gekommen wäre auch wenn man alles richtig gemacht hätte.
Schuldgefühle sind nur eine unnötig Last die auch nichts mehr ändern.
So habe ich es schon recht früh gesehen. Mit Schuldgefühlen ist rein gar nichts gewonnen. Deiner Mutter bringen sie auch nichts.
Was haben sie dann für einen Sinn?
Du fühlst dich schlecht wenn du dich nicht schuldig fühlst, richtig?
Du fühlst dich schlecht wenn du einfach weiter wie bisher dein Leben lebst. Hm.
Ich würde einfach sagen, dieses schwere Päckchen musst du dir nicht aufladen.
Es tut dir sicher leid. Mehr geht gar nicht.
Du brauchst dich nicht selbst strafen um irgendetwas wieder gut zu machen. Du hast es so gut gemacht, wie du es in dem Moment konntest.

Dieses Pflichtgefühl bei Besuchen kenne ich auch. Oft besucht hatte ich sie aus verschiedenen Gründen am Schluss auch nicht.
Ihr Leben bestand ja aus mehr als den letzten Monate.

Wenn man es nicht besser gemacht hatte, dann einfach weil man es nicht besser konnte. Warum sich das vorwerfen?
 

Salome64

Aktives Mitglied
Da meine Mutter nicht mehr gut bei Luft war, brauchte sie eigentlich Sauerstoff. Hat sie aber immer nur zwischendurch genommen zum Beispiel wenn wir im Auto waren
Genau aus dem Grund allein bist du schon nicht schuld. Es hört sich nicht so an, als ob sie geistig beeinträchtigt und nicht bei vollem Verstand gewesen wäre. Es gibt keinen Grund, sich wegen eines Sauerstoffgeräts zu schämen und es deswegen nicht zu nutzen. Sie hat das für sich selbst so entschieden. Du hast ihr geholfen und sie unterstützt, so gut du konntest.

Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit, aber mach dir bitte keine Vorwürfe. Das würde deine Mutter auch selbst nicht wollen. Womöglich ist ihr durch den schnellen Tod, auch wenn sie eigentlich noch zu jung dafür war, auch viel Leid und Siechtum hinsichtlich ihrer ja anscheinend doch schon ziemlich fortgeschrittenen Erkrankung erspart geblieben. Sie hat sich an ihrem letzten Tag nicht gut gefühlt, aber sie hat ihn mit dir verbracht. Irgendwann wird dich dieser Gedanke trösten.
 

Dalmatiner

Aktives Mitglied
Du bist (wahrscheinlich) kein Pflegeprofi. Woher hättest du wissen sollen, daß deine Mutter den Sauerstoff benötigt unf sie diesen unbedingt zum Ausflug mitnehmen und anwenden muss? Das Personal einer Lungenklinik hätte das gewusst, aber du?

Wenn überhaupt jemand für den Tod verantwortlich ist, dann deine Mutter selbst. Denn sie schämte sich, mit dieser Apparatur das Haus zu verlassen. Sie hat entschieden, dieses Risiko einzugehen. Das ist auch ihr gutes Recht. Aber es ist nicht deine Pflicht, alles zu wissen und jede theoretisch bestehende Gefahr auszuschließen.
 

Salome64

Aktives Mitglied
Wenn überhaupt jemand für den Tod verantwortlich ist, dann deine Mutter selbst. Denn sie schämte sich, mit dieser Apparatur das Haus zu verlassen. Sie hat entschieden, dieses Risiko einzugehen.
So krass wollte ich es nicht ausdrücken, aber genau so ist es. Mit meiner Mutter habe ich ähnliches, einfach total unvernünftiges Verhalten, hinsichtlich gesundheitlicher Belange erlebt. Man sollte eher wütend auf sie sein, dass sie einen mit solchen Vorwürfen zurücklassen, obwohl sie selbst zu ihrem eigenen plötzlichen Tod beigetragen haben. Denn ich habe mir zuerst natürlich auch Vorwürfe gemacht, obwohl ich nichts hätte ändern können. Genau so wenig konnte die TE ihre Mutter wohl zwingen, das Sauerstoffgerät immer zu nutzen.

Sie sind diese Risiken eingegangen und haben auch nicht dran gedacht, wie es uns Kindern dann damit ergeht. Und genau so wenig haben wir Schuld!
 

Traurigezeit

Mitglied
@Weihnachten
Danke für deine lieben Worte! Meine Mutter war oft, sehr hektisch und panisch. Es wäre schön, wenn ich glauben könnte, dass sie solche entspannten Gedanken gehabt hätte. Das kann ich aber leider nicht. Dafür sah der Ort, als ich sie gefunden hab auch zu verwüstet aus Sie lag auf dem Boden und hat noch ein kleines Schränkchen mit gerissen, ich hab so Sorge, dass sie da lange lag und ich einfach nicht reden konnte beziehungsweise Hilfe holen konnte. Und nur weil ich nicht da war. Weil ich ihr gesagt hab im Sitzen brauchst du das Spray nicht. Weil ich nicht auf eigene Faust flott die 10 m gegangen bin Und das Gerät geholt habe. Es sind jetzt nicht mal ganz drei Tage her in ein paar Stunden erst. Ich weiß nicht wie das weitergehen soll. Mein Bruder ist schon arbeiten und verkraftet das irgendwie besser. Ich bleibe erst mal zu Hause. Ich habe ja auch ihren Hund hier und weiß ehrlich gesagt doch gar nicht, wie wir das alles mit ihm hinkriegen sollen Aber weggeben kann ich ihn ja nicht. Ich habe immer gesagt, sie solle sich keine Sorgen machen. Im Zweifel nehme ich ihn. Wir hatten ihn aber erst seit neun Monaten. Ich muss heute anfangen, mich um Sachen zu kümmern, mein Bruder natürlich auch morgen zum Beerdigungsinstitut in ein paar Tagen, wenn die Wohnung aufgelöst ist, ist es so, als ob sie nie da war. Das hört sich schrecklich an .
 

Traurigezeit

Mitglied
@Dalmatiner
Nein, das bin ich nicht. Aber ich wusste um die Situation. Ich habe alle Ärztebriefe gelesen. Darin stand, dass sie bei Bewegung Sauerstoff benötigt. Seit zwei Wochen hat sie auch das immer mehr akzeptiert. Für sie war’s schwer sie wollte nicht als kranke draußen gesehen werden. Die Leute gucken schon extrem das hat sie gemerkt. Ich war stolz auf sie. Ich hätte aber sagen müssen du nimmst das jetzt. Und ich bin mir sicher hätte ich in den Drogeriemarkt das Sauerstoffgerät geholt, hätte sie es genommen, weil sie einfach nicht gut ging. Stattdessen sind wir einfach ausgegangen und sie ist in die Unterversorgung gekommen. Klar, kann man jetzt auch sagen, dass sie natürlich auch da eine Mitschuld dran hat, das bestreite ich ja gar nicht. Aber alles was wir an dem Tag gemacht haben, ist auf meine Kappe gegangen und sie hat es mir zu Liebe gemacht ich hab sie überanstrengt.
 

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