Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Sinn von Arbeit immer mehr in Frage gestellt?

bird on the wire

Aktives Mitglied
Ich weiß gar nicht, ob die alle soviel weniger arbeiten als früher.
Wenn man das mal auf ein ganzes Arbeitsleben betrachtet, dann müssen alle schon deutlich länger arbeiten als noch vor einigen Jahren. Aktuell bis 67 .
Als ich angefangen habe zu arbeiten, in den 80er Jahren, war das Renteneintrittsalter deutlich geringer. Ich meine bei Frauen 60 und Männer 63 oder 65.

Außerdem setzen junge Frauen nach der Geburt eines Kindes nicht mehr wie früher viele Jahre mit der beruflichen Arbeit aus. Zumindest in den westlichen Bundesländern kenne ich das als Kind und junge Frau noch anders. Frauen waren vielfach nach der Hochzeit gar nicht berufstätig und zumindest nach der Geburt der Kinder jahrelang nicht im Beruf. Heute erlebe ich das bei den jungen Müttern eher, daß sie relativ bald nach 1-3 Jahren zumindest Teilzeit wieder in den Beruf einsteigen.

Die reguläre wöchentliche Arbeitszeit hat sich dagegen in den letzten Jahrzehnten gar nicht so sehr verändert. Die meisten, die ich kenne haben eine 39-Std-Woche. In Ausnahmen 35-Std-Woche, die ist allerdings bereits vor Jahrzehnten erstritten worden. Bei Beamten ist vor Jahren die Arbeitszeit als Sparmaßnahme des Öffentlichen Dienstes sogar angehoben worden auf 41-Std-Woche.

Dazu muß man bedenken, daß heute Arbeit auch nicht mehr direkt im Ort ist. Als ich jung war, kannte ich niemanden, der 1 oder mehr Stunden zur Arbeit pendelte. Das ist ja noch tägliche Fahrzeit, die auf die Arbeitszeit aufzurechnen ist.

Ich finde es völlig ok, den Wunsch zu haben, die Arbeitszeit flexibler zu verteilen auf das ganze Berufsleben betrachtet.

Man richtet sich darauf ein, bis 67 oder vielleicht sogar länger zu arbeiten. Viele meiner Kollegen, die in den letzten Jahren in Rente gegangen sind, arbeiten bei uns im Betrieb weiter. Nicht unbedingt aus finanziellen Gründen (deren Renten sind schon sehr gut, da es sich vielfach um Ingenieure etc. handelt) sondern weil sie einfach noch gerne in geringfügigem Umfang beschäftigt bleiben wollen. die arbeiten also noch länger. Wer sagt denn, ob die jungen Leute das später nicht auch tun werden? Nicht jeder gut ausgebildete, erfahrene Fachmann läßt mit Renteneintritt den Griffel oder Schraubschlüssel fallen.

Manche fangen auch früher an, ihre Arbeitszeit zu reduzieren und richten sich so darauf ein, mehr Jahre zu arbeiten. Ich z.B. habe über 30 Jahre Vollzeit gearbeitet, dann 2 Sabbatjahre gemacht und habe mich jetzt für die letzten Arbeitsjahre entschieden nur noch 4 Tage die Woche zu arbeiten.

Frauen setzen nicht mehr ein Jahrzehnt oder länger aus, wenn sie Kinder bekommen. Sie wollen Beruf und Familie verbinden. Sie erwarten daher, daß auch der Mann sich in die Familienarbeit einbringt und ggf. Stunden reduziert und sie arbeiten in reduziertem Umfang (aber meist deutlich mehr als der früher übliche Halbtag) weiter.

Ich finde es vollkommen ok. daß junge Leute sagen, sie wollen eine flexible Arbeitszeitgestaltung und andere Arbeitszeitmodelle in ihrem Leben umsetzen. Die Kinder meiner Freunde, insbesondere die jungen Frauen, die jetzt ins Berufsleben einsteigen, sagen ganz klar, daß das für sie Priorität hat. Sie gehen von einem langen Arbeitsleben aus ohne jahrzehntelange Unterbrechung wegen der Kinder, aber sie wollen diese Arbeitszeit so verteilen und so flexibel gestalten, daß andere Lebensbereiche gleichwertig neben der Arbeit stehen können.

Wer von uns möchte denn ernsthaft die Zeiten zurück, in der Frauen zuhause blieben und Männer kaum am Familienalltagsleben teilnehmen konnten, weil sie 5 oder gar 6 Tage die Woche bis abends außer Haus waren?

Und ich glaube auch, daß sich zukünftig der aktuell noch vorherrschende Gedanke, wenn Rente, dann Schluß mit Arbeit, verändern wird. Warum nicht 1 Tag in der Woche weiterarbeiten? Auch der alte Dachdecker muß ja nicht mehr mit 70 selbst aufs Dach, wenn es körperlich nicht mehr geht, aber wenn er noch Kundenberatung durchführen kann? Warum nicht?

Und was die zukünftige Rentenhöhe der jungen Menschen angeht: Ich erlebe den Wunsch nach Flexibilität und Arbeitszeitreduzierung vor allem bei gut verdienenden jungen Menschen, die bereits früh in ihrem Berufsleben aufgrund ihres Verdienstes relativ hohe Rentenanwartschaften erwerben. Das sind junge gut ausgebildete und gut verdienende Menschen, bei denen auch der Partner oder die Partnerin gut ausgebildet ist und gut verdient, die erkennen, daß sie auch bei reduzierter Arbeitszeit genug zum Lebensunterhalt verdienen. Andererseits stellen sie fest, daß sie eine längere Lebensarbeitszeit haben werden als ihre Eltern oder Großeltern, bei denen entweder das Renteneintrittsalter viel früher war, es großzügige Altersteilzeitregelungen gab oder die z.B. im Bergbau teilweise bereits mit unter 50 Jahren in Vorruhestand geschickt wurden.

Auf der anderen Seite waren Berufsanfänger früher oft auch einige Jahre jünger als heute. Aber mein Eindruck ist, daß insgesamt betrachtet die Lebensarbeitszeit von Männern und Frauen sich gar nicht so viel verändert hat zumindest in den letzten 50 Jahren.
 

Rose

Urgestein
Unsere Großeltern und Urgroßeltern haben dieses Land mit all ihrer Kraft aus den Trümmern wieder aufgebaut, unter Arbeits- und Lebensbedingungen, die wir uns gar nicht mehr vorstellen geschweige denn aushalten würden. Die Generation Z nutzt diesen erarbeitenden Wohlstand einfach nur aus, sie haben die Freiheit sich zu entscheiden nichts zu tun. Dies ist jedoch durch anderer Menschen Fleiß und Disziplin hart erarbeitet. Von nichts kommt nichts. Heute lebt diese Generation in Freiheit und Wohlstand, den andere Menschen für sie geschaffen haben. Heute wird das Land ebenfalls durch arbeitende Menschen die ihre Steuern zahlen, am Laufen gehalten.

Wenn jedoch immer mehr Menschen vom Staat leben und immer weniger arbeiten wollen und werden, dann hat der Staat irgendwann immer Einnahmen und dafür immer mehr Ausgaben.

Und dann?
Was ist denn dieser Wohlstand?
 
G

Gelöscht 120331

Gast
Ich muss bei dieser Diskussion sofort an ihn hier denken ;)
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Und noch eine Anmerkung, zu dem Hinweis, wie sollen die Betriebe das nur schaffen, wie soll die Arbeit erledigt werden, wenn die Arbeitszeit reduziert wird: in vielen Betrieben, in denen Personalmangel herrscht, sind die betrieblichen Arbeitszeiten und damit der Bedarf an Arbeitsstunden in den letzten Jahrzehnten deutlich ausgeweitet worden.

Man schaue nur mal auf den Einzelhandel. Als ich jung war, hatten die Geschäfte von 8 - 13 Uhr auf und von 15 - 18.30 Uhr. Mittwochs und samstags nachmittags war zu. Sonntags war auch keine Bäckerei geöffnet.

Natürlich wird mehr Personal gebraucht, wenn man bis 20 Uhr geöffnet hat, Supermärkte teils bis 22 Uhr. Und das an 6 Tagen die Woche.

Aber da kann man doch der jungen Einzelhandelskauffrau keinen Vorwurf machen, daß der Betrieb die Öffnungszeiten nicht mit einem Personalschlüssel wie vor Jahrzehnten abgedeckt bekommt, wenn sie etwas weniger arbeitet, weil sie schon ahnt, daß sie trotzdem insgesamt gesehen ähnlich viel und lange arbeitet wie ihre Mutter und Großmutter.
 

Daoga

Urgestein
Wio vor ein paar Jahrzehnten noch das Gehalt/Lohn einer 40 oder etwas mehr Stunden Stelle gereicht hat um eine Familie zu ernähren sollten heutzutage doch wenigstens zwei 30 (oder weniger) Stunden Stellen dafür reichen.
Kaum, denn die früher übliche Sparsamkeit ist kaum noch gegeben. Damals gab es noch nix mit Handy, Internet, Markenklamotten, keine Helikopter-Eltern die ihre Kids überall hinfahren, es gab nur einen Fernseher im Haushalt und das eine oder andere Radio als Unterhaltungsmedium, die Hausfrauen waren noch stolz auf ihre Fähigkeit zur "Resteverwertung", was Essen und Kleidung anging, auf Urlaube hat man jahrelang gespart und teure Freizeitaktivitäten für die Kinder konnten sich damals schon nur die Betuchten leisten. 30 Stunden ist was für Single-Minimalisten, eine Familie ist damit nicht zu unterhalten.
 

Sofakissen

Aktives Mitglied
Es wäre zumindest sinnvoll, wenn die Arbeitgeber es verstärkt anbieten würden, nur 20 oder 30 Stunden zu arbeiten. Dann hätten auch jene eine Chance, die eine 40h Woche nicht aushalten. Vielleicht sollte man das Bürgergeld so umgestalten, dass man noch einen Ticken mehr von seinem Lohn behalten darf, sodass es für jeden lukrativ wird, zumindest 10h pro Woche zu arbeiten. Dann könnten Gaststätten und der Einzelhandel auch einfach 4 Leute mit 10h einstellen anstatt einen mit 40.
Dass man bei weniger Stunden auch mit weniger Lohn auskommen muss, ist klar.

Ich glaube, das Problem besteht auch darin, dass sparen immer weniger Sinn ergibt. Spare ich jetzt z.B. Geld, um in der Rente dann ne Weltreise zu machen, kann es sein, dass ich schlechter gestellt sein werde als jener, der sein Geld direkt für 3 Reisen pro Jahr ausgibt. Denn im Fall von Arbeitslosigkeit bekomme ich nix und muss mein Erspartes verbrauchen, wer alles zügig ausgab, dem wird dafür direkt geholfen und die Erinnerung an die Reisen, die kann man natürlich behalten. Und wem später die Rente nicht reicht, beantragt Grundsicherung und hat dann auch nicht weniger als jener, der sich diese Summe hart als Rente erarbeitet hat. Wobei nicht die Grundischerung zu hoch, sondern die Rente zu niedrig ist.

Dann sehen die jungen Leute, wie die Boomer sich ihr ganzes Leben abgerackert haben - nur dass am Ende doch alles Ersparte für das Altersheim draufgeht (das der Staat bei allen zahlt, die gar nicht erst zu sparen begannen). Man sieht, wie Papa sich auf dem Bau zu Tode schuftete und zum Dank gibt es Rentenabzüge, wenn die Gelenke mit Anfang 60 so marode sind, dass er nicht mehr arbeiten kann. Wer klug ist, lässt es also besser gar nicht erst so weit kommen und sieht zu, dass man entweder gar nicht erst einen körperlichen Beruf ergreift und falls doch, dass man durch weniger Arbeit seine Gelenke so schont, dass es vielleicht doch irgendwie zur 67 reicht.

Seinen vielen und harten Einsatz und die vielen Überstunden wurden meinem Vater übrigens so gedankt, dass die Firma zusah, ihn schnellstmöglichst loszuwerden, als er wegen einem schweren Bandscheibenvorfall nicht mehr arbeiten konnte. Im Nachhinein ärgert er sich sehr darüber, dass er morgens vor der Arbeit erst zum Arzt ging, um sich eine Schmerzspritze setzen zu lassen, anstatt sich einfach häufiger krankschreiben zu lassen. Warum also sollte ich meine Gesundheit aufs Spiel setzen, wenn den Ertrag mein Chef einschiebt und die gesundheitlichen Folgeprobleme, die lässt er dann mir?Ich ackere mich doch nicht zu Tode, dass die Manager sich nochmals höhere Boni auszahlen und mir 3 Krümel hinwerfen...

Es lohnt sich einfach nicht mehr, viel zu arbeiten. Wer wenig verdient, der muss später ohnehin Grundsicherung beantragen, da ist es dann also egal, ob man 300€ oder 450€ Rente im Monat erwirtschaftet hat. Und wer besser verdient, dem langt der Staat schon mit jeder Lohnabrechnung derart in die Tasche, dass ich z.B. gerade mal wenige 100€ weniger hätte, würde ich auf 30h reduzieren. Da ist es doch kein Wunder, wenn ich mir ernsthaft die Frage stelle, ob es nicht schlauer wäre, auf das Geld zugunsten deutlich mehr Freizeit zu verzichten? Über die Runden käme ich auch mit einer 20h Woche. Vollzeit arbeite ich gerade eigentlich nur noch deshalb, um dann in 1-2 Jahren das volle Elterngeld einschieben zu können, danach werde ich aber sicher nicht mehr mehr als 25-30h arbeiten...
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben