Hallo
@Lassy ,
wie Du siehst, kann man sehr unterschiedlicher Meinung sein. Was davon für Dich gut oder machbar wäre und was nicht, kannst nur Du heraus finden. Meine Erfahrung ist, dass es mir hilft, meine eigenen Anteile (Gefühle, Glaubenssätze, was auch immer) an diesem Problem zu identifizieren und daran zu arbeiten, in dem ich versuche, mein Verhalten und mein Denken zu variieren. So finde ich heraus, was mir möglich ist und was nicht. Manchmal funktioniert das, manchmal nicht so gut. Aber ich hole mir auf diese Weise etwas mehr Selbstbewusstsein und innere Freiheit zurück und das ist mir wichtig, weil es mich ein Stück unabhängiger macht, auch wenn es manchmal schief geht und ich auch das lernen muss.
Aus meiner Sicht werden so einige Verhaltensweisen pathologisiert, die sich zwar pathologisch entwickeln können, es aber vielleicht noch nicht sind. Und nun stellt sich die große Frage: braucht man für weitere Erkenntnisse und positive Fortschritte unbedingt Fachpersonal? Du hast Dich schon über Jahre mit Deinen Entscheidungen beschäftigt. Diese Frage kannst also nur Du beantworten, denn von Deiner Entscheidung hängt auch ab, wie erfolgreich eine Behandlung werden kann. Da Dich Deine Entscheidungen an diesen Punkt geführt haben, neigt sich die Waage wohl eher in Richtung "Ja".
Vielleicht bist Du auf Deinem Leidensweg an einem Punkt angelangt, an dem Du lieber alles in die Luft fliegen lassen willst, als so weiter zu machen, denn das merkt jeder, der auf der Flucht ist: die Kräfte lassen nach, so viele "Bälle" in der Luft zu halten wird immer schwieriger.
Wie schon einige andere vermutet haben, sind Deine Lügen vielleicht "nur" ein Teil Deiner Verteidigungsstrategie und funktionierende "Schutzmaßnahmen" legt man nur schwer ab. Trotz aller Vernunft entscheiden alle Menschen vieles im Unbewussten. Davon kann wohl jeder ein Lied singen. Die einen mehr, die anderen weniger.
Geh zu Fachleuten, wenn Du das für gut hältst, aber lass Dich nicht als etwas abstempeln und erkläre auch Du Dich nicht für schuldig aus Gründen, die aus eben diesem Unbewussten kommen. Da ist nämlich auch noch der Teil in Dir, der es nicht verdient hat, als notorische Lügnerin behandelt zu werden, nur weil er gegen diesen in Jahren aufgestauten Zorn, die Trauer und die Angst nicht ankam. Es klingt vielleicht verrückt, aber im Grunde wendest Du nur gegen Deine Umwelt das, was Du selbst erfahren hast. Du spiegelst die starrsinnige Verlogenheit zurück und schlägst Deine (früheren) Peiniger mit deren Waffen und da Du intelligent zu sein scheinst, machst Du das gut. Das Problem ist aber nun, dass sich Deine Ansprechpartner ändern, Deine Strategie aber nicht. Auch das kann Deinen Zorn, Deine Angst und Deine Trauer triggern und diese vermischten Gefühle, dieses innere Chaos lässt einen manchmal erstarren, manchmal unvernünftig handeln.
Wie sagte schon Mahatma Gandhi: "Wut ist ein Geschenk". Sie kann einem die Energie geben, die Dinge zu ändern. Aber wenn Du diese Wut gegen Dich selbst richtest, dann schadest Du nur Dir selbst. Ja, Du hast mit Deinen Lügen quasi "Benzin verschüttet", aber ist wirklich die beste Methode, dies Problem zu beheben, dass Du es auch noch anzündest? Die Profis der Feuerwehr haben andere Mittel. Dein Verstand auch, wenn er mal gerade nicht im Gefühlschaos versinkt.
Wenn Du das Gefühl hast, dass ich etwas "klein reden" will, dann ist das Deine Erkenntnis und Deine Entscheidung. Für Dich mag das so sein und dann stimmt es auch für Dich. Sei gut zu Dir. Du hast den Rest Deines Lebens mit Dir zu tun.