Ich glaube, man muss auch bei Studenten komplett anders rangehen: Das kann man null vergleichen.
Also ein Student, der WIRKLICH heute komplett von 1000Euro lebt und keine sonstigen Unterstützungen hat und sich das komplett selber erarbeitet dürfte in der Tat selten sein. Ich kenne keinen!
Und wenn es sowas gibt:
Das ist nur in wenigen Studiengängen überhaupt möglich. Also ich hatte zB damals im Studium 40 Wochenstunden Präsenzunterricht. Dazu kam dann noch die Vorbereitung, lernen und fahrzeiten usw.
Da wäre es unmöglich gewesen noch 1000 Euro zu erwirtschaften.
Die meisten Studenten haben IRGENDWO natürlich Vergünstigungen: Sei es vom Staat oder von den Eltern.
Also ich kenne KEINEN Studenten, der wirklich alles komplett zahlen musste, wie ein "Nicht-Student": Versicherung (man ist doch bei den Eltern verischert oder hat zumindest eine günstige Studentenversicherung)? Was ist mit dem Kindergeld? Vergünstigte Fahrkarte? Zimmer im Wohnheim?
All das spielt doch auch eine Rolle. Man kann die Situation eines Studenten nicht mit anderen vergleichen.
Außerdem: Einem Studenten ist es ja durchaus mal zuzumuten, ein paar jahre in einem ranzigen WG-Zimmer zu wohnen, aber das von jemandem zu erwarten, der zB mit 50 arbeitslos geworden ist, ist schon eine andere Nummer.
Vor allem weil man als Student weiß: Es geht vorbei!
Ich sehe bei Studenten noch einen ganz anderen Punkt: das Ansehen. Ich musste damals auch mit wirklich wenig Geld zurechtkommen (immerhin von den Eltern bezahlt). Da hatten die meisten Hartz4-Empfänger tatsächlich mehr. Aber wie du schon sagst, man weiß, es geht vorbei. Und wenn man auf der Straße Bekannte trifft und gefragt wird "na, was arbeitest du so?", dann antwortet man gern. Denn solange man nicht schon ewig an seinem Bachelor herumdoktort, bekommt man für sein Studium Ansehen. Selbst wenn man irgendeine brotlose Kunst studiert, wird man immer noch besser dastehen als jemand, der aktuell keinen Job hat. Da muss man sich immer erst rechtfertigen, dass man kein Schmarotzer ist und wirklich auf der Suche ist.
Das empfand ich in den 3 Monaten, in welchen ich nach meinem Studium arbeitslos war, mit am schlimmsten. Die Angst, auf der Straße von jemandem angesprochen zu werden, den man kennt. Und dabei wurde ich vom Jobcenter noch nicht mal gegängelt, da ich den Antrag wegen der Bedarfsgemeinschaft mit meinem Freund gar nicht erst gestellt hatte.
Bedarfsgemeinschaften gehören in meinen Augen eh abgeschafft. Das kann man meinetwegen bei verheirateten Paaren machen, die dafür fleißig Steuern sparen können. Aber es kann doch nicht sein, dass Jugendliche plötzlich die Eltern mit ihrer Ausbildungsvergütung unterhalten müssen oder unverheiratete Partner den anderen anbetteln müssen, ihnen Geld zu geben, obwohl dieser nie via Eheschließung dafür unterschrieben hat, den Unterhalt des Partners vom Staat abzunehmen.
Das mit den Briefen kenne ich übrigens. Ich war "nur so" arbeitssuchend gemeldet weil ich dachte, die schicken mir gute Angebote zu. Geschickt haben sie nur Müll, den auch noch die ganze Probezeit durch und jedes Mal mit der Drohung, meine Leistungen (welche denn?!) zurückzufordern, so ich mich nicht bewerbe. Am Ende hab ich die Briefe ungeöffnet direkt ins Altpapier geworfen, 20€ Porto sind da schon drin gelandet. Hätte man die 20€ Porto irgendeinem x-beliebigen Empfänger gegeben, hätte dieser mehr Geld, ich meine Ruhe, und der Sachbearbeiter weniger Aufwand gehabt.