Du vergisst den großen Teil der Menschheit, die dann den Job kündigen. Warum arbeiten gehen wenn man alles geschenkt bekommt? Aber klar, als das BGE eingeführt wurde, wurde es erstmal gefeiert. Nun wo es scheitert ist es ja auf einmal gar keins mehr.
Das ist eine Frage der Definition. Ich definiere "Bedingungslos" als "ohne jede Vorgabe." Wie definierst du es?
Bei den Finnen gab es eine Vorgabe. Es gab für das Experiment eine ganz klare, konkrete Zielsetzung (anders wären die nötigen Gelder dafür nicht geflossen). Die "mitte-rechte" Regierung wollte wissen, ob man, ohne Sanktionen, wenn man den arbeitslosen Menschen einfach Geld gibt, mehr Menschen in Arbeit bekommt, als mit dem vorherrschenden bürokratischen System, welches Sanktionen beinhaltet.
Das Ergebnis: Nein. Experiment gescheitert. Schlagzeile gedruckt.
(Dieses System hat aber, wie gesagt, auch nicht weniger Menschen in Lohn und Brot gebracht und der Verwaltungsaufwand war bestimmt quasi nicht existent... Aber ja, das Ziel wurde nicht erreicht...)
Was den "großen Teil der Menschen, die nicht arbeiten gehen" anbelangt: Das ist eine Unterstellung. In jedem Naturvolk (nehmen wir einfach mal an, dass die noch existierenden Naturvölker widerspiegeln, was des Menschen Urzustand ist) findet man, ohne finanzielle Anreize, einfach aus dem Zusammenhalt heraus, Strukturen, wo jeder seinen Teil beiträgt. Nur bei uns westlichen, gebildeten, ethisch-korrekten Bundesbürgern soll dies anders sein? Außer bei einem selbst natürlich. Man selbst ist über jeden Zweifel erhaben...
Wem willst du (und andere) das weiß machen? Keiner, der nicht psychisch krank ist (und dazu trägt unsere Gesellschaft ihren Teil bei), hält es 24/7 ohne Tätigsein aus. Selbst die bekennenden Müßiggänger, die 12 Stunden bis Mittags schlafen und dann "irgendwas machen" (z.B. Lesen), machen irgendwas, aus sich selbst heraus und die Gesellschaft, als ganzes, profitiert davon (denn sie sind Teil der Gesellschaft). Und jene, die psychisch krank sind (Depressionen z.B. haben ja quasi als Markenkern, dass man träge und lustlos wird), werden nicht durch Sanktionen plötzlich gesund. Sicherlich nehmen die aber mit BGE nicht zwangsläufig plötzlich eine Arbeit auf, auch das ist wohl korrekt. Aber sie haben eine Chance ohne Druck genug Zeit zu haben zu gesunden.
Die gesundheitlichen Auswirkungen sind gravierend weil wir dann überspitzt gesagt verhungern. Wir leben dann ja alle von Geld was vom Himmel fällt. Wer geht das Brot backen und arbeiten? DAS ist Sadismus.
Das entspricht nicht den bisherigen Fakten der bisherigen "Experimente." Ich suche gerne bei Zeiten noch mal heraus, in welchem englischen Ort man ein BGE eingeführt hat um einem Krisenzustand (französische Revolution) erfolgreich (!) zu begegnen...
Brot backen kann man auch selber, genauso wie sich selbst mit Nahrungsmitteln versorgen (lernen). Umso mehr, je weniger man zur Erwerbsarbeit und zur Supermarktkasse genötigt wird. Es gibt auch jetzt schon solidarische Landwirtschaften. Wo jeder hilft, wo er kann - auch finanziell - und jeder etwas von der Ernte bekommt. Wer sollte da, nebst regulärer Beschäftigung und Haushalt und eventuell Kindern und Hobbys, mitmachen? Antwort: Einige...
Eine Bekannte von mir betreibt leidenschaftlich einen eigenen (Bio) Garten, inkl. Hühnern. Sie kann sich selbst, ihren Mann (der da auch mit werkelt) und ihre drei Kinder damit versorgen und verkauft noch ihren Überschuss zu günstigen Preisen. Ich kenne keinen einzigen Gärtner, der nicht seinen Überschuss zu Spottpreisen oder gar Umsonst abgibt an andere. Sie haben Zeit und Energie in die Pflege gesteckt (die Natur tat das übrige) und nun verschenken sie die Ernte teilweise...
Mir scheint dieses "Dann arbeitet niemand mehr und wir verhungern alle"-Denken rein auf Angst zu basieren. Ich habe eine sehr negative Sicht auf die Menschen, halte sie durchaus für gierig. Aber trotzdem gelingt es mir nicht, diese Sichtweise einzunehmen... Die Fakten und Beobachtungen sind für mich zu überwältigend, als das ich anderes glauben könnte.