Es ist ja in Ordnung das es ausprobiert wurde. Natürlich werde ich nass wenn ich ohne Regenschirm im Regen stehe. Das war wohl auch der Regierung klar. Nur hat man so nochmal denjenigen praktisch veranschaulicht das es nicht geht, die das ohne Test in der Praxis nicht glaubten.
Noch mal zum Mitschreiben: Alles, was dieses Experiment gezeigt hat, ist, dass es keinen Unterschied macht, ob man Menschen sanktioniert oder nicht, für das Ziel Menschen in Arbeit zu bringen.
Deine Schlussfolgerung daraus ist: Bloß kein BGE einführen, Experiment ist gescheitert (Mal davon ab, dass ein Experiment nicht scheitert, wenn es zu einem Ergebnis kommt...)
Die logische Schlussfolgerung aber ist: Sanktionen sind sinnlos zur Erfüllung dieses Ziels, laut diesem Experiment. Ergo könnte man, nach diesem Ergebnis, auf Sanktionen verzichten, alles sonst so beibehalten und hätte nichts verloren... (Ein BGE ist das aber noch nicht)
Wir zwei haben eine unterschiedliche Auffassung. Ich habe letztens erst einen alten Mann gesehen der in die Richtung einer Frau gespuckt hat, weil Sie Ihm keinen Euro geschenkt hat. Die Fahne hat man zehn Meter weit gerochen. Ich wiederhole nochmal Deine Worte:
"... wo jeder seinen Teil beiträgt. Nur bei uns westlichen, gebildeten, ethisch-korrekten Bundesbürgern soll dies anders sein?"
Ich denke eine Antwort auf deine Frage kannst Du Dir selbst geben.
Das habe ich, meines Erachtens, auch bereits getan in anderen Beiträgen hier.
1.: Experiment in England: Obdachlosen Geld geschenkt, keine Behördengängeleien. Ergebnis: Mehrheit hat eine Wohnung, hat Arbeit, ist vom Alkohol weg.
2.: Habe ich darauf hingewiesen, dass jemand, der jetzt aus psychischen Problemen nicht arbeiten kann auch mit BGE plötzlich nicht anfängt zu arbeiten.
3.: Habe ich angedeutet, dass unsere momentane Gesellschaft solcherlei Probleme bestärkt. (Und ein BGE solche Probleme eventuell verringern kann)
Tja...vor dem Supermarkt zu betteln und zu pöbeln, davon profitiert die Gesellschaft. Sorry, ich denke da anders. Und das ist nur EIN Beispiel von Vielen.
Ich könnte nun mit der Geschichte der Ächtung von Obdachlosen anfangen, aber würdest du das überhaupt lesen (wollen)?
Ich versuche es mal: Bevor es die protestantische Ethik gab, waren Bettler gern gesehene Hausgäste, die einem (seelisch) etwas brachten (und sei es nur, weil Jesus auch ein Bettler war und man diesen in ihm sehen, ihm zu helfen einem einen Platz neben ihm bescheren könnte). Dann kam die Reformation und eine Umkehr dieses Glaubens der bis heute anhält: Nur wer arbeitet hat einen Platz im Himmel. Wer nicht arbeitet, faul ist, ist der Acedia verfallen, der Todsünde des Müßiggangs. Bettler waren faule Hunde die nicht arbeiten wollten, auch die Obdachlosenunterkünfte in den Klöstern wurden abgeschafft, genauso wie die ca 100 christlichen Feiertage, die es damals gab (zumindest in England)...
Um es also kurz (und säkular) zu machen: Obdachlose sind auch Menschen und wie jeder Mensch können sie einem etwas bringen (Tolle Geschichten aus aller Welt? Straßenmusiker? Helfer auf dem eigenen Hof?...). Also ja: Obdachlose (und Arbeitslose) können der Gesellschaft genauso gutes tun wie jeder andere. Und ja, es gibt Obdachlose mit psychischen Problemen, so wie es Manager mit dickem Bankkonto und psychischen Problemen gibt...
Mal davon ab, das Tätigsein nicht gleichbedeutend ist mit "gut für die Gesellschaft sein."
Dann nennen wir es mal kommunistische Denkweise. Vielleicht empfindest Du das nicht als Angriff.
Das ändert nichts und ist kein Empfinden. Es ist objektiver Fakt, dass dies ein "ad hominem Argument" ist und rein gar nichts zu einer sachlichen Diskussion beiträgt. Aber netter Versuch...
Doch, die Arbeit ist direkt 1000 Euro weniger wert. Die 1000 Euro, die dann über eine Umverteilung verschenkt wird, bekommt ja jeder. Diese 1000 Euro sind also kein Gegenwert für eine Leistung, da man Sie ohne Leistung bekommt. Sprich, der Arbeitnehmer bekommt erstmal eine fette Herabwürdigung der Arbeitsleistung um eine gewünschte Gleichmacherei zu erreichen.
Deine Prämisse ist anscheinend, dass der Wert einer Arbeit sich rein am finanziellen Gegenwert bemisst... Lieben Gruß an alle Mütter und diejenigen, die ihre Angehörigen Pflegen und vielleicht (wahrscheinlich) sogar noch drauf zahlen für ihre Arbeit...
Aber nehmen wir deine Prämisse mal: Du vergleichst den Wert einer Arbeit vor einem BGE mit dem von nach einem BGE. Der einzige Vergleich, der mir sinnvoll erscheint, ist aber der zwischen Arbeitsstellen vor dem BGE untereinander und jenen nach einem BGE...
Dann heißt es halt nicht mehr "Der Frisör bekommt 1500, der Arzt 8000€" sondern halt "Der Frisör bekommt 500€, der Arzt 7000€" - Was wäre das doch für eine Tragödie...
Und noch mal: Effektiv bekommt jeder vor wie nach BGE-Einführung dasselbe... Nur bekommt man eben einen Anteil fürs Mensch-sein und einen Anteil fürs fleißig sein (wenn man das will).
Es ist fair alles so zu belassen und nicht eine Umverteilungsmaschinerie anzuschmeissen.
Die Umverteilung gibt es doch bereits. Die Schere zwischen Arm und Reich wächst beständig seit Jahren, die Inflation trägt ihr übrigens dazu bei und zusätzlich belastet eine sinnlose Behörde den Steuerzahler, indem sie die paar Millionen Arbeitslosen verwalten muss, nebst der tatsächlichen Summe, die den Arbeitslosen ausgezahlt wird und einer Maßnahmen-Industrie die mitfinanziert wird und den horrenden rechtlichen Kosten, weil jeder zweite oder dritte (vernünftigerweise) gegen jeden erdenklichen Bescheid, insbesondere gegen jede Sanktion juristisch vorgeht (übrigens zu 100% auf Kosten des Staates dann, dank Beratungshilfe etc.).
Du nennst es fair, ich nenne es Sozialdarwinismus...