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Das bedingungslose Grundeinkommen/ eine Chance für alle?

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Portion Control

Urgestein
Ich habe eine ganz andere Idee: Warum auf ein BGE warten? Jeder von uns könnte heute was tun! Wir könnten heute ehrenamtliche Tätigkeiten machen, was spenden, bei einer Umweltschutz oder Hilfsorganisation unterstützen oder sonstwas. Verstecken wir uns doch nicht hinter der Ausrede, dass wir alle so viel guten tun würden, wenn wir nur das BGE hätten - und dass ohne das BGE das alles kaum möglich sei. Wartet nicht darauf, dass euch Andere Geld und Freiheit schenken damit ihr leichter was gutes tun könnt.
Geht doch nicht. Man benötigt zunächst 24/7 Freizeit und dann kann man in Ruhe überlegen ob man Lust auf eine ehrenamtliche Tätigkeit, eine Fortbildung oder anderes, hat.
Ein Schelm, wer da unterstellt das solche Menschen die immer Ausreden haben dann selbst bei Geld + Freizeit den Hintern nicht hoch bekommen würden...

Interessant auch die These, das Kinder über die Eltern bis zur Volljährigkeit dann 500 euro plus Kindergeld erhalten. Monatlich!! Das soll wohl eine Babyboom Zeit einläuten mit lauter BGE Empfängern - mit guter Vorbildfunktion der Eltern, Hurraaaaa!! :1
 

CabMan

Aktives Mitglied
Ich habe eine ganz andere Idee: Warum auf ein BGE warten? Jeder von uns könnte heute was tun! Wir könnten heute ehrenamtliche Tätigkeiten machen, was spenden, bei einer Umweltschutz oder Hilfsorganisation unterstützen oder sonstwas. Verstecken wir uns doch nicht hinter der Ausrede, dass wir alle so viel guten tun würden, wenn wir nur das BGE hätten - und dass ohne das BGE das alles kaum möglich sei. Wartet nicht darauf, dass euch Andere Geld und Freiheit schenken damit ihr leichter was gutes tun könnt.
Das finde ich gut. Ich hebe lange nach etwas gesucht, wo ich gerne für spende. Eine ehrenamtliche Tätigkeit übe ich nicht aus. Da muss ich eingestehen, dass ich wohl leider etwas zu bequem bin. Vielleicht sollte ich da aus meinem Schneckenhaus rauskommen.
Ich finde es schade, dass unser Staat gerade den gutverdienenden Mittelstand, wo ich mich selber sehe, scheinbar ohne Rücksicht auf Verluste bluten lässt. Wir sind diejenigen, die richtig gut Lohnsteuer und Sozialbeiträge abliefern. Ich bekomme einen Würgereiz, wenn ich immer wieder lese, dass man doch bitte einsehen sollte, dass das BGE die Erfindung schlechthin sei. Mir gefällt es nicht, dass ich als dumm dargestellt werde, nur weil ich nicht wahrhaben will, wie perfekt doch das BGE sein soll.
Bisher habe ich noch keine Antwort auf meine Behauptung erhalten, dass ein BGE gar nicht auf Deutschland begrenzt werden kann, weil es inzwischen extrem stark in der EU eingebunden ist. Dann müsste das BGE sofort auf die gesamte EU ausgeweitet werden. Die BGE-Befürworter sehen alles durch die rosarote Brille. Ich habe nie das Gefühl, dass die Befürworter von selber auf die Idee kommen nach möglichen Nachteilen zu suchen. Meistens heißt es einfach, dass ein kluger Kopf alles durchgerechnet hat. Dann muss es schließlich auch stimmen. Alle anderen sin dann zumindest Ungläubige.
Anderes Beispiel: kluge Köpfe haben behauptet, dass Putin nie die Ukraine angreifen würde. Und haben sie recht behalten? Nein.
 

Amatio

Aktives Mitglied
Der Regelfall ist, dass jemand Vollzeit arbeitet - und dann ist wie du selber sagst der Lohnabstand zu Hartz 4 schon sehr deutlich.
Ja, er wird allerdings noch wesentlich größer mit dem Grundeinkommen.
Hat jemand einen Minijob hat er bei Hartz 4 100€ + 20% vom übersteigendem Einkommen Freibetrag. Er kann sich also mit sehr wenigen Arbeitsstunden im Monat 100 € und mehr hinzuverdienen.
Die Zahlen stimmen und sind mir auch bestens bekannt - schon seit Jahren! 100 Euro Freibetrag gibt es bei Hartz IV für Hinzuverdienste. Die ersten 100 Euro lohnen sich also richtig, da sie nicht auf den Transfer angerechnet werden und erhöhen voll das verfügbare Einkommen. Aber oberhalb davon schlägt die massive Transferentzugsrate von 80% zu, so daß Mehrverdienst das verfügbare Einkommen nur um 20% davon erhöht. Das gilt bis 1.000 Euro. Ab dann beträgt die Transferentzugsrate sogar 90% - nur noch die restlichen 10% erhöhen das verfügbare Einkommen. Das ist sehr leistungsfeindlich! Auf Initiative der FDP wurde zur Zeit der schwarz-gelben Koalition die Grenze zwischen 80% und 90% Transferentzugsrate von 800 Euro auf 1.000 Euro erhöht. Mehr war die Union nicht bereit der FDP zuzugestehen. Es erschien der Union als zu teuer.
Mit deinem Beispielfall dass jemand genau 100 Stunden im Monat zum Mindestlohn arbeitet, hast du bewusst das unwirtschaftlichste Beispiel errechnet, was vermutlich auf weniger als 1% aller Menschen zutrifft.
Stimmt, da gebe ich Dir Recht. Das ist ein Extrembeispiel und trifft nur auf wenige Personen zu. Deshalb bin ich ja auch auf Dein Beispiel eingegangen mit den 2.000 Euro Bruttolohn. Und auch hier ist der Lohnabstand zwar nicht mehr 12 x so hoch wie in dem Extrembeispiel. Aber immer noch etwa 2 x so hoch. Immer noch eine Menge mehr als heute.
Dennoch (und das möchte ich ausdrücklich sagen) gebe ich dir hier teilweise Recht. Es besteht teilweise nur ein geringer Vorteil von Menschen in schlecht bezahlten Berufen gegenüber Hartz 4 Empfängern.
Gut. Da sind wir uns ja einig. Das muß geändert werden im Sinne der Leistungsgerechtigkeit und der Verstärkung materieller Arbeitsanreize.
Aber du sagst bei der Argumentation für das BGE ja ausdrücklich, dass Menschen freiwillig nichtfinanzielle Arbeit wahrnehmen würden.
Sagst beim aktuellen System aber gleichzeitig, dass Menschen zu wenig motiviert sind um schlecht bezahlte Arbeit zu machen.
Also für wenig Geld wollen sie nicht arbeiten, aber umsonst würden sie?
Das mag Dir zunächst wie ein Widerspruch erscheinen, ist aber bei näherer Betrachtung gar keiner: Es handelt sich um jeweils unterschiedliche Tätigkeiten. Das heißt, es sind bestimmte Tätigkeiten nichtfinanziell motiviert. Und andere wiederrum sind finanziell motiviert. Und es handelt sich außerdem auch um unterschiedliche Menschen. Die Motivationsstruktur unterscheidet sich bei den verschiedenen Menschen ganz erheblich voneinander. Also bitte nicht alles in einen Topf rühren!

Es gibt Menschen, die sind stark materiell motiviert und machen fast alles nur für ordentlich Kohle (Erwerbstätigkeit, Beamtentätigkeit, unternehmerische Tätigkeit und Geldanlage). Damit können sie sich dann einen PS-starken und sehr schnellen Sportwagen leisten und auch ansonsten einen gehobenen Lebensstandard. Und es gibt Menschen, denen reicht ein einfacher, jedoch sicherer Lebensstandard materiell aus. Diese Menschen sind in der Regel sozial engagiert. Sie helfen gerne anderen Menschen. Das macht ihnen Freude, das gibt ihrem Leben Sinn, dafür bekommen sie Dank und Anerkennung, die sie sehr schätzen und diese Tätigkeiten entsprechen natürlich auch ihren Fähigkeiten und Begabungen, die sie von Natur aus haben.

Also: Kein Widerspruch, sondern unterschiedliche Tätigkeiten und unterschiedliche Menschen. Es ist daher wichtig, genau hinzuschauen!
Ich halte das nicht nur für widersprüchlich sondern für vollkommen utopisch. Menschen streben nach Vorteilen. Auch mit einem BGE würden Menschen Arbeit nur machen, wenn diese auch bezahlt wird.
Selbstverständlich streben Menschen nach Vorteilen. Teils sind es materielle (mehr Geld), teils nichtmaterielle (Freude an der Tätigkeit, Sinnstiftung für das eigene Leben, Anerkennung von anderen. Aber auch Einsicht in die Notwendigkeit bestimmter Tätigkeiten und Vermeidung von Langeweile und Sinnlosigkeit motivieren Menschen. Hierbei geht es nicht um die Erreichung von Vorteilen, sondern um die Vermeidung von Nachteilen (Unterschied zwischen positiver und negativer Leistungsmotivation))
Und warum sollte sie auch nicht bezahlt werden? Wenn Menschen etwas für die Gesellschaft tun, sollten sie dafür entlohnt werden!
Ich habe gar nichts dagegen, dass Menschen besser entlohnt werden für die Erwerbstätigkeit. Und das wird auch mit dem BGE geschehen. Es ist aber nicht möglich, alle Tätigkeiten zu entlohnen. Dafür gibt es nicht genug Geld. Und es ist ja auch dann nicht notwendig, wenn man für eine Tätigkeit nichtfinanziell motiviert ist, denn dann will man ja gar nicht Geld verdienen mit dieser Tätigkeit, sondern etwas anderes erreichen, was nichts mit Geld zu tun hat.

Letztes Jahr im August habe ich mich auf der Rückfahrt von meiner ersten Corona-Impfung mit einem Taxifahrer hier in Köln unterhalten. Ein netter älterer Herr. Ich habe ihm gesagt dass man mit Geldanlage eine Menge verdienen kann. Er sagte, dass er das nicht braucht. Er ist zufrieden mit seinem Einkommen und braucht auch keinen Sportwagen und keine Luxuslimousine. Ihm reicht das was er hat.

Manch anderer aber kann gar nicht genug Kohle haben und will immer mehr. Die Menschen sind eben unterschiedlich.

Zum Thema Grundeinkommen und Utopie schreibe ich gleich noch etwas in einem anderen Beitrag. Es wird Dich bestimmt überraschen. ;)
Deine Denkweise erinnert mich an Star Trek - einer Welt in der Menschen nicht mehr nach Gewinn streben, sondern nur noch nach persönlicher Weiterentwicklung. In Star Trek gibt es auch kein Geld mehr. Aber das ist Science Fiction. Arbeit, Geld und co. sind feste und wichtige Bestandteile jeder menschlichen Wirtschaft um Ressourcen zu verteilen und Güter zu produzieren.
Das stimmt. Star Trek ist aus heutiger Sicht völlig utopisch. (Mir ist übrigens der Zusammenhang zwischen Star Trek und Leben ohne Geld und damit auch Motivation ohne Geld sehr bewußt. Da habe ich auch schon öfter drüber nachgedacht).

Nun spielt Star Trek allerdings in einer fernen Zukunft im 23. Jahrhundert - irgendwann zwischen 2233 und 2263 (die neuen Filme). Das sind mehr als 200 Jahre in der Zukunft. Beim ersten Film (1979) werden es wohl über 250 Jahre sein. Auf die Schnelle finde ich leider keine genauen Infos darüber wann er spielt. Und in 200 bis 250 Jahren ist es durchaus möglich, dass sich die Motivationsstruktur der Menschen so verändert, dass Geld als Motivationsgrundlage entbehrlich wird. Derzeit geht das natürlich nicht. Und wenn es so käme, bräuchte es viele Zwischenschritte bis dahin. Das ist mir völlig klar.

Das Grundeinkommen könnte ein erster solcher Zwischenschritt sein. Doch selbst wenn es eingeführt würde, wäre es nicht sicher, ob dann immer weitere Zwischenschritte gegangen würden und am Ende eine Art Star-Trek-Gesellschaft stünde. Auch ob das überhaupt wünschenswert wäre ist nicht sicher. Es ist einfach zu weit weg und für uns heutige Menschen schwer nachvollziehbar, wie es sich in so einer Gesellschaft lebt und wie sie funktioniert. Also sollte man das einfach offen lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Das finde ich gut. Ich hebe lange nach etwas gesucht, wo ich gerne für spende. Eine ehrenamtliche Tätigkeit übe ich nicht aus. Da muss ich eingestehen, dass ich wohl leider etwas zu bequem bin. Vielleicht sollte ich da aus meinem Schneckenhaus rauskommen.
Es ist eine persönliche und freie Entscheidung, was jemand über seinen eigenen Lebensunterhalt hinaus tut.
Viele sind zu bequem und mit einem BGE wird es für viele noch bequemer.
Mir persönlich ist das egal. Ich sehe niemanden in der Pflicht sich z.B. ehrenamtlich zu beteiligen. Aber wer nicht mitmachen will, der verdient meiner Meinung nach auch nur ein Existenzminimum und nicht mehr.

Auf der Basis kann man mit mir über ein BGE durchaus sprechen. 900 € für alle Erwachsenen und 400 € für alle Kinder im Rahmen einer negativen Einkommenssteuer. Nur ist das nicht das, was die meisten BGE Befürworter wollen, weil es denen nicht um Existenzsicherung sondern um Umverteilung geht.

Und dich kann ich dabei durchaus verstehen CabMan. Ich unterstelle du arbeitest Vollzeit und hast ein ausgefülltes Leben, dann würde ich auch kein umfangreiches Ehrenamt wahrnehmen.

Meine persönliche Ehrenamt Tätigkeiten begrenzen sich auch nur auf ein paar mal im Jahr im Wahlamt bzw. bei Bundes- und Landtagswahlen zu helfen. Und auch wenn ich für NABU und WWF spende, könnte ich viel mehr geben.

Meine These ist: Gute Menschen sind gute Menschen. Sie werden nicht plötzlich sozial und gesellschaftlich aktiv nur weil sie ein BGE erhalten. Wer heute keinen Bock hat zu arbeiten und seit zig Jahren Hartz 4 bezieht, ändert sich nicht, nur weil auf dem Etikett künftig "BGE" steht.
 

Amatio

Aktives Mitglied
Jeder erhält mehr Einkommen, kaum einer spürt die Kehrseite der Medaille, Firmen haben eine hohe Produktivität da Arbeitgeber nur noch fröhliche und motivierte Arbeitnehmer besitzen die finanzinteresenlos ihre Tätigkeiten verrichten, Menschen die vorher Vollzeit gebuckelt haben können ohne nennenswerte Einbußen auch Teilzeit arbeiten, wer gar nicht will ist auch sanktionslos versorgt und kann den ganzen Tag seine Rosen gießen.
Das meiste stimmt, jedoch nicht alles: Wer erwerbstätig ist, ist nicht finanzinteressenlos. Der will natürlich auch mehr Geld haben. Längerfristig ist es jedoch so, dass sich die Bedeutung der finanziellen Leistungsmotivation vermindert und die Bedeutung der nichtfinanziellen Leistungsmotivation erhöht. Diesen Vorgang nenne ich Motivationsverschiebung. Er erstreckt sich über viele Jahrzehnte. Ob es dann jemals so kommt, dass die finanzielle Leistungsmotivation ganz auf Null geht und alle Tätigkeiten nur noch aus nichtfinanzieller Leistungsmotivation heraus erbracht werden, weiß niemand. Das steht in den Sternen. Sollte es jedoch jemals so kommen, dann wären für diese massive Veränderung der Motivationsstruktur mit Sicherheit mehr als 200 Jahre erforderlich. Zuvor gibt es nur Teilverschiebungen in der Motivation.
So, was wollte ich noch? Ach ja,... Amatio, weshalb wurde diese eierlegende Wollmilchsau nicht letzte Woche schon eingeführt wenn es doch ausschließlich Gewinner gibt? Das habe ich irgendwie jetzt nicht verstanden. :unsure:
Ich erkläre es Dir: Das hat mit dem Unterschied zwischen objektiven und subjektiven Vorteilen zu tun. Objektiv hat es grosse Vorteile für alle - auch für die Reichen. Subjektiv aber nicht. Und da liegt das Problem: Es nimmt Menschen, die heute viel Macht über andere haben, Macht weg. Wenn nämlich Geld geringere Bedeutung als Motivationsgrundlage hat als heute, nimmt es denen, die viel davon haben, Macht über andere Menschen. Es vermindert diese Macht. Und heute geht es ja nicht nur darum, mehr Geld zu haben (positive finanzielle Leistungsmotivation), sondern eben auch darum, Kürzungen von Hartz IV zu vermeiden (negative finanzielle Leistungsmotivation). Und nach der Einführung von Hartz IV wurde auch immer wieder (bis heute) Arbeitnehmern durch Arbeitgeber Angst gemacht davor, dass sie ihren Job verlieren könnten und dann in Hartz IV fallen würden. Und dann wurden die Löhne gesenkt. Offiziell nennt man das dann beschönigend "Bündnis für Arbeit"; doch in Wahrheit ist es nichts anderes als eine Erpressung mit der Angst vor Hartz IV, um so die Löhne senken zu können und dadurch die Gewinne zu erhöhen.

Objektiv hat das BGE also eine Menge Vorteile, doch subjektiv nicht für jeden.
Es ist problemlos finanzierbar, fühlt nicht zu Faulheit sondern zu Fleiß und ist auch nicht ungerecht sondern gerecht. Leider hat jedoch die zwischenmenschliche Entwicklung nicht mit der Entwicklung von Technik und Produktivität mithalten können.

Und deshalb ist mir im Laufe meiner intensiven langjährigen Beschäftigung mit dem Thema (seit Juli 2005 - fast 17 Jahre) sehr deutlich geworden:

Das Grundeinkommen ist derzeit utopisch!

Aber eben nicht, weil es zu teuer ist, faul macht und ungerecht ist, sondern fast ausschließlich aus zwischenmenschlichen Gründen (im geringen Umfang auch aus persönlichen Gründen).
Die Gründe liegen also ausschliesslich im menschlichen Bereich - ein wenig im persönlichen Bereich und ganz massiv im zwischenmenschlichen Bereich. Objektiv ist das BGE also machbar; jedoch subjektiv derzeit leider nicht. Das ist mir zu 100% klar. Und deswegen ist es leider derzeit nicht möglich es einzuführen. Es gibt zuviel Widerstand dagegen.

Es ist also klar, dass man ganz erheblich am zwischenmenschlichen Umgang arbeiten muß, damit es realisierbar wird. Und das sollte man auch tun, denn dann kann man eine Menge Vorteile geniessen, die man heute nicht hat. Deshalb lautet mein Motto zum BGE:


Grundeinkommen - da geht was!
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Ich erkläre es Dir: Das hat mit dem Unterschied zwischen objektiven und subjektiven Vorteilen zu tun. Objektiv hat es grosse Vorteile für alle - auch für die Reichen. Subjektiv aber nicht. Und da liegt das Problem: Es nimmt Menschen, die heute viel Macht über andere haben, Macht weg. Wenn nämlich Geld geringere Bedeutung als Motivationsgrundlage hat als heute, nimmt es denen, die viel davon haben, Macht über andere Menschen. Es vermindert diese Macht.
Geld von Reich zu Arm umzulenken hat nichts mit Macht zu tun.
Die Armen haben auch mit dem BGE keinerlei Macht sondern sind vollkommen von der staatlichen Fürsorge (=BGE) abhängig.
Und die Reichen haben nach wie vor die Macht, weil sie Betriebsvermögen, Immobilien und co. besitzen. So könnten Immobilienbesitzer einfach die Mieten erhöhen, wenn Menschen mit dem BGE mehr Geld haben als bisher. Generell könnte eine galoppierende Inflation das BGE vernichten.

Insofern hast du aber Recht - das BGE muss Reichen nicht unbedingt schaden, weil sie einfach höhere Preise verlangen können und das BGE am Ende wieder in ihre Taschen zurückfließt, während der BGE Empfänger der leidtragende der Inflation ist.
 

Amatio

Aktives Mitglied
Auf der Basis kann man mit mir über ein BGE durchaus sprechen. 900 € für alle Erwachsenen und 400 € für alle Kinder im Rahmen einer negativen Einkommenssteuer. Nur ist das nicht das, was die meisten BGE Befürworter wollen, weil es denen nicht um Existenzsicherung sondern um Umverteilung geht.
Also bist Du ja doch für ein BGE. Nur eben für ein relativ niedriges. Aber immerhin dafür. Das finde ich prima! (y) Es gibt auch BGE-Befürworter, die ein solches Modell wollen (z.B. Thomas Straubhaar - einfach mal googlen!). Ich möchte etwas mehr: Nämlich 1.100 Euro für Erwachsene und 550 Euro für Kinder - jeweils + Krankenversicherung. Und es gibt welche, die wollen noch weitaus mehr. Ich stehe da etwa in der Mitte.

Und ich bin auch für die negative Einkommenssteuer, wobei die Bezeichnung jedoch etwas irreführend ist, denn in Wirklichkeit ist damit gemeint die Verrechnung der entgegengesetzten Ansprüche von Finanzamt und Bürger: Der Bürger hat einen Anspruch auf das BGE an das Finanzamt; und das Finanzamt hat einen Anspruch auf einen bestimmten Prozentsatz vom Hinzuverdienst an den Bürger (Grenzbelastung. Zunächst in Form der Transferentzugsrate; bei höherem Einkommen dann als Grenzsteuersatz. Das sind die beiden Formen der Grenzbelastung bei einem Modell ohne Sozialversicherungsabgaben, wie ich es bevorzuge (Steuerfinanzierung der Sozialversicherungen). Heute kommt zur Grenzbelastung bei Nettozahlern zum Grenzsteuersatz noch die Belastung durch die Sozialversicherungsbeiträge bis zur Beitragsbemessungsgrenze.)
Dieses Verrechnungsmodell ist etwas günstiger in der Finanzierung, weil Vorfinanzierungszinsen entfallen. Allerdings erst dann, wenn es wieder normale Zinsen gibt. Und auch dann ist der Unterschied prozentual sehr gering. Es dürfte sich aber in absoluten Zahlen dennoch um einige Milliarden Euro handeln.

Also halte ich fest: Für ein niedriges BGE bist Du durchaus zu haben. (y)
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Also bist Du ja doch für ein BGE. Nur eben für ein relativ niedriges. Aber immerhin dafür. Das finde ich prima! (y) Es gibt auch BGE-Befürworter, die ein solches Modell wollen (z.B. Thomas Straubhaar - einfach mal googlen!). Ich möchte etwas mehr: Nämlich 1.100 Euro für Erwachsene und 550 Euro für Kinder - jeweils + Krankenversicherung. Und es gibt welche, die wollen noch weitaus mehr. Ich stehe da etwa in der Mitte.

Und ich bin auch für die negative Einkommenssteuer, wobei die Bezeichnung jedoch etwas irreführend ist, denn in Wirklichkeit ist damit gemeint die Verrechnung der entgegengesetzten Ansprüche von Finanzamt und Bürger: Der Bürger hat einen Anspruch auf das BGE an das Finanzamt; und das Finanzamt hat einen Anspruch auf einen bestimmten Prozentsatz vom Hinzuverdienst an den Bürger (Grenzbelastung. Zunächst in Form der Transferentzugsrate; bei höherem Einkommen dann als Grenzsteuersatz. Das sind die beiden Formen der Grenzbelastung bei einem Modell ohne Sozialversicherungsabgaben, wie ich es bevorzuge (Steuerfinanzierung der Sozialversicherungen). Heute kommt zur Grenzbelastung bei Nettozahlern zum Grenzsteuersatz noch die Belastung durch die Sozialversicherungsbeiträge bis zur Beitragsbemessungsgrenze.)
Dieses Verrechnungsmodell ist etwas günstiger in der Finanzierung, weil Vorfinanzierungszinsen entfallen. Allerdings erst dann, wenn es wieder normale Zinsen gibt. Und auch dann ist der Unterschied prozentual sehr gering. Es dürfte sich aber in absoluten Zahlen dennoch um einige Milliarden Euro handeln.

Also halte ich fest: Für ein niedriges BGE bist Du durchaus zu haben. (y)
Ich bin nicht per se für ein BGE, auch nicht für ein niedriges. Ich meinte damit nur, dass man über ein BGE auf Höhe einer sozialen Grundsicherung zumindest (mit mir) reden kann.

Das BGE steht und fällt mit der Höhe. Bei einem BGE auf Hartz 4 Niveau kann man niemandem unterstellen, sich ein schönes Leben auf Kosten Anderer zu machen und der Anreiz zu arbeiten ist nach wie vor da, alleine schon weil man so wenig Geld hat.

Dann wiederum gibt es aber wenig Argumente die für das BGE sprechen, denn es ist dann ja kaum was anderes als Hartz 4 ohne Sanktionen. Bestenfalls kann man argumentieren, dass sich Arbeit im Niedriglohnsektor mehr lohnen würde als heute.

Die Frage ist aber, ob wir das wollen. Wollen wir den Niedriglohnsektor subventionieren? Das ist ungefähr so wie die Kohleindustrie zu subventionieren, also eigentlich etwas, von dem wir weniger wollen. Wir wollen doch eher, dass Menschen bessere Qualifikationen erwerben und höherwertige Tätigkeiten machen.

Deswegen mein Reden: Wenn wir irgendwo Geld reinpumpen wollen, dann nicht in die Subvention heutiger schlechter Verhältnisse sondern in die Investitionen in die Zukunft -> Klimawandel, Digitalisierung, Bildung etc.

Ich habe die Tage gelesen, dass ukrainische Flüchtlinge sich über deutsche Ausweise wundern, weil in der Ukraine alles digital sei. Wir in Deutschland sollten vielleicht mal begreifen, dass wir riesige Baustellen im Land haben, um die wir uns kümmern müssten und für die wir auch Arbeitskräfte brauchen anstatt sie mit einem BGE "in den Ruhestand" zu setzen.
 

Amatio

Aktives Mitglied
Geld von Reich zu Arm umzulenken hat nichts mit Macht zu tun.
Die Armen haben auch mit dem BGE keinerlei Macht sondern sind vollkommen von der staatlichen Fürsorge (=BGE) abhängig.
Stimmt. Allerdings sind sie aufgrund der Bedingungslosigkeit nicht gezwungen, jeden miesen Billiglohnjob annehmen zu müssen. Am Besten wäre es, das BGE verfassungsrechtlich abzusichern.
Und die Reichen haben nach wie vor die Macht, weil sie Betriebsvermögen, Immobilien und co. besitzen.
Sie hätten immer noch viel Macht. Aber nicht mehr ganz so viel wie heute.
So könnten Immobilienbesitzer einfach die Mieten erhöhen, wenn Menschen mit dem BGE mehr Geld haben als bisher. Generell könnte eine galoppierende Inflation das BGE vernichten.
Das gilt ja generell wenn Menschen mehr Geld haben. Und doch müssen Millionäre keine höheren Preise im Supermarkt zahlen als jemand mit wenig Geld.
Und eine galloppierende Inflation durch das BGE sehe ich nicht.
 

Amatio

Aktives Mitglied
Ich bin nicht per se für ein BGE, auch nicht für ein niedriges. Ich meinte damit nur, dass man über ein BGE auf Höhe einer sozialen Grundsicherung zumindest (mit mir) reden kann.
O.K. Also redest Du darüber, bist aber dagegen?
Das BGE steht und fällt mit der Höhe.
Das stimmt. Die Höhe ist abhängig von der materiellen Wertschöpfung und von der Motivationsstruktur. Auch ein hohes Grundeinkommen kann funktionieren (später in 50 Jahren) wenn derweil sich diese materielle Wertschöpfung stark erhöht hat und die Motivationsverschiebung weit fortgeschritten ist und die durch das hohe BGE verursachte starke Minderung der finanziellen Leistungsmotivation vollständig kompensiert ist durch eine Erhöhung der nichtfinanziellen Leistungsmotivation. Dadurch bleibt die Höhe der Gesamtmotivation unberührt und damit auch die Leistung gleichhoch.
Bei einem BGE auf Hartz 4 Niveau kann man niemandem unterstellen, sich ein schönes Leben auf Kosten Anderer zu machen und der Anreiz zu arbeiten ist nach wie vor da, alleine schon weil man so wenig Geld hat.
Es gibt auch Leute mit sehr viel Geld, die sich komplett zur Ruhe setzen könnten und bis ans Ende ihrer Tage sich cocktailschlürfend an den Strand setzen könnten. Es aber dennoch nicht tun. Wieso nur?
Dann wiederum gibt es aber wenig Argumente die für das BGE sprechen, denn es ist dann ja kaum was anderes als Hartz 4 ohne Sanktionen. Bestenfalls kann man argumentieren, dass sich Arbeit im Niedriglohnsektor mehr lohnen würde als heute.
Doch auch dann gibt es gute Argumente für ein BGE: Erstmal ist Hartz IV ohne Sanktionen gar kein Hartz IV mehr, denn die Sanktionen sind zentral dafür. Dann fällt auch die Antragstellung weg, die heute manche abschreckt. Jeder hat es daher.
Niemand muß mehr umziehen, wenn dem Amt die Wohnung als zu groß erscheint.
Das BGE ist nicht an Haushaltsgrößen geknüpft (Äquivalenzeinkommen). Zieht man in eine WG mit mehreren Leuten bleibt es gleich hoch trotz der Tatsache, dass man einige Dinge gemeinschaftlich nutzen kann und dadurch pro Person spart. Hierzu geht man bei der Äquivalenzgewichtung des Einkommens von folgender Formel aus: 1 / 0,7 / 0,5 Periode. Das bedeutet: Die erste Person in einem Haushalt wird mit dem Faktor 1 gewichtet; die zweite mit dem Faktor 0,7; und jede weitere mit dem Faktor 0,5. Das bedeutet, dass man bei einer Vierer-WG zwar viermal soviele Personen hat wie in einem Singlehaushalt, aber dennoch nur vom 2,7-fachen der Kosten ausgeht (das ist natürlich nur eine Art vereinfachende Schätzung). 2,7 : 4 = 0,675. Das entspricht 67,5%. Kostensenkung pro Person 32,5%. Die kann man behalten und anderweitig nutzen. Es wird der Versingelung der städtischen Gesellschaften entgegengewirkt und knapper Wohnraum wird besser genutzt
Hat das BGE zudem in ganz Deutschland eine nominell gleiche Höhe, weil es nicht nach Leistungen für den Lebensunterhalt und Wohngeld differeziert ist, so entfaltet es in billigen Gegenden real eine größere Kaufkraft als in teureren Gegenden. Und so entsteht für Personen, die nur vom BGE leben, ein Anreiz, von der teuren in die billige Gegend zu ziehen (z.B. von München nach Ostvorpommern). Für München ist das gut, denn es leidet unter starker Zuwanderung; und für Ostvorpommern auch, denn es leidet unter starker Abwanderung. Ein automatischer Nachteilsausgleich für strukturschwache Regionen ohne Bürokratie und komplizierte Förderprogramme. Eine prima Sache!
Die Frage ist aber, ob wir das wollen. Wollen wir den Niedriglohnsektor subventionieren?
Der wird nicht subventioniert, denn durch eine komplette Anrechnung des BGE auf den Lohn würden dann im Niedriglohnbereich nur noch ein paar Hundert Euro draufgezahlt; und nur dieses zusätzliche Einkommen ist Motivationsgrundlage für die positive finanzielle Leistungsmotivation (= mehr Geld). Das BGE selbst zählt dabei nicht mit, denn es steht ja auch ohne Job zur Verfügung. Das wissen die Arbeitgeberverbände auch ganz genau. Wäre es anders, würden sie als erste schreien: "Hurra! Her mit dem BGE!"
Das ist ungefähr so wie die Kohleindustrie zu subventionieren, also eigentlich etwas, von dem wir weniger wollen. Wir wollen doch eher, dass Menschen bessere Qualifikationen erwerben und höherwertige Tätigkeiten machen.
Natürlich. Die Zukunft muß gewonnen werden. Gerade das BGE ist jedoch prima dafür, weil es den Fokus weniger auf die Belohnung der in der Vergangenheit erbrachten Leistung legt, sondern mehr auf die Ermöglichung der in der Zukunft liegenden Leistung. Dieser Bewußtseinswandel und damit die Abkehr von der heutigen kulturellen Nekrophilie ist ganz zentral, um die Zukunft zu gewinnen.
 
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