Amatio, ich muss die ja zugestehen, du malst ein wunderschönes Bild von einer rosaroten Zukunft.
Es könnte aber nicht weiter von der heutigen Realität weg sein. Du sprichst z.B. von einer vollständigen Rationalisierung und dass man 55% der Arbeitskräfte garnicht bräuchte.
Es werden heute nur noch 55% aller Erwerbstätigen wirklich gebraucht (bei vollständiger Rationalisierung), um alles wie bisher zu produzieren. Also kannst Du ruhig aufhören.
Ich gehe davon aus, dass eine vollständige Lösung dieser beiden Bremsen erst etwa 50 Jahre nach der Ersteinführung des BGE möglich ist; und das auch nur dann, wenn es in dieser Zeit schrittweise in der realen Kaufkraft vom Existenzminimum auf das Doppelte des Existenzminimums angehoben wird. Dann erst kann man voll rationalisieren nach dem Stand der Technik; und erst dann entfaltet das BGE seine volle Wirkung.
Aktuell gehen die Baby Boomer in Rente, es entsteht eine riesen Lücke auf dem Arbeitsmarkt. Viele Unternehmen werden in wenigen Jahren 1/3 ihrer Belegschaft verlieren.
Meinetwegen können wir in 50 Jahren nochmal über das BGE reden, aber heute ist es vollkommen absurd.
Deine Aussagen zum Lohnabstand und dass man für Lau arbeiten würde, stimmen nicht:
Alle Vorteile des BGE sind mit Sicherheit nicht im bestehenden System erreichbar. Z.B. die vollständige Sicherung des Lohnabstandsgebotes geht nur mit einem BGE. Denn dann hat jeder einen Sockelbetrag und es gibt niemanden mit weniger als dem BGE.
Heute dagegen kann es im unteren Lohnbereich vorkommen, dass jemand mit Job nur wenig mehr als mit Hartz IV hat; manchmal auch überhaupt nichts zusätzlich. Der arbeitet dann quasi für lau. Das ist ungerecht.
Der Mindestlohn wird wird derzeit auf 12 € erhöht. Danach hat jemand mit Mindestlohn und einer 39 Stunden-Woche gut 2.000 € Bruttolohn. Viele Steuern und Sozialabgaben gehen da nicht runter und es bleibt deutlich mehr als Hartz 4. Und wenn es nur um den Lohnabstand geht, könnte man hier nochmal steuerlich entlasten.
Da gibt es Unterschiede: Der linke Flügel der BGE-Szene will tatsächlich eine starke Umverteilung; ich bin für eine maßvolle Umverteilung; und Götz Werner wollte gar keine Umverteilung. Guckst Du hier:
05.04.18Zu Gast sind Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Ex-Manager Thomas Middelhoff, Autor Michalis Pantelouris und Unternehmer Götz Werner.Quellehttps://w...
www.youtube.com
Du sprichst nicht von einer "maßvollen" Umverteilung, sondern von einer Verdopplung(!) des Existenzminimums auf Kosten der Gesellschaft. Jedes Rechenmodell, welches dies finanziert, benötigt dafür massive Steuererhöhungen. Es ist rein rechnerisch nicht anders. Selbst wenn du unterstellst, dass nicht weniger gearbeitet wird und die Reichen nicht auswandern.
Jeder Mensch ist in Freiheit motivierter als unter Zwang. Und ich rede keineswegs nur von der Erwerbstätigkeit. Wer nicht erwerbstätig ist, macht etwas anderes, was gesellschaftlich sinnvoll ist. Menschen wollen nämlich gebraucht werden und Anerkennung bekommen.
Wer bestimmt denn was gesellschaftlich sinnvoll ist? Derzeit tut es der Verbraucher, indem er Dinge kauft oder nicht. Das ist ein gutes System, weil so die begrenzten Resourcen einer Gesellschaft durch Angebot und Nachfrage an den richtigen Ort kommen. Es gibt so kaum Mangel, Produkte und Dienstleistungen sind immer verfügbar. Schau dir Planwirtschaften an, in denen Menschen glaubten schlauer zu sein als der Markt....
Ein BGE zerstört die steuernde Funktion von Preisen und Löhnen. Wenn Morgen z.B. niemand mehr Arzt werden will, hätten wir ein Problem. Erwerbstätigkeit ist nicht nur etwas um Geld zu verdienen, sondern um die Bedürfnisse einer Gesellschaft zu befriedigen.