Meiner Meinung nach brauchen sie zielgerichtete Hilfe. Wenn Menschen es nicht aus eigener Kraft in den Arbeitsmarkt schaffen, muss man gemeinsam rausfinden, was genau das für Vermittlungshemmnisse sind und wie man die beseitigen kann. Und wenn sie sich nicht beseitigen lassen, sollte man solchen Menschen den Weg in die EM-Rente, bzw. Grundsicherung erleichtern.
Ja, gibt es. Und das kann schneller gehen, als du denkst. Man braucht z. B. nur längerfristig zu erkranken und schon ist man raus aus dem Arbeitsmarkt.
Es gibt sogar Menschen, die schaffen es ihr Leben lang nicht, auf dem Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Und das trotz Eigeninitiative, vieler Bewerbungen und diverser Praktika. Manche Menschen fallen einfach durch sämtliche Raster.
Das seh ich doch bei meiner Lebensgefährtin. Bei ihr hat nie irgendwer mal genauer hingesehen und gefragt, wieso es bei ihr partout nicht klappen will. Weder das Sozislamt noch das Arbeitsamt noch das Jobcenter. Da hiess es höchstens, es würde am fehlenden Führerschein und/oder der fehlenden Ausbildung liegen und man schob sie von einer Massnahme zur nächsten. In Wirklichkeit liegt das Problem aber ganz woanders. Nämlich in Autismus in Kombination mit ADS. Da ist sie auch nur durch Eigeninitiative drauf gekommen. Und als ihr Verdacht dann bestätigt wurde, kam seitens des Jobcenters das grosse Fragezeichen und sie wurde vom normalen SB zur Rehabteilung verschoben. Da wurde dann eine Begutachtung nach Aktenlage durch den ärztlichen Dienst durchgeführt. Ergebnis: Angeblich vollschichtig arbeitsfähig mit einem Riesen-Sack an Einschränkung und als positive Sache wurde einzig und allein ihr Intellekt genannt. Die Reha-Abteilung konnte ihr nicht helfen, weil es so einen Nischen-Nischen-Arbeitsplatz, wie sie ihn bräuchte, gar nicht geben würde.
Ja das sind dann wirklich die Leute, die durchs Raster fallen.
Also ging's zurück zum normalen SB. Der hatte keine Ahnung, was er mit ihr anfangen sollte, wollte sie mehrfach in Massnahmen mit Junkies, Alkoholikern und Co. stecken und hat sie zwei Jahre später wieder zur Reha-Abteilung geschickt. Es wurde dann eine Begutachtung durch den berufspsychologischen Dienst durchgeführt (zu ihren Glück durch einen Psychologen, der sich sowohl mit Autismus als auch ADS auskennt). Ergebnis: Dringende Empfehlung zum Antrag einer EM-Rente, da sie laut seiner Meinung gar nicht arbeiten kann.
Mittlerweile läuft ihr Antrag auf EM-Rente und da sie seitdem endlich mal weiss, woran sie ist und das sich was in die richtige Richtung bewegt, wird sie endlich auch wieder etwas ruhiger. Der EM-Rentenantrag hat ihr nämlich verdammt viel Kraft gekostet und sie stand unter enormer Abspannung. Ich hoffe für sie, dass man ihren Antrag genehmigt, denn ihr geht es durch dieses ganze Theater beim Jobcenter alles andere als gut.
Und nein, damit ist sie auch keine absolute Ausnahme. So geht es leider viel zu vielen Menschen mit Einschränkungen.