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Depressionen / Arbeitslosigkeit im Zuge einer Insolvenz

bocksrogger

Aktives Mitglied
Du meinst, dass ich ohne ALG1-Bezug selbst die KK-Beiträge berappen muss? Ja, das habe ich auf dem Schirm. In die Rentenversicherung würde ich auch weiterhin den Mindestbetrag einzahlen, sollte ich mich für diese Variante entscheiden.
Dann passt das.. Darf man nur nicht vergessen.

ch habe soeben im entsprechenden Portal meines Bundesland recherchiert. Aktuell besteht leider keinerlei Bedarf an Quereinsteigern mit Wiwi-Abschluss.
Das kommt eben sehr auf das BL an, da Bildung immer noch Ländersache ist.
Manchmal ist es über die Schiene Fachlehrer an Haupt und Mittelschulen möglich, oder über die Handelslehrerer oder Quereinsteiger Schiene auf Beruflichen Schulen.

Allerdings wäre eine Verbamtung in deinem Alter nicht mehr rentbal.. und als Angestellter Lehrer das jährliche Bangen um einen Vertrag sicher nicht gut.
 

Steerpike

Mitglied
Hey,
wie darf ich das verstehen ? Bist du Angestellter GF oder Inhaber ? Ersteres wäre sicher nicht optimal aber möglich, oder hängt da für dich noch was dran Boni etc. ? Als Inhaber ist das sicher nochmal ne andere Nummer und würde sich in der Tat schwierig gestalten. Als es mich damals zerlegt hat, war ich Solo Selbstständig und wollte auch bis zum Schluss durchziehen, allerdings zwang mich dann mein Körper, zum Schlusstrich. Das wünsche ich keinem....
Ich bin angestellter GF. Aber da meine Familie auch mit im Boot ist, möchte ich niemanden alleine lassen. Auch im Eigeninteresse möchte ich alles ordentlich verkaufen oder abwickeln. Selbst als angestellter GF ist es meines Erachtens in der Insolvenz rechtlich heikel "krank zu feiern".

Warum sollte dem rational betrachtet, so sein ?

("Ich kann nichts. Will nichts ...") Ich denke da spricht gerade die Depression aus dir! Das wird sich wieder bessern, das kannst du mir glauben,
Ich hoffe es. Problematisch für mich ist, dass ich eigentlich schon damals und vor allem im jetztigen Rückblick bereits mein Studium als Fehlentscheidung betrachte. Ich sehe mich (ob das realistisch ist oder nicht) quasi beruflich als Null, ohne klare Vorstellung, was ich machen möchte. Lediglich vage Wunschvorstellungen habe ich:

Da ich auch als GF lediglich auf Sachbearbeiter-Niveau verdient habe (sagt mir selbst der Insolvenzverwalter), ist mir Geld nicht so wichtig. Wichtiger wäre mich weniger Verantwortung und eine vernünftige Work-Life-Balance, ggf. auch in Teilzeit und ein angenehmeres Arbeitsklima in einem Bereich, in dem man moralisch und ethisch integer bleiben kann. Ich halte mich zwar für gewissenhaft und zuverlässig, bin aber in meinem immer nur ein Generalist gewesen, nie ein Spezialist für eine bestimmte Sache gewesen, gerade weil ich so viele unterschiedliche Sachen allein gestemmt habe. Da ich aber wie gesagt in meinem alten Job nicht mehr arbeiten kann / will, ist das wohl weniger das Problem als die generelle Ahnungslosigkeit, wohin mich mein Weg führen kann und soll.
 

Steerpike

Mitglied
Und dann noch 1 Woche Urlaub. Hat mir persönlich sehr geholfen aus diesem Gedankenkarussel raus zu kommen und mal wieder zu mir selbst zu finden.
Sobald die Insolvenz abgewickelt ist, wäre es für mich tatsächlich das allerwichtigste erst einmal Zeit zum verschnaufen zu haben. Urlaub war im ganzen letzten Jahr praktisch nicht möglich. Die 4 Tage, die ich hatte, auch mit Videokonferenz in der Ferienwohnung und ständiger Erreichbarkeit. Das war sicher ein Fehler und mit ein Auslöser, dass es mir jetzt so geht, wie es mir geht. Daher auch meine Angst, mit Arbeitslosengeld direkt vom Amt getriezt und in einen neuen Job gedrängt zu werden, den ich überhaupt nicht will und aktuell wahrscheinlich gar nicht verkraften könnte.
 

Steerpike

Mitglied
Beantragen es bitte trotzdem. Wenn du einen Therapieplatz hast ist das kein Problem, dass ist sogar mit der Terminvergabe ein Zettel, welche Gründe es gibt wieso du nicht kannst. Kannst es aber auch übers Telefon regeln. Würde aber das erst nach dem du deinen ersten Termin erhälst. Ich würde abraten von deinen Ersparnisse zuleben. Da du nicht vergessen darfst, du bekommst nur einen Teil bei ALG 1, aber keine Vergünstigungen wie tickt oder so. Daher bitte beantragen. Bezüglich der Umschulung. Kümmer dich erstmal um einen Therapieplatz, wenn du schon. Weißt was du gerne machen willst. Bereite dich vor. Auch schonmal wo du das machen kannst.
Aber wie gesagt bitte beantrage es. Du musst sonst alles alleine. Stämmen Krankenkasse usw. War auch zu stolz und es war nur dämlich. Man kann sich besser konzentrieren wenn man nicht Geldsorgen hat. Natürlich kannst du von ersparten und Familie leben. Aber man schränkt sich automatisch ein. Und wozu, du hast ALG1 Ehe nur ein Jahr und man kommt viel einfacher an eine Umschuldung als wenn du ALG2 beziehst.
Viel Erfolg
Vielen Dank. Bislang reagieren alle wie du auf meine Überlegung wegen ALG1. Die bisherigen Kontakte mit einem Arzt und die baldigen Gespräche mit Sozialberatung und Therapeuten hat mir auch etwas Mut gemacht, entsprechend etwas fürs Amt in der Hand zu haben.
 

Steerpike

Mitglied
Lkw-Fahrer müssen sich regelmäßig einer ärztlichen Untersuchung unterziehen und die Bescheinigung abliefern, dass sie fähig sind, das Fahrzeug zu führen.

Wird also in Bereichen, an welche du denkst, Ähnliches gefordert, wäre es schwierig.
Ansonsten: deine Ärzte unterliegen der Schweigepflicht, außer du entbindest sie davon.
Bislang habe ich auch kein handfestes Interesse an einem Bereich, von dem ich derartige Anforderungen wüsste. Soweit ich mich richtig eingelesen habe, wäre das bei leichten bis mittleren Erkrankungen ohnehin nicht das Problem. Ich habe keine Wahnvorstellungen, zeige kein Suchtverhalten oder dergleichen.
 

Steerpike

Mitglied
Neue Entwicklungen:

Neben dem ersten psychotherapeutischen Vortermin morgen, habe ich einen weiteren bei einer anderen Therapeutin nächste Woche. Gleichzeitig habe ich nächste Woche einen Termin bei der Sozialberatung für psychische Erkrankungen der Caritas.

Der befreundete Arzt sagte mir gestern, dass ich für Schreiben an das Amt und Überweisungen an Therapeuten keinen Psychiater bräuchte. Das könnte er alles übernehmen. Bzgl. der Suche nach psychosomatischen Kliniken warte ich das morgige Therapeuten-Gespräch ab. Vielleicht ist es gut, auf die Suche zu gehen, wenn ich soetwas wie eine erste Einschätzung / "Vordiagnose" habe.

Da ich ansonsten bislang hauptsächlich über meine berufliche Situation geschrieben habe und gestern Abend wieder so eine Art Panikattacke hatte, wollte ich gerne auf meine Persönlichkeit und Symptome eingehen:

Ich bin ein eher introvertierter, freundlicher und zurückhaltender Mensch, der Ärger auch mal gut lange Zeit unterdrücken kann, wenn er es für nötig erachtet, der selbst im Zweifel Mehrarbeit leistet, um andere nicht zu belasten, aber auch weil es ihm unangenehm ist, andere um Hilfe zu bitten oder sie an ihre Pflichten zu erinnern. Das hat insbesondere im beruflichen Leben dazu geführt, dass ich zu häufigen Sorgen und Grübeln neige, weil ich die Notwendigkeit sehe, für alle andere mitzudenken, Problem zu antizipieren und schon frühzeitig alles, was getan werden kann, tue, um Probleme zu vermeiden, selbst wenn es manchmal völlig unbegründet oder sehr unrealistisch ist. Auch habe ich immer versucht, als Chef gutes Vorbild für meine Mitarbeiter zu sein, in dem ich mich auch vor unangenehmeren oder weniger glamourösen Arbeiten nicht gedrückt habe, anstatt wie andere vielleicht nur zu delegieren. Damit habe ich allerdings rückblickend sehr an der Arbeit zerrieben. Das ist nicht arrogant gemeint. Ich sehe es nicht so, dass mein ganzes Umfeld aus faulen Nichtskönnern besteht. Das ist einfach eine Art Angststörung, würde ich vermuten.

Die jetztige Insolvenz hat das ganze natürlich eskalieren lassen. An der Insolvenz bin ich, wenn auch als GF in der Verantwortung, natürlich nicht allein verantwortlich. Das ist mir intellektuell völlig bewusst. Es gab genug externe Gründe, aber auch interne Familiendynamiken, die eine Rolle gespielt haben, ohne das ich einseitige Schuldzuweisungen aussprechen will. Ich habe auch Schuld. Trotzdem ist bei mir eine riesige Menge Wut gegenüber anderen angestaut, die ich über lange Zeit unterdrücke, aber dann manchmal bei Kleinigkeiten (z.B. bei einem unbedeutendem Streit im Haushalt) von mir überhand nimmt. Ein cholerischer Anfall ist es dann jedoch nur für wenige Minuten. Und ich verfalle auch nicht in Aggression zu meinem gegenüber. Ich verfalle stattdessen sehr schnell in extreme Scham und Gefühle der Minderwertigkeit dafür, dass ich mich nicht mehr zusammenreißen kann. Körperlich geht damit i.d.R. ein extremer Bewegungsdrang (durch die Wohnung laufen, Haareraufen), starkes Zittern und Weinen und dem Bedürfnis, mich körperlich klein zu machen (in eine Ecke hocken oder auf dem Sofa verkriechen), einher. Oft habe ich dann aufgrund der überwältigenden Scham Wünsche, der Selbstauslöschung. Dies aber bitte nicht falsch verstehen. Ich denke dann weniger, von der nächsten Brücke springen zu wollen, sondern würde mich am liebsten selbst verschlucken, einfach im Nichts verschwinden. Das vergeht dann jedoch glücklicherweise wieder.

Zudem kommt dann noch die bereits mehrfach beschriebene Perspektivlosigkeit in beruflicher Hinsicht, da ich auf keinem Fall in meinem bisherigen Beruf und der bisherigen Branche weiterarbeiten möchte und bereits mein Studium nachträglich als Fehler erachte.

Bewältigungsstrategien waren für mich bislang (säkulare) Achtsamkeits-Meditationen, für die ich sogar 2017 aus reinem Interesse im Rahmen eines 1-wöchigen Seminars ein Therapeuten-Zertifikat gemacht habe, die Beschäftigung mit buddhistischer Philosophie und (seriösere) Lebsthilfe-Literatur (z.B. Logotherapie). Das hat mir über viele Jahre einigermaßen geholfen. Jetzt ist die Krise aber so groß, dass ich die Notwendigkeit professioneller Hilfe ergriffen habe.

Eine andere Zuflucht war für mich immer die Literatur, sowohl das Lesen als auch das eigene Schreiben. Das Schreibe habe ich in den letzten 10 Jahren sehr selbstdiszipliniert verfolgt, d.h. ich habe an freien Abenden oder Tagen statt vor dem Fernseher zu hängen (was ich auch tue) bei genügend Motivation mehrere Stunden geschrieben. Das habe ich immer eher als etwas schambehaftetes Hobby betrachtet und bin damit kaum nach außen getreten, auch wenn ich neben mehreren Kurzgeschichten u.a. ein Romanprojekt mit akt. 900 Seiten zusammengeschrieben habe. "Warum denkst DU, Schrifsteller sein zu können?" Gleichzeitig war aber auch immer der starke Wunsch und die Hoffnung dabei, irgendwie doch nochmal etwas berufliches damit anfangen zu können.

In der Anfangszeit der Insolvenz vor einigen Monaten habe ich immer mit dieser Hoffnung getröstet: "Wenn du das hinter dir hast, schreibst du endlich ernsthaft. Ohne Selbstzweifel. Ohne Hadern." Da ich mich aber mehr um die Insolvenz als solche als um meine eigene Zukunft geschert habe, hatte ich die naive Vorstellung, etwa ein Jahr von Arbeitslosengeld 1 zu leben, mich einige Monate ernsthaft und ohne Ablenkung am Schreiben zu versuchen und wenn das nicht klappt, immer noch einige Monate Zeit zu haben, um mir einen profaneren Broterwerb zu überlegen. Aufgrund eines spartanischen Lebenswandel wäre das verringerte Einkommen kein Problem. Allerdings habe ich mich erst vor Kurzem so richtig damit befasst, was von Amtswegen bei Arbeitslosigkeit bereits bei ALG1 auf einen zukommen kann. Das war ziemlich naiv und hat mich nach tatsächlich einigermaßen erholsamen Feiertagen nun wieder brutal ins Loch gezogen. Für mich fühlt es sich so an, als wäre mir meine Leidenschaft und damit auch meine letzte Hoffnung genommen worden, weil ich befürchte, mich bald aufgrund meiner Ausbildung auf Jobs in Branchen bewerben zu müssen, die ich aus persönliche, sozialen, ideologischen Gründe inzwischen schlicht verachte, und dem Schreiben, das ich mir zur Stressbewältigung und Erholung seit Monaten quasi selbst verboten habe, immer weiter und weiter entferne. Dass die Zukunftsaussicht "Schriftsteller werden" nicht unbedingt die risikoärmste ist und ich auch überhaupt keine nennenswerten Referenzen habe, die meinen Wunsch irgendwie "legitimieren" würden, ist mir schmerzlich bewusst. Trotzdem würde ich es so gerne versuchen.
 
G

Gelöscht 85627

Gast
Da ich aber wie gesagt in meinem alten Job nicht mehr arbeiten kann / will, ist das wohl weniger das Problem als die generelle Ahnungslosigkeit, wohin mich mein Weg führen kann und soll.
Die Hälfte der Entscheidung hast du schon getroffen, bleiben noch 50 % offen. Ist doch ein guter Schnitt, dafür, dass du noch ganz am Anfang eines neuen Lebensabschnittes stehst! 😁

Mach dich mal nicht verrückt. Geht es dir gesundheitlich besser, wirst du auch hier wieder viel klarer sehen und Entscheidungen treffen können.

Was kannst du gut?
Was macht dir Spaß?
Welche Hobbys gibt es außer Schreiben?


Sobald die Insolvenz abgewickelt ist, wäre es für mich tatsächlich das allerwichtigste erst einmal Zeit zum verschnaufen zu haben. Urlaub war im ganzen letzten Jahr praktisch nicht möglich. Die 4 Tage, die ich hatte, auch mit Videokonferenz in der Ferienwohnung und ständiger Erreichbarkeit. Das war sicher ein Fehler und mit ein Auslöser, dass es mir jetzt so geht, wie es mir geht. Daher auch meine Angst, mit Arbeitslosengeld direkt vom Amt getriezt und in einen neuen Job gedrängt zu werden, den ich überhaupt nicht will und aktuell wahrscheinlich gar nicht verkraften könnte.
Durchatmen, Auszeit, ist der beste Vorsatz, den du jetzt treffen kannst. Zieh das unbedingt durch.
Ich weiß, was man so über das Arbeitsamt hört und die können wirklich ziemlich nerven, Druck aufbauen, auch wenn es gerade kontraproduktiv ist.

Aber:
Ich habe die volle Zeit genutzt nach meiner gesundheitlichen Bauchlandung.
Weil ich diese Zeit brauchte.
Ich war vorher 'ewig' krankgeschrieben.
Und jeder einzelne Tag dieser langen Gesamtspanne war nötig, um wieder leistungsfähig zu werden.
Naja, halbwegs, der doofe Gutachter und die Ärzte haben gewonnen, ich schaffe wirklich kein Vollzeit mehr. 👿
Laaangsam beginne ich das anzunehmen.
So. Aber in der gesamten Arbeitslosigkeit wurde gesehen und anerkannt, dass ich kämpfe, mich bemühe. Dass ich WILL.
Keine einzige Maßnahme wurde auch nur angedeutet, ich musste gar nichts. Noch nicht mal Bewerbungen nachweisen. Telefonierte aber immer mal mit meiner Sachbearbeiterin, fragte etwas nach, war erreichbar: ich hielt also Kontakt. Die wussten, dass ich wirklich krank war, da ich kurzerhand meine Klinikunterlagen hingeschickt hatte, zwischendurch noch auf Reha ging. Und da ich in dieser Zeit nicht wusste, wohin gesundheitlich die Reise gehen würde, ich Zukunftsängste hatte, hörte man am Telefon auch mal meine Verzweiflung, aber auch den Kampfgeist. Vielleicht lief es deshalb bei mir mit dem Arbeitsamt, wie es lief. Da kam schon mal ein: "Jetzt machen Sie sich mal keine Gedanken, das passt schon, wichtig ist Ihre Gesundheit."
Also lass es auf dich zukommen. Da sitzen nicht nur Unmenschen.

Eine andere Zuflucht war für mich immer die Literatur, sowohl das Lesen als auch das eigene Schreiben. Das Schreibe habe ich in den letzten 10 Jahren sehr selbstdiszipliniert verfolgt, d.h. ich habe an freien Abenden oder Tagen statt vor dem Fernseher zu hängen (was ich auch tue) bei genügend Motivation mehrere Stunden geschrieben. Das habe ich immer eher als etwas schambehaftetes Hobby betrachtet und bin damit kaum nach außen getreten, auch wenn ich neben mehreren Kurzgeschichten u.a. ein Romanprojekt mit akt. 900 Seiten zusammengeschrieben habe. "Warum denkst DU, Schrifsteller sein zu können?" Gleichzeitig war aber auch immer der starke Wunsch und die Hoffnung dabei, irgendwie doch nochmal etwas berufliches damit anfangen zu können.

In der Anfangszeit der Insolvenz vor einigen Monaten habe ich immer mit dieser Hoffnung getröstet: "Wenn du das hinter dir hast, schreibst du endlich ernsthaft. Ohne Selbstzweifel. Ohne Hadern." Da ich mich aber mehr um die Insolvenz als solche als um meine eigene Zukunft geschert habe, hatte ich die naive Vorstellung, etwa ein Jahr von Arbeitslosengeld 1 zu leben, mich einige Monate ernsthaft und ohne Ablenkung am Schreiben zu versuchen und wenn das nicht klappt, immer noch einige Monate Zeit zu haben, um mir einen profaneren Broterwerb zu überlegen. Aufgrund eines spartanischen Lebenswandel wäre das verringerte Einkommen kein Problem. Allerdings habe ich mich erst vor Kurzem so richtig damit befasst, was von Amtswegen bei Arbeitslosigkeit bereits bei ALG1 auf einen zukommen kann. Das war ziemlich naiv und hat mich nach tatsächlich einigermaßen erholsamen Feiertagen nun wieder brutal ins Loch gezogen. Für mich fühlt es sich so an, als wäre mir meine Leidenschaft und damit auch meine letzte Hoffnung genommen worden, weil ich befürchte, mich bald aufgrund meiner Ausbildung auf Jobs in Branchen bewerben zu müssen, die ich aus persönliche, sozialen, ideologischen Gründe inzwischen schlicht verachte, und dem Schreiben, das ich mir zur Stressbewältigung und Erholung seit Monaten quasi selbst verboten habe, immer weiter und weiter entferne. Dass die Zukunftsaussicht "Schriftsteller werden" nicht unbedingt die risikoärmste ist und ich auch überhaupt keine nennenswerten Referenzen habe, die meinen Wunsch irgendwie "legitimieren" würden, ist mir schmerzlich bewusst. Trotzdem würde ich es so gerne versuchen.
Du schreibst super-reflektiert und da stecken einige Therapiethemen drin.

Zum Schreiben ein paar Gedanken:
Mein Prof wollte, dass ich veröffentliche. Irgendwann mache ich das vielleicht, doch vorerst bleibt es bei meiner Entscheidung dagegen. Dieser Bereich gehört mir, bleibt entspannt, ohne jeden Druck, der an mich zwangsläufig herangetragen werden würde, den ich, meiner Persönlichkeit geschuldet, zwangsläufig verspüren würde.
Hadern und Selbstzweifel sind übrigens völlig normal, habe ich mir sagen lassen.
Was ich aber für dich hierlassen möchte:
Überlege gut, ob du deine finanzielle Sicherheit, dein tägliches Auskommen, Rücklagenbildung, tatsächlich völlig von dem abhängig machen möchtest, was dir derart viel bedeutet.
Das stellt eine Last dar. Das kreiert ein "Muss". Macht aus Freude und Liebe Pflicht.
Du gingest damit das Risiko ein, dir selbst etwas zu zerstören oder beschädigen, dir dadurch etwas zu nehmen.
Ein kleiner Teilzeitjob könnte den Pflichtteil übernehmen, dann bliebe das Schreiben die Kür. Soweit meine Gedanken dazu.
 

Steerpike

Mitglied
Erst einmal vielen lieben Dank für all eure Antworten. Die waren für mich sehr hilfreich, vor allem von dir, Weltkind.

Ich hatte soeben das erste psychotherapeutische Vorgespräch. Vorab wurde mir bei dieser Therapeutin eine Warteliste von 20 Leuten / 2 Jahren genannt. Trotzdem war das Gespräch sehr hilfreich. Als Vordiagnose geht sie von einer Anpassungsstörung aus. Meine Probleme treten phasenweise immer wieder auf, bislang konnte ich mich immer selbst aus dem Tief ziehen, allerdings verfüge ich durch die Häufung der Krisen in den letzten Jahren nicht mehr über die individuellen-persönlichen Ressourcen, um mich an schwierige Situationen anzupassen. Also Therapievorschläge ambulante Psychotherapie (Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie) und stationäre Behandlung.

Dazu habe ich eine Ergebniszusammenfassung der Sprechstunde für die Krankenkasse mit Überweisungscode erhalten. Die Therapeutin sagte mir, dass ich damit über die 116117 schneller einen ambulanten Therapieplatz erhalten könnte. Das würde ich angehen, wenn ich heute Abend wieder zuhause bin.

Gleichzeitig sollte ich mich nach einer stationären psychotherapeutischen Behandlung umsehen, was ich ebenfalls heute angehen will. Habt ihr gute Tipps, wie man diese am besten kontaktiert / nervt?

Eine psychosomatische Klinik hat sie mir eher abgeraten, da diese über den Rententräger bezahlt würde und die aufgrund meines jungen Alters und meiner weißen Krankenakte eher Widerstand leisten würden.

Montag habe ich dann einen Termin bei einer Sozialberatungsstelle und Donnerstag ein weiteres Vorgespräch bei einer anderen Therapeutin, wobei ich da noch nicht weiß, wie lange dort die Warteliste ist.
 

Zaphod

Aktives Mitglied
@Steerpike : nur mal so am Rande: alleine, dass Du dermaßen viel (Gutes und Richtiges) in dieser kurzen Zeit anpackst und angehst, zeigt, dass Du trotz allen Downs immer noch viel Kraft und Lebensmut in Dir hast. Ich bin kein Therapeut, aber ich denke, da ist ganz viel Basis, auf der Deine Therapeuten und Du aufbauen könnt und ich bin mir recht sicher, dass Du auch wieder raus kommst aus dem Loch!
Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und ganz viel Kraft dafür!
 

Steerpike

Mitglied
Leider bin ich wieder etwas ernüchtert. In der Sprechstunde wurde mir heute PTV 11 Formular mit Überweisungscode für eine zeitnah erforderliche Behandlung gegeben. Über die 116117 ist leider nicht einmal in 150km Entfernung kein einziger Platz vorhanden. Telefonisch konnte man mir (nach 30 Minuten Warteschleife) leider auch nicht weiterhelfen. Dabei heißt es dort auf der Website:

"Wie lange muss ich auf einen Termin warten?
Maximal fünf Wochen. Bei Akutbehandlung maximal drei Wochen.

Innerhalb einer Woche muss die 116117 einen Termin vermitteln. Der darf dann höchstens vier Wochen in der Zukunft liegen - bei einer Akutbehandlung maximal zwei Wochen.
Kann die 116117 keinen fristgerechten Termin bei Vertragspsychotherapeuten oder -ärzten anbieten, muss sie innerhalb einer weiteren Woche einen Termin in einem Krankenhaus oder einer Krankenhausambulanz finden.
"

Meine Telefonnummer wurde notiert. Telefonisch habe ich jedoch leider versäumt nachzufragen, ob man sich im Fall freier Plätze bei mir meldet. Hat jemand damit Erfahrung?
 

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