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Keine Rücksicht

Alegra67

Aktives Mitglied
Erlebst du das überall so?
Da musste ich kurz nachdenken. Ich würde eher sagen: Ich erlebe es nicht bei allen Menschen so.

Ich möchte ein anderes Beispiel erzählen:
Wir hatten kein Telefon zuhause, bis zu meinem 17. Lebensjahr. Eine Straße weiter stand eine Telefonzelle, zu der ist man immer marschiert, wenn man telefonieren wollte, hat die Telefonnummer aus den dort hängenden Telefonbüchern genommen und seine (mind. 20) Pfennige eingeworfen.
Nicht ein einziges mal in den ganzen Jahren war die Telefonzelle beschädigt oder beschmiert, nie war ein Telefonbuch herausgerissen.
Und heute?
Bei uns am Busbahnhof z. B. sind sämtliche Scheiben aller Wartehäuschen eingeschlagen. Alles, was die Stadtverwaltung unternimmt, um die Stadt zu verschönern, ist früher oder später beschmiert oder zerstört, mindestens beschädigt. Usw. usf.

Ich rate dazu, mal die Medien zu hinterfragen, die du konsumierst.
Wir haben eine Tochter, die beim Staatsschutz arbeitet, und ich kann dir sagen, dass die Medien sehr viel verschweigen und verharmlosen. Natürlich wären die Zeitungen dann zu dick, aber die Prämisse ist auch, die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. Glaub es oder glaub es nicht, es ist so.

Ich glaube eher, daß die Empfindlichkeit auf Ruhestörung heute viel größer ist. Wer früher in Nähe von Kneipen und anderen Etablissements (Rotlichtbezirk) lebte, an Flughäfen, Kirchen (Glocken!), mit kinderreichen Familien (Babygeschrei) oder auf dem Land (Hähne, Kühe und das ganze lärmende Viehzeug), dem blieb nichts anderes übrig als schnell zu lernen, wie man die Ohren auf Durchzug stellt, denn ändern ließ sich daran nichts. Heute gehen die Lärmgeplagten immer ganz fix zum Anwalt und versuchen sich die Ruhe zu erklagen.
Das stimmt leider.
 

Fenris85

Aktives Mitglied
Würde eher sagen das kommt darauf an wie wie einheitlich die Vorstellung vom Zusammenleben mit anderen in dieser Region ist. Eine kulturelle Sache wie man sich eine Gesellschaft vorstellt.
Je heterogener die Vorstellungen, insbesondere von Konfliktlösungen, was eigentlich Rücksicht bedeutet, wie man miteinander umzugehen hat und was respektvoll bedeutet und was nicht, desto größer die Reibung.
Je weiter die Vorstellungen divergieren, desto mehr Zwang von oben ist nötig um den Deckel auf dem Top zu halten. Desto mehr (staatlicher) Zwang wird auch als notwendig akzeptiert, entsprechend als das kleinere Übel angesehen.
Also ein Legitimierungsstrategie für immer mehr staatlichen Eingriff und Kontrolle. Wir sehen das an einer Staatsquote von noch nie dagewesenen >50%, einer unüberschaubaren Masse an Vorschriften und Einmischung in so ziemlich alles, bis hin ins Private.

Entsprechend wächst als Gegenbewegung der Wunsch nach Individualität und als eigenständiges Wesen, nicht als Verfügungsmasse oder nach Gruppenzugehörigkeit, behandelt zu werden. Gut erkennbar an der Ideolgie von 300+ Geschlechtern, wo jede "Gruppe" wieder eine entsprechende individuelle Wertschätzung erfahren möchte.
Gefangen in der menschenverachtenden Vorstellung Individualität wäre egoistisch (exakt das Gegenteil ist der Fall) wird kein anderer Ausweg gesehen als bestehende erlaubte Gruppenzugehörigkeiten innerhalb der Ideologie immer weiter zu spalten, bis dem Bedürfnis nach Individualität zumindest halbwegs wieder Rechnung getragen wird.
Und genau hier wird dann eben, von oben und ohne Rücksicht, die eigene Vorstellung anderen aufgezwungen.
Eben weil über Gruppenzugehörigkeiten gedacht wird. Es fehlt die Wertschätzung als individueller einzigartiger Mensch, der ein jeder (!) von uns ist. Aus dem Aushandeln vom Zusammenleben zwischen Individuen wird so ein Verteilungskampf, welchen wir als entsprechend rücksichtlos und unmenschlich erleben.
Ein ungleicher Kampf wohlgemerkt, da der Staat als solcher, vertreten durch Berufspolitiker die unwahrscheinlich viel Geld dafür erhalten, wie schon angemerkt, ein hohes Interesse daran hat sich durch den Einsatz für vermeintlich benachteiligte Gruppen (nicht Menschen!) zu legitimieren. Sprich wieder gewählt zu werden und noch mehr Macht zu erhalten.


In Regionen wo eine relativ homogene Kultur vorherrscht, mit ähnlichen Vorstellungen vom Zusammenleben, Werten und Gesellschaft, gibt es den Bedarf von (staatlichem) Zwang schlicht nicht. Er wird nicht als legitim empfunden, sondern als Einschränkung von Freiheit und persönlicher Entwicklung abgelehnt. Es zählt der individuelle Mitmensch und und nicht zu welcher Gruppe er gehört.
Sich unsozial verhaltende Menschen werden entsprechend gesellschaftlich sanktioniert, und sei es nur dass man sie nicht grüßt oder keinen Smaltalk mit ihnen macht. Eine direkte Rückmeldung für die betreffenen Personen ihr Verhalten zu überdenken, insbesondere in kleinen Dorfgemeinschaften in denen man sich gut kennt. Man käme gar nicht auf die Idee die Verantwortung an eine Institution auszulagern.

Und wie wir sehen sind diese denkbar ungeeignet um menschliches Zusammenleben zu regeln. Denn in dem Moment wo das gesellschaftliche Leben von oben angeordnet wird verliert es nicht nur seine Menschlichkeit, auch die Weiterentwicklung einer Gesellschaft, etwas das nur von unten durch eine Veränderung der Vorstellung der Menschen die eben zusammen leben, geschehen kann, findet nicht mehr statt.
Wir haben zahlreiche Beispiele in der Geschichte in denen das der Fall war, wo der Staat meinte alles vorschreiben zu müssen. DIe Flexibilität geht verloren, selbst gute kulturelle Einflüsse können sich nicht mehr durchsetzen, der zivilisatorische Fortschritt stagniert. Man spricht in diesem Zusammenhang auch gerne von Dekadenz.

Die fortschreitende Anonymisierung unserer Gesellschaft der letzten jahrzehnte sollte als Aspekt ebenfalls genannt werden, denke ich. Man ist weniger aufeinander angewiesen, es besteht immer weniger Notwendigkeit sich mit Ansichten und Wertvorstellungen anderer Menschen auseinander zu setzen.
Abhängigkeit zu anderen Menschen, z.B. zur Nachbarschaft ist gesunken.
Das ist nicht unbedingt per se schlecht, dieser Weg wurde gegangen weil es auch Freiheit mit sich bringt. Etwa wenn Frauen durch ein eigenes Einkommen nicht an eine Beziehung gefesselt sind.

Aber die Bequemlichkeit sich nicht mit Ansichten und Weltbildern anderer Menschen auseinander setzen zu müssen, begünstigt durch eine komplett einheitliche veröffentlichte Meinung (außerhalb der aufsteigenden Medien), führt eben in Kombination mit immer mehr von oben (staatlich) verordneten Regeln zu immer mehr ungelösten Konflikten und Eskalation.
Wir erinnern uns: Acedia die 7. Todesünde. Wird oft irrtümlich als als Faulheit übersetzt, bedeutet eigentlich Trägheit des Herzens.
Geschieht dem Nachbarn recht dass sein Social Score runter gestuft wurde, er hätte sich ja an die Vorschriften halten können, anstatt das Zusammenleben/Gesundheitssystem/Weltklima/Universum zu gefährden...

Das Problem mit der exorbitant gestiegenen Gewalt wurde ja schon genannt. Fällt für mich unter den kulturellen Aspekt was als adäquate Konfliktlösung angesehen wird und was nicht. In der Regel setzt sich die wehrhaftere/aggressivere Kultur durch. Konnte man gut im Iran beobachten.
 

Daoga

Urgestein
In Regionen wo eine relativ homogene Kultur vorherrscht, mit ähnlichen Vorstellungen vom Zusammenleben, Werten und Gesellschaft, gibt es den Bedarf von (staatlichem) Zwang schlicht nicht. Er wird nicht als legitim empfunden, sondern als Einschränkung von Freiheit und persönlicher Entwicklung abgelehnt. Es zählt der individuelle Mitmensch und und nicht zu welcher Gruppe er gehört.
Sich unsozial verhaltende Menschen werden entsprechend gesellschaftlich sanktioniert, und sei es nur dass man sie nicht grüßt oder keinen Smalltalk mit ihnen macht. Eine direkte Rückmeldung für die betreffenen Personen ihr Verhalten zu überdenken, insbesondere in kleinen Dorfgemeinschaften in denen man sich gut kennt. Man käme gar nicht auf die Idee die Verantwortung an eine Institution auszulagern.
Du hast etwas fromme Vorstellungen vom Zusammenleben in kleinen Gruppen. Der Mensch ist auch dort Mensch, das heißt charakterlich unterschiedlich, und längst nicht jeder Charakter ist von der verträglichen oder positiven Sorte. Auch ohne staatlichen Überbau gibt es in jedem Kuhdorf einen Platzhirsch der den Ton angibt, und der in ungesetzlichen Zeiten (ohne Staat auch keine Gesetze und nur Selbstjustiz) leicht zum alleinherrlichen Diktator mutiert, der mit nackter Gewalt regiert, sich nimmt was er will und vor dem alle anderen kuschen müssen, wenn sie nicht abwandern können oder wollen. Sowas wie ein Mini-Putin, Herrschaft des Stärksten.
Demokratie ist keine "natürliche" Gesellschaftsform, die von selber entsteht und sich von selber erhält! Quasi-Demokratien von Gleichgestellten können sich nur dort halten, wo jedes einzelne Mitglied eine eigene Basis der Stärke besitzt (Eigentum) und fähig ist, die eigenen Rechte und den eigenen Besitz notfalls auch mit Gewalt gegen Begehrlichkeiten und Übergriffe anderer zu verteidigen. Wer dazu selber zu schwach ist, kann nicht anders als Schutz bei einem Stärkeren zu suchen und diesem dafür in jeder Lebenslage den Hintern zu küssen, denn wenn er nicht pariert, fliegt er raus und kann sich jemand anderem andienen oder allein zugrunde gehen. Wo die Starken herrschen und alle Entscheidungen untereinander treffen, sind die Schwachen immer "ferner liefen". Nicht gerade der Inbegriff von "Freiheit", oder?
Der "individuelle Mitmensch" zählt da nur so viel wie er bringt und kann, und ob er sich einen festen Platz in der sozialen Hackordnung der Gemeinschaft erobern und halten kann. Eine Hackordnung ist bei allen Primatenrassen natürlich, egal ob Mensch, Gorilla, Schimpanse, überall gibt es welche die oben sind, und welche die ganz unten landen. Also alles andere als Demokratie mit maximaler Freiheit und Mitsprache für jeden. Der Silberrücken gibt in der Affenhorde den Ton an!

Bei "homogene Kultur" muß ich irgendwie an die Japaner denken, es gibt wenig Kulturen die über viele Jahrhunderte so homogen waren, weil sich das Land systematisch von allen Einflüssen von außen abgeschottet hat. Sogar die christlichen Missionare haben sich an Japan die Zähne ausgebissen. Aber waren die Menschen dort frei? Ganz im Gegenteil, das gesellschaftliche Leben dort war extrem restriktiv. Und bei Zuwiderhandlung blieb es nicht bei "nicht grüßen" oder "kein Smalltalk", sondern der wurde entweder vor die Tür gesetzt - Vertreibung aus dem Dorf, mit dem Schicksal irgendwo als Bettler zu enden - oder war der ganzen Sammlung an Körperstrafen unterworfen, von Durchprügeln bis Kopf ab. Je nachdem wer die Bestrafung durchführte, der Dorfbüttel oder ein Samurai. (Kriegerkaste. Denen war das Töten eine leichte Übung.)
 

Fenris85

Aktives Mitglied
Du hast etwas fromme Vorstellungen vom Zusammenleben in kleinen Gruppen
Kein Stück, habe selbst als Kind durchlebt wie Gewalt schon auf dem Schulhof ausgeübt wurde. Aber wir sprechen hier über Staatstheorie.

Da ich nicht einmal verstehe wo du meinst dass deine Darstellung der meinen widerspricht, ich je behauptet hätte Demokratie wäre keine zivilisatorische Errungenschaft oder das Fehlen von dieser wäre Freiheit, unterstellst du mir vermutlich indirekt etwas.
Kann es sein dass du Staat mit Demokratie verwechselst?
Mein Argument war:
Weniger staatlicher Eingriff wie Menschen zu leben und zu denken haben = mehr Freiheit, führt zu mehr Individualität
Offenbar machst du daraus: Weniger Staat = weniger Demokratie, für zum Recht des Stärkeren
Dieser Schluss ist falsch und von mir auch nicht behauptet worden.

Demokratie ist eine von vielen Staatsformen auf die man sich einigen kann , sofern man denn homogene Wertvorstellungen hat. Funktioniert aber eben auch nur unter diversen weiteren Voraussetzungen. Wie z.B. der Rechtsstaat, der noch über der Regierung stehen muss. Also anders als das in unserer weisungsgebundenen Justiz in Deutschland mit der Ernennung durch Richtern von der Politik der Fall ist. Deswegen ist Deutschland auch das einzige EU-Land welches keine EU-Haftbefehle rausgeben darf (siehe EU-Gerichtshof Urteil).
In dem Moment wo diese homogenen Wertvorstellungen nicht mehr gegeben sind und einzelne Gruppen anfangen einen Verteilungskampf auf Kosten der anderen zu führen wird die Demokratie und das Gewinnen von Mehrheiten zur Waffe.
Siehe Erdogan:
"Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind."
Zum Schutz der Bürger wurde, neben der Unabhängigkeit der Justiz, das Grundgesetz ersonnen. Dieses existiert als Schutz des Volkes vor einem übergriffigen Staat. Z.B. dass die Versammlungsfreiheit niemals, unter gar keinen Umständen, eingeschränkt werden darf. Oder der erste Paragraph mit der unantastbaren Menschenwürde.
Erst mit 75% oder mehr einer absoluten Mehrheit kann daran gerüttelt werden. Man muss sich als Gemeinschaft eben auf etwas einigen. Nicht der Staat überlegt sich etwas und bringt dann die Menschen auf Linie und Gruppen ringen dann um Vorteile zum Schaden der anderen.
Umgekehrt wird der Schuh draus: Die Menschen entwickeln untereinander eine Vorstellung von Kultur und Gesellschaft (deswegen ist Kunst so wichtig) und gestalten dann den Staat nach diesem Bild. Etwas das ständig in Bewegung bleibt und von äußeren (kulturellen) Einflüssen abhängig sein kann bzw. sollte. Ein ständiger Prozess, welcher laufend Anpassungen unterworfen sein sollte.

Dort wo die Menschen aber tatsächlich nicht so leben wollen wie im Westen, selbst wenn sie die Wahl haben, kommen dann eben andere Regeln dabei heraus als hier. Wichtig ist und bleibt aber dass sie immer diese Wahl haben, sollte sich die Vorstellungen im Volk eines Tages ändern.
Weswegen ich übrigens auch nach wie vor der Meinung bin dass es falsch ist wenn Deutschland versucht andere Länder zu erziehen und unsere Vorstellungen aufzuzwingen, aber das nur nebenbei bemerkt.
Wenn du anführst dass dir das, wo sich in anderen Ländern für etwas anderes entschieden wurde (so es denn freiwillig war), nicht gefällt, kann ich das nicht als Argument dafür gelten lassen den Menschen diese Entscheidungsfreiheit wie sie ihren Staat formen möchten zu nehmen.
Heißt auch nicht dass ich dort leben wollen würde. Eben weil ich mir eine andere politische Richtung und Einflussnahme der Bürger auch in unserer Gesellschaft wünsche schreibe ich ja hier.

Zurück zum Grundgesetz:
Wenn jemand sagt die Aussage eines Bürgers wäre vom Grundgesetz gedeckt, dann ist das vielleicht gut gemeint, aber schlicht falsch. Der Bürger ist der Sourverän, er muss nicht erst durch das Grundgesetz legitimiert werden. Er darf grundsätzlich sagen was er will. Von Gesetzesbrüchen mal abgesehen. Andere Behauptungen sind bewusste Fehlinterpretationen dessen was das GG ist, werden aber leider mutwillig erzeugt und medial verbreitet.
Das Grundgesetz gilt für den Staat und der Bürger kann sich darauf zum Schutz vor eben diesem berufen. Bzw. könnte es, hätten wir eine Gewaltenteilung ohne Weisungsbefugnis durch den Justizminister.
Ein Bürger darf z.B. die Äußerung von sich geben und behaupten Frauen könnten nicht einparken.
Der Staat aber darf so eine Aussage nicht zur Grundlage seiner Handlung machen, da er zur Neutralität verpflichtet ist. Entsprechend verstoßen auch Quoten gegen dass Grundgesetz.
Er darf dem Bürger auch nicht verbieten diese Aussage zu machen, siehe freie Meinungsäußerung. Auch wenn er sie selbst nicht tätigen dürfte.

Letztendlich muss sich eine Gesellschaft eine Demokratie selbst geben. Westliche Kulturen mit christlich-jüdischer Prägung halten z.B. eine Konfliktlösung ohne Gewalt für zivilisatorisch fortschrittlicher. Aus Sicht der Menschheit bzw. Geschichte eine eher exotische Ausnahmeidee. Aber solange eine entsprechende Mehrheit dies teilt kann sich eine Gesellschaft solche Regeln geben.
Grenzen stehen auch nicht im Widerspruch zur Individualität und Freiheit. Ganz im Gegenteil, sie sind das einzige was diese Attribute garantieren können. Es muss sie geben damit nicht ein von dir beschriebenes Szenario eintreten kann.
Im Idealfall hat man die Grenzen um das Land herum. Wer sie dort nicht hat braucht sie dann halt im Landesinneren, siehe Polizeistaaten wie Singapur.

Aber es macht eben einen großen Unterschied ob man diese Grenzen mit einem freiheitlichen Gedanken festlegt, nämlich ausschließlich (!) zu dem Zweck die Freiheit des einen nur dort zu begrenzen wo sie die Freiheit des anderen verletzen würde, oder ob der Staat einem vorschreibt wie man zu heizen, reisen, essen, Verträge schließen, produzieren, sich zu versammeln, medizinisch behandeln, gendern, Gruppe XY zu behandeln, ja generell zu leben hat. Siehe Social Score.
Heutzutage wird ja schon "sich angegriffen fühlen" als Argument benutzt um etwas zu verbieten. In kompletter Verleugnung objektiver Wahrheiten.
Der Staat hat schlicht den Menschen nicht vorzuschreiben wie sie zu denken haben. Meiner Ansicht nach ist es nicht einmal seine Aufgabe sie vor allen Lebensrisiken und Fehlern die man begehen kann zu schützen, manchmal kommt der Lernerfolg eben nur wenn man auf die heiße Herdplatte fasst. Das ist für mich also ebenfalls kein Grund für Einschränkungen.
Und schon gar nicht sollte er sich dafür instrumentalisieren lassen einer Gruppe Vorteile auf Kosten einer anderen Gruppe zu geben. Genau das aber erleben wir durch die immer weiter zurück gedrängte Individualität (diese wäre angeblich egoistisch) unter dem Vorwand kollektivistischen, angeblich gemeinschaftlichen, Denkens. Und wie beschrieben führt dies, aus meiner Sicht, zur vom TE beschriebenen Rücksichtslosigkeit.

Homogene Kultur bedeutet auch nicht Abschottung, wieder so ein Strohmann-Argument.
Es bedeutet dass die bestehende Gemeinschaft ein Mitspracherecht hat wer sich dort niederlässt und wer nicht. Ob man zueinander passt bzw. ob man eine Veränderung gut heißt oder eben auch nicht. Möchten die Menschen diesen Einfluss, diese Richtung, die Veränderung des Zusammenlebens, oder möchten sie diese nicht. In dem Moment wo Gegenkulturen entstehen spaltet sich die Gesellschaft in unterschiedliche Vorstellungen, bis schlimmstenfalls (aus westlicher Sicht) kein gewaltfreier Konsenz mehr gefunden werden kann.
Wenn etwas nicht funktioniert wird es von der Evolution, die mitnichten vor Kulturen halt macht, eben im Verlauf der Geschichte aussortiert.
Deswegen ist es so wichtig sich mit der Geschichte zu beschäftigen, um die Fehler nicht zu wiederholen.

Vor allem aber sprach ich von gegenseitiger Rücksichtname. Das hat was mit Höflichkeit und Respekt zu tun. Eben wie man sich das Zusammenleben vorstellt.
Es kann nicht Sinn und Zweck sein dass man selbst profanste Dinge des Zusammenlebens in Gesetzesform gießen und staatlich durchsetzen muss, weil die Menschen nicht mehr miteinander reden und die Perspektive des anderen nachvollziehen können.
Unsere Gesellschaft muss wieder zurück zu einer guten Streit- und Debattenkultur finden, mit der Konflikte möglichst gewaltfrei ausgetragen und letztendlich auch beigelegt werden können.
 

Daoga

Urgestein
Da musste ich kurz nachdenken. Ich würde eher sagen: Ich erlebe es nicht bei allen Menschen so.

Ich möchte ein anderes Beispiel erzählen:
Wir hatten kein Telefon zuhause, bis zu meinem 17. Lebensjahr. Eine Straße weiter stand eine Telefonzelle, zu der ist man immer marschiert, wenn man telefonieren wollte, hat die Telefonnummer aus den dort hängenden Telefonbüchern genommen und seine (mind. 20) Pfennige eingeworfen.
Nicht ein einziges mal in den ganzen Jahren war die Telefonzelle beschädigt oder beschmiert, nie war ein Telefonbuch herausgerissen.
Und heute?
Bei uns am Busbahnhof z. B. sind sämtliche Scheiben aller Wartehäuschen eingeschlagen. Alles, was die Stadtverwaltung unternimmt, um die Stadt zu verschönern, ist früher oder später beschmiert oder zerstört, mindestens beschädigt. Usw. usf.
Und wer sind die Täter? Manchmal Besoffene, ziemlich häufig aber jugendliche Vandalen, die aus Frust oder unter Gruppenzwang (gegenseitiges Aufstacheln) zerstörungswütig werden. Wo fehlt es da also, offensichtlich an der Erziehung durchs Elternhaus. Daß öffentliches Eigentum nicht etwas ist, woran man sein Mütchen kühlen kann, sollten den Typen die eigenen Eltern schon beibringen, daran mangelt es offensichtlich. Bekanntlich sind längst nicht alle Eltern erziehungsfähig oder -willig.
Um zum alten Japan zurückzukehren, wenn sich da ein Jugendlicher mit öffentlichem Vandalismus oder anderem ehrschädigenden Verhalten betätigt hätte, wäre das als Schande und Ehrverlust für die ganze Familie betrachtet worden, das heißt er wäre von seiner eigenen Verwandtschaft so gründlich abgestraft worden, daß er nie wieder auf so eine Idee gekommen wäre. (In Japan ist körperliches Abstrafen bis heute durchaus üblich. Nix Gewaltfreiheit in Familie oder Schule. Notfalls zitiert man ihn in den Kendo-Unterricht und prügelt ihn dort grün und blau. Worte gehen beim einen Ohr rein und beim anderen Ohr raus, deswegen sind mündliche Abmahnungen üblicherweise für die Katz, aber eine kräftige Tracht Prügel vergißt keiner so schnell.)
 

Daoga

Urgestein
Homogene Kultur bedeutet auch nicht Abschottung, wieder so ein Strohmann-Argument.
Es bedeutet dass die bestehende Gemeinschaft ein Mitspracherecht hat wer sich dort niederlässt und wer nicht. Ob man zueinander passt bzw. ob man eine Veränderung gut heißt oder eben auch nicht.
"Homogen" hat nichts mit Mitspracherecht zu tun. Die Japaner hatten bei ihrer Abschottung kein Mitspracherecht, das wurde von oben befohlen, die heutigen Nordkoreaner sind auch ziemlich homogen und haben null Mitspracherecht.
Im Gegenteil, je mehr Mitspracherecht und weitere Freiheiten das Volk hat, um so mehr Durchmischung und daraus resultierende Veränderung (einschließlich Spaltungseffekten) wird stattfinden, weil dann logischerweise mehr Input von außen kommen wird, ob gewollt oder nicht, freie Menschen lassen sich nicht abschotten.
Das läßt sich nämlich nicht immer trennen, das eine ist gewollt, das andere nicht. Oft ist es ein Gesamtpaket. Das was z. B. seit Jahrzehnten aus USA in unser Land herüberschwappt, Fug und Unfug gleichermaßen, egal ob in Mode oder Politik oder Unterhaltung oder gesellschaftlichen Veränderungen, läßt sich nicht trennen. Wenn man an vergangene Narreteien denkt wie den Streit um die Jeans, ein jahrelang regelrecht verbotenes Kleidungsstück - heute trägt das halbe Land Jeans, und keinen regt es mehr auf. 5 Kleidungsstücke, von denen Sie vielleicht nicht gedacht hätten, dass sie einmal offiziell verboten worden sind | Lebensart | DW | 09.09.2016 Heute regt man sich dafür über andere importierte Sachen auf, wie das Gendern, eigentlich ein Ableger von amerikanischer PC und Antirassismus-Bewegungen. Auch nicht auf deutschem Mist gewachsen! Aber jetzt für jede Menge Zwist und Spaltungen in Deutschland gut. Bis das auch irgendwann durchgekaut und uninteressant geworden ist, weil dann die nächste Import-Sau durchs deutsche Dorf getrieben wird.
Ohne Abschottung (die keiner will) muß man halt damit leben, daß man sich in Deutschland in typisch deutschem Übereifer kratzt, wenn es anderswo auf der Welt juckt.
 

Daoga

Urgestein
Aber es macht eben einen großen Unterschied ob man diese Grenzen mit einem freiheitlichen Gedanken festlegt, nämlich ausschließlich (!) zu dem Zweck die Freiheit des einen nur dort zu begrenzen wo sie die Freiheit des anderen verletzen würde, oder ob der Staat einem vorschreibt wie man zu heizen, reisen, essen, Verträge schließen, produzieren, sich zu versammeln, medizinisch behandeln, gendern, Gruppe XY zu behandeln, ja generell zu leben hat. Siehe Social Score.
Heutzutage wird ja schon "sich angegriffen fühlen" als Argument benutzt um etwas zu verbieten. In kompletter Verleugnung objektiver Wahrheiten.
Der Staat hat schlicht den Menschen nicht vorzuschreiben wie sie zu denken haben. Meiner Ansicht nach ist es nicht einmal seine Aufgabe sie vor allen Lebensrisiken und Fehlern die man begehen kann zu schützen, manchmal kommt der Lernerfolg eben nur wenn man auf die heiße Herdplatte fasst. Das ist für mich also ebenfalls kein Grund für Einschränkungen.
Und schon gar nicht sollte er sich dafür instrumentalisieren lassen einer Gruppe Vorteile auf Kosten einer anderen Gruppe zu geben. Genau das aber erleben wir durch die immer weiter zurück gedrängte Individualität (diese wäre angeblich egoistisch) unter dem Vorwand kollektivistischen, angeblich gemeinschaftlichen, Denkens. Und wie beschrieben führt dies, aus meiner Sicht, zur vom TE beschriebenen Rücksichtslosigkeit.
Es ist aber genau die "unbegrenzte Freiheit", die zu Rücksichtslosigkeit führt, weil jede Freiheit auch bedeutet, frei zu bleiben von Strafen für jedes Fehlverhalten. Gerade bei den jugendlichen Intensivtätern und Vandalen sehr gut zu sehen, würden die sich so verhalten wenn sie massive Strafen, auch körperliche, nicht nur vom Staat, sondern auch von Familien und Umgebung her zu erwarten hätten? Statt dessen: Verhätschelung, Verharmlosung oder blankes Ignorieren und x-fache Bewährungsstrafen. Und dann wundert man sich noch, wenn prompt die nächste Straftat begangen wird. Aber bitte, wer alles darf und nie bestraft wird, warum soll er dann aufhören damit? Läuft doch alles wunderbar. Alle sind zufrieden damit - bis auf die Opfer der nächsten Straftaten, aber wen interessieren schon Opfer. Die sind doch selber schuld wenn sie sich nicht wehren. Nicht?

Ein weiterer Faktor ist die heutige Klagefreudigkeit. Totale Freiheit von staatlichen Vorgaben gut und schön, aber wenn dann tatsächlich jemand an die heiße Herdplatte faßt und sich verbrennt, rennt er sofort zum Anwalt und verklagt jeden, dem er die Schuld an seiner eigenen Dummheit in die Schuhe schieben möchte - den Ofenbauer, den der den Ofen angeschürt hat, den der kein Schild "hinfassen verboten" aufgehängt hat (aber letzteres wäre doch schon wieder eine Vorgabe von oben ... pfui, pfui!) ... also was will man? Freiheit oder Sicherheit? Ist irgendwie nicht beides gleichzeitig zu haben. Sobald man das eine wählt, muß man beim anderen Abstriche machen.
 

Fenris85

Aktives Mitglied
Im Gegenteil, je mehr Mitspracherecht und weitere Freiheiten das Volk hat, um so mehr Durchmischung und daraus resultierende Veränderung (einschließlich Spaltungseffekten) wird stattfinden, weil dann logischerweise mehr Input von außen kommen wird, ob gewollt oder nicht, freie Menschen lassen sich nicht abschotten.
Einwanderung auf gewollte Einwanderung zu limitieren ist doch bei weitem nicht das selbe wie eine komplette Grenzundurchlässigkeit. Und schon gar nicht gleichzusetzen damit keine kulturellen Einflüsse von außerhalb zuzulassen...?
Deswegen schreibe ich ja von einem ständigen Prozess der Veränderung. Solange die Veränderung von den Menschen selbst ausgeht und sie daraufhin das Land/den Staat in dem sie leben umgestalten ist ja auch alles gut.
Zum Problem wird es wenn keine Streitkultur mehr gepflegt wird um sich auf einen gemeinsamen Kurs zu einigen, sondern stattdessen versucht wird so eine Veränderung von oben herab per Zwang zu verordnen.
 

Fenris85

Aktives Mitglied
Es ist aber genau die "unbegrenzte Freiheit", die zu Rücksichtslosigkeit führt, weil jede Freiheit auch bedeutet, frei zu bleiben von Strafen für jedes Fehlverhalten.
Nirgendwo sprach ich von grenzenloser Freiheit oder Anarchie, hast du mir in früheren Beiträgen auch schon unterstellt.
Im Gegenteil, ausdrücklich habe ich formuliert dass es Grenzen, also Verbote, geben muss. Aber nur solche welche die Freiheit des jeweils anderen schützen. Also körperliche Unversehrtheit, Unantastbarkeit der Würde, Schutz des Eigentums, Meinungs- und Demonstrationsfreiheit, Schutz der Privatsphäre etc. pp.
Nur diese Grenzen sind es welche die Freiheit gewährleisten können. Auch wenn Grenzen als Grundlage für Freiheit vielleicht zuerst einmal paradox klingen mag. Grenzenlosigkeit ist also gerade NICHT grenzenlose Freiheit. Sondern eben eher wilder Westen. Deswegen auch der Punkt mit den Grenzkontrollen.

Alle Vorschriften und Gesetze welche nicht drauf ausgelegt sind jemandes Freiheit zu schützen, sondern nur Freiheit beschneiden, können dagegen meiner Ansicht nach weg. Das betrifft nahezu alles was in den letzten 40 Jahren an Bürokratie hinzu gekommen ist. Handelt sich sowie nur um die Folgen einer Interventionsspirale, wo Schaden durch staatliche Eingriffe durch noch mehr staatliche Eingriffe "korrigiert" werden soll, was dann noch mehr Schaden verursacht hat. Insbesondere wirtschaftlich.
Oft handelt es sich dabei um Steuergeschenke, also Stimmenkauf, zu Lasten der arbeitenden Bevölkerung oder die Durchsetzung irgendeiner anderen Lobby.

Was meiner Ansicht nach auch zur Rücksichtsloskeit einer Gesellschaft beiträgt ist, wenn große Teile von staatlicher Zuwendung finanziell abhängig sind. In dem Moment ist man nicht mehr durch gegenseitige Arbeitsteilung und dem gemeinsamen Ziehen an einem Strang verbunden, sondern man nimmt die jeweils anderen Gruppen als Konkurrenten in einem Verteilungskampf wahr.
Etwas das Politiker sehr gerne machen, nach dem uralten Motto "teile und herrsche".
 

Alegra67

Aktives Mitglied
Das was z. B. seit Jahrzehnten aus USA in unser Land herüberschwappt, ...
...
Heute regt man sich dafür über andere importierte Sachen auf, wie das Gendern, eigentlich ein Ableger von amerikanischer PC und Antirassismus-Bewegungen. ...
Das sagt man immer so leicht, etwas "kommt aus Amerika" oder "schwappt herüber". Nein, es kommt nicht, es wird geholt.
Wie soll Gendern aus den USA kommen, wenn es im Amerikanischen/Englischen gar kein Geschlecht in der Grammatik gibt?
 

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