Zu der Frage, warum manche dennoch was aus sich machen, während andere abstürzen, hier meine Theorien:
Es kommt in meinen Augen stark auf den Umstand und die allgemeine psychische Verfassung an. All jene, die ein stabiles Umfeld haben und keine psyychische Vorerkrankungen, die das Zeug nur zur Entspannung oder mehr Kreativität machen, bei denen hatte es fast schon positive wirkungen (weil sie die Kreativität beruflich nutzen konnten). Abgestürzt sind in meinem Umfeld nur die, bei denen es zuvor schon scheiße lief.
Ich kenne ca. 20 Leute, von denen ich weiß, dass sie dem Konsum nicht abgeneigt sind. "Abgestürzt" sind davon 2-3. Der eine, den ich oben erwähnte. Da ist leider nicht nur der Dealer, sondern auch der Alk ein Problem (die Sucht nach dem Alk entwickelte er leider in der Entzugsklinik fürs Gras, zu der er von seiner Familie gezwungen wurde). Vermutlich würde es ihm heute gut gehen, wäre es schon damals legal gewesen.
Ein zweiter hatte den Konsum ganz gut im Griff, der hatte eigentlich nur alle paar Wochen konsumiert. Bis auf einmal alles bergab ging. Zuerst verließ ihn seine Freundin, 2 Wochen später wurde ein aggressiver Krebs diagnostiziert. Der konnte erfolgreich operiert werden, jedoch muss er seither lebensnotwendige Medikamente nehmen, die als Nebenwirkung Depressionen haben. Weil er wegen denen nicht mehr bei der Ausbildung erschien, verlor er seinen Job. Und seither ist er nur noch am Kiffen, um den inneren Schmerz zu betäuben. Ich bin mir sicher, ohne all die Probleme wäre er nie süchtig geworden: sprich, es liegt nicht am Gras, er würde sich sonst eben mit was anderem betäuben.
Bzw. er würde eigentlich sogar gerne wieder ein Teil der arbeitenden Gesselschaft werden, aber mit einer Lücke von 10 Jahren im Lebenslauf wird das hierzulande nix, also dröhnt er sich den Schmerz über diesen Zustand auch weg. Da ist es egal, ob es legal ist oder nicht, das wäre so oder so so gelaufen. Wenn es legal ist, muss der Arme aber immerhin nicht mehr vor der Polizei Angst haben.
Einen dritten sehe ich "nur" in der Gefahr, abzurutschen. Noch hat er Frau, Job, Kind. Konnte das Zeug bis dato für mehr Kreativität und eine megamäßige Karriere nutzen. Nur leider greift er zusätzlich auch gern zum Alkohol und naja, sein Dealer hat ihm leider auch Zeug wie Koks und Meth angeboten. Der endgültige Absturz ist leider nur noch ne Frage der Zeit. Er würde sich sogar in ne Klinik einweisen lassen, aber da er Angst vor Strafverfolgung hat und dass das Jugendamt dann das Kind holt...
Wir hoffen jedenfalls, dass er sich mit der Legalisierung wieder mehr aufs Gras konzentriert und den Rest weg lässt. Wir ahnen aber Böses, da er bei Treffen total hibbelig wird, wenn es keinen Alk gibt und er solange er keinen Alk kriegt selbst das Gras nicht haben will... das zieht er sich erst hinterher rein. (Dem Kind geht es übrigens gut, wir beobachten die Sache mit Argusaugen, vor dem reißt er sich zusammen).
Ich denke, am Wichtigsten wäre es, eben aufzuklären, dass man das Zeug nicht dazu nutzen soll, seine allgemeinen psychischen Probleme zu übertünchen. Das geht bei Alkohol schief und bei Cannabis auch. Und wir müssen endlich dafür sorgen, dass wir ein Umfeld schaffen, indem man a) nicht das Gefühl haben muss, die Gesellschaft nur noch zugedröhnt zu ertragen. Und b) den Leuten mehr Wege und Chancen zurück ins gesellschaftliche Leben zu schaffen.
Keine Ahnung, mein Eindruck ist eben, dass es schief läuft bei jenen, die allgemein einen Hang zu Suchtverhalten haben bzw. damit Probleme übertünchen wollen, die andere halt wegsaufen. Und es gut geht bei jenen, bei denen auch sonst alles gut ist.