Naja, viele (einschließlich meiner) Eltern wollen nun mal nicht, dass das lebenslang vom Mund abgesparte Haus am Ende komplett fürs Altersheim draufgeht. Andere verkaufen ihr Haus und verschwenden den Erlös für eine Weltreise. Oder werfen es direkt nach Gehaltseingang zum Fenster hinaus, sodass selbst eine Waschmaschine nur noch auf Pump gekauft werden kann.
Zumal mit der vorzeitigen Überschreibung von Besitz nicht selten eine moralische Verpflichtung mit über geht, nach den Eltern zu schauen und zumindest einfache pflegerische Tätigkeiten (einkaufen gehen, mal das Haus durchwischen, im Garten helfen, vielleicht auch mal kochen) dann doch zu übernehmen. Nur, weil die Eltern einem das Haus überschreiben, heißt das noch lange nicht, dass man sie dann auch tatsächlich bei erstbester Gelegenheit ins Altersheim steckt. Und: nicht alle Eltern geben Haus und Hof komplett her. Meine etwa behalten sich einen Nießbrauch vor. D.h. sollten sie mal ins Heim müssen, können sie den nicht mehr benötigten Wohnraum vermieten, um den Staat mit den Heimkosten zu entlasten. Nur das Haus selbst, das kann sich das Heim nicht krallen, so bis dahin 10 Jahre vergangen sind.
Und im hiesigen Fall kann ich es durchaus verstehen, dass die beiden Kinder, die nahezu leer ausgehen sollen, keinerlei Lust mehr haben, für Pflege aufzukommen, wenn es eine Schwester gibt, die nahezu alles bekommen soll. Wenn man schon zugunsten einer Person auf jegliches potenzielles Erbe (ob es dann tatsächlich was zu erben gibt sei dahingestellt) verzichten soll, dann ist es doch normal, dass man dafür eine Gegenleistung will. Etwa, dass die bevorzugte Schwester sich vertraglich verpflichtet, im Zweifel alleine für die potenziell nötige Pflege aufzukommen. Sei es, weil sie den Vater dann selber pflegt, oder dass sie eben Teile des vorzeitig erhaltenen Besitzes verkauft, um die Kosten des Altersheims zu decken. Man könnte ja sogar definieren, dass sie - sollte sie dieser Pflicht nicht nachkommen - Immobilie xy auf dem Hof an das Geschwisterkind abtreten muss, das die Pflege an ihrer Stelle ableistet bzw. bezahlt. Wenn der Vater eine Tochter so dermaßen bevorzugt, soll er nicht erwarten, dass später mal alle 3 Kinder bei ihm vorbeischauen.