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Organspende

Daoga

Urgestein
Als Mensch, der irgendwann eine Organspende benötigen wird, ist es sehr hart zu lesen, dass man "aus Protest" nicht spenden will oder weil "man nicht für jeden spenden will".
Weil man keinen Bock hat vorzeitig zu sterben, damit ein anderer profitiert, wie ist es mit dieser Aussage? Bei den meisten Sterbe-Arten fallen keine verwertbaren Organe an, in der Regel nur bei Unfällen oder Schlaganfällen die mit Hirntod ausgehen. Wenn jemand im hohen Alter stirbt, finden es die Hinterbliebenen am Krankenhausbett garantiert nicht witzig, wenn die Ärzte im Hintergrund wie Aasgeier auf den Exitus lauern. Viele "Spender" fallen auch raus, weil sie irgendwann mal Krebs hatten oder daran sterben, deren Organe sind nicht brauchbar weil potentielle Überträger des Krebses. (Ist schon passiert, als besonders gefährlich gelten Hirn- und Lebertumore, weil die gern in alle verfügbaren Organe streuen. Da wandert der Krebstod mit den Organen mit.)
Kaum jemandem gefällt die Idee, lange vor dem unvermeidlichen natürlichen Tod aus Altersschwäche abzukratzen. Manche Leute leben gefährlicher als andere (Motorradfahrer, für die gibt es einige böse Spitznamen, Organspende auf Rädern oder so), ohne deren häufig tödlich ausgehenden Unfälle ginge die Zahl der Spenden deutlich zurück.
 
Hallo Daoga,

schau mal hier: Organspende.
Hier findest du vielleicht was du suchst.

Sofakissen

Aktives Mitglied
Aus Protest hilft in meinen Augen auch nichts. In Deutschland ist Organhandel denke ich ein kleineres bis gar kein Problem. Ich habe jedenfalls noch von keinem Fall gehört, in dem ein Deutscher auf der Straße entführt und ohne Organe wieder gefunden wird. Dazu gibt es andere Länder, in denen nicht so genau nachgeforscht wird... Aber die juckt es nicht, ob der Deutsche spendet oder nicht. Im Gegenteil: je weniger Spender, desto mehr potenzielle Kundschaft für den illegalen Handel.

Dass man nicht wählen kann, an wen das Organ geht, finde ich sogar gut. Denn wie schnell endet das in "aber nur für nen Biodeutschen und keinesfalls an nen Moslem"? Nein, nein. Wenn es uns schon so wichtig ist, dass jeder Mensch vor dem Gesetz gleich ist, muss das auch für das "Recht" auf ein Organ gelten, bei dem nun mal nur aufgrund von Dringlichkeit und Erfolgsaussichten (der nasse Alkoholiker kriegt sicher keine neue Leber) zugeteilt wird. Auch hier: jedes Organ hilft. Selbst wenn mein Organ an nen Vergewaltiger geht, dann geht das nächste an den Familienvater, der sonst vielleicht nicht mehr rechtzeitig eins gekriegt hätte.

Organkauf/tourismus sehe ich ebenfalls eher in Ländern wie Spanien ein Problem. Mal im ernst: als reicher Schnösel aus dem Ausland, da gehe ich für ne Organspende doch nicht ausgerechnet nach Deutschland, wo man dann auch kaum an ein Organ rankommt? Da gehe ich doch eher nach Spanien, wo ich nur nen Bruchteil so lange warten muss (soweit ich weiß, gibt es da sogar in der Tat einen Organtourismus... gibt z.B. deutsche Kranke, die genau dann in solche Länder auswandern, wenn absehbar wird, dass sie eins brauchen werden)...

Von daher finde ich, dass man diese Probleme nicht als Grund nehmen sollte, nicht zu spenden. Denn im Grunde genommen hilft jedes Organ, den Mangel zu beseitigen. Wichtig ist nur, sich mit dem Thema und dem Ablauf zu beschäftigen. Und sich dann zu entscheiden, ob man es sich (unter welchen Voraussetzungen) vorstellen kann oder nicht. Gerade weil wir keine Widerspruchslösung haben (worum ich froh bin, niemand hat ein Recht auf meinen Körper) müssen wir uns umso mehr damit beschäftigen als Menschen in Ländern, in denen eben jeder expantiert wird der nicht rechtzeitig widersprochen hat. Aber wie auch immer die anschließende Entscheidung aussieht: sie muss akzeptiert werden. Man sollte sich nicht dafür rechtfertigen müssen, wenn man das für sich nicht will. Niemand darf jemand anderem ein schlechtes Gewissen einreden, auch dann nicht, wenn man ein solches Organ bräuchte.

Missstände wie keine Vollnarkose oder Geiern auf Organe müssen natürlich trotzdem angesprochen und angegangen werden. Denn nur die Sicherheit, dass wirklich erst dann an eine Spende gedacht wird, wenn wirklich alles versucht wurde, um einen selbst zu retten und dass man keine Schmerzen haben wird, wird die Leute (einschließlich vielleicht sogar mich) dazu kriegen, ihr Einverständnis zu geben. Solange man diese Ängste nicht ernst nimmt und mit "du bist ja nur egoistisch und willst nicht helfen" überspielt, bleibt es für viele nun mal beim 'Organspende? Nein Danke!'.
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Wenn jemand im hohen Alter stirbt, finden es die Hinterbliebenen am Krankenhausbett garantiert nicht witzig, wenn die Ärzte im Hintergrund wie Aasgeier auf den Exitus lauern.
Aber wo tun das die Ärzte denn? Ich verstehe den Kommentar nicht. Was hat das mit Organspende zu tun, dass Ärzte evtl darauf waren, dass "das Bett frei wird":unsure:
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Weil man keinen Bock hat vorzeitig zu sterben, damit ein anderer profitiert, wie ist es mit dieser Aussage?
Aber man stirbt ja nicht, DAMIT ein anderer profitiert, sondern man stirbt und WENN man zu der sehr speziellen Gruppe möglicher Spender gehört, dann kann der eigene Tod vielleicht ein Leben retten (oder sogar mehrere)
Also diese Aussage verstehe ich auch nicht...
 

Sofakissen

Aktives Mitglied
Wenn jemand schon alt ist, geiern die Angehörigen meist mehr aufs Erbe als die Ärzte aufs freie Bett...
Dass das Bett frei werden soll, ist auch eher unserem Pauschalsystem als der Organspende geschuldet. Bei Nichtorganspendern drängen sie dafür die Angehörigen, die Maschinen doch endlich abstellen zu dürfen, selber so erlebt. Je älter der Patient, umso schlimmer das Gedränge. Zeit zum Sterben kriegt keiner mehr, kostet zu viel Geld.

Trotzdem ist und bleibt das nun mal eine berechtigte Sorge vieler. Ich denke, das würde um einiges besser werden, wenn man z.B. sagen würde, dass (vor allem bei Organspendern) erst 2 Wochen nach der Einlieferung ins Krankenhaus die Hirntoddiagnostik erstmals durchgeführt werden darf. Dass solange versucht werden muss, den Patienten doch noch zu retten, egal wie aussichtslos es anfangs auch aussehen mag. Organunterstützende Medikamente dürften dabei nur insoweit verabreicht werden, wie es der Gesundheit des Spenders hilft und nicht nur in Hinblick des späteren Empfängers.

Die Krankenhäuser sollten nachweisen müssen, dass sie wirklich alles gängige versucht haben, was der aktuelle Stand der Medizin hergibt, um die Hirnfunktionalität zu retten. Erst dann sollten speziell ausgebildete Teams eine ausführliche Hirntoddiagnostik machen dürfen. Die wissen, wie man das richtig macht, sodass nichts übersehen wird (muss ja keine Bosheit sein, dürfte zu 90% eher Unwissenheit sein).

Ja, das produziert alles Kosten. Aber vielleicht wären sie in eine bessere Spenderpflege besser investiert als in die 2642. Werbekampagne pro Organspende. Bekäme ich als Spender die Garantie, dass man mindestens 2 Wochen wartet, ehe (natürlich unter Vollnarkose) explantiert wird, würde ich mich eher dazu entscheiden. Was mich jedenfalls nicht zur Organspende bringt ist, wenn man permanent versucht mir ein schlechtes Gewissen zu machen, weil ich da bei der aktuellen Vorgehensweise meine Organe aus Angst eben lieber behalte.
 

Daoga

Urgestein
Aber wo tun das die Ärzte denn? Ich verstehe den Kommentar nicht. Was hat das mit Organspende zu tun, dass Ärzte evtl darauf waren, dass "das Bett frei wird":unsure:
Sie warten nicht auf freies Bett, sondern darauf die ggf. noch brauchbaren Organe "ernten" zu können, ist das so schwer verständlich? Auch alte Menschen haben noch ein paar Teile die sich zu entfernen lohnt, Augenhornhäute zum Beispiel, falls nicht durch Alter zu arg degeneriert. Der einzige Teil der nicht von Krebs befallen werden kann. Und darüber wären die Angehörigen sicher nicht begeistert, kaum Exitus, ab in den OP, keine Zeit zum Abschied.
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Sie warten nicht auf freies Bett, sondern darauf die ggf. noch brauchbaren Organe "ernten" zu können, ist das so schwer verständlich? Auch alte Menschen haben noch ein paar Teile die sich zu entfernen lohnt, Augenhornhäute zum Beispiel, falls nicht durch Alter zu arg degeneriert. Der einzige Teil der nicht von Krebs befallen werden kann. Und darüber wären die Angehörigen sicher nicht begeistert, kaum Exitus, ab in den OP, keine Zeit zum Abschied.
Naja, also das ist ja schon sehr weit hergeholt: Ein sehr alter Mensch, der eines "natürlichen" Todes stirbt, kommt wohl in den seltensten Fällen überhaupt als Spender in frage: Ich meine....was heißt denn "natürlicher Tod": Das ist ja immer eine Form von Krankheit und Gebrechen und das macht es in den allermeisten Fällen ja eh komplett unmöglich, noch Organe zu spenden. Zumal ein "natürlicher Tod" im Alter ja eben kein "Hirntod" ist sondern ein "kompletter" Tod: Also der Körper stellt seine Funktion ein- die Organe versagen und sind somit eben gerade NICHT mehr interessant für Spender.
Es ist ja nicht so, dass diese Menschen bei voll funktionsfähigem Organsystem plötzlich in den Hirntod verfallen...
Das wäre ja die voraussetzung: Dass der Körper noch am Start ist und sich nur das Gehirn verabschiedet: beim Tod aus Altersgründen ist es doch eher umgekehrt.

Also rein medizinisch scheint das schon sehr konstruiert.

ich frage mich, woher diese Gedanken kommen: Hat hier schon irgendjemand mal von dem fall gehört, dass einem alten Menschen, der eben eines natürlichen Todes gestorben wäre, ÜBERHAUPT noch die Hornhaut entfernt worden wäre?
Also mal unabhängig davon ob früh oder spät: Passiert das ÜBERHAUPT?
 

Daoga

Urgestein
ich frage mich, woher diese Gedanken kommen: Hat hier schon irgendjemand mal von dem fall gehört, dass einem alten Menschen, der eben eines natürlichen Todes gestorben wäre, ÜBERHAUPT noch die Hornhaut entfernt worden wäre?
Also mal unabhängig davon ob früh oder spät: Passiert das ÜBERHAUPT?
Illegale Entnahmen von diversem Gewebe wie z.B. Hirnhäute oder Knochenteile aus Leichen fliegen immer wieder mal auf. Dafür besteht ein erstaunlich großer Markt. So daß man sich sogar genötigt sah, das gesetzlich zu regeln. Bundesregierung will Gewebeentnahme gesetzlich regeln | Presseportal
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Illegale Entnahmen von diversem Gewebe wie z.B. Hirnhäute oder Knochenteile aus Leichen fliegen immer wieder mal auf. Dafür besteht ein erstaunlich großer Markt. So daß man sich sogar genötigt sah, das gesetzlich zu regeln. Bundesregierung will Gewebeentnahme gesetzlich regeln | Presseportal
ja, aber da geht es eben WIEDER ums Ausland.
Bei uns hier nicht, weil unsere Gesetze streng genug sind. Wobei ich auch kein Problem mit noch strengeren Gesetzen hätte (also zB dass noch ein Arzt mehr draufschauen muss oder so)
Aber der Punkt ist doch: Die Tatsche, DASS überhaupt illegale Organe nach Deutschland kommen KÖNNTEN könnte man leichter eindämmen, gäbe es hierzulande keinen Markt dafür: Also wenn es genug Spenden gäbe....
 

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