Welchen höheren Wert sollte es geben als den Nutzen für Viele? Den Nutzen für Wenige?
na denk das doch mal zuende und nimm ein Extrembeispiel: Erdbeereis für alle, dafür muss aber der Besitzer der Eisdiele sein Eis verschenken. OK, schlecht für ihn, aber der Nutzen für die vielen anderen würde überwiegen.
Also es kommt eben nich nur darauf an, wie viele menschen etwas von einer Sache haben, sondern auch davon, wie schwer und kostbar das Gut aufgewogen wird, zumindest sollte das so sein.
Du hast den Utilitarismus nicht richtig verstanden. Er sagt nämlich:
Eine Handlung ist dann gut, wenn sie mindestens einer Person nützt und zugleich niemandem schadet.
Also muss der Bauer eben nicht seinen Acker gegen seinen Willen verkaufen.
Aber wer definiert, was "Schaden" ist?
Der WILLE des Bauern allein oder bestimmen das die "Vielen"?
Wer legt fest, ab wann einer Person geschadet wird und wann es noch OK ist?
DAS genau legt der Utilitarismus allein ja eben nicht fest: DH es müssen andere Definitionen hergenommen werden und die sind in der Regeln NICHT utilitaristisch zu begründen.
Also zB hier die Besitzrechte des Bauern: Rein utilitaristisch gedacht sind die nicht relevant.
Die Strafe schadet den Homosexuellen und ist daher nach dem Utilitarismus nicht zulässig, da man ja niemandem schaden darf.
Und wenn ich jetzt komme und mich auf den Standpunkt stelle: Die Strafe schaden den Homosexuellen NICHT, denn sie bewahrt sie vor dem Übel der Homosexualität.
Welche Moral oder Ethik lässt uns denn diese Bewertung so treffen?
Nach fundamentalistisch-religiösen Moralvorstellungen wäre die Strafe ja von Nutzen für ALLE (auch die Homosexuellen)
Nach freiheitlich-humanistischen Grundsätzen wäre es natürlich ganz anders.
Du siehst also: Utilitarismus findet immer auch in einem moralischen Kontext statt und ist nur dann "gut", wenn der Kontext, in dem er steht ein humanistisch-freiheitliches Menschenbild zugrunde legt und darüber definiert, was Nutzen ist.
In einem zB religiös-fundamentalistischem "Wertekontext", in einem absolutistischem, oä könnte das ganz anders aussehen.
Utilitarismus funktioniert nicht ohne Werterahmen!
Über gemeinschaftlichen Nutzen wie den Klimaschutz muss auch gemeinschaftlich mit Mehrheit demokratisch entschieden werden.
damit setzt du ja auch einen Werterahmen: die Demokratie.
Ich verstehe schon was Du meinst: in der Grundsätzlichen Theorie sucht Utilitarismus ja das größtmögliche Wohlergehen für alle Beteiligten. Das impliziert in der Theorie eine Entschiedungsfreiheit des Individuums: Also jeder soll für sich selber entscheiden, was ihm Wohlergehen bringt.
In der Praxis und auf die Gesamtgesellschaft scheitert das aber daran, dass man ja schlecht jeden einzelnen befragen und mit einbeziehen kann: Man muss also Annahmen treffen und wer trifft die und nach welchem Wertekontext darf er die treffen?
Und da haben wir dann eben das Problem.