Die regelmäßigen Treffen mit Bruder und Schwägerin sind ja auch weg gefallen.
Die wollen halt lieber öfter was nur in Partnerschaft machen, also ich weiß nicht. Bei meinem Bruder schwenkt das hin und her. Einmal plötzlich doch viel und oft Familie, dann wieder nicht. Ist schwer, sich darauf einzustellen. Aber eigentlich war er schon immer so.
Mir geht es gerade so, dass ich sehr schwanke. Einerseits einfach weiter an einem halbwegs erträglichen Leben zu arbeiten, oder einfach aufzugeben. Schluss machen mit allem.
Es ist so anstrengend, überall Paare zu erleben, langjährige, kurzfristige, Familien, junge Paare mit Schwangerschaft, überhaupt junge Paare, die alten Paare, die seit etlichen Jahrzehnten zusammen sind.
Und zu wissen, dass man etliche Kinder von einigen Paaren jahrelang immer betreut hat, dafür wichtig war, aber jetzt nicht mehr so wichtig ist für die Eltern, weil die Kinder erwachsen sind.
Und die erwachsenen Kinder haben natürlich auch ihr eigenes Leben und natürlich einen intensiveren Bezug zu ihren Eltern.
Die Mädchen der einen Familie haben schon einen gewissen Bezug zu mir. Wenn man sich dann sieht, wenn ein Geburtstag ansteht oder so. Da spüre ich schon eine emotionale Nähe.
Die Jungs der anderen Familie haben mich einfach vergessen, und auch kein Interesse.
Naja egal.
Es ist so anstrengend, sich sein ganzes Leben lang immer wieder zu bemühen, dass man halbwegs klar kommt. Und wenn es immer nur gerade so halbwegs ist, und wenn einem immer noch trotzdem so viel fehlt.
Ich möchte das nicht mehr so. Manchmal wünschte ich mir auch einen Traum. Sowas wie Auswandern, irgendwo ein ganz neues Leben an fangen und so.
Ist natürlich Quatsch. Weder hätte ich das Geld dafür, noch einen Partner mit dem ich das machen könnte, noch eine wirkliche Idee. Ausserdem bin ich zu alt für sowas.
Manchmal ist alles zu spät für irgendwas.
Da kann man nur noch versuchen, Schadensbegrenzung zu machen, Dass alles eben nicht ganz aus dem Ruder läuft, dass man eben überlebt mit dem bisschen Leben, was man eben hat oder gestaltet.
An die Zukunft mag ich gar nicht denken. Irgendwann werde ich wahrscheinlich in einem schlechten Pflegeheim mit zu wenig Personal landen, welches das Sozialamt größtenteils bezahlt.
Wenn ich nicht vorher an meinem ungesunden Lebenswandel sterben werde. Dann hoffentlich schnell.
Manchmal möchte ich das wirklich abkürzen. Aber das will ich ja den Angehörigen nicht antun.
Vorher müsste ich noch etliche Vorkehrungen treffen, was Wohnung, Papiere und Keller betrifft.
Dafür bräuchte ich aber mehr Energie. Vielleicht wäre das ein Ziel. Mit dem Trinken aufzuhören, um den eigenen Selbstmord vorzubereiten und zu planen.