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Ich bin Messie

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Ob ich ihn heute noch putze oder morgen weiß ich noch nicht.
Etwas putzen, etwas schön machen, das macht etwas mit einem, das kann Seelenbalsam sein. Während du etwas zu dir nimmst, dieses sorgfältig und hingebungsvoll, komplett konzentriert "schön machst", oder in Ordnung bringst, bist du auf einer anderen Ebene, du bist wer anderer- nicht mehr der, der streikt, der Ekelgefühle hegt, der Missbilligend ist, du bist aus dieser Rolle ausgestiegen und sprichwörtlich wie verwandelt.

Wenn man sitzt, ist man ein Sitzer, der weiß nichts übers Stehen, der ist wer anderer und sobald man aufsteht und nicht mehr sitzt, hat man den Sitzer verlassen, man steht jetzt, ist in einer anderen Perspektive- die naturgemäss ein Sitzer nicht kennt.

Einer, der etwas sorgfältig und hingebungsvoll reinigt, poliert und säubert mit Ruhe und Bedächtigkeit, der ist ein anderer, als der, der motzt, klagt, streikt.

Ich bin immer wieder erstaunt, weil ich das bei allem seh und merke, ob das nun rausgehen ist, oder die Fenster anfangen zu putzen, oder anfangen mit Geschirrspüler ausräumen, oder malen oder Ordnung machen- alles braucht seine Zeit, bis man drin ist. Anfangen muss man, das ist die schwerste Hürde, mit jeder Minute, wo man etwas tut, erfasst es einem nach und nach und man wechselt von diesem Modus in den anderen. Man braucht das nur wissen- Widerstand ist total normal, den darf man nicht so ernst nehmen, der legt sich.

Ich sag mir immer, drei Minuten mach ich dies oder das jetzt, dann werden fünf Minuten draus, oder eine Stunde, so überliste ich mich und es funktioniert.

Ich habe mir angewöhnt, jeden Tag, wirklich jeden Tag irgendetwas zu tun, das mir hilft und nutzt, das mir "Wohlstand" bringt. Dazu gehört natürlich Hegen und Pflegen, was meins ist.
 
Hallo Holunderzweig,

schau mal hier: Ich bin Messie.
Hier findest du vielleicht was du suchst.

Binchy

Sehr aktives Mitglied
du hast schon viele gute Tipps bekommen.

Wie bereits geschrieben gibt es verschiedene Messie-Typen. Nicht jeder ist ein Müllmessie, manche horten, manche sind Papiermessies, aber durchaus sortiert und aufgeräumt, bloss eben zuviel.

Bei Haltbarkeitsdaten ist in der Regel ja das Mindestkeitsdatum angegeben. Viele Sachen sind noch sehr viel länger haltbar, da würde ich genau gucken und mal aussortieren, aber nicht alles wegwerfen.

Was Deos, Shampoos bzw. haltbare Sachen betrifft: Wenn Du aufgeräumt hast bzw. Platz geschaffen hast, dann würde ich schon einige davon aufbewahren, denn sie laufen nicht schnell ab und wenn Du im Keller Platz hast, kannst Du sie auch da unterbringen. Natürlich keine neuen dazukaufen. Ich schmeiße ungern Sachen weg, die noch gut sind und einen Wert haben, das ist Verschwendung und nicht nachhaltig. Wenn Du sie ordentlich verstauen kannst, dann tue es. Oder frag mal bei der Tafel nach oder Nachbarschaftshilfen, was sie nehmen.

Die Ursachen dafür, warum manche Leute Messies sind, sind wirklich vielfältig und selten nur ein Ereignis oder ein Trauma. Genau kann das aber nur ein TherapeutIn klären und da wäre Therapie schon gut, alleine deswegen auch, um zukünftiges Horten zu vermeiden.

In der Küche bzw. Bad anfangen ist gut, weil da die Hygiene auch sehr wichtig ist. Du kannst auch z.B. neues Geschirr, wenn Du da Dinge entsorgst, gebraucht und gut erhalten in Sozialkaufhäusern nachkaufen, aber nur, wenn Du da wirklich was brauchst.

was Socken etc. betrifft: ich würde ca. 20 Paar sehr gut erhaltene aufheben in verschiedenen Farben, den Rest weg oder spenden.

Was Töpfe, Pfannen etc. betrifft: von jeder Größe einen, den, der am besten erhalten ist bzw. beschichtet ist und lange halten wird.

Wenn Du aufräumst: nimm Dir einen Raum vor aber mit dem Gedanken, dass Du erstmal einen bestimmten Teil aufräumst: also in der Küche den Kühlschrank, wie Du ja getan hast. Dann einen Küchenschrank etc. etc. Das ist mental nicht so überfordernd, als wenn Du mit dem Gedanken in die Küche gehst, sie total aufräumen zu müssen.

Wichtig ist auch, dass Du Dich belohnst bzw. Dich selbst lobst. Du machst das wirklich ganz toll, bitte verurteile Dich niemals, niemals, in Gedanken. Das ist sehr schädlich und lähmt dich.

Ich weiß nicht, ob diese Links bzw. Telefon-Nummern schon erwähnt wurden:


Die Messie-Hotline beim H-TEAM e.V. ist unter 089-55064890 bundesweit erreichbar! Beratungszeiten: Dienstag 9 bis 12 Uhr Donnerstag 15 bis 18 Uhr.
 
G

Gelöscht 130419

Gast
Was du auch brauchst, ist jemand, der dich unterstützt und zusammen mit dir das angeht. Und das muss jemand Professionelles sein, denn alle anderen wären überfordert.
 

Buche

Aktives Mitglied
Bei emotional geladenen Gegenständen, wie z.B. ein getrockneter Rosenstrauß, den ich mal als frischen Strauß von einem lieben Menschen bekommen habe, welcher mittlerweile verstorben ist und den ich nicht loslassen mochte, habe ich dann ein Foto gemacht, welches mich an die Rosen erinnern kann, wenn ich das will. So konnte ich dann die alten Rosen entsorgen. Das mache ich mittlerweile auch mit geerbten sentimentalen Dingen, die nicht wirklich in mein Leben passen. Dann nehmen sie nur noch ein wenig Speicherplatz auf dem Handy weg, aber nicht mehr meine Energie und meinen Lebensraum.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Ich schmeiße ungern Sachen weg, die noch gut sind und einen Wert haben,
Das ist ja das Problem, man kanns nicht in den Müll werfen, weil man dem Gegenstand einen Wert gibt.

Ich zb habe etwas in der Hand, blitzschnell laufen innere Filme ab...das wird für dies und jenes gebraucht, also behalte ich es. Dies und jenes findet aber nicht mehr statt...oder doch..??
Ich habe im Keller ein ganzes Gasthaus lagernd an Geschirr, an Gläsern, an Zubehör für die "Geschichte" wo ich Gastgeber bin. Das war mal eine Paraderolle und ist es immer wieder.

Man könnte sich ja befragen, wieso man das sammelt. Da stecken Wünsche dahinter, Geschichten, Sehnsüchte, ganz bestimmt auch eine Vorstellung von einer konkreten Situation. Zb ...ich will nie wieder kein Shampoo haben, lieber habe ich zehn, als eins brauchen und es ist keins da.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Mit wem ich auch rede, egal wer das ist, das ist ein Thema, das viele beschäftigt- wohin mit dem Zeugs?

Um Ruhe zu haben und halbwegs sorgenfrei zu sein, verlagere ich diese Frage auf später, bis dahin wird zwischengelagert, sortiert, archiviert, beschriftet, aus meinem Sichtfeld verbannt. Schlimm ist der dran, wo das nicht geht. Um das geht es ja hier, man hat eklatanten Platzmangel und keine freie Stelle mehr.

Ist halt so, ein Momentzustand...langsam und sachte, in kleinsten Schritten wirds angepackt und schon mal vorsortiert, eine halbe Stunde am Tag...
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Das ist ein guter Rat. Wir machen das auch so bei einem Familienmitglied, das sich schwer von Dingen trennen kann. Die Sachen werden abfotografiert. Ein Ordner auf der Festplatte oder ein Stick vermüllen die Wohnung nicht und man kann sich dennoch immer wieder die Gegenstände ansehen und weiß, dass sie nicht ganz weg sind.
Das würde bei meinem "Inneren Kind" nur noch mehr Tränen auslösen, es wird dann ständig erinnert, dass es weg ist. Meine Tochter kam mal auf die Idee, in meinem Schrank "auszumisten"- ich schuckte, ich war schockiert, aber ließ es zu. Vier große schwarze Müllsäcke schleppte sie an mir vorbei... nachher guckte ich nach, was mir fehlt, ich kann bis heute nicht sagen, was sie da mitgenommen hat, es geht mir nichts ab. ...hätte sie Fotos gemacht, dann würde ich heulen, weil es weg ist...
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Das ist ja das Problem, man kanns nicht in den Müll werfen, weil man dem Gegenstand einen Wert gibt.
Der Gegenstand hat einen Wert. Ein Shampoo z.B. ca. 2 Euro, den Wert gebe ich ja nicht, er ist festgelegt im Handel. Ich rede nicht von Dingen, die emotionalen Wert haben. Und ich finde Horten auch nicht gut, da spreche ich mich auch nicht frei. Daher: nichts Neues mehr kaufen, sondern das, was man hat und was haltbar ist - und verstaubar - aufbrauchen.

Oder eben spenden, wenn karitative Organisationen diese Dinge nehmen.

Warum man hortet ist sicherlich interessant rauszufinden. Ich habe auch zuviel Geschirr, aber ordentlich verstaut. Aber zuviel. Warum man das schwer entsorgt - oder spendet - keine Ahnung. Ich habe mit Müh und Not mal ein paar Töpfe entsorgt, das ging ganz gut. Gut ist, wenn man lernt, weniger zu horten. Wenn Geschirr emotionale Bedeutung hat, kann man vielleicht Teile aufheben, den Rest entsorgen.

Manchmal ist es auch die Angst - bzw. die Erfahrung - dass die Sache irgendwann nicht mehr da ist. Ist mir schon mit Parfums oder Kosmetik so gegangen und nicht immer ist etwas genauso wieder auffindbar wie das alte Teil war.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Für mich ist das ein Teil von uns, der so ist, einer, den man manchmal zu sehr berücksichtigt, statt über diesen hinwegzugehen. Kindliches Festhalten.
Bei meinen Kindern habe ich auch hinter ihren Rücken sortiert und ausgelichtet, sie merkten auch nie, was fehlt.
Liebe TE, liebe "ich will es schaffen"- wie geht es dir heute so? Hat sich etwas bewegt?
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Der Gegenstand hat einen Wert. Ein Shampoo z.B. ca. 2 Euro,
Deshalb sehe ich nicht ein, es in den Müll zu werfen. Das ist für mich, wie wenn ich Bargeld wegwerfe.

Es ist aberwitzig- würde mir jemand Geld bieten gegen meinen Bestand, ich würde mich trennen können. Hier hast du zehntausend Euro, ich mach dein Haus leer. Behalten würde ich die alte Nähmaschine, meine Malzutaten, meine Leinwände, meinen Laptop... nichts wäre mehr da. Ach, das wäre eigentlich traumhaft, wie Neubeginn..
 

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