Hey Du,
es ist sehr merklich und tut mir sehr leid, wie schlecht es dir geht. Natürlich ist Fremdgehen sehr schei*e und die ganze Situation auch für deine Frau sehr schwer, aber ich konnte schon gut bei dir mitfühlen. Du hast diesen Teil von dir so lange unterdrückt, du hast indirekt so viel Stigmatisierung erfahren (damit meine ich, dass es ja sicher viel mit dir gemacht hat, dass dein Umfeld Queer zu sein so ablehnt, selbst wenn sie es nicht wussten). Dass es irgendwann nicht mehr klappt, so einen großen Teil von dir einfach zu verstecken und tief in dir zu vergraben und alles irgendwann einfach "explodiert" finde ich logisch. Ich sehe da auch nicht nur dich selbst in der Verantwortung, sondern auch dein konservatives Umfeld, das dir wohl kaum die Chance gegeben hat, wirklich zu dir zu stehen und offen herauszufinden, wer du bist, wenn du damit rechnest, komplett abgelehnt zu werden/ alle zu verlieren.
Aber natürlich wäre es gut gewesen, hätte es andere Wege gegeben, deine Frau früher ins Boot zu holen und gemeinsam zu überlegen, wie ihr mit der Situation umgehen könnt, bevor es zu sexuellem Betrug gekommen ist.
Ich finde, den wichtigsten Schritt bist du schon gegangen, du bist in Therapie. Hilft dir die Therapie denn? Was sagt dein*e Therapeut*in zu deiner Situation?
Zu den von dir genannten Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte, fiel mir noch ein, dass es vielleicht nicht nur ein entweder/ oder geben muss. Es klingt so, als sei deine Beziehung mit deiner Frau durchaus sehr schön und liebevoll gewesen, bevor diese Krise ausgebrochen ist. Dass sie mit der Info, dass du bisexuell bist, erstmal vollkommen überfordert war und nicht gut umgehen konnte, kann ich nachfühlen. Es klingt ja so, als sei sie ähnlich konservativ/ queerfeindlich geprägt wie dein restliches Umfeld, da ist das sicher ein großer Schock. Aber wer weiß, vielleicht gibt es dahingehend doch Entwicklungspotential und es finden sich Möglichkeiten, deine Sexualität und deine Ehe zu verbinden? Denkst du, sie könnte sich eine Paartherapie vorstellen? (Falls ja, würde ich darauf achten,dass die Therapieperson auch für queere lebensmodelle offen ist, manchmal steht das auf Homepages).
Außerdem wäre evtl auch eine "Trennung light" eine Möglichkeit, also dass du vielleicht erstmal für ein paar Wochen/ Monate ausziehst und ihr jeweils überlegt, wie es weitergehen könnte und ob ihr gemeinsame Wege seht.
Gibt es in deinem Umfeld keine einzige befreundete Person, mit der du darüber sprechen kannst? Ich denke, es wäre sehr wichtig, dass du Menschen hast, die dir beistehen in dieser schwierigen Zeit.
Erstmal alles Gute!