Die Tatsache, dass die Einarbeitung und Auseinandersetzung mit einem Werkzeug wie der sog. KI mit genau diesem schöpferischen Prozess gleichgesetzt wird, zeigt eine weitere, mögliche Gefahr, nämlich die Entwertung von Kunst. Der (in meinen Augen falsche) Stolz auf z.B. ein Musikstück, welches in kürzester Zeit ausgespuckt wurde, und mit Sätzen wie „ich lasse Dir doch auch Deine analoge Musik“ verteidigt wird, sagt ja schon einiges über die Wertschätzung aus.
ja absolut. Da hast Du Recht. ich meine: In welchem anderen Bereich würden wir uns das anmaßen?
Wir würden doch auch nicht sagen: Ach komm so ein Arzt ist doch ganz leicht zu ersetzen, durch KI...die kann das genauso gut.
Oder im Handwerk: Da würde das auch keiner wagen, denn Handwerker genießen ja schon immer dieses Ansehen des fleißigen Arbeiters.
Nur bei Kunst und speziell bei Musik, denkt jeder, das könne ja nicht so schwer sein.
Das ist natürlich ein Schlag ins Gesicht derer, die ihr Leben damit verbringen.
Aber solche Äußerungen werden eigentlich immer nur von Menschen vorgebracht, die sich nie wirklich damit befasst haben.
Ich erinnere mich noch an einen Satz, meines Schwiegervaters, der mir riet, doch einen einfacheren Job anzunehmen, denn es gäbe doch so viele Tätigkeiten für "ungelernte Kräfte"... ähmmm hallo??? ich habe 3 vollwertige Abschlüsse und an drei der größten Musikhoschulen des Landes studiert und lebe seit meinem Studium von meiner eigenen Hände Arbeit. Im Gegensatz zu mir ist ER der ungelernte, denn er hat nur EINE Ausbildung zum Kaufmann. Aber da würde NIEMAND überhaupt an Ungelernt denken.
Ihr wisst, was ich meine....
Wer sich mal genauer damit befasst sieht, was das eigentlich bedeutet.
ich meine: Selbst elektronische Musikkann man nicht mal eben so machen: Das ist auch etwas, das man jahrelang studieren muss.
Also bei uns an der Musikhochschule...die Tontechniker....wow, also das war schon hartes Holz was die sägen mussten.
Und ja: Als Musiker muss ich schon sagen, dass mir das weh tut, wenn ich (und das erlebe ich immer wieder) gesagt bekomme, dass das doch nicht so schwer sein könnte.
Dass man dafür jahrelang studieren muss und im Grunde sein ganzes Leben dem widmen muss, wenn man es RICHTIG gut machen will (und selbst dann muss man sein Leben lang arbeiten) geht oft unter.
Also ich WETTE, wenn jetzt hier jemand einen Thread eröffnen würde und sagen würde: hey, ich habe jetzt einen Robo gesehen, der Pflegekräfte ersetzen kann: Finde ich gut.
Oder jemand würde sagen: Hey, was leistet eigentlich so ein Landwirt: ich baue auch mein Gemüse selber an, und es schmeckt lecker, ich kann das genauso gut.
Oder zB Dinge wie: Was muss ein Verwaltungsangestellter schon können: Das lerne ich per Fernkurs.
Dann wäre der Aufschrei im Forum zurecht ziemlich groß: Weil wir halt eigentlich alle wissen, dass gerade Fachkräfte eben mindestens eine 3 Jährige Ausbildung machen müssen und Fachwissen erwerben.
Ein Musiker hat aber in der Regel, BEVOR er seine 5 + Jahre studium überhaupt aufnehmen KANN bereits mindestens 10 Jahre intensiv geübt.
Man sagt, dass man ca 10 000 Stunden geübt haben muss, BEVOR man eine Chance auf ein Studium hat. Zeig mir den Beruf, in dem das so ist.
Also nein: Man kann natürlich nicht mal eben gleichsetzen was ein Profi kann.
Aber ja: natürlich kann Musik und Kunst auch sehr gewinnbringend auf niederschwelligerer Ebene stattfinden. Das schließt sich ja nicht aus.
Dennoch wünschte ich mir mehr Respekt für meinen Berufsstand.
Denen eins ist klar: man sollte in jedem Beruf auch die Profis respektieren: GERADE wenn es bei einer Sache ist, die jeder von uns jeden tag um sich hat: Wir wollen auch nicht von einem Koch bekocht werden, der uns irgendwelchen Billigfraß aufwärmt und wir wollen keine Krankenschwester, die das nur Hobbymäßig betreibt.
Man sollte doch gewisse Qualitätsansprüche haben. Was eben nicht heißt, dass ein Mensch, hobbymäßig pflegt das nicht super machen kann oder ein Fertiggericht nicht auch mal seine Berechtigung hat. Nur in diesen fragen würden wir niemals sagen: Ja dann kann der Profi ja weg.
Im Gegenteil!
Und gerade in der Musik: Ist der Profi weg, ist auch die KI weg (denn wer soll sie "füttern"?)
Und wenn der Profi weg ist, sind auch Leute wie Taylor Swift oder Helene Fischer weg, wenn auch die funktionieren NUR mit einem riesen Stab an hochprofessionellen Musikern der verschiedenen Genres im Hintergrund.
KEIN Song geht da irgendwie vom Band, an dem nicht im Hintergrund diejenigen sitzen, die das ganze studiert oder zumindest mit extremer Begabung und Fleiß gelernt haben.
Aber der typ, der einfach nur seine Geige in der Hand hat, und WEISS was er tut, kann auch alleine den Saal zum heulen bringen.