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Das bedingungslose Grundeinkommen/ eine Chance für alle?

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Insta

Sehr aktives Mitglied
Man hat bereits ausgerechnet, dass man jedem Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen von 750 Euro zahlen könnte, wenn man dafür den Bürokratieaufwand, Einrichtungen und anderen Beitragszahlungen der Arge streicht. Das Ganze könnte man, um ein wenig Geld zu sparen, mit einer negativen Einkommenssteuer lösen.

Da es einfach jedem bedingungslos zusteht, ist der Aufwand halt entsprechend niedrig.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist keine Einladung in die Arbeitslosigkeit, wenn man so möchte, sondern mehr das Verhindern, dass sich ein Job schlechter anfühlt, als Arbeitslos zu sein, da das Gehalt immer steigt, wenn man einen besser bezahlten Job bekommt.

Ich bezweifel, dass die Mehrheit sich langfristig mit dem bedingungslosen Grundeinkommen alleine zufrieden gibt. Aktuell gibt es viele Jobs im Niedriglohnsektor, wo man "aufstocken" muss - wo es sich anfühlt, als ob es keinen Sinn ergibt, ob man arbeiten sollte oder nicht. Das löst ein bedinungsloses Grundeinkommen. 750 + 500 Euro ist mehr als 750 Euro - immer und ausnahmslos. Aber Arbeitslosengeld wird ggf niedriger, wenn man den 500 Euro Job annimmt und am Ende landet man dann schlechter oder +- 0.

Wenn ein bedingungsloses Grundeinkommen erlaubt, sich einen faulen Lenz zu machen und das es den Niedriglohnsektor damit komplett unattraktiv macht, dann funktioniert er nicht. Und genau so argumentieren meist die Gegner eines solchen, dabei geht es darum gar nicht.

Es erlaubt dem Teilzeitfriseur, seinem Job nachzugehen ohne das Gefühl zu haben "Arbeitslosigkeit bringt mir aber mehr Geld"
Andreas war leider etwas schneller und hat sicher auch besser als ich es erklären könnte schon aufgezeigt warum Dein Vorschlag nur in der Theorie klappt.

Wobei die Zahnarztgattin sich sicher auch über 750 Euro fürs Nichtstun freuen würde.

Mein Plan ist ja möglichst früh von meinem passiven Einkommen zu leben, Dividenden und Mieten. 750 Euro monatlich für meine Faulheit wären ein großer Schritt nach vorn für mich. Da wäre ich ein paar Jahre näher an meinem Leben am Strand.

Aber zurück in die Realität. Wer ist denn eigentlich „man“? Und wo findet man detaillierte Infos zu der Studie von „man hat errechnet“?
 

Surrender

Sehr aktives Mitglied
Andreas war leider etwas schneller und hat sicher auch besser als ich es erklären könnte schon aufgezeigt warum Dein Vorschlag nur in der Theorie klappt.

Wobei die Zahnarztgattin sich sicher auch über 750 Euro fürs Nichtstun freuen würde.

Mein Plan ist ja möglichst früh von meinem passiven Einkommen zu leben, Dividenden und Mieten. 750 Euro monatlich für meine Faulheit wären ein großer Schritt nach vorn für mich. Da wäre ich ein paar Jahre näher an meinem Leben am Strand.

Aber zurück in die Realität. Wer ist denn eigentlich „man“? Und wo findet man detaillierte Infos zu der Studie von „man hat errechnet“?
Die Realität lässt sich dort sehen, wo es eingeführt wird: Es gibt hauptsächlich positives zu berichten, zB in Finnland.

Die Studie habe ich leider nicht wieder gefunden (hab sie in einer Wissenschaftszeitschrift gesehen und bin zu blöd, sie online zu finden), sorry, sonst hätte ich sie verlinkt. Aber wir können das ja ganz einfach selber rechnen:

https://www.handelsblatt.com/politi...ml?ticket=ST-8388818-jXZceWvkqmYvpIfVKw9X-ap3

laut diesem Artikel haben wir 996.000.000.000 Euro im Jahr 2018 für Soziales ausgegeben. Rechnen wir das einfach auf die Bevölkerungszahlen, sind das 996.000.000.000 / 81.402.348 (Menschen in Deutschland https://countrymeters.info/de/Germany). Macht unterm Strich 12235,52 Euro für jeden im Jahr / 1019,63 Euro im Monat.

Wie Andreas korrekt anmerkt, ist das keine Summe, die wir einfach so nehmen können, da es Härtefälle gibt. Daher ca 750 Euro - dafür reichen meine Kentnisse nicht aus und ich müsste die Studie wieder finden, um das nachzurechnen.

Die Finanzierung ist damit gegeben. Allerdings brauchen die einen das mehr als die Anderen, deswegen sollte man das ganze ja mit einer negativen Einkommenssteuer finanzieren, die hier gut beschrieben wird: https://diehumanisten.de/2019/05/19/mehr-freiheit-durch-die-negative-einkommensteuer/

Zur Veranschaulichung stellen wir uns eine einfache Variante mit einem konstanten Steuer- und Abgabensatz vor: Ein Grundeinkommen von 750€ wird monatlich ausgezahlt. Die Steuern und Abgaben von jedem Einkommen belaufen sich auf 50%. Damit wäre der Staatshaushalt etwa ausgeglichen.

Bei einem Einkommen von 1000€ würde das zu einem Netto-Einkommen von 500€ (50 Prozent der 1000€) + 750€ (Grundeinkommen) = 1250€ führen, was effektiv einer negativen Einkommensteuer von 250€ entspricht. Bei einem Einkommen von 1500€ ist der effektive Steuer-und Abgabensatz Null. Je höher das Einkommen, desto höher wird die relative Abgabenlast, bleibt aber immer unter 50%.
Es geht beim BGE nicht darum, dass es aktuellen Arbeitslosen finanziell besser geht. Der Zahnarzthelferin würde es auch nicht besser gehen als jetzt. Es geht um Würde des Menschen, die eigene Entscheidung ob man zB Frugalist werden will und den oberen Niedriglohnsektor nicht ausschließlich für die machen, die ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie nicht arbeiten, obwohl sie finanziell dann schlechter oder gleich dastehen.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Es geht beim BGE nicht darum, dass es aktuellen Arbeitslosen finanziell besser geht. Der Zahnarzthelferin würde es auch nicht besser gehen als jetzt. Es geht um Würde des Menschen, die eigene Entscheidung ob man zB Frugalist werden will und den oberen Niedriglohnsektor nicht ausschließlich für die machen, die ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie nicht arbeiten, obwohl sie finanziell dann schlechter oder gleich dastehen.
Ich weiß nicht ob ich mich selber als Frugalist bezeichnen würde oder Insta sich so sieht. Ich glaube aber zumindest dass Insta und ich sparsamer leben als wir müssten - insbesondere um was zurücklegen zu können. Das machen sicherlich viele - nicht nur im Extremfall dem Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit, sondern auch um zb nur früher in Rente gehen zu können.

Das ist aber auch meine persönliche Lebenseinstellung. Ich sehe es nicht als Recht von Menschen an, wenn diese sagen "Ich lebe gerne frugal, deswegen reichen mit 1.000 € BGE. Sollen doch andere dafür arbeiten!" Es kann doch nicht freie Entscheidung sein, auf Kosten anderer zu leben!?

Wobei ich dies nicht als Hauptproblem sehe. Denn die meisten werden mit einem BGE alleine nicht glücklich sein und wollen nicht frugal leben. Eine Flut von "faulen Frugalisten" sehe ich nicht.

Gleichwohl glaube ich schon, dass viele Menschen nicht mehr Vollzeit arbeiten wollen, oder früher in Rente gehen würden. Das wiederum könnte ein Problem sein. Im Niedriglohnsektor könnte es positive Auswirkungen haben, aber in jedem anderen Sektor eher negative. Man stelle sich vor alle Pflegekräfte wollen morgen nur noch halbe Tage arbeiten. Der Sektor hat heute schon einen Notstand.

Ein BGE würde vermutlich so gestaltet werden, dass man durch eine negative Einkommenssteuer sehr viel zahlen müsste. Sprich die Pflegekräft bekäme ein BGE, müsste aber so viel von ihrem Einkommen als Steuer zahlen, dass sie weiter Vollzeit arbeiten muss, um ihr vorheriges Einkommen zu halten.

Ich behaupte:
Ein BGE würde so gestaltet werden (müssen), dass die meisten Vollzeitarbeitskräfte unterm Strich keinen Vorteil zu heute hätten.
Anders wird man das BGE weder finanzieren können, noch die Arbeitskräfte erhalten.
 

Surrender

Sehr aktives Mitglied
Ich behaupte:
Ein BGE würde so gestaltet werden (müssen), dass die meisten Vollzeitarbeitskräfte unterm Strich keinen Vorteil zu heute hätten.
Anders wird man das BGE weder finanzieren können, noch die Arbeitskräfte erhalten.

Ja, Zustimmung: Deswegen ließ nochmal wie die negative Einkommenssteuer gemeint ist. Dann wirst du feststellen, dass der Punkt ja genau damit geklärt ist.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Ja, Zustimmung: Deswegen ließ nochmal wie die negative Einkommenssteuer gemeint ist. Dann wirst du feststellen, dass der Punkt ja genau damit geklärt ist.
Die negative Einkommenssteuer ist Kern vieler BGE Modelle. Und sie ist ja auch nicht neu. Die Idee der negativen EK stammt ja schon aus den 40ern.

Ich weise nur explizit darauf hin. Viele meinen oder verstehen, dass sie das BGE auf ihr jetziges EK "obendrauf" bekämen. Und selbst wenn sie mehr EK zahlen würden, immer noch einen finanziellen Vorteil zu heute hätten.

Das glaube ich wie gesagt nicht. Meine Prognose zu einem BGE ist:

Sozialschwache: profitieren erheblich
Mittelstand: +/- 0
Oberschicht: müsste theoretisch mehr einzahlen

Praktisches Ergebnis:
Oberschicht wird oder kann nicht zur Kasse gebeten werden -> ergo der Mittelstand zahlt
 

Surrender

Sehr aktives Mitglied
Die negative Einkommenssteuer ist Kern vieler BGE Modelle. Und sie ist ja auch nicht neu. Die Idee der negativen EK stammt ja schon aus den 40ern.

Ich weise nur explizit darauf hin. Viele meinen oder verstehen, dass sie das BGE auf ihr jetziges EK "obendrauf" bekämen. Und selbst wenn sie mehr EK zahlen würden, immer noch einen finanziellen Vorteil zu heute hätten.

Das glaube ich wie gesagt nicht. Meine Prognose zu einem BGE ist:

Sozialschwache: profitieren erheblich
Mittelstand: +/- 0
Oberschicht: müsste theoretisch mehr einzahlen

Praktisches Ergebnis:
Oberschicht wird oder kann nicht zur Kasse gebeten werden -> ergo der Mittelstand zahlt

Und da denke ich, sieht das eher so aus:

Sozialschwache: ein paar Gewinner, ein paar Verlierer, aber weniger Leute, die in eine Ecke gestellt werden // sich isoliert fühlen // sich so fühlen, als ob ihre Freiheit eingeschränkt ist.
Mittelstand: +/- 0
Oberschicht: +/- 0


Es wird einfach nur anders verteilt.
 

Portion Control

Urgestein
Ich finde nicht das es an einer Begrifflichkeit liegt, ob jemand ausgegrenzt wird oder nicht.
Der jetzige faule hartzer ist dann eben der faule BGE´ler.

Raider heisst jetzt TWIX - sonst ändert sich nix. ^^
 

Surrender

Sehr aktives Mitglied
Ich finde nicht das es an einer Begrifflichkeit liegt, ob jemand ausgegrenzt wird oder nicht.
Der jetzige faule hartzer ist dann eben der faule BGE´ler.

Raider heisst jetzt TWIX - sonst ändert sich nix. ^^

Der Unterschied ist, dass man nicht zur Agentur für Arbeit fahren muss, das ganze beantragen muss und sich dann eventuell noch erklären muss, irgendwelche Auflagen bekommt etc.

Du kriegst das Geld und fertig: Deine Minimumsicherung ist damit gegeben. Jetzt liegt es an dir mehr darauß zu machen oder dich zufrieden zu geben (was wie gesagt die wenigsten tun werden)
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Und da denke ich, sieht das eher so aus:

Sozialschwache: ein paar Gewinner, ein paar Verlierer, aber weniger Leute, die in eine Ecke gestellt werden // sich isoliert fühlen // sich so fühlen, als ob ihre Freiheit eingeschränkt ist.
Mittelstand: +/- 0
Oberschicht: +/- 0

Es wird einfach nur anders verteilt.
Aber MUSS nicht bei einem BGE rein systemimmanent mehr verteilt werden, weil es eben keinen individuellen Bedarfe kennt?

Heute:
Hartz 4 Empfänger mit allem drum und dran sagen wir 424 € Regelsatz + Wohnkosten = 800 €
In Zukunft BGE:
sagen wir ebenfalls nur 800 €

jetzt heiratet der Mensch

Heute:
2 Hartz 4 Empfänger mit allem drum und dran sagen wir 424 € RS+ 380 € Regelsatz (kein Haushaltsvorstand) + Wohnkosten (die aber nicht doppelt so hoch sind) = 1300 €
In Zukunft BGE:
2*800€=1600 €

300 € mehr EK und mehr Geld was gezahlt (und durch Steuern eingenommen) werden muss.

Nach dieser Methode würden auch alle heutigen Hartz 4 Empfänger mit Eigentumswohnung deutlich mehr bekommen. Ohne Mietkosten sind 800 € ziemlich cool.

Das BGE wäre deutlich teurer als das Hartz 4 System wenn es seinem Namen gerecht wird und bedingungslos jedem Menschen den Satz auszahlt.
 

Surrender

Sehr aktives Mitglied
Aber MUSS nicht bei einem BGE rein systemimmanent mehr verteilt werden, weil es eben keinen individuellen Bedarfe kennt?

Heute:
Hartz 4 Empfänger mit allem drum und dran sagen wir 424 € Regelsatz + Wohnkosten = 800 €
In Zukunft BGE:
sagen wir ebenfalls nur 800 €

jetzt heiratet der Mensch

Heute:
2 Hartz 4 Empfänger mit allem drum und dran sagen wir 424 € RS+ 380 € Regelsatz (kein Haushaltsvorstand) + Wohnkosten (die aber nicht doppelt so hoch sind) = 1300 €
In Zukunft BGE:
2*800€=1600 €

300 € mehr EK und mehr Geld was gezahlt (und durch Steuern eingenommen) werden muss.

Nach dieser Methode würden auch alle heutigen Hartz 4 Empfänger mit Eigentumswohnung deutlich mehr bekommen. Ohne Mietkosten sind 800 € ziemlich cool.

Das BGE wäre deutlich teurer als das Hartz 4 System wenn es seinem Namen gerecht wird und bedingungslos jedem Menschen den Satz auszahlt.

Dafür fallen ordentlich Verwaltungskosten, Bürokratie, komische Schulungskosten und Kontrollfunktionen weg. Und ich finde es nur fair, dass Leute die sich vor ihrem Schicksalschlag was aufgebaut haben, davon profitieren, was ja bei dem Eigentumswohnungsbesitzer der Fall wäre.
 
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