Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Das bedingungslose Grundeinkommen/ eine Chance für alle?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Keep Going

Aktives Mitglied
Einen Punkt würde ich wirklich gerne noch verstehen: Hier wird davon gesprochen Verantwortung zu übernehmen. Dann sind hier so Sachen zu lesen wie „Wasser predigen und selber Wein trinken“. Wie ich schrieb, kenne ich nicht das Konsumverhalten der Menschen, die hier schreiben. Wenn ich konsumiere, bin ich mitverantwortlich. Wenn ich somit gegen meine eigenen Anforderungen verstoße und gleichzeitig über Moral und Gewissen rede, wie passt das zusammen?

Welche Antwort gibt man sich darauf? Das würde mich wirklich interessieren!


„ Ich bin nicht verantwortlich, es ist die Firma XY.“

„ Ich weiß von nix, es wird schon alles ok sein.“

„ Das kann man doch nicht vergleichen!“

„ Es ist mir egal was mein Handeln für Konsequenzen hat, will aber dennoch nicht darauf verzichten, andere Menschen zu belehren.“


Ganz im Ernst, was erzählt man sich da so, damit man sich selbst weiterhin in der Position sieht, Tipps zu moralischem Verhalten geben zu können? Wie geht das?


Ist es so schwer zu erkennen, dass das irgendwie nicht so richtig zusammenpasst?
 

Surrender

Sehr aktives Mitglied
Man hat bereits ausgerechnet, dass man jedem Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen von 750 Euro zahlen könnte, wenn man dafür den Bürokratieaufwand, Einrichtungen und anderen Beitragszahlungen der Arge streicht. Das Ganze könnte man, um ein wenig Geld zu sparen, mit einer negativen Einkommenssteuer lösen.

Da es einfach jedem bedingungslos zusteht, ist der Aufwand halt entsprechend niedrig.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist keine Einladung in die Arbeitslosigkeit, wenn man so möchte, sondern mehr das Verhindern, dass sich ein Job schlechter anfühlt, als Arbeitslos zu sein, da das Gehalt immer steigt, wenn man einen besser bezahlten Job bekommt.

Ich bezweifel, dass die Mehrheit sich langfristig mit dem bedingungslosen Grundeinkommen alleine zufrieden gibt. Aktuell gibt es viele Jobs im Niedriglohnsektor, wo man "aufstocken" muss - wo es sich anfühlt, als ob es keinen Sinn ergibt, ob man arbeiten sollte oder nicht. Das löst ein bedinungsloses Grundeinkommen. 750 + 500 Euro ist mehr als 750 Euro - immer und ausnahmslos. Aber Arbeitslosengeld wird ggf niedriger, wenn man den 500 Euro Job annimmt und am Ende landet man dann schlechter oder +- 0.

Wenn ein bedingungsloses Grundeinkommen erlaubt, sich einen faulen Lenz zu machen und das es den Niedriglohnsektor damit komplett unattraktiv macht, dann funktioniert er nicht. Und genau so argumentieren meist die Gegner eines solchen, dabei geht es darum gar nicht.

Es erlaubt dem Teilzeitfriseur, seinem Job nachzugehen ohne das Gefühl zu haben "Arbeitslosigkeit bringt mir aber mehr Geld"
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Man hat bereits ausgerechnet, dass man jedem Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen von 750 Euro zahlen könnte, wenn man dafür den Bürokratieaufwand, Einrichtungen und anderen Beitragszahlungen der Arge streicht. Das Ganze könnte man, um ein wenig Geld zu sparen, mit einer negativen Einkommenssteuer lösen.
750 BGE ist aber fast schon ein Vorschlag der FDP :D
Denn das hieße, dass wir heutigen Hartz 4 Empfängern WENIGER Geld geben würden.
Der Hartz 4 Regelsatz ist 424 € + Wohnkosten. Das sind meist schon über 750 € in der Summe. Ganz zu schweigen von anderen Sozialleistungen und Ersparnissen (Wohngeld, Befreiung von der Rundfunkgebühr, Kranken- und Pflegeversicherung etc.)

Ein BGE wäre nicht so unbürokratisch wie man glaubt, denn es wären immer noch individuelle Sätze notwendig. Z.B. müsste berücksichtigt werden wo man wohnt und wie teuer dort die Mieten sind (so wie es heute bei Hartz 4 gemacht wird).
Überhaupt ist das vielleicht der größte Knackpunkt: Ein BGE könnte vom Prinzip her nicht bedarfsorientiert sein. Man geht also immer Gefahr, dass manche gemessen an ihren Lebenssituationen zu viel oder zu wenig bekommen.

750 € ist für manche Menschen zu wenig.
1.200 € wäre für manche relativ großzügig. Man stelle sich zb ein Paar mit 2 Kindern vor: 4.800 € netto (!) dank BGE
Selbst der Multimilliardär bekäme ein BGE!

Um das BGE einfach und unbürokratisch zu gestalten und gleichzeitig keine Armut zu verschärfen, müsste es sehr großzügig gestaltet sein und dann scheitert es, weil es nicht finanzierbar ist und die Mehrheit dagegen sein wird.

Warum soll ich z.B. als Single mit Vollzeitjob und gutem Einkommen negative Einkommenssteuer zahlen wollen? - Wohlwissend dass meine Steuer manche Menschen überfinanziert.
 

Insta

Sehr aktives Mitglied
Man hat bereits ausgerechnet, dass man jedem Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen von 750 Euro zahlen könnte, wenn man dafür den Bürokratieaufwand, Einrichtungen und anderen Beitragszahlungen der Arge streicht. Das Ganze könnte man, um ein wenig Geld zu sparen, mit einer negativen Einkommenssteuer lösen.

Da es einfach jedem bedingungslos zusteht, ist der Aufwand halt entsprechend niedrig.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist keine Einladung in die Arbeitslosigkeit, wenn man so möchte, sondern mehr das Verhindern, dass sich ein Job schlechter anfühlt, als Arbeitslos zu sein, da das Gehalt immer steigt, wenn man einen besser bezahlten Job bekommt.

Ich bezweifel, dass die Mehrheit sich langfristig mit dem bedingungslosen Grundeinkommen alleine zufrieden gibt. Aktuell gibt es viele Jobs im Niedriglohnsektor, wo man "aufstocken" muss - wo es sich anfühlt, als ob es keinen Sinn ergibt, ob man arbeiten sollte oder nicht. Das löst ein bedinungsloses Grundeinkommen. 750 + 500 Euro ist mehr als 750 Euro - immer und ausnahmslos. Aber Arbeitslosengeld wird ggf niedriger, wenn man den 500 Euro Job annimmt und am Ende landet man dann schlechter oder +- 0.

Wenn ein bedingungsloses Grundeinkommen erlaubt, sich einen faulen Lenz zu machen und das es den Niedriglohnsektor damit komplett unattraktiv macht, dann funktioniert er nicht. Und genau so argumentieren meist die Gegner eines solchen, dabei geht es darum gar nicht.

Es erlaubt dem Teilzeitfriseur, seinem Job nachzugehen ohne das Gefühl zu haben "Arbeitslosigkeit bringt mir aber mehr Geld"
Andreas war leider etwas schneller und hat sicher auch besser als ich es erklären könnte schon aufgezeigt warum Dein Vorschlag nur in der Theorie klappt.

Wobei die Zahnarztgattin sich sicher auch über 750 Euro fürs Nichtstun freuen würde.

Mein Plan ist ja möglichst früh von meinem passiven Einkommen zu leben, Dividenden und Mieten. 750 Euro monatlich für meine Faulheit wären ein großer Schritt nach vorn für mich. Da wäre ich ein paar Jahre näher an meinem Leben am Strand.

Aber zurück in die Realität. Wer ist denn eigentlich „man“? Und wo findet man detaillierte Infos zu der Studie von „man hat errechnet“?
 

Surrender

Sehr aktives Mitglied
Andreas war leider etwas schneller und hat sicher auch besser als ich es erklären könnte schon aufgezeigt warum Dein Vorschlag nur in der Theorie klappt.

Wobei die Zahnarztgattin sich sicher auch über 750 Euro fürs Nichtstun freuen würde.

Mein Plan ist ja möglichst früh von meinem passiven Einkommen zu leben, Dividenden und Mieten. 750 Euro monatlich für meine Faulheit wären ein großer Schritt nach vorn für mich. Da wäre ich ein paar Jahre näher an meinem Leben am Strand.

Aber zurück in die Realität. Wer ist denn eigentlich „man“? Und wo findet man detaillierte Infos zu der Studie von „man hat errechnet“?
Die Realität lässt sich dort sehen, wo es eingeführt wird: Es gibt hauptsächlich positives zu berichten, zB in Finnland.

Die Studie habe ich leider nicht wieder gefunden (hab sie in einer Wissenschaftszeitschrift gesehen und bin zu blöd, sie online zu finden), sorry, sonst hätte ich sie verlinkt. Aber wir können das ja ganz einfach selber rechnen:

https://www.handelsblatt.com/politi...ml?ticket=ST-8388818-jXZceWvkqmYvpIfVKw9X-ap3

laut diesem Artikel haben wir 996.000.000.000 Euro im Jahr 2018 für Soziales ausgegeben. Rechnen wir das einfach auf die Bevölkerungszahlen, sind das 996.000.000.000 / 81.402.348 (Menschen in Deutschland https://countrymeters.info/de/Germany). Macht unterm Strich 12235,52 Euro für jeden im Jahr / 1019,63 Euro im Monat.

Wie Andreas korrekt anmerkt, ist das keine Summe, die wir einfach so nehmen können, da es Härtefälle gibt. Daher ca 750 Euro - dafür reichen meine Kentnisse nicht aus und ich müsste die Studie wieder finden, um das nachzurechnen.

Die Finanzierung ist damit gegeben. Allerdings brauchen die einen das mehr als die Anderen, deswegen sollte man das ganze ja mit einer negativen Einkommenssteuer finanzieren, die hier gut beschrieben wird: https://diehumanisten.de/2019/05/19/mehr-freiheit-durch-die-negative-einkommensteuer/

Zur Veranschaulichung stellen wir uns eine einfache Variante mit einem konstanten Steuer- und Abgabensatz vor: Ein Grundeinkommen von 750€ wird monatlich ausgezahlt. Die Steuern und Abgaben von jedem Einkommen belaufen sich auf 50%. Damit wäre der Staatshaushalt etwa ausgeglichen.

Bei einem Einkommen von 1000€ würde das zu einem Netto-Einkommen von 500€ (50 Prozent der 1000€) + 750€ (Grundeinkommen) = 1250€ führen, was effektiv einer negativen Einkommensteuer von 250€ entspricht. Bei einem Einkommen von 1500€ ist der effektive Steuer-und Abgabensatz Null. Je höher das Einkommen, desto höher wird die relative Abgabenlast, bleibt aber immer unter 50%.
Es geht beim BGE nicht darum, dass es aktuellen Arbeitslosen finanziell besser geht. Der Zahnarzthelferin würde es auch nicht besser gehen als jetzt. Es geht um Würde des Menschen, die eigene Entscheidung ob man zB Frugalist werden will und den oberen Niedriglohnsektor nicht ausschließlich für die machen, die ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie nicht arbeiten, obwohl sie finanziell dann schlechter oder gleich dastehen.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Es geht beim BGE nicht darum, dass es aktuellen Arbeitslosen finanziell besser geht. Der Zahnarzthelferin würde es auch nicht besser gehen als jetzt. Es geht um Würde des Menschen, die eigene Entscheidung ob man zB Frugalist werden will und den oberen Niedriglohnsektor nicht ausschließlich für die machen, die ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie nicht arbeiten, obwohl sie finanziell dann schlechter oder gleich dastehen.
Ich weiß nicht ob ich mich selber als Frugalist bezeichnen würde oder Insta sich so sieht. Ich glaube aber zumindest dass Insta und ich sparsamer leben als wir müssten - insbesondere um was zurücklegen zu können. Das machen sicherlich viele - nicht nur im Extremfall dem Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit, sondern auch um zb nur früher in Rente gehen zu können.

Das ist aber auch meine persönliche Lebenseinstellung. Ich sehe es nicht als Recht von Menschen an, wenn diese sagen "Ich lebe gerne frugal, deswegen reichen mit 1.000 € BGE. Sollen doch andere dafür arbeiten!" Es kann doch nicht freie Entscheidung sein, auf Kosten anderer zu leben!?

Wobei ich dies nicht als Hauptproblem sehe. Denn die meisten werden mit einem BGE alleine nicht glücklich sein und wollen nicht frugal leben. Eine Flut von "faulen Frugalisten" sehe ich nicht.

Gleichwohl glaube ich schon, dass viele Menschen nicht mehr Vollzeit arbeiten wollen, oder früher in Rente gehen würden. Das wiederum könnte ein Problem sein. Im Niedriglohnsektor könnte es positive Auswirkungen haben, aber in jedem anderen Sektor eher negative. Man stelle sich vor alle Pflegekräfte wollen morgen nur noch halbe Tage arbeiten. Der Sektor hat heute schon einen Notstand.

Ein BGE würde vermutlich so gestaltet werden, dass man durch eine negative Einkommenssteuer sehr viel zahlen müsste. Sprich die Pflegekräft bekäme ein BGE, müsste aber so viel von ihrem Einkommen als Steuer zahlen, dass sie weiter Vollzeit arbeiten muss, um ihr vorheriges Einkommen zu halten.

Ich behaupte:
Ein BGE würde so gestaltet werden (müssen), dass die meisten Vollzeitarbeitskräfte unterm Strich keinen Vorteil zu heute hätten.
Anders wird man das BGE weder finanzieren können, noch die Arbeitskräfte erhalten.
 

Surrender

Sehr aktives Mitglied
Ich behaupte:
Ein BGE würde so gestaltet werden (müssen), dass die meisten Vollzeitarbeitskräfte unterm Strich keinen Vorteil zu heute hätten.
Anders wird man das BGE weder finanzieren können, noch die Arbeitskräfte erhalten.

Ja, Zustimmung: Deswegen ließ nochmal wie die negative Einkommenssteuer gemeint ist. Dann wirst du feststellen, dass der Punkt ja genau damit geklärt ist.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Ja, Zustimmung: Deswegen ließ nochmal wie die negative Einkommenssteuer gemeint ist. Dann wirst du feststellen, dass der Punkt ja genau damit geklärt ist.
Die negative Einkommenssteuer ist Kern vieler BGE Modelle. Und sie ist ja auch nicht neu. Die Idee der negativen EK stammt ja schon aus den 40ern.

Ich weise nur explizit darauf hin. Viele meinen oder verstehen, dass sie das BGE auf ihr jetziges EK "obendrauf" bekämen. Und selbst wenn sie mehr EK zahlen würden, immer noch einen finanziellen Vorteil zu heute hätten.

Das glaube ich wie gesagt nicht. Meine Prognose zu einem BGE ist:

Sozialschwache: profitieren erheblich
Mittelstand: +/- 0
Oberschicht: müsste theoretisch mehr einzahlen

Praktisches Ergebnis:
Oberschicht wird oder kann nicht zur Kasse gebeten werden -> ergo der Mittelstand zahlt
 

Surrender

Sehr aktives Mitglied
Die negative Einkommenssteuer ist Kern vieler BGE Modelle. Und sie ist ja auch nicht neu. Die Idee der negativen EK stammt ja schon aus den 40ern.

Ich weise nur explizit darauf hin. Viele meinen oder verstehen, dass sie das BGE auf ihr jetziges EK "obendrauf" bekämen. Und selbst wenn sie mehr EK zahlen würden, immer noch einen finanziellen Vorteil zu heute hätten.

Das glaube ich wie gesagt nicht. Meine Prognose zu einem BGE ist:

Sozialschwache: profitieren erheblich
Mittelstand: +/- 0
Oberschicht: müsste theoretisch mehr einzahlen

Praktisches Ergebnis:
Oberschicht wird oder kann nicht zur Kasse gebeten werden -> ergo der Mittelstand zahlt

Und da denke ich, sieht das eher so aus:

Sozialschwache: ein paar Gewinner, ein paar Verlierer, aber weniger Leute, die in eine Ecke gestellt werden // sich isoliert fühlen // sich so fühlen, als ob ihre Freiheit eingeschränkt ist.
Mittelstand: +/- 0
Oberschicht: +/- 0


Es wird einfach nur anders verteilt.
 

Portion Control

Urgestein
Ich finde nicht das es an einer Begrifflichkeit liegt, ob jemand ausgegrenzt wird oder nicht.
Der jetzige faule hartzer ist dann eben der faule BGE´ler.

Raider heisst jetzt TWIX - sonst ändert sich nix. ^^
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben