Ich versuche hier die ganze Zeit recht vernünftige Argumente zu bringen und möglichst sachlich zu argumentieren.
Aber wenn ich deinen Beitrag lese, frage ich mich tatsächlich ob es eine geschickte Provokation sein soll.
Ich weiß nicht wie es bei dir ist. Bei mir wird jeder einzelne Beitrag in diesem Unterforum von jemandem erst freigeschaltet, ehe er veröffentlicht wird. Also ist anzunehmen, dass meine Beiträge alle gesittet (genug) sind. Provokant kannst du höchstens finden, was dir scheinbar nicht in den Kram passt.
Aber ich werde trotzdem mal meine Sicht der Dinge dazu beitragen
Die Putzfrau bekommt einen geringeren Lohn, da sie leichter zu ersetzen ist. Der Banker hat dagegen normalerweise mehr Zeit in seine Bildung investiert. Wer es nicht glaubt könnte überlegen was passieren würde, wenn die beiden ihren Job tauschen.
Der Banker könnte vielleicht nicht so schnell und gründlich putzen, aber es wäre zumindest halbwegs sauber. Die Putzfrau wäre mit den meisten Anforderungen als Bankerin so stark überfordert, dass ich mir als Kunde nicht sicher sein könnte, dass alles noch reibungslos funktioniert.
Es gibt die ungelernten Putzkräfte und es gibt den Ausbildungsberuf dazu. Wenn es die Putzkraft nicht gäbe, müsste der Banker, um das Bild seiner Bank aufrecht zu erhalten, selber putzen gehen. Er müsste also Zeit von seiner so hoch geschätzten Arbeit, für die er lange lernen musste, für das Putzen aufwenden (oder entsprechend länger arbeiten). Ich verstehe sicherlich, das irgendwo eine unsichtbare Geisterhand im Himmel den Preis für die jeweilige Arbeit bestimmt. Aber wertlos(er) ist die Arbeit der Reinigungskraft mit Nichten. Ohne sie müsste immer jemand anderes die Zeit dafür aufwenden, um ihre Arbeit zu erledigen (bei gleichen Ansprüchen, in dem Beispiel hierbei: Ansprüche an die Optik der Geschäftsräume).
Und eine ganz andere Dimension tut sich auch auf: Nicht jede Tätigkeit ist für die Gesellschaft förderlich. Der tätigste Bänker, der Oma Lemke den letzten Groschen aus der Tasche zieht für ein Hoch-Risiko Investment, ist zwar sehr tatkräftig, aber er schadet der Gesellschaft mit seiner Tatkraft.
Man könnte dein Beispiel noch drastischer darstellen. Sehr oft werden Gehälter von Fußballern, Schauspielern oder Sängern als völlig überzogen kritisiert. Da geht es dann um wirklich utopische Summen.
Gleichzeitig bezahlen aber genau diese Kritiker den Lebensunterhalt jener "Künstler".
Da werden Preise für Eintritt und Merchandise gezahlt, wo ich schon lange nur noch mit dem Kopf schütteln würde.
Für ein gleichwertiges T-Shirt von mir würde aber niemand Geld ausgeben.
Ist das nicht ungerecht?
Ich habe mir nämlich auch total viel Mühe gegeben.
🙈
Die T-Shirts, die von fleißigen Kinderhänden in der dritten Welt genäht wurden und Natur und Flüsse nachhaltig zerstört haben? Ich bevorzuge dein Shirt, wenn du es denn selbst nachhaltig hergestellt hast!
Ich verstehe aber nicht, was dein Argument sein soll. Apple verkauft schlecht designte Hardware, die einen Bruchteil von dem kostet, was am Ende auf dem Preisschild steht. Die Leute kaufen es, weil es ein Statussymbol ist.
Mal von Schwierigkeiten beim Naturschutz und von der Ausbeutung der Arbeitskräfte abgesehen: Soll doch jeder kaufen, wenn er meint. Oder den Kinobesuch/den Film-Kauf oder das Fußball-Ticket...
BGE heißt nicht, dass es keine Luxusgüter geben solle (das wäre an sich aber auch ein interessantes Thema) oder sich mit diesen einige eine goldene Nase verdienen dürfen. Die Logik der Marktwirtschaft (und scheinbar von dir und Insta?) sagt dann, dass ihre Arbeit den höchsten Wert in der Gesellschaft zu haben scheint, wenn man es am Geldwert bemisst. Höher noch als der von Ärzten oder Wissenschaftlern scheinbar und erst recht von Reinigungskräften (impliziere ich daraus). Die meisten Reinigungskräfte beuten aber keine Untergebenen aus (sie sind ja schon in der Hierarchie unten) oder zerstören großartig die Umwelt. Damit haben sie für mich schon mehr für die Gesellschaft geleistet als Apple o.ä. Und sie haben einen großen Teil ihrer Wertschätzung an den Staat gezahlt, in Form von Steuern, damit der dann den bürokratischen Apparat am Laufen halten kann (Hauptausgaben des Staates: Arbeitsministerium an der Spitze, weit dahinter die Verteidigungsausgaben auf Rang 2...).
Ein BGE
könnte dazu führen, dass nur noch die leidenschaftlichen Putzkräfte ihren Beruf ausüben. Das ist mal mehr mal weniger (je nach Modell) auch eines der Ziele: Sinnlose Arbeit abzuschaffen, weil das Ziel der Vollbeschäftigung weder erreichbar noch erstrebenswert ist. Entweder die Reinigungsarbeit ist nichts wert, wird entsprechend wenig bezahlt und (mit BGE) sie macht dann einfach keiner. Oder aber man merkt, wie wertvoll diese Arbeit ist und bezahlt dafür mehr um es nicht selbst machen zu müssen...
Mit Hartz4 haben wir Schröders Ziel, den besten Niedriglohnsektor Europas zu haben, erreicht. Ein BGE hat (je nach Modell) genau das Gegenteilige Ziel.
Das jetzt aber fast 25% arbeitssuchend sein sollen, halte ich für ein Märchen der Linken.
Der Absatz zur Erwerbsquote stammt nicht von den Linken, sondern von den Statistikern von destatis. Die der Arbeitslosenzahlen fand ich auch z.B. bei der ARD.
Diese 24,5% setzen sich zusammen aus der Differenz der absoluten Zahl an Menschen im erwerbsfähigen Alter (Volljährige in Deutschland bis zum Rentenalter, meine ich) und der Zahl an Erwerbstätigen, die sie ermittelt haben. Sicherlich heißt das nicht, dass 24,5% der Menschen nicht arbeiten. Ein Teil wird z.B. auch im Ausland arbeiten, aber in Deutschland gemeldet sein.
Das ist auch nicht der springende Punkt: An den über 3 Mio. Arbeitslosen wirst du kaum etwas auszusetzen haben als Beweis dafür, dass es aktuell keine Vollbeschäftigung gibt. Die 24,5% deuten eher dahin, dass es weitaus mehr sind.
Sehr schön finde ich auch immer das Argument der gesellschaftlichen Teilhabe.
Leider hat noch keiner definiert, was unbedingt alles dazugehören soll.
Da gibt es sogar eine hoch offizielle Definition: Die Berechnungsgrundlage des Hartz4-Regelsatzes.
Diese ist aber zu gering und mit den steigenden Kosten/der Inflation nicht vereinbar.
[...]
Leider wäre dann die Motivation um jahrelang zu studieren futsch. Wer Weiterbildung mit Enteignung bestraft, wird ein Heer von Faulenzern heranzüchten.
Ich wäre ja auch schön blöd in Vollzeit zu schuften, wenn ich mit wenigen Stunden Arbeit auf das fast gleiche Ergebnis komme, wie jemand der als Arzt arbeitet.
Langfristig hätten also alle gleich wenig, da die Leistungsträger dorthin abwandern würden, wo man die Leistung noch honoriert.
Der Herr Humboldt hat die Universität mal als charakterbildende Institution erdacht, nicht als weitere Ausbildungsstätte für die Wirtschaft. Vielleicht würde das BGE dazu führen, dass weniger Menschen die Unis verstopfen um eine Stelle zu ergattern, für die sie ein Studium nicht besser vorbereitet, als eine gleichwertige Ausbildung und es würde gleichzeitig mehr spezifische berufliche Bildungsstätten bzw. mehr Lehrlinge IN den Firmen geben.
Eine Enteignung kann ich derweil nicht erkennen. Je nach Modell würde ein BGE das Bafög überflüssig machen von dem man - nur so am Rande - nur die Hälfte behalten darf (Sicherlich besser als in Amerika, wo sie alle in die 100.000er sich verschulden, aber trotzdem Schulden für den Start ins Erwerbsleben).
Auch im Erwerbsleben - je nach Modell - hat derjenige nicht weniger Geld am Ende des Monats, als aktuell. Nur der Sender des Geldes wird eventuell aufgeteilt, bzw. ist derjenige gar nicht die Klientel, die entweder Hartz4 oder BGE erhalten muss, weil ihr Gehalt weit über dem Betrag liegt.
Egal bei welchem Modell: Wer kostspieligere Bedürfnisse hat wird (wenn die Finanzen die einzige Motivation sind) weiter arbeiten gehen. Ein BGE finanziert einem keinen Luxus (nach unserem Maßstab), sondern soll nur die Teilhabe sichern.
Es ist aber für die meisten nicht die einzige Motivation. Schade, dass du dich für schön blöd hieltest, wenn du aus anderen Gründen weiter arbeitest (in Vollzeit).