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Eigene Schuld - fremde Schuld

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Daoga

Urgestein
Wenn Du Dich nicht pervers fühlen willst, schaff Dein Auto ab. Dann parkt der Typ jemand anderem die Garage zu, und Du bist fein raus. Alles ganz einfach, oder? :D
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Ohne juristische Komponente findet man heute wohl keine einzige Schuld-Definition mehr, weil es kaum etwas gibt, was nicht irgendwann vor Gericht durchgekaut wird. Unter Mit-Verantwortung wird heute gern die Sorte Verantwortung verstanden, die sich in Form von Geld ausdrücken läßt, mit Geld, das eben eingeklagt wird, wenn der Andere es nicht "freiwillig" herausrücken will. "Moral" ist immer nur so viel wert, wie sich im Zweifel dafür herausschlagen läßt. Und auch "Ethik" muß man sich erst mal leisten können, sonst bleibt sie nicht mehr als ein leeres Lippenbekenntnis.
Ich könnte Dir viele Schulddefinitionen liefern.... aber meine/unsere Schulddefinition sind entscheidend.

Solche Ansichten, wie in Deinem Text ausgedrückt, kann man tatsächlich an dieser oder jener Ecke hören. Und ob Gerichte schon mal alles durchgekaut haben oder nicht, ist für auch unerheblich. Wichtig für uns ist doch, welche Schuld-Definition wir haben, wo und wie wir eigene Schuld oder fremde Schuld sehen - und wie wir damit umgehen.

Das Gleiche gilt für Moral und Ethik, die hier im Faden nicht unwichtig sind, jedoch nur ein Nebenthema sein können.

Mich würde interessieren, inwieweit Du die Meinung in Deinem Text vertrittst - oder inwieweit Du ihr widersprichst.
Wo berührt Dich die Schuldfrage persönlich am tiefsten? Wo siehst Du eigene und fremde Schuld? Wie gehst Du damit um?

LG; Nordrheiner
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
mir parkt jemand meine garage zu, ich warte...muß dann aber den abschleppdienst kommen lassen...
da fühle ich mich schuldig, obwohl ich geschädigter bin.

ist doch pervers, oder?
Nein, wieso pervers?

Die Frage stellt sich, ob Du unbedingt aus der Garage fahren wolltest?
Wenn ja, musst Du Dir eine Lösung einfallen lassen für eine Aufgabe, die Dir ein anderer gestellt hat.
Mir scheint, das Rufen eines Abschleppdienstes erscheint angemessen zu sein. Die Kosten sind hoch. Das kann einem leidtun. Es tut Dir leid, dass Du zu so einer Maßnahme greifen musst. Aber wenn es keine bessere Lösung gibt? Mir scheint das Abschleppen ok zu sein. Das Bedauern ist auch ok.

LG, Nordrheiner
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Da zeigt sich für mich sehr deutlich, dass du anscheinend ziemlich weltfremd mit dieser Thematik umgehst.
Mir sind z.B. etliche Menschen bekannt, die aus diesen Gründen auf Partner und/oder Kinder verzichten. Einige kommen aus meiner eigenen Familie, was bedeutet, dass auch ich mich mit dem Thema "Schuld" in allen möglichen Variationen auseinandergesetzt habe. Ich bin irgendwann dazu übergegangen, die "Schuld" dahin zu geben wo sie hingehört und das bedeutet für mich, dass man mit dem Begriff "Schuld" aufhört zu pauschalieren.
Übrigens ist es für mich ziemlich egal, ob sich Her Mey mit a oder e schreibt. Ich hab ihm bestimmt mit meinem Fehler keinen Schaden zugefügt, also mich nicht schuldig gemacht... ach ja, ich vergaß, auf Rechtschreibfehler ist das ja nicht anzuwenden;) Warum wolltest du dich dann entschuldigen?
Gut, dann haben wir beide unterschiedliche Erfahrungen. Aber auch deswegen tauschen wir uns hier ja aus. Und gerne komme ich Deiner Welt etwas näher.

Du schreibst: "..die Schuld dahin geben, wo sie hingehört." Wohin gehört sie?

Meine angedeutete Entschuldigung erfolgte aus rethorischen Gründen. Damit gelang ich zu meiner Frage: Können wir uns selbst entschulden?

LG
Nordrheiner
 

Landkaffee

Urgestein
Dieses ist ungefähr der dritte Beitrag gegen Unrecht, wie ich es empfinde.

Gelöscht von mir. ???
.

Doppelmoral?


Und manche Menschen,, die kommen mir bitte nicht zu nah.




So entstehen Kriege.
Lösung?




lg
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Daoga,

zu Deinem Beitrag Nr. 50. Blau wählte ich nicht aus bösem Grund.

finde ich echt gut, dass Du dem Begriff der Erbschuld auch den Erbgewinn gegenüberstellst.

Du schreibst: Mit anderen Worten, "Schuld" ist in meinen Augen nicht das, was man als latentes Material mitbekommt, sondern "Schuld" kann allenfalls aus dem entstehen, was man daraus macht.

Ist es nicht so, dass beides zutreffend ist?
Zuerst besteht Schuld. Für Philosophen, wie Heidegger, Psychoanalytiker wie C.G. Jung, gehört das Schuldigsein zur Seinsverfassung des Menschen. Wir sind nicht nur schuldig, weil wir etwas tun oder unterlassen, sondern allein durch unsere Existenz sind wir schuldig. Das erinnert an Dostojewski, der im Stolz des Individualisten die schlimmste Sünde sah. Der russische Dichter glaubte, dass jede Sünde - und sei sie noch so "privat", geheim und auf den Gedanken beschränkt - nicht nur für den Sünder selbst, sondern auch für seine Mitmenschen, ja für die ganze Welt Folgen hat. "Alle sind vor allen und für alle schuldig."

Ich interpretiere das für mich so: Jeder Mensch erbt die Fähigkeit, Schlechtes zu denken und zu tun. Anders ausgedrückt. Jeder Mensch erbte die Unfähigkeit, nur Gutes zu tun. Darin besteht die Erbschuld. Und leider ist sie – im Gegensatz zu Deiner Meinung – unvermeidlich. Ich habe versucht, dies für mich besser verständlich zu machen. Dabei fiel mir eine Tagesschau-Nachricht ein. Dort wurde berichtet, dass ein Tourist in Thailand wegen Drogenbesitz verhaftet und auch verurteilt wurde, obwohl ihm jemand die Drogen – ohne zu fragen – zugesteckt hatte.

Und dann komme ich schnell in Deine Nähe zurück: Schuld entsteht für uns sichtbar aus dem, was man daraus (aus seinem Erbgut) macht. Ich denke, wenn wir uns nur alleine mit der für uns konkret erfahrbaren Schuld befassen, haben wir schon eine Aufgabe, die uns oftmals an unsere Grenzen bringt und manchmal überfordert.

Ist es nicht unser Stolz, der uns sagt: Nicht sein kann was nicht sein darf?

LG, Nordrheiner
 

PsychoSeele

Sehr aktives Mitglied
Huhu,

Ist Schuld nicht auch eine Definitionssache?

Wir bekommen doch Werte aus dem Elternhaus, der Kirche, der Gesellschaft allgemein, mit. Daraus entwickelt jeder für sich eine eigene Definition von Schuld bzw Schuldgefuehlen.

Ich denke das es in dieser Frage, allgemeinen kein richtig oder falsch gibt. Jeder kann seine Werte weitergeben, was dann jeder für sich herausfiltert ist verschiedenen.
Oder was meint ihr dazu?

Liebe grüße
SchwarzeSeele
 

_Tsunami_

Urgestein
Kurzer Versuch einer Definition:

Empfundene Schuld ist das Gefühl, den Ansprüchen anderer oder seiner selbst nicht zu genügen.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Huhu,

Ist Schuld nicht auch eine Definitionssache?

Wir bekommen doch Werte aus dem Elternhaus, der Kirche, der Gesellschaft allgemein, mit. Daraus entwickelt jeder für sich eine eigene Definition von Schuld bzw Schuldgefuehlen.

Ich denke das es in dieser Frage, allgemeinen kein richtig oder falsch gibt. Jeder kann seine Werte weitergeben, was dann jeder für sich herausfiltert ist verschiedenen.
Oder was meint ihr dazu?

Liebe grüße
SchwarzeSeele
Ja, so ist es. Die Kultur bzw. die Gesellschaft gibt Werte vor. Die Familie, die Eltern, die Freunde geben Werte vor.
Aber es gibt auch unser Gewissen, welches den vorgegebenen Werten widerspricht - oder sie bestätigt.
Die Zustimmung unseres Gewissens - oder der Widerspruch - ist etwas, was auf einen Leitfaden hinzuweisen scheint, den anscheinend nur unser Gewissen "lesen" kann. Wir können unser Gewissen abstumpfen, also die Lesebrille beiseite legen bzw. die Brillengläser "nicht mehr putzen", das Gewissen "vom Lesen ablenken" oder wir können die Lesebrille putzen und in uns horchen, das Gelesene hören wollen.

Wie geht man mit seinem Gewissen um, damit es klar wird oder abstumpft? Ich empfinde das so: Stehe ich vor einer kleinen Entscheidung, kann mich für das Gute entscheiden oder das Böse (und beides hat seinen Reiz, seinen Vorteil, sonst wäre es keine ernsthafte Entscheidungssituation), dann schärft sich mein Gewissen "automatisch", wenn ich mich für das entscheide, was ich für gut halte. Und umgekehrt. Mein Gewissen stumpft langsam ab, wenn ich mich immer öfter für das Böse entscheide. Es kommt mir so vor, als ob das Gewissen sagen würde: "Hat ja eh keinen Zweck dass ich mich melde, er tut ja doch was er will."

Als gutes Vorbild könnte Ödipus dienen. Ödipus besaß Größe, weil er ständig nach Wahrheit strebte und bereit war, die Verantwortung für seine Taten auf sich zu nehmen.

Gesellschaftliche Normen, der Zeitgeist, können den Menschen in seinem Denken und Handeln beeinträchtigen. Das ist soweit richtig. Gleichwohl bleiben wir nicht ohne Schuld, wenn wir glauben, dass die Verhältnisse stärker sind als wir selbst und annehmen, uns ihnen bedingungslos unterwerfen zu müssen, statt initiativ und schöpferisch zu reagieren.

Ich denke, es gibt auch unbewusste Prägungen in der Kindheit, die Einfluss auf unser Gewissen nehmen. Diese Prägungen sind oftmals gut, können auch genauso oftmals negativ bzw. böse sein. Wenn wir die Erkenntnisse dieser Prägung keiner externen Quelle (z.B. Kindheitserlebnis mit den Eltern) zuordnen können, erscheinen sie uns wie der eigene innere Leitfaden. Hier muß Klarheit her. Daher ist auch Psychoanalyse wichtig.

LG, Nordrheiner
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Kurzer Versuch einer Definition:

Empfundene Schuld ist das Gefühl, den Ansprüchen anderer oder seiner selbst nicht zu genügen.
Ja, so ist das mit den Gefühlen. Das ist wie Verliebtsein. Aber wir wissen alle, dass Liebe viel mehr ist, als nur das Gefühl des Verliebtseins oder ein bewegtes Hormonleben. Ich nenne solche Schuldgefühle, die mit dem Verstand nicht kompatibel sind, Verliebtsein im Rückwärtsgang. Die positiven Gefühle gehen bis zum Nullpunkt und darüber hinaus immer mehr ins Negative. Wenn ich diesen negativen Gefühlen das Recht zur Steuerung überlasse, fahre ich rückwärts - während ich doch eigentlich vorwärts schauen und fahren will. Schmeißt den Fahrer raus, er taugt nichts.

LG, Nordrheiner
 
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