Eines möchte ich noch hinzufügen, mad scientist:
Meines Erachtens glorifizierst du Partnerschaft und Ehe viel zu sehr. Wenn das die Erfüllung des Lebens schlechthin ist, warum wird dann jede 3. Ehe geschieden, in Großstädten jede 2.? Woher weißt du, dass alle Paare, die dir in der Fußgängerzone entgegenkommen, überglücklich und viel besser dran sind als du? Meinst du, alle, die dir von ihrer Partnerschaft vorschwärmen, würden offen zugeben, dass auch Partnerschaften ihre Schattenseiten haben und einen nicht vor Einsamkeit schützen? Sie haben meist nur sonst nichts im Leben erreicht und brauchen irgendwas, womit sie sich dir scheinbar überlegen fühlen können. Ich habe jedenfalls noch nie erlebt, dass eine beruflich hochqualifizierte Frau mir permanent ihr partnerschaftliches und familiäres Glück vorgeprotzt hätte. Das haben nur kleine Lichter nötig. Hast du mal darüber nachgedacht, welchen Preis viele Frauen tagtäglich dafür zahlen, nur um "mein Mann" sagen zu können?
Vielleicht lässt du dich auch zu sehr von anderen Menschen beeinflussen. Meine weiblichen Verwandten, die neidisch auf meinen beruflichen Werdegang sind, reiben mir auch immer gern unter die Nase, was ihre Männer angeblich alles für sie tun, wie glücklich sie mit ihren Kindern und Enkeln sind. Für sie bin ich am Leben, jedenfalls im Privatleben, gescheitert. Stutzig macht mich nur, weshalb man es nötig hat, wenn man doch angeblich so glücklich und zufrieden ist, gegenüber einer alleinstehenden Verwandten so zu sticheln?
Ein Unterschied zwischen dir und mir besteht vielleicht darin, dass ich den für mich zweitbesten Lebensentwurf lebe. Beruf und Partnerschaft/Familie wären zwar mein Traum gewesen. Aber nur Partner und Familie um den Preis, dass ich eine weniger gute Schul- und Berufsausbildung gehabt hätte oder gar meinen Beruf dafür aufgegeben hätte - dazu wäre ich niemals bereit und damit wäre ich erst recht niemals zufrieden gewesen. Ich war von kleinauf ein wissbegieriger Mensch, konnte früh sprechen, war immer eine gute Schülerin, habe einfach gern gelernt. Sobald ich lesen konnte, wurden die Puppen allmählich immer uninteressanter. Statt dessen schrieb ich in meiner Freizeit kleine, selbst erfundene Geschichten, lernte ein Musikinstrument, sang im Chor etc. Ich habe auch lieber mit dem Nachbarsjungen als mit Mädchen gespielt, die nur Seilchenspringen, Gummitwist und ihre hübschen Kleidchen im Kopf hatten und von anderen im Gegensatz zu mir auch oft genug gesagt bekamen, wie hübsch bzw. "chic" sie aussehen würden. Im Grunde war damals mein Weg als eher berufsorientierte Frau (das ist was ganz anderes als eine "Karrierefrau!) schon vorgezeichnet. Er würde entweder gar nicht oder allenfalls auf den letzten Drücker ins Hausfrauen- und Mutterdasein führen. Für mich stand immer im Vordergrund, mich zu bilden, mir Wissen anzueignen. Das machte mir Spaß, und das ist bis auf den heutigen Tag so geblieben.
Auch bei meinem Beruf geht es mir nicht in erster Linie um die Karriere - so eine dolle Karriere habe ich auch nicht gemacht und werde sie nie machen -, sondern darum, geistig entsprechend meinen Möglichkeiten und Interessen gefordert zu sein. Das hätte mir eine Familie allein nicht geben können.
Natürlich gibt es diese ein wenig naiven Frauen, die beruflich nicht übermäßig interessiert und ambitioniert sind, sondern alles daran setzen, möglichst früh, notfalls aber auch noch spät, zu heiraten und Kinder zu bekommen. Wenn sie es dann endlich "geschafft" haben, steht es für sie außer Frage, dass sie den Namen ihres Mannes annehmen, seine Oberhemden bügeln, viel öfter als nötig "mein Mann", "meine Schwiegermutter" etc. sagen (damit auch ja jeder weiß, dass sie verheiratet sind), ihre Schwangerschaft zelebrieren, schon im 2. Monat demonstrativ die Hand auf den Bauch legen und später die engsten Oberteile anziehen, damit der dicke Bauch auch nur ja schön abgemalt ist und sie ihn wie eine Trophäe vor sich hertragen können. 🙄 Nach der Geburt des Kindes bleibt man jahrelang zu Hause und erzählt jedem, der es hören will: "Das Kind geht vor!" Es werden dann neue Kochrezepte ausprobiert, nette Sachen für die Wohnung geschneidert oder gebastelt, die Kinder zu diversen Hobbys durch die Gegend kutschiert, die Blumen im Garten gepflegt, falls "Männe" einem einen bieten kann. Wenn's hochkommt, wird mal ein Readers Digest-Heft gelesen oder einer dieser reißerischen Romane von Dan Brown, Hera Lind & Co. oder sowas wie "Hühnersüppchen für die Seele". Und man achtet darauf, dass man nur ja attraktiv für den Mann bleibt, damit er einem nicht mit einer Jüngeren durch die Lappen geht (obwohl das dennoch oft genug passiert) - denn was wäre dann mit dem eigenen Lebensstandard? Frauen, die außer einem Familienwunsch auch noch andere Interessen haben, werden von dem stark familienorientierten Frauentyp oft genug von oben herab behandelt.
Wollte ich allen Ernstes so ein Leben anstelle desjenigen, was ich jetzt führe? Und wie ist es mit dir, mad scientist?
Guckt man sich die Sache nämlich genauer an, muss man feststellen, dass es bei den betreffenden Frauen für "mehr" intellektuell auch nicht reicht (daher auch die Spitzen gegenüber berufsorientierten partner- und kinderlosen Frauen, denen sie im Grunde nicht das Wasser reichen können). 😎 Und zu diesem Frauentyp will und wollte ich nie gehören, so gern ich auch einen Partner hätte und Kinder gehabt hätte. Ich hatte halt das Pech, nicht zu den Frauen zu gehören, denen beides gelungen ist, Beruf und Familie. Mehr aber auch nicht. Daher trifft mich meine Partner- und Kinderlosigkeit auch nicht ganz so hart, als wenn dies mein einziges Lebensziel gewesen wäre. Auch ist mein Leben insgesamt so unromantisch verlaufen, dass ich mich an Hochzeiten etc. ehrlich gesagt schon lange nicht mehr über Gebühr ergötzen kann. Dazu bin ich zu nüchtern, vielleicht auch zu ernüchtert. Ich kann damit leben, dass ich mich nie im weißen Brautkleid vor dem Traualtar erleben werde (wäre in meinem Alter wohl auch nicht mehr ganz passend 😀). Es ist ja auch nur ein einziger schöner Tag im Leben. Und was kommt danach, wenn man keine anderen Lebensziele als Hochzeit und Ehe und evtl. noch Kinder und Hausbau hat? Und was ist, wenn der in Torschlusspanik ausgesuchte "Partner" dann doch keiner ist?
Vielleicht denkst du auch mal darüber nach, wie es kommt, dass du dich ohne Partner als der letzte Dreck fühlst. Und auch, wieso du so hoffnungslos bist, jemals wieder einen Partner zu finden. Mindestens einmal ist es dir ja in der Vergangenheit bereits gelungen, sonst hättest du dein Kind nicht. 😉