Eines hätte ich trotzdem noch gerne klargestellt, mad scientist, obwohl wir uns ja, wie ich finde, inzwischen schon sehr entgegen gekommen sind:
In dem anderen Thread hast du mir - aus teilweise berechtigter, zumindest aber nachvollziehbarer Verärgerung über meine knallharten Worte - gewissermaßen vorgeworfen, ich würde mich selbst belügen, nur so tun, als ob bei mir alles so toll liefe, und wolle mir nur nicht eingestehen, dass ich "todunglücklich"sei.
Ich habe darüber noch mal nachgedacht und muss dazu ganz deutlich sagen, dass ich zwar nicht unbedingt glücklich bin. Sicher auch nicht zufrieden, ich hatte mir mein Leben schon anders vorgestellt. Aber "todunglücklich" bin ich trotz der diversen Probleme, die ich auch habe und die ich hier im Forum ja bei weitem nicht komplett geschildert habe, dennoch nicht. Das trifft's einfach nicht.
Ich habe auch nicht so getan, als ob mein Leben so "toll" liefe. Aber ich komme damit klar, mal besser, mal weniger gut. Und ich bleibe dabei, dass ich beruflich zufrieden bin, wahrscheinlich mehr als manch anderer. Das empfinde ich als ein Stück ausgleichender Gerechtigkeit. Ich bin nicht nur fachlich, sondern auch menschlich gefordert, kann vielen Menschen etwas geben und bekomme von manchen auch Positives zurück. Manchmal gibt's auch was zu lachen. Das tut gut. Beruflich möchte ich mein Leben nicht anders haben als es ist. Die Superkarriere strebe ich, wie schon gesagt, eh nicht an. Ich bleibe auch dabei, dass ich meinen Beruf nicht missen möchte und ihn für einen Partner auch nicht aufgeben würde. Das ist einfach so, egal, ob du oder andere mir das glauben oder nicht. Da brauche ich mir auch nichts schön zu reden, dieser eine Aspekt meines Lebens ist einfach schön. Ich finde, das ist mir in Anbetracht des anderen, weniger Schönen auch zu gönnen, oder? Ebenso, wie dir deine kleine Tochter zu gönnen ist. 🙂
Natürlich wäre es schön, das eine oder andere, was mir so durch den Kopf geht, mit einem Partner teilen zu können. Für jemanden der wichtigste Mensch auf der Welt zu sein. Erlebnisse miteinander zu teilen, sich gegenseitig zu unterstützen, wieder regelmäßig körperliche Zuwendung inklusive Sex zu erleben und sich gegenseitig das Leben schöner zu machen.
Aber ich glaube dennoch nicht, dass ein Partner der "Retter" wäre, so nach dem Motto: Jetzt als Dauersingle ist mein Leben eine graue Einöde, aber sobald ich jemanden habe, der mich wirklich liebt, ist alles anders. Dann löst der Partner all die Probleme, an denen ich bisher gescheitert bin und entschädigt mich für alles, bei dem ich in der Vergangenheit zu kurz gekommen bin.
Nein. Das wird nie so sein, und das erwarte ich auch nicht. Auch in einer Partnerschaft bin und bleibe ich für meine Probleme - egal, ob beruflich, persönlich oder in meiner Herkunftsfamilie - selbst zuständig. Diese Probleme verschwinden durch eine Partnerschaft auch nicht auf wundersame Weise. Der Partner kann sich das Ganze mal ab und zu anhören und mir vielleicht einen guten Rat geben, mehr aber auch nicht. Und diese Probleme dürfen auch nicht die ganze Beziehung bestimmen. Ein Partner hat ja auch seine eigenen Probleme, seine eigene Lebensgeschichte, in der auch nicht immer alles optimal gelaufen ist, und hat genug damit zu tun, damit fertig zu werden. Ich kann ihm nicht noch die Verantwortung für mein Lebensglück aufbürden. Dafür bin und bleibe ich selbst zuständig.
Und machen wir uns nichts vor: Auch eine Partnerschaft ist nicht immer nur schön, sondern hat ebenso ihre Schattenseiten wie das Singledasein. Der Partner hat seine Launen, man selber auch. Manchmal möchte man sich gegenseitig auf den Mond schießen. 😀 Manchmal entfernt man sich innerlich voneinander und muss wieder zueinander finden. Manchmal ist es einfach stinklangweilig oder nervend. Das ist einfach nur realistisch und hat nichts damit zu tun, dass ich die Trauben, die mir scheinbar zu hoch hängen, für sauer erklären muss. 😉
Dass du das zurzeit etwas anders siehst, in der Vergangenheit wohl noch mehr als jetzt, hängt sicherlich mit den Depressionen zusammen. Aber da du inzwischen in Behandlung bist und es dir etwas besser geht, bin ich sicher, dass du über diesen Punkt bald anders denken wirst. Du bist doch eine intelligente Frau, die beruflich viel erreicht hat und bestimmt auch eine gute Mutter ist.:blume: Du hast es ebenso wenig wie ich nötig, deinen beruflichen Erfolg und dein Können abzuwerten oder von neidischen Mitmenschen abwerten zu lassen und dich wie der letzte Dreck zu fühlen, nur weil du lange keinen Partner hattest. Es ging dir bis vor kurzem so schlecht, weil du viele andere Probleme hattest, an denen du beinahe zerbrochen wärst. Das lag aber nicht daran, dass du Single bist, sondern dass es einfach zu viel Stress auf einmal war, mehr, als du verkraften konntest. In diese Situation kann jeder Mensch geraten. Ich auch, ist mir vollkommen klar. Aber auch ein Mensch mit Partner. 😉
Ich könnte dir genug Beispiele aus meinem Berufs-, aber auch Privatleben (Bekannte) nennen.
Ich wünsche dir einfach, liebe mad scientist, dass es dir durch die Therapie möglichst bald wieder richtig gut geht und du dann auch den richtigen Partner an deiner Seite hast, der dein Leben bereichert. Egal ob es der jetzige ist oder ein anderer. Nur wenn man sich auf Augenhöhe begegnen kann, ist eine gleichberechtigte Partnerschaft möglich. Das geht nicht, solange der eine für den anderen der "Lebensretter" sein soll. Und nur, wenn man in einer guten, gleichberechtigten, liebevollen, von gegenseitigem Respekt getragenen Partnerschaft lebt, geht es einem mit Partner besser als ohne. Aber wem sage ich das; das weißt du ja genau so gut wie ich. 😉 🙂
Alles Gute für dich, und nichts für ungut! 🙂