Dem stimme ich zu. Und auch wenn es so einfach klingt, ist es gar nicht so einfach "offen" zu sein?
Irgendwie sollte man mit sich selbst auch im Reinen sein?
Ich glaube viel hängt auch von der Erwartungshaltung ab. Derer man sich evtl auch gar nicht immer bewusst ist.
Ich finde das alles echt kompliziert, von mir aus könnte das einfacher sein.
Man muss immer darauf achten, was man sagt, wie man es sagt, was man tut usw um ja jemand anderen nicht zu vergraulen.
Ein bekannter Psychiater meint, es gibt immer mehr Menschen die sich als "nicht genug" empfinden und dieses Verhalten entwickeln, es "allen recht machen" zu wollen.
Im Moment denke ich das bedingt sich ja. Die Anspruchshaltung auf der einen Seite zwingt den Gegenüber, der ja soziale Kontakte "braucht", dazu sich nach diesen Erwartungen anderer auszurichten, bis er sich selbst verloren hat?
Widerstand gegen diese Anspruchshaltung, sei es nun die von jemand anderem oder die eigene, wäre doch eigentlich sinnvoller.
Wir erwarten so angenommen zu werden wie wir sind, nehmen die anderen aber so wie sind oft nicht an.
Ich behaupte mal die Angst vor Ablehnung und Ausschluss in der Gemeinschaft ist sehr groß und eine sehr alt, sichert sie doch das Überleben des Einzelnen.
Das war wohl auch das äußert Bedenkliche in der Corona Zeit,- die Ablehnung und der Ausschluss derer, welche den Erwartungen nicht gerecht wurden.
Ich erinnere mich noch an "früher" (jaja, da war alles besser) wo man sich zwanglos einfach traf, aber beide einfach Lust drauf hatten, sich zu sehen. Heute habe ich das Gefühl, muss man taktieren, wie ein Strategiespiel abwarten, bis der nächste seinen Zug macht. Das ist eigentlich dermaßen lächerlich, aber ich merke leider, scheinbar nötig.
Ich habe bei mir selbst einen großen Unterschied festgestellt im Kennenlernen weiblicher und männlicher Kontakte. Diese Erwartungshaltung, die du beschreibst, habe ich zb bei männlichen Kontakten überhaupt nicht, da ist es mir auch eher egal, ob die sich rühren oder nicht, oder ob ich drei Mal nachfrage oder nicht, da habe ich nicht das Gefühl, Ego zu verlieren oder in irgend einer Form mich zum Kasper zu machen. Kurzum: Ich habe keine konkrete Erwartungshaltung. Trotzdem finde ich hier, das Wort Freundschaft ist zu intensiv, um es inflationär zu verwenden. Ich spreche daher eher von Bekannten. Oder von Kontakten.
Bei Frauen? Siehts anders aus. Vor einigen wenigen Jahren, so kurz nach meiner letzten Beziehung, habe ich mich selbst als sehr schnell beleidigt erwischt. Wenns wieder mal nix wurde. Wenn die Frau sich wieder mal nach großen Tönen "lass uns wieder treffen" nicht meldete oder abgetaucht ist. Ich würde lügen, wenn ich da nicht Hoffnung, Erwartung gehabt hätte, die eben nicht erfüllt, zu Frust und Unzufriedenheit, Selbstzweifeln führt. Heute sehe ich das etwas entspannter, muss mich aber immer wieder erinnern, wenn ich mal "rückfällig" werde. Beispiel: Erst vor wenigen Wochen war ich mit einer "alten Bekannten", an der ich vor einigen Monaten mal Interesse hatte, mal wieder unterwegs. Ich kann das kaum einschätzen, da die Bekannte immer mal wieder intensive Kontaktbemühungen anstrebt und dann wieder wochenlang abtaucht ohne Antwort. Das Verhalten bewerte ich zwar nicht unbedingt als "besser" als früher, aber ich verbuche es bei mir eher als "ok, für Beziehung wäre so jemand definitiv ungeeignet, als lockerer Kontakt, wenns passt, kann man sich mal treffen". Bei diesen Leuten halte ich aber den besagten Spiegel vor. Treffen schließe ich nicht aus, aber ich würde niemals irgend etwas bereits geplantes für so jemanden absagen oder verschieben. Dazu ist mir der Kontakt nicht (mehr) wichtig. Im übrigen habe ich das als wir uns kennengelernt haben durchaus getan. Also Dinge, die ich vorhatte, zu Gunsten der Person gestrichen. Um dann festzustellen, dass die Person das umgekehrt nie tun würde.
Wenn man die Erwartungshaltung lockert, gewinnt man vor allem Selbstwert, weil man sich nicht verliert, nicht in irgend etwas rein steigert. Gerade aber wenn man in Richtung Kennenlernen / Partnerschaft Interesse hat, ist das manchmal leichter gesagt als getan. Da habe ich für mich jedenfalls die feste Regel: Bei Frauen, bei denen ich merke, ich könnte mich verlieren und bei vergebenen Frauen: Kontakt sofort abbrechen, wenn mir hier keine Distanz gelingt.