Ach Du liebe Güte ... jetzt übertreibt mal nicht.
Er ist nicht ohne mein Wissen bei mir eingezogen - nur schneller, als ich das vermutet hätte. Er hatte im April gefragt, ob er nach den Sommerferien bei uns einziehen kann, und das hatte ich grundsätzlich bejaht. Er durfte also von meinem Einverständnis ausgehen.
Auch, dass er das Arbeitszimmer bezieht war grundsätzlich abgesprochen. Nur habe ich nicht erwartet, dass das in so einer Übernacht-Situation passiert.
Ich konnte mir halt einfach nicht vorstellen, dass eine Mutter ihr Kind so radikal vor die Tür setzt. Das hat den Jungen und mich wohl gleichermaßen überrascht. Ich dachte eigentlich, wir reden von einer Übergangslösung bis seine Mutter sich wieder einkriegt. Das war definitv eine Fehleinschätzung von mir.
Und wie schon einige Male erwähnt: Das Jugendamt IST involviert. Die haben einen Blick auf den Jungen quasi seit er geboren ist. Alle seine Geschwister sind vor dem 18. Geburtstag zuhause ausgezogen, die sind nur 12 - 17 Jahre älter als er.... Er hat letztes Jahr selbst mit dem Jugendamt über die Möglichkeit gesprochen, in ein betreutes Wohnen zu ziehen.
Das Jugendamt weiß seit dem Tag seines Auszuges, dass er bei mir eingezogen ist. Das Kindergeld bekommt der Junge von seiner Mutter und gibt es mir als Kostgeld weiter. Außerdem bekommt er Unterhalt vom Vater. Für die Übergangszeit ist die Oma eingesprungen. Und ich nage nicht am Hungertuch - das finanzielle ist tatsächlich das allerkleinste Problem.
Er ist schon seit Monaten in einer Therapie und führt diese auch weiter. Die Therapeutin weiß über den Umzug Bescheid und befürwortet das.
Ich habe in den letzten Tagen mit beiden Jungs gesprocheen. Mein Sohn ist genauso wie ich der Meinung, dass wir ihn nicht vor die Tür setzen können und wollen. Und schon gar nicht von heute auf morgen. Auch wenn es ihn stresst, wir suchen nach Lösungen.
Wir schauen jetzt mal, dass wir die Wand zwischen den beiden Zimmern ein bisschen schallgedämmt bekommen und wir richten im Keller noch ein Rückzugszimmer ein. Das ist zwar kein echter Wohnraum, im Sommer kühl und im Winter erst recht, aber die Jungs haben gute Ideen, wie man da mit kleinen Mitteln sinnvoll was draus machen könnte. Das wollen sie sogar selbst bezahlen.
Außerdem haben wir einen Termin beim Jugendamt angefragt. Der Junge darf erstmal hier bleiben. Er braucht uns als Familie und wir werden uns zurecht ruckeln. Beide Jungs haben mir gesagt, dass wir das schaffen.
Aber ich will wissen ob und wenn ja welche Unterstützung er bekommt, wenn er in ein oder zwei Jahren evtl. doch auf eigenen Füßen stehen will, dann aber noch auf dem Gymnasium ist und noch kein eigenes Einkommen hat. Als ich den Thread gestartet habe war das eher ein bisschen Panik vor dem Gedanken, dass er jetzt mindesens vier Jahre bis zum Abitur hier wohnt ... Aber bis dahin fließt ja auch noch viel Wasser den Rhein runter.
Im übrigen ist er auch kein "fremder Kerl". Er geht hier ein und aus seit er 10 Jahre alt ist. Ich wusste nur bis vor 12 Monaten nicht, was bei ihm zuhause so abgeht ...