Anzeige(1)

Kann keinem mehr was beibringen

Hast du dazu Belege / Quellen, dass das Ursachen von Depressionen sind? Gilt das für Erwachsene genauso wie für Kinder?
Nein dazu habe ich keine Belege. Wie gesagt: Unser Professor, der auf dem Gebiet Neurologie und Psychatrie forschte hat das gelehrt. Das scheint wohl in Fachkreisen kein Geheimnis zu sein. Müsste man mal nach Büchern suchen.
Aber vorsicht: Nicht falsch verstehen: Ursachen gibt es viele, aber Faktoren wie Bewegung, frische Luft, usw sind ja sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen förderlich, um Depressionen zu vermeiden oder zu bekämpfen.
(Warum werden Kinder in Norwegen mit speziellem Licht besttrahlt, wenn die Sonne nicht aufgeht? Genau deshalb. Was ist die Winterdepression?)
Natürlich sind Kinder und Erwachsene da anders veranlagt. Kinder bewegen sich nunmal viel mehr, haben meit auch mehr Schlaf und sind mehr draußen als wir Erwachsenen.
Wie gesagt, ich behaupte nicht, dass Kinder keine Depressionen haben KÖNNEN, aber es ist nunmal sehr auffällig, wie das zunimmt. Die Kindheit hat sich eben sehr verändert.
Und an der Schule, an der ich unterrichte geht man das sehr fortschrittlich mit dem Thema um: Wir haben mehrere Fachleute, die sich damit befassen. Jeder Lehrer wird eingeweiht, wenn es Probleme gibt. Wir haben einen Psychologen -keinen Schulpsychologen, sondern einen der außschließlich Psychologe ist und nur für solche Fälle da ist. Der Bedarf ist einfach da! Und all diese Leute sagen: der Druck des Elternhauses hat krass zugenommen und wirkt sich enorm aus.
Ist ja eigentlich auch nicht schwer zu verstehen.
Vor 20 jahren war es auch noch absolut OK, "nur" Hauptschule zu machen- jetzt MUSS man ja schon Abi haben. Aber was machen die Kinder, die einfach nicht gut genug für ein Abi sind? Die werden leider viel zu oft als Looser abgestempelt.
In den 60er Jahren war der Hauptschulabschluss noch der häufigste Schulabschluß. Heute ist es das Abi? Warum Sind die Schüler so viel klüger? Oder ist das Abi so viel einfacher? Oder ist es mittlerweile einfach so, dass viele Schüler auf biegen und Brechen durchs Abi geboxt werden obwohl sie es nur unter selbstzerstörereischem Stress schaffen.
Sorry, ich rede mich hier in Rage: Aber die Kinder tun mir leid! Wirklich, das ist nicht schön mitanzusehen!
Wenn eine 14 Jährige 3 Monate in der Psychatrie landet (wie einer Schülerin von mir passiert) und sie selber den Druck der Eltern als Hauptgrund nennt, finde ich das echt schockierend.
So als wäre es nix wert, "nur" Koch, oder sowas zu sein.
Ich finde das traurig!
 
Ich hab den erwähnten SPIEGEL-Artikel über ein Berufskolleg im Netz gefunden:
Schule: Eine für alle - DER SPIEGEL 31/2014

Kurzer Auszug:

Minuten später hebt eine Schülerin die Stimme: "Ich hab vergessen, was Opposition ist."
"Vielleicht kann jemand helfen?", fragt Frau Kurz.
Stille.
"Versuchen wir es anders", sagt die Pädagogin. "Wer stellt in Deutschland zurzeit die Regierung?"
"Die Frau Merkel."
"Und wer noch?"
"Der Bundespräsident."
"Denken Sie an den Bundestag: An welche Parteien erinnern Sie sich?"
Achselzucken. "Die Grünen", sagt schließlich eine Schülerin.
 
Nur mal ein Beispiel: Weihnachtsbasar letzte Woche: Alle Schüler verkaufen diverse selbstgebastelte Sachen. Da war tolles Zeug dabei. In der 5. Klasse wurden aufwendige Endel gebastelt. Die waren WIRKLICH schön! Nicht nur zusammengschustert, sondern echt toll. Eigentlich wurde davon ausgegangen, dass alle Eltern die Engel ihres Kindes kaufen (deswegen stand der Name des jeweiligen Kindes dabei). Ok- eine Mutter kommt mit ihrem Kind zu dem Stand und deutet auf den Engel, den ihre Tochter gebastelt hat: "DAS hast Du gemacht? Den kaufen wir aber nicht, der ist ja hässlich. Hättest Du Dir nicht mehr Mühe geben können"
Sorry, aber das hat mir echt einen Stich versetzt!
Warum tut eine Mutter sowas? Ist das auch zum Wohle des Kindes? Oder eine abscheuliche Unterstellung meinerseits?

Solche Erfahrungen habe ich in meiner Kindheit auch gemacht. Das hat so scheußlich weh getan, dass ich heute nach vielen Jahrzehnten immer noch daran denken muss. Ich frage mich wieder und immer wieder, was Eltern, die sowas machen, sich dabei denken, ob ihnen bewußt ist, welch ungeheuren Schaden sie damit anrichten.

Natürlich muss man nicht alles, was die eigenen Kinder tun in den Himmel heben, man soll durchaus kritisch sein, wenn es angebracht ist, aber im Vordergrund steht doch immer die Frage, was ein Verhalten in den kleinen Seelen anrichtet und was es für Spuren hinterläßt.

Wenn alles, was das Kind tut, unabhängig von der tatsächliches Qualität mies gemacht, abgewertet und lächerlich gemacht wird, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn das Kind die Freude am Lernen, am Einsatz und seine Motivation verliert.

Solche Verhaltensweisen wie die im Zitat aufgeführte sind Schläge in die Seele, diese Schläge verletzen tiefer als körperliche Schläge, sie graben sich ein und hinterlassen ihre Spuren. Sowas kann so weit gehen, dass eine bestimmte Sache, an der eine solche Erinnerung hängt, für ein Kind lebenslang verleidet ist. Dem betreffenden Kind wird vielleicht lebenslang zu Weihnachten, wenn es Engel sieht, diese Erinnerung hochkommen, welche sich dann wie ein Schatten über die Thematik und unter Umständen über das ganze Leben legt.

Ich kann den Menschen nur raten, sich Gedanken darüber zu machen, wie man mit seinen Mitmenschen und speziell mit seinen Kindern, umgeht. Über dieses Thema kann man sich gar nicht zuviele Gedanken machen. Sovieles wird dahergesagt, womöglich vergessen, und mit den Folgen steht der wahrsten Sinne des Wortes Getroffene alleine da.

Wenn man gedanken- und gewissenlos vor sich hinredet, kleine Seelen zutiefst verletzt, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Motivation zum Lernen nachläßt und der Grundstein zu psychischen Problemen gelegt wird.

Jede Gedankenlosigkeit ist eine Form von Schuld! Wenn wir unserem Alltag, unserer Arbeit nachgehen, dann geben wir ja auch Acht, dass wir keine Unfälle bauen und nichts zerstören. Und die Seelen unserer Mitmenschen sollen das nicht wert sein? Achtung kommt wohl von Acht geben. Lernen wir, unseren Mitmenschen mit Achtung zu begegnen, unsere Gedanken auf das zu konzentrieren, was wirklich wesentlich ist im Leben.
 
Zum Lernen motiviert wird man, wenn man erkennt, dass der Lernstoff einen Bezug zum eigenen Leben und zur eigenen Lebenswirklichkeit hat. Wenn ich eine Fremdsprache lerne, und ich sehe, dass ich zunehmend mehr und mehr Überschriften in den Zeitungen verstehe, wenig später die Artikel besser und besser lesen kann und schließlich meine Lieblingsbücher im Original lesen kann, dann motiviert mich das.

Durch das Lernen sehe ich die Welt bewußter, mein Blick schärft sich, und ich wachse in meinem Inneren. Wenn ich naturwissenschaftliche Dinge in der Schule gelernt habe, und ich erkenne dann, warum sich Vorgänge in meiner Umwelt so und nicht anders abspielen, dann ist das ein Erfolgserebnis, und ich empfinde Freude und Glück dabei.

Es ist wesentlich, dass beim Lernen dieser Bezug zur realen Lebenswelt möglichst vorhanden ist. Für mich waren in der Schulzeit jene Lerninhalte öde, welche diesen Bezug für mich nicht hatten. Sowas kam mir als Zeitverschwendung vor, es frustrierte mich und machte mich auch wütend, denn junge Lebenszeit ist kostbar und unwiederbringlich, man wird später nie mehr so lern- und begeisterungsfähig sein.

Ich erinnere mich an einen Artkel von einer 17jährigen Gymnasiatin vor einiger Zeit, das Mädchen schrieb sinngemäß: "Ich bin nun fast achtzehn Jahre alt und habe keine Ahnung von Steuern, Miete und Versicherungen, aber ich kann eine Gedichtanalyse schreiben, in vier Sprachen!"

Ich kann sehr gut nachvollziehen, was in dem Mädchen vorging, denn ich habe das in dem Alter genauso empfunden, obwohl meine Schulzeit schon mehr als dreißig Jahre hinter mir liegt. Wenn ein junger Mensch das Gefühl hat, seine kostbare junge Lebenszeit mit fremdbestimmtem wertlosem Zeug verplempern zu müssen, führt das zu Frustrationen und Aggressionen.

Mich in Textanalysen endlos mit den Gefühlen längst verstorbener Menschen aus ganz anderen Zeiten auseinandersetzen zu müssen, wobei meine eigenen Gefühle niemanden interessierten, machte mich wütend und frustrierte mich. Der Bezug zum eigenen Leben und zur eigenen Lebenswirklichkeit muss beim Lernen immer da sein um die Motivation nicht zu verlieren.
 
...Wobei eben dieser Bezug zum eigenen Leben so individuell ist, dass ein Lehrer allein den nicht herstellen kann, das setzt Bereitschaft vom Schüler voraus. Bei manchen Dingen, wie Sprachen usw kann das noch leicht gehen. Das glaubt einem normalerweise jeder Schüler. Aber es gibt genug andere Fächer, wo sich dieser "Sinn" nicht sofort direkt erschließt und trotzdem ist er nicht zu unterschätzen. Nehmen wir die Gedichtanalyse: Warum sollen Gedanken und Gefühle vergangener Zeit nicht Einfluss auf mich und mein Leben haben? Wäre es nicht furchtbar auf der Welt, wenn wir Gedanken und Gefühle derer die vor uns waren komplett ausblenden würden? Ich denke, das wäre wirklich in jeder Hinsicht schlimm. Um voran zu kommen muss man wissen, was vorher war. Sowohl gesellschaftlich, als auch privat. Ein Gedicht öffnet eine neue farbenreiche Welt- außen und innen! Was wären wir für eine Gesellschaft, wenn wir das unserer Jugend vorenthalten würden? Wir wollen einen Menschen, der nicht nur wirtschaftlich funktioniert, sondern auch unsere Kultur lebt, bewahrt und voranbringt. Dazu gehören auch Gedichte, Musik, Kunst und Philosophie, Religion und Ethik. Man sollte sich unbedingt davor hüten, den Wert eine Bildung rein Wirtschaftlich zu messen!!!!! Das ist sehr gefährlich!
Deswegen müssen wir den Schülern auch klar machen: Kultur ist ein WERT! Kultur hat einen Bezug zu unserem Leben. Den eigenen Horizont erhöhen und über die wirtschaftliche Leistung hinaus zur seelische Geistigen Bildung zu streben finde ich mindestens genauso wichtig, wie das lernen von Fähigkeiten, die man theoretisch zu Geld machen kann oder sie sonstwie "nützen" kann.
Nehmt mal das Beispielt Latein. Ich hatte 9 Jahre Latein. Lange habe ich es gehasst- wirklich! und den Sinn hab ich auch nicht verstanden- wieso soll ich das lernen? um das zu verstehen, war ich einfach noch zu jung.
Meine Muter hat aber darauf bestanden: Sie sagte, das sei für eine umfassende Bildung absolut wichtig. Quasi der Ritterschlag des gebildeten Menschen😉. Also musste ich es durchziehen. Ja und heute: Sie hatte recht: Von allen Fächern die ich je hatte hat mir Latein am meisten gebracht unddas was ich gelernt habe hat die meisten Spuren hinterlassen. Bis heute profitiere ich davon, wie von sonst keinem Fach!
 
Wie sich alles gewandelt hat. Mein Vater war auch Lehrer bzw. stellvertret. Direktor. Wir waren damals hochangesehen als Lehrersfamilie, wir die Lehrerskinder was Besonderes. Da hätte niemand sich laut was gegen m,einen Vater sagen trauen, obwohl der fast nur betrunken war. Und heute, was ist schon so ein Lehrer.

Während meiner Schulzeit wurde jrtzt auch nicht darauf geachtet, ob wir Schüler einen Bezug zu dem jeweiligen Thema finden, der Stoff wurde durchgepaukt und man musste ihn lernen. Punkt.
Lateinlehrerinnen waren so alt und verknöchert wie die Sprache.

Der Lehrer war noch eine Autortät. Auch für die Eltern. Da wurde man schon mal am Kragen gepackt und in die Bank reingeworfen nach einer besonders dummen Antwort, meine Englischlehrerin meinte in der 10. "ihr seid dümmer als die Neger. Obwohl, das ist eine Beleidigung für die Neger". (Neger sagen war damals noch normal). Wenn sie heute sowas sagen würde, kämen die Eltern in Scharen angerannt udn würden sich beschweren.

Der Lehrer heute hat nicht mehr das Ansehen wie früher, muss aber viel mehr. Er soll die Schüler begeistern, motivieren, muss immer absolut political korrekt sein. Und mit Eltern rumdiskutieren wenn der Sprössling schlechte Noten hat, nachsitzen muss...

Echt schrecklicher Beruf geworden, vor allem in der Stadt und je älter die Schüler.

Auf dem Land geht es auch heute noch ziemlich gesittet zu und der Lehrer stellt noch etwas dar und bekommt Respekt von Eltern wie Schülern.
 
Cloudy, Du schreibst:

"Der Lehrer war noch eine Autortät. Auch für die Eltern. Da wurde man schon mal am Kragen gepackt und in die Bank reingeworfen nach einer besonders dummen Antwort, meine Englischlehrerin meinte in der 10. "ihr seid dümmer als die Neger. Obwohl, das ist eine Beleidigung für die Neger". (Neger sagen war damals noch normal). Wenn sie heute sowas sagen würde, kämen die Eltern in Scharen angerannt udn würden sich beschweren.

Der Lehrer heute hat nicht mehr das Ansehen wie früher, muss aber viel mehr. Er soll die Schüler begeistern, motivieren, muss immer absolut political korrekt sein. Und mit Eltern rumdiskutieren wenn der Sprössling schlechte Noten hat, nachsitzen muss...

Echt schrecklicher Beruf geworden, vor allem in der Stadt und je älter die Schüler."

Herzlichen Dank für diese treffliche Beschreibung. Du hast einen wesentlichen Aspekt der Diskussion um Schule und Erziehung getroffen. Ich habe ja, als jemand, der ein paar Jahre nach dem Krieg geboren wurde, noch beides kennengelernt. Die Schule und Lehrer der Adenauer-Zeit und die darauf folgenden Veränderungen, die wie Wellen über die Erziehungs-und Bildungslandschaft schwappten.

Eins sage ich noch heute: Wir hatten in den frühen 60iger Jahren auf der Penne gestandene Pauker mit Autorität und Kompetenz, vor denen wir Respekt hatten und die wir dennoch geliebt haben. Ich habe einiges von deren Verhalten, auch einige Marotten später als Lehrer selbst praktiziert.

Ja, es gab sie auch die Zyniker und Machtmenschen, die nur deshalb Recht hatten, weil sie oben und vorne saßen, aber auch schon damals galten sie ja zumindest unter uns Pennälern nicht unbedingt als geschätzte Autoritäten. Andere jedoch schon. Die waren durchaus Vorbilder für uns. Ich erinnere mich bis heute und lebhaft eines Studiendirektors, der mit gestrengem Blick über die Flure schritt, im Unterricht kein Pardon kannte, wenn wir unsere Köpfe nicht eingeschaltet hatten, bevor wir unsere "Weisheiten" von uns gaben. Zeigten wir ihm aber, dass wir nicht nur mit Schlagwörtern agierten, sondern in die Materie eingedrungen waren, dann erhielten wir von ihm jede erdenkliche Hilfestellung und förderliche Hinweise.
Er motivierte uns in jeder Hinsicht.

Er war in jenen Jahren auch für die Betreuung der Referendare zuständig und von diesen hochgeschätzt.

Später dann, als junger Lehrer, erlebte ich Fachleiter und Seminarvertreter, die offenbar über die politische Schiene in einem Tempo nach oben stiegen, dass man sich fragen konnte, wann und wo sie überhaupt Erfahrungen gesammelt hatten. Und heutzutage scheint mir das fast die Regel zu sein.

Wenn dann junge Menschen diese seltsamen Machtgefüge begreifen, dann hat der Pädagoge verloren. Wenn ein Pädagoge, der Teamplayer sein muss, erfährt, dass der Einzelne im Team immer weniger zählt, dann wird er zum Bückling, lässt sich verbiegen.
Derjenige, der sich nicht verbiegen lässt, wird nicht selten gebrochen.

In einer demokratischen Gesellschaft kannst Du heute und gerade im Bildungsbereich Strukturen erkennen, die mit Fachkompetenz oft nichts mehr zu tun haben. Das hat Folgen für die personelle Ausstattung der Stellen auf allen Ebenen der Hierarchie.

Je jünger, umso besser. Je größer die Ellenbogen, um so besser die Karriere-Chancen. Selbstreflexion gilt immer nur für die, die unten sind. Oben wird entschieden.

Burbacher
 
Um zum Lernen motiviert zu werden und seelisch aufzublühen, muss sich der Mensch sicher sein können, als solcher von Wert zu sein und und als solcher geschätzt und geachtet zu werden. Wenn man sich als Mittel zum Zweck für die Interessen anderer sieht, schließen sich sehr schnell innerlich alle Tore.

Wenn ich den Eindruck habe, die Eltern wollen nur Status, die Schule will nur irgendwelche Meinungen durchpressen, der Staat will einen als Wirtschaftsfaktor und Konsumenten abrichten, dann macht das arg aggressiv und erzeugt Gegenwehr. Wenn es niemanden interessiert wie es mir geht, ich überall nur Gleichgültigkeit und Ablehnung erfahre, motiviert mich das nicht gerade dazu, in Text- und Gedichtanalysen die Gefühle anderer Menschen zu analysieren.

Das Kind darf sich nicht nur als Schüler fühlen, es muss sich sicher sein, als Mensch respektiert und geschätzt und in seiner Individualität anerkannt zu werden. Ein rein einseitiges Interesse kann man von niemandem verlangen.

Ich finde es eine Schande, immer wieder zu erleben, dass Eltern es nicht für nötig halten, sich die Zeit und Muße zu nehmen, auf ihre Kinder einzugehen und wirklich an deren Leben und Sorgen teilzunehmen. Welche Wertschätzung erfährt man, wenn alles andere auf der Welt wichtiger ist? Wie fühlt es sich an, nur funktionieren und still bleiben zu müssen?

Wenn Schule und das Leben generell funktionieren sollen, müssen wesentliche Werte gelebt werden.

Wir lassen uns zu sehr von unwesentlichen Dingen ablenken, von Unterhaltung, von Schnickschnack. Wir tendieren dazu, wegzulaufen, wenn es an die ernsten, wesentlichen Fragen des Lebens geht. Wir verleugenen Mißstände, und wir verleugnen Schuld, unsere eigene und die anderer. Wir versündigen uns, wenn wir das tun, und wir sind uns dessen gar nicht bewußt.

Wir sind eine Spaßgesellschaft und laufen davon wenn es ernst wird. Eine fatale Strategie und eine Lebenslüge.
 
Wenn ich den Eindruck habe, die Eltern wollen nur Status, die Schule will nur irgendwelche Meinungen durchpressen, der Staat will einen als Wirtschaftsfaktor und Konsumenten abrichten, dann macht das arg aggressiv und erzeugt Gegenwehr. Wenn es niemanden interessiert wie es mir geht, ich überall nur Gleichgültigkeit und Ablehnung erfahre, motiviert mich das nicht gerade dazu, in Text- und Gedichtanalysen die Gefühle anderer Menschen zu analysieren.
Ja, da hast Du sehr recht: Der Schüler ist zu einer Art Politikum geworden, an dem die Interessen von so vielen Kräften zerrren, dass er dabei untergeht. Früher war es halt einfach ein Schüler, der was lernen sollte und die Lehrer bemühten sich mehr oder weniger gut ihm das beizubringen. Mehr sollte es eigentlich auch nicht sein.
Wenn das so wäre, wäre es auch für Lehrer leichter, ihren Job gut zu machen und ihre individuellen Stärken zu entwickeln.
Ich meine, die Vorstellungen von gutem Unterricht sind inzwischen so abgehoben, dass selbst die Schüler da nur lachen können. Wie oft höre ich, dass sich Schüler über den affigen Unterricht aufregen, den ein Lehrer halten MUSS, wenn Lehrprobe ist. Die Schüler haben da schon ein ganz gutes Gespür. Viele mögen den guten alten Frontalunterricht sowieso am liebsten. Wenn in entspannter Atmosphäre über den Stoff diskutiert werden kann, kommt doch eh am meisten rum, oder? Ich habe gerade einen Oberstufenkurs mit Schülern, die einfach total aufgeschlossen sind und ruhig sind. Mit denen kann ich total anspruchsvolle Sachen machen und auch viele Sachen, die man eigentlich eher im Studium machen würde. Aber die passen auf, fragen nach und kapieren das dann auch. Und dann macht es denen eben auch Spaß. Wirklich schwere Themen und trotzdem macht es offenbar Spaß. Das liegt aber nicht daran, dass diese Schüler besonders klug sind, sondern einfach daran, dass sie ihre Antenne auf Empfang gestellt haben. Sie sind ruhig und mit ihrem Hirm bei mir und dann klappt das schon. Ich meine: Man sollte endlich aufhören, Kinder zu unterschätzen. Die können erstaunlich viel. Aber es ist eben diese berühmte WOLLEN!
Wenn sie eine Abwehrhaltung mitbringen wird das nie was. Da kannst Du Dich als Lehrer auf den Kopf stellen.
Das ist die große Verantwortung der Schüler, wenn sie vom Unterricht profitieren wollen. bzw ist es die Verantwortung der Eltern, ihre Kinder darauf vorzubereiten.
Ich sehe immer häufiger Kinder, die das einfache Prinzip nicht verstanden haben: Wenn der Lehrer mir sagt, ich soll dies oder jenes tun, dann tu ich es. Also Du sagst: "Holt eure Hefte raus!" Eigentlich eine Sache von Sekunden, aber das kann ewig dauern, weil manche Schüler einfach garnicht reagieren, andere mit dir zu diskutieren anfangen, dass sie kein Heft haben oder keine Lust dies rauszuholen. usw. Also bitte- was ist das für eine Erziehung? Da könnt ich kotzen!
Oder sitzen bleiben. Ist es so schwer einfach dazusitzen und nach vorne zu schauen?
Ich hatte neulich eine Horrorklasse in Vertretung: Da war defacto kein Unterricht möglich diese Klasse gilt an der Schule als nicht beschulbar und ich verstehe auch warum. Es war keine einzige Sekunde still. Wirklich der Lärmpegel war enorm. Ich musste so viele Schüler aufschreiben zur Nacharbeit....wahnsinn. Da wurde aus dem Fenser geklettert (zum Glück sind wir im Erdgeschoß). Im Ernst: Der Junge kletterte aus dem Fenster, obwohl ich neben ihm stand und sagte, er soll das lassen. (Anfassen darfst du se ja nicht).
Ein anderer gab seinem Nachbarn eine Ohrfeige. Der nächste nahm sein Pult und dreht es um. Das machte er mehrmals. Als ich ihm dann sagte, wenn er das noch ein einziges mal macht, kommt er zur Sozialstunde beim Hausmeister, schaute er mich groß an und sagt: Ok, ich machs nicht mehr". Kaum war ich einen Schritt zurückgetreten, packte er schon wieder seine Bank und dreht sie um:mad:.
Lauter solche Sachen kamen da. Obwohl die Klasse sogar 2 feste Sozialbetreuer hat, die aber auch nur verzweifelt in die Runde guckten.
Am Ende der Stunde hatte ich 10 Leute zur Sozialarbeit verdonnert (eigentlich hätte ich alle verdonnern sollen) und was glaubt ihr? Die kamen dann zu mir und beschwerten sich, wieso sie jetzt bestraft werden.:mad::mad::mad:
Ich meine...gehts noch? Da schlägt einer seinen Banknachbarn und erdreistet sich, zu fragen, warum er bestraft wird? Der andere findet es offenbar OK, aus dem Fenster zu klettern und checkt nicht warum er bestraft wird. Auch auf die Tische springen oder sowas scheint OK zu sein. In was für einer kranken Welt Leben diese Kinder? Was haben die für Eltern?
 
Du beschreibst sehr schön die Zustände, die zwangsläufig eintreten, wenn es an Autorität mangelt.
Woher kommt das?

Ich denke, es liegt auch daran, dass Menschen Autorität benötigen und sich gleichzeitig gegen Autorität auflehnen. Auflehnung gegen Autorität hat sehr viele Gesichter. Frauen haben nach meiner Kenntnis größere Probleme, als Autorität zu gelten. Und "männlich" alleine ist auch kein ausreichendes Kriterium. Wer für sich keine Autorität anerkennt, darf sich auch nicht wundern, wenn er selbst von anderen als Autorität abgelehnt wird.
 

Anzeige (6)


Antworten...
Jedem Teilnehmer und jedem Beitrag des Forums ist mit Respekt zu begegnen...
Bitte beachte das Thema auf das du antworten möchtest und die Forenregeln.

Thema gelesen (Total: 2) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.


      Du hast keine Berechtigung mitzuchatten.
      Du bist keinem Raum beigetreten.

      Anzeige (2)

      Oben