In dem, was der Standhafte geschrieben hat, steckt viel Wahrheit. Natürlich wird allgemein suggeriert, dass die Unterschicht mit Sozialhilfe- oder Hartz-4-Empfängern deckungsleich ist. Leider stimmt das auch in einigen Fällen, aber bei weitem nicht in allen.
Wer diese Klassifizierung jedoch ausschließlich mit der Höhe der monatlichen Einkünfte in Beziehung setzt, macht es sich zu einfach. Denn genau dadurch verschweigt er die Gründe für die in den letzten Jahren geradezu explosionsartig wachsende Mitgliederzahl der Unterschicht.
Den Macht-habenden-Politikern springt die Ratlosigkeit und die eigene Inkompetenz doch förmlich aus den Augen. Besinnen wir uns doch mal einen kurzen Moment auf die Wurzeln der beiden Volksparteien. Die SPD hat ihre keynesianischen Ansprüche spätestens bei der um 3 Punkte erhöhten Mehrwertsteuer verraten, die CDU verleugnet ihre monetaristischen Prinzipien sowieso schon seit Jahren. Dieser in der großen Koalition entstandene Mischmasch ist das Schlimmste, was diesem Land passieren konnte. Denn wenn sich Not und Elend vereinigen, halten Typhus und Pest reiche Ernte.
Besonders beschämend finde ich dabei nicht die Rolle von Altkanzler Schröder, der sich lediglich den Gesetzen den Marktes, den sein CDU-Vorgänger Ludwig Erhard einst so machtvoll propagierte, unterwirft, sondern vielmehr die der CDU. Erinnern wir uns ...
... an die Zeit, in der die Christdämagogen auf Biegen und Brechen, gegen jeden Widerstand aus der Bevölkerung, auf Gedeih und Verderb die Einführung des Privatfernsehens durchsetzten. Das Ergebnis sehen wir heute. Dumpfbäckige, wie verschimmeltes Weißbrot aussehende Kinder und Jugendliche, die von ihren Eltern vor dem Fernseher geparkt werden, um sich mit vor Gewalt strotzenden Mangas die Zeit zu vertreiben, dieselben Erwachsenen, deren Tagesplanung sich an den Sendezeiten dieser unsäglichen Gerichts-, Koch-, Einrichtungs-, oder Beziehungsdramasoaps orientiert. Wundert es Angesichts derartiger Gestalten, dass Deutschland bei den PISA-Tests auf das Niveau eines Entwicklungslandes zurückgefallen ist?
Neulich las ich eine Studie aus Großbritannien. Demnach waren 20% der 6-14 jährigen Briten nicht in der Lage, auf einer Weltkarte die Inseln des Empires zu zeigen (also ihr Heimatland), 40% hatten keinen Schimmer, wo sich die USA befanden, und als es um den Irak ging, pendelte die Quote der Versager sich auf über 80% ein. Equivalente Zahlen für Deutschland sind mir nicht bekannt, aber sehr wahrscheinlich ebenso erschütternd.
Und ausgerechnet diese CDU, die damals die ersten Schritte zur Verdummung des Volkes eingeleitet hat, schreit heute nach Eliteförderung ... nach Privatuniversitäten ... und macht sich Gedanken über die fortschreitende Verblödung und Verrohung der Deutschen. Ein Schelm, wer böses dabei denkt ...
Ich will mich nicht in Verschwörungstheorien versteigen, bestenfalls spricht das nur für die unsägliche Dummheit und Borniertheit unserer Volksvertreter, aber den Beigeschmack von der Beschaffung von Brot- und Spielen für das dumme Wahlvolk, das beschäftigt werden soll, während sich die selbst ernannte politische Elite die Taschen füllt, liegt doch auf der Hand.
Allein durch die Tatsache, wenig Geld zur Verfügung zu haben, gehört NIEMAND zur Unterschicht. Aber leider ist es den Parteien im Laufe der letzten 25 Jahre gelungen, die Deutschen einzulullen, sich mit den Fehlleistungen der jeweiligen Regierungen abzufinden und, statt wie Ende der sechziger Jahre, eine wirkliche Protestwelle zu entfachen, sich dumpf seinem Schicksal zu ergeben. Meines Erachtens hat das zu gut funktioniert - und jetzt ist die Karre so weit in den Dreck gerutscht, dass man sie nicht mehr herausbekommt.
Und noch ein kurzes Wort zu Herrn Schröder und der Veröffentlichung seiner Memoiren. Ich heiße das ebenfalls nicht gut - aber die Anhänger der CDU sollten vielleicht berücksichtigen, dass ihr Altkanzler Kohl sich in der Parteispendenaffäre beharrlich auf Erinnerungslücken berief - und dann eine Lebensrückschau von mehr als 1000 Seiten ablieferte. Etwas verlogeneres ist mir in diesem Land selten untergekommen ...