Andreas900
Sehr aktives Mitglied
Stimmt! Wobei ich das Ergebnis gut finde. Ich bin davon überzeugt dass diese (wie du sinngemäß beschreibst) "Brechung von Klans und Stämmen" Grundvoraussetzung für unsere Demokratie war.Die Ironie der Sache ist, daß diese Individualität ursprünglich als Mittel zur Vereinzelung angewendet wurde, um die Vorherrschaft von Klans und Stämmen zu brechen, die im vorchristlichen Europa der Germanen und anderen Stämme üblich waren. Die großen, mächtigen und auch wehrhaften Einheiten sollten heruntergebrochen werden auf die Kernfamilie von Vater, Mutter, Kindelein, die machtlos und daher viel leichter von der damals praktisch allmächtigen Institution Kirche zu beherrschen waren. Bloß ist es dabei nicht geblieben, denn die modernen Zeiten ermöglichen es, auch diese Kernfamilien noch zu zerbrechen zum perfekten Individuum, das auch auf die unmittelbare Familie nur noch selten angewiesen ist, weil selbst für hilflose Kinder und Alte ggf. der Staat als Ersatz zur Verfügung steht wenn die eigenen Eltern oder Kinder es nicht tun.
Und das Christentum das immer noch einen Gott als ultimative Führerfigur braucht, wird abgelöst vom Humanismus der nicht mehr auf überirdische Wesenheiten angewiesen ist, sondern allein von Arrangements der Menschen untereinander existiert. Demokratien brauchen keine Götter, sie wählen sich zeitlich und anderweitig (Gewaltenteilung) in ihrer Macht begrenzte Vertreter des gesamten Volkes, um Probleme zu lösen die die ganze Nation betreffen. Letzteres wird von Politikern leider gern vergessen, wenn sie unnötige Probleme verursachen aber keine zu lösen gedenken oder es gar nicht können, weil ihnen der nötige Sachverstand fehlt.
Ich habe neulich erst wieder einen Bericht über Nordkorea gelesen. Dort sind Familien in Clans und Unterclans strukturiert, die sich gegenseitig überwachen. Und ganz oben, sozusagen als Clanoberführer steht der Landesdiktator.
Clanstrukturen gibt es in manchen Kulturen und Religionen noch heute. Dabei wird oft Loyalität zum Clan und Clanführer gefordert. Eine freie Entfaltung des Individuums ist unmöglich oder führt zur sozialen Ächtung im Clan.
Damit geht einher, wie du ebenfalls richtig beschreibst, dass jetzt die Gesellschaft bzw. die Politik Probleme des Individuums lösen muss, für die früher ein Clan oder Stamm da war. Das kann ziemlich herausfordernd sein aber genau dafür sind unsere Politiker da.
Ich finde es immer "herrlich" wenn sich Politiker wie Habeck hinstellen und sagen "wir haben viele Fehler gemacht aber haben daraus gelernt" oder wenn sie vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Probleme vorschlagen nach dem Motto "Ist das Gas zu teuer, deckeln wir einfach die Preise". Die deutsche Regierung ist ein Praktikumsplatz! Und Politiker sollen Probleme lösen anstatt neue zu schaffen.