Die Ärzte werden wohl weiter arbeiten. Die haben aber auch was geleistet. Die haben ein anspruchsvolles Studium hinter sich und das sollte sich auch lohnen.
Aber die Krankenpfleger haben auch was geleistet, bzw leisten weiterhin..sollte sich deren Arbeit dann auch lohnen oder fallen die in die Kategorie: "Es gibt keinen Anspruch auf XY" oder fallen die in die kategorie: Das regelt der markt?
Gibt es einen Anspruch darauf, dass sich ein anspruchsvolles Studium lohnen SOLLTE?
ich sehe da ehrlich gesagt eine sehr uneinheitliche Hierarchisierung:
Auf der einen Seite:
Es muss sich lohnen (Sprich: Es soll quasi von
außen sichergestellt werden, das es sich auch wirklich lohnt- oder wie ist dieses SOLLTE zu verstehen), wenn jemand Leistung erbringt.
Auf der anderen Seite: man hat keinen Anspruch darauf, dass sich Leistung lohnt, denn der Markt zahlt doch nach Bedarf.
Also was jetzt?
Also für mich passt das alles nicht zusammen. Bzw finde ich keinen roten Faden, der sich konsequent auf eine Gesamtgesellschaft bringen ließe.
An was machen wir denn den "Wert" einer Arbeit fest? Am Bedarf? An der Schwierigkeit der Ausbildung? An der Leistung die jemand in der Ausbildung/Studium erbracht hat? An der Leistung, die jemand im job selber vollbringt? An was denn nun?
Und: Sollte sich Leistung nur dann lohnen, wenn sie akut erbracht wird oder ist die erbrachte Leistung in dem Moment nichts mehr wert, wenn sie nicht mehr erbracht werden kann? (weil man zB krank oder arbeitslos geworden ist)
Ein anspruchsvolles Studium muss sich berhaupt nicht lohnen: Wenn plötzlich JEDER Arzt wird, brauchen wir keine mehr und dann ist ihre Leistung auch weniger wert, oder?
Dass sie im Studium dann mehr geleistet haben ist doch deren freie Entscheidung gewesen und hebelt die Gesetze des Marktes doch nicht aus, oder?
Oder doch?
Dann muss man aber konsequenterweise auch sagen: Jemand der in seinem Philosophiestudium, Gesichtisstudium, Kunststudium, Biologiestudium usw viel geleistet hat, MUSS auch entsprechend entlohnt werden, denn auch der hat ein anspruchsvolles Studium hinter sich das sich lohnen sollte.
Oder gelten die Gesetze des Marktes weiterhin, dann ist es egal, wie anspruchsvoll das Studium war: Denn das war ja seine freie Entscheidung dieses Fach zu wählen- hätte ja auch was anderes machen können. Wenn der Job, den man studiert hat nicht gebraucht wird, aber zB der Krankenpfleger oder Dachdecker schon, dann werden die eben besser bezahlt: Entsprechend ihrer Notwendigkeit für die Gesellschaft eben.
Oder wollen wir die "Wertigkeit" einer Arbeitsleistung an der Leistung in der Ausbildung festmachen?
Dann müssten wohl die am meisten verdienen, die das härteste Studium hatten, unabhängig davon, ob ihre Arbeit gebraucht wird. Also dann verdieht der Musiker am meisten, denn der musste ne Aufnahmeprüfung machen, dann die Leute mit hohem NC und dann kommen die, die Allerweltsstudiengänge machen konnten, wo jeder Zugang hat. Und dann wird innerhalb dieser Gruppen nach Noten unterschieden, denn: Ein anspruchsvolles Studium muss sich lohnen
Oder machen wir die "Wertigkeit" einer Arbeitsleistung an der Leistung im Job fest? Dann müsste zB der Krankenpfleger am meisten verdienen, oder der Bestatter, der Tatortreiniger, oder der Typ der die Kläranlage wartet.
Also ich finde: WENN man unbedingt einteilen und in schubladen stecken will, dann muss man das konsequent tun und nicht:
Für die eine Berufsgruppe gilt: Ihr Studium muss sich lohnen.
Für die anderen gilt: Du hast keine Ansprüche zu stellen, denn der Markt gibt Dir schon das, was deine Arbeit wert ist.
Für die nächsten gilt: Es kommt doch nicht nur aufs Geld an: Anerkennung ist doch auch was schönes.
Fir die nächten gilt: Wir brauchen sie aber, wollen sie aber nicht entsprechend ihres Bedarfs bezahlen
usw.
Das ist mir zu viel Rosinengepicke....
Und genau das ist glaube ich eher das Problem mit dem BGE (bzw den Grund, warum das für viele so ein rotes Tuch ist): Dass in unserem System nach wie vor Rosinen gepickt werden und man aufgrund von Klischees Menschen in verschiedene "Wertigkeiten" einteilt: und natürlich steht man selber immer im mindestens oberen Drittel, denn man hat ja stets hart gearbeitet und ist fleißig und hat dafür immer so ein wenig mehr verdient als man bekommt. Dann gibt es ein paar JObs, denen man einen hohen Wert attestiert (unabhängig davon, ob diese Menschen WIRKLICH was leisten oder nur Glück haben)
Und ganz am Boden stehen die, die arbeitslos geworden sind. (Grund: Egal)
Und genau DIESE Hierarchisierung macht es glaube ich so schwer: Irgendwie scheinen wir das zu brauchen: welche auf die man runterschauen kann.
Dabei könnte man doch auch einfach mal KOMPLETT aufhören, Menschen in Schubladen einzuteilen und ihnen Pauschalitäten zu unterstellen.
Ein Arbeitsloser ist kein fauler Sack, dem man ordentlich in den Hintern treten muss, damit er in die Puschen kommt. Er ist auch kein armer gefallener Engel, der garnichts für seine Lage kann und den man auf Samthandschuhen tragen müsste: Er ist einfach ein MENSCH mit seiner individuellen Lebenssituation und wir leben in einem Land, das jedem Menschen ein würdiges Leben ermöglichen sollte. DAS muss doch das Ziel und der Antrieb sein.
Nicht die Frage ob man dann im schlimmsten Fall auch mal einen "faulen Sack" mitfinanziert hat, der es vielleicht in unseren Augen nicht so sehr "verdient" hat.
Ihr kennt diesen berühmten Versuch: Man gibt Versuchsteilnehmern die Wahl zwischen zwei Szenarien:
1. Du bekommst 5000 Euro und Dein Nachbar 2000
2. Du bekommst 10 000 Euro aber Dein Nachbar 20 000
(Die Versuche sind natürlich ein wenig versteckter aufgebaut)
Ergebnis: Die Mehrzahl der Leute wählt Szenario 1, weil man eben immer neidisch auf den Teller des andren guckt, dass der ja nicht einen Krümel zu viel drauf liegen hat.
genau das ist es doch mit dem BGE:
Lieber bei einem teuren, umständlichen, realitätsfernen und teilweise menschenunwürdigen Hartz system bleiben, als das Risiko eingehen, dass am Ende ein "fauler Sack" ein paar Kröten mehr bekommt.
ich bin mir sicher: Selbst wenn es morgen eine riesige Studie gibt, die belegt, dass uns als Gesamtgesellschaft durch das BGE immens Kohle gespart werden würde und wir alle in jeder Hinsicht profitieren würden, wären immernoch die Mehrheit der Leute dagegen, weil sie das Risiko sehen, dass sich vielleicht doch der ein oder andere durchs System schmuggeln könnte und sich am Ende einen Krümel zu viel einstreichen könnte.