Mir geht es wie gesagt um die systemische Frage:
- Wer in Not ist und sich nicht helfen kann, erhält Hilfe
- Wer sich selber helfen kann, erhält keine Hilfe
So sollte ein Sozialsystem aussehen um den richtigen Menschen zu helfen und das Grundprinzip aufrecht zu erhalten, dass Menschen sich vorrangig selber unterhalten sollen.
Absolut. Da bin ich voll bei Dir. Nur ist halt in der Praxis das Problem: Wie will man herausfinden, ob sich jemand selber helfen kann? Das ist ja garnicht so einfach. Irgendwo musst Du eine Linie ziehen und das bedeutet IMMER dass Du an beiden Enden vermutlich auch Leute "falsch" eingruppieren wirst: Also Du wirst es nie vermeiden können, dass du jemandem, der eigentlich Hilfe bräuchte, nicht die richtige oder keine gibst und Du wirst es auch nicht vermeiden können, dass Du jemandem hilfst, der es eigentlich nicht bräuchte.
Das ist einfach das gesetz der Praxis.
Ich persönlich bin aber der Meinung, dass es immer besser ist, wenn einem einmal ein "Schuldiger" durch die lappen geht, als wenn man einen Unschuldigen bestraft. Mal bildlich gesprochen.
Also ich persönlich finde es wichtiger, dass das Ende der Hilfsbedürftigen stärker abgesichert wird auch wenn das natürlich das "Ende der Falschfahrer" begünstigen mag.
Es ist ein Abwägen.
Ich glaube, dass unsere Sichtweise generell nicht weit auseinander liegt, was das grundsätzliche System angeht. Also dass auch du keine bedingungslose Hilfe für jeden willst.
Mein Eindruck ist, dass du lediglich im aktuellen System zu wenig individuelle Hilfe und individuelle Betrachtung siehst. Es wird relativ wenig gefördert.
Das denke ich auch!
Das aktuelle System stellt meiner Meinung nach Arbeitslose generell unter Verdacht und hilft letztlich denen, die nur genug Schneid haben handfest zu betrügen.
Also es bewirkt eigentlich das Gegenteil von dem was es sollte: Es demotiviert und hemmt die, die Unterstützung bei der Jobsuche annehmen würden und wer so oder so ein dickes Fell hat, dem ist das doch auch schon egal.
Nehmen wir doch mal irgendwelche Clans: Da lassen sich ganze Familien finanzieren, weil ihnen unser Rechtssystem einfach komplett egal ist: Die schieben ihr Vermögen sowieso illegal ein: Da stellt sich doch die Frage, ob man es evtl anrechnet garnicht.
Aber wer zB auf ehrliche Weise was dazuverdienen möchte, der guckt in die Röhre und hat eigentlich nur nachteile daraus. Sowas meine ich, wenn ich sage, da ist was im Argen.
Drum wäre ich zB total dafür, dass Menschen, die bereits eine gewisse Arbeitszeit auf dem Buckel haben, anders eingestuft werden, als jemand, der nie gearbeitet hat.
Also hier vermisse ich einfach die Differenzierung. man könnte zB auch das Schonvermögen anhand der Berufsjahre aufstocken: Also je länger jemand eingezahlt hat, desto mehr Schonvermögen wird ihm zugestanden, oder desto länger wird es nicht angetastet.
Sowas fehlt mir da.
Das würde auch motivieren.
Es muss sich lohnen, ehrlich zu sein und sich Mühe zu geben!
Ein Ziel motiviert immer mehr, als die Angst vor Strafe.
Und wer zB lange eingezahlt hat, sollte einfach spüren, dass das anerkannt wird.
Meine persönliche Meinung dazu ist, dass ein Arbeitsamt oder Sozialamt garnicht die Aufgabe haben muss, jeden "an die Hand" zu nehmen. Und das auch selten zielführend ist.
Mich regt es einfach auf, dass in den letzten Jahren eine steigende Anzahl von Menschen immer nur die Lösung vom Staat erwarten. Der Staat sind aber eigentlich wie alle. Egal welche Hilfe gezahlt wird, wir alle müssen sie über Steuern zurückzahlen. In einer Gemeinschaft zu leben kann nicht bedeuten, Sozialleistungen zu beziehen und darauf zu warten, dass das Sozialamt sich darum kümmert, dass du Arbeit bekommst.
Das ist aber genau die direkte Folge dieser "Strafmentalität". Es gilt ja schon fast als kavaliersdelikt, sich in gewissen Bereichen über gesetze hinwegzusetzen und zB besonders gut die Steuer zu beschummeln, oder sowas.
Besser wäre es, wenn man Ziele setzen würde.
Ich finde dieses System inklusive dem Sozialsystem muss Menschen mehr belohnen, die arbeiten, vorsorgen und gut wirtschaften!
Absolut!
Aber das erreicht man halt nicht, indem man Arbeitslose generell an den Pranger stellt. Man muss differenzieren- finde ich.
Mal ehrlich: Das würde aber auch erfordern, dass unsere Politik auch im Großen nicht immer diejenigen belohnt, die besonders gut betrügen. man kann irgendwie nicht von einem Ottonormalo erwarten, dass er voller Ehrgefühl und stets bemüht nach Arbeit strebt, während er mitansehen muss, wie Lobbyismus, Korruption usw das ganze System an der nase rumführen.
Wenn man auf der einen Seite manager, die ihren Karren an die Wand fahren auch noch belohnt, dann braucht man sich doch auch nicht wundern, dass das jetzt nicht gerade dazu einläd, ein ehrbares leben anzustreben.
Wer schafft es denn heute noch durch eigene ehrliche Arbeit zu großem Vermögen? Kaum jemand!
Man kann sich ja noch nicht mal mehr ein Haus leisten.
Und dass es halt immer mehr Leute gibt, die sich sagen: "OK, ich schufte mir nen Wolf und habe nichts davon, kann ich es auch gleich lassen" ist doch auch nur zu verständlich, oder?