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Frust über den Umgang mit ADHS

Clemony22

Mitglied
Hi,

Mein letzter Beitrag handelte davon, dass ich bei einem Job (kurzfristige Beschäftigung) von einem Mitarbeiter verbal angegriffen wurde und dass es mir sehr schwer fällt, mit solchen Situationen abzuschließen.
Dass ich generell nicht mit Dingen abschließen kann und sie immer sehr persönlich nehme. Im selben Beitrag habe ich gleich offen gelegt, dass ich mir professionelle Hilfe suchen möchte. Dies habe ich inzwischen getan, bzw war ich bereits auf der Suche, als ich den Beitrag geschrieben habe.

Beim Psychologen kam dann ziemlich schnell der Verdacht auf, dass ich ADHS haben könnte. Ein Screeningtest mit einem Wert von 99 hat das bestätigt. Mir wurde empfohlen so schnell wie möglich Kontakt mit einem Psychiater aufzunehmen, um die (medikamentöse) Therapie beginnen zu können, da Medis in meinem Fall wohl wichtig seien, um mir mit den für mich schädlichen Gedanken und schweren Konzentrationsstörungen zu helfen. Die letzte Woche habe ich damit verbracht, alle 35 Praxen im Umkreis von einer Stunde abzutelefonieren. Überall wurde mir direkt abgesagt, man habe so viele Patienten, dass man keine neuen aufnehmen kann. Auf den Wartelisten sei auch kein Platz, ich soll direkt nach einer anderen Praxis gucken. Ich habe vollstes Verständnis für diese Situation und finde es auch nicht schlimm, dass ich abgewiesen wurde. Ich habe damit gerechnet.

Was mich schockiert hat, war die Aussage einer Praxis. Dort wurde ich direkt unterbrochen mit den Worten : "ADHS nehmen wir gerade nicht, von denen haben wir gerade schon zu viele. Generell gibt es davon zu viele, das ist ja inzwischen zum Trend geworden. Wenn sie eine andere Diagnose haben, melden sie sich wieder". Das kam für mich so rüber als würde man sagen "Ich möchte gerade keine schwarzen T-Shirts mehr kaufen, ich habe schon zu viele". Nur weil ich eine häufige "Störung" habe, habe ich ja trotzdem ein Recht auf Behandlung. Ich weiß dass sich die Welt nicht um mich dreht, aber es ist trotzdem schade, in Leben und Studium so stark eingeschränkt zu sein, weil man den Zugang zu Medikamenten nicht bekommt. Bei physischen Verletzungen sagt man ja auch nicht "Nö, Beinbrüche hatte ich heute schon 2, geh bitte in ein anderes Krankenhaus". Ich weiß auch nicht, wie ich jetzt weitermachen soll, da ich noch nicht mal einen Platz auf der Warteliste bekommen habe.

Mich würde mal interessieren, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt, oder mir Tipps geben könnt. In erster Linie wollte ich mir das aber auch einfach von der Seele schreiben.
 

Uwe

Aktives Mitglied
Vielleicht wird sich bald was ändern, man verhandelt ja in der neuen Koalition, Hausärzte sollen mehr lenken, steuern, vielleicht auch in deinem Fall, Krankenkasse würde ich voll mit einschalten, die helfen ja bei Facharztterminen auch manchmal, vielleicht auch in deiner Sache, bleibe mutig, bleibe dran, da muss sich was ändern.
 

_vogelfrei

Sehr aktives Mitglied
Hey Du,

puh, was für eine ätzende Aussage der Praxis! Sehr unprofessionell. An sich ist es so, dass es auch diagnoseunabhängig sehr schwer ist, einen Psychiater zu finden, aber so einen Spruch brauchts dann echt nicht auch noch.
Ich habe auch eine AD(H)S Diagnose (die ruhige Form), damals allerdings direkt vom Psychiater gestellt bekommen. Ritalin hatte mir leider nicht geholfen, ich habe damals allerdings auch keine weiteren Medikamente ausprobiert.
Was schon etwas stimmt, ist, dass die Diagnose gerade sehr präsent ist, vor allem auf Social Media. Ich selbst bin eher zwiegespalten, ob ich das gut finde. Einerseits ist Entstigmatisierung wichtig und viele Betroffene profitieren davon, gleichzeitig habe ich aber auch das Gefühl, dass es inzwischen mehr Ablehnung gibt als früher ("Ja, ADHS hat ja inzwischen jeder") und ich erwähne meine Diagnose fast nie.
 
Ich kann dir überhaupt nicht helfen, wollte dir aber zumindest hinterlassen, dass du mein ultimatives Mitgefühl hast!
In der Neuen Zürcher Zeitung Ist heute gerade ein sehr langer und fundierter Artikel (vielleicht war das auch schon gestern, ich hab ein Online-Abo und lese nicht immer sofort) über Neurodiversität und wie sehr diese Modeströmung denen schadet, die wirklich diese Probleme haben.
Die echten ADHSler und Autisten haben ernste Schwierigkeiten damit, dass jeder Hinz und Kunz sich damit gerade selbst diagnostiziert .
Vielleicht findest du den irgendwo ohne Bezahlschranke, eventuell ist er ein bisschen tröstlich.

Edit: war gestern. Keine Ahnung, ob das ohne Abo lesbar ist: https://www.nzz.ch/meinung/adhs-und...kat-das-schadet-schwer-betroffenen-ld.1876229
 
Zuletzt bearbeitet:

Mendoza

Aktives Mitglied
Mir wurde mal von einem Psychiater gesagt, dass bei mir mit Autismus ja eine "Grundstörung" vorliege und dass psychiatrische Behandlung bei Leuten wie mir sowieso nicht anschlagen würde.
 

_vogelfrei

Sehr aktives Mitglied
Ich kann dir überhaupt nicht helfen, wollte dir aber zumindest hinterlassen, dass du mein ultimatives Mitgefühl hast!
In der Neuen Zürcher Zeitung Ist heute gerade ein sehr langer und fundierter Artikel (vielleicht war das auch schon gestern, ich hab ein Online-Abo und lese nicht immer sofort) über Neurodiversität und wie sehr diese Modeströmung denen schadet, die wirklich diese Probleme haben.
Die echten ADHSler und Autisten haben ernste Schwierigkeiten damit, dass jeder Hinz und Kunz sich damit gerade selbst diagnostiziert .
Vielleicht findest du den irgendwo ohne Bezahlschranke, eventuell ist er ein bisschen tröstlich.
Naja, so einfach ist es nun mal nicht. Ich kenne viele Menschen, die WIRKLICH diese Probleme habe, sich mit dem Begriff Neurodivergenz identifizieren und gut finden, dass auf Social Media viel dazu aufgeklärt wird.
Aber es hat eben auch Schattenseiten. Aber von der NZZ würde ich sowieso keine differenzierte Berichterstattung erwarten.

Hier ein Interview mit einem Psychotherapeuten, der selbst ADHS hat und Selbstidagnosen nicht nur negativ sieht (gerade weil man eben kaum Plätze bei Psychiater*innen bekommt):

 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
("Ja, ADHS hat ja inzwischen jeder") und ich erwähne meine Diagnose fast nie.
Wenn man mich testen würde, ich hätte garantiert auch so was in der Richtung. Ebenso Borderline, auch Autismus, klar auch Psychosen aller Art.
Wer hier nicht verrückt wird, der kann nicht normal sein.

Ich mache mich garantiert nicht lustig über Leute, die Zustände haben, die das Leben schwer machen, aber wie auch immer man gestrickt ist, wie auch immer man es hat, damit muss man zurechtkommen lernen. ADHS-ler passen irgendwo hin, wenn auch nicht überall, aber es gibt auch für diese Plätze, wo es ihnen gut geht.
Ein Mensch, der allergisch reagiert auf Zusatzstoffe, der geht auch nicht zum Psychiater, um lockerer mit diesen Reaktionen umgehen zu können, die bestimmte Zusatzstoffe auslösen. Man kann sich auch helfen, indem man das alles meidet.
Ich bin glücklich, wie ich bin- dank meiner Rücksicht auf mich und meine "Macken". Alles geht nicht, das gilt doch auch für "Normale".
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
da Medis in meinem Fall wohl wichtig seien, um mir mit den für mich schädlichen Gedanken und schweren Konzentrationsstörungen zu helfen.
Das könnte ein Signal sein, eine andere Ursache dahinter stecken, wie zb Überforderung? Ängste?

Das, was man spürt, das ist doch auch wichtig, ich bin doch nicht zufällig unkonzentriert und auch nicht zufällig wurlig- steht etwas an, das ich nicht kann? Fehlt mir etwas? Was könnte mir sonst helfen, außer eine Pille einzuwerfen? Weniger to-does, mehr hang-over?
Garantiert kennst du Momente, wo du komplett okay spürst, wann ist das? Bzw- wann machts Lärm in dir und error-Taktung? So wird es dir doch nicht immer gehen, nur zu bestimmten Zeiten, wenn etwas für dich schwer ist, oder?

Manchmal können natürliche Medikamente sogar besser helfen, als chemisch produzierte. Es ist bereits erwiesen, dass zb Baldrian gefasst macht, ruhig und klar, gelassen und konzentriert.
Wenn ich mich überdreht fühle, dann hilft mir Melisse, oder eine Magnesiumtablette, das ist auch nachgewiesen, bei Magnesiummangel hört man "alles doppelt so laut"- man nimmt Reize viel ungefilterter wahr, speziell auch Lichtreize.
 

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