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Magersucht

K

kriemhild

Gast
Ich bin neu hier und mich hat die Verzweiflung getrieben. Wer kann aus eigener Erfahrung berichten?
Unsere Tochter(35J, promovierte Ärztin) ist seit über 20 Jahren extrem magersüchtig, ca 30 kg bei 175 Körpergröße.Ich versuche seit Jahren zu helfen, aber es wird immer schlimmer. Was mache ich falsch? Sie hat schon Therapien gemacht, weigert sich aber, weitere Versuche zu unternehmen. Ich kann sie nicht zwingen, aber soll ich zusehen, wie sie langsam stirbt????Sie wohnt seit einigen Jahren wieder mit im Haus (eigener Wunsch), wenn auch eigene Wohnung,und so muss ich täglich das Elend sehen.Soll ich sie lassen?Ich hab mich schon total zurückgezogen, aber meine Angst bringt mich um.
 
Hallo kriemhild,

schau mal hier: Magersucht.
Hier findest du vielleicht was du suchst.
J

JerryMaus291278

Gast
Hallo Kriemhild!
Es gibt 3 Arten von Magersucht. Ich leide unter der 3.(Anorexia nervosa=Verweigerung der Nahrungsaufnahme) Unter welcher leidet Deine Tochter? Bullimie? Nimmt sie Abführmittel? Sonstige Tabletten? Magersucht hat zu 99 Prozent einen Seelischen Ursprung. Seien wir doch mal ehrlich, Magersucht ist nichts anderes als Selbstzerstörung und Selbstmord. Wenn ihr BMI Wert zu niedrig ist, wird sie Zwangseingewissen. Oder Du mußt es tun. Vielleicht will sie sich damit für eine Schuld bestrafen. Meine Ärztin hat gesagt : "Wenn die Seele nicht mehr schluckt, schluckt auch der Körper nicht mehr!"
 
K

kriemhild

Gast
hallo Jerry Maus, danke für deine Zeilen. die verschiedenen Formen der Magersucht sind mir im einzelnen nicht so bekannt, ich weiß aber, dass unsere Tochter nicht irgendwelche Mittel nimmt, sie isst einfach nur kalorienarmes Zeug und nur geringste Mengen, diese fast nur am Abend, aber eben viel zu wenig. Hinzu kommt der ungemeine Bewegungsdrang, der aber z.Zt. auf Grund des Gewichts stark eingeschränkt ist.Ich weiß auch, dass seelische Ursachen am Anfang stehen. Seit ca 3 Jahren weiß ich z.B., dass sie vom Großvater missbraucht worden ist.Nachdem ich das herausgefunden hatte, glaubte ich auch, sie würde sich öffnen, Anfänge waren da, aber dann hat sie wieder total zugemacht und immer wieder diesen Missbrauch angezweifelt, den sie all die Jahre verdrängt hatte und an den sie keine konkreten Erinnerungen mehr hat..sagt sie.Ich habe für mich unendlich viele Ursachen herausgefunden, denn ich bin ständig auf der Suche.Ich würde ihr so gerne helfen, bin zu allem bereit, aber sie weigert sich,noch in irgendeiner Form etwas zu tun oder zu reden. Manchmal denke ich, sie hat panische Angst vor etwas. Manchmal denke ich, vielleicht war auch ihr Vater, mein Mann beteiligt. Ich habe ständig schreckliche Gedanken, weil sie eben schon so lange krank ist und ich fast allein um sie kämpfe.
Wie kann eine Zwangseinweisung erfolgen? Vor Jahren hatte ich, als es schon einmal lebensbedrohlich war, ihre Therapeutin angerufen. Diese hatte sofort eine Vorladung vor das Amtsgericht veranlasst, aber das ganze verlief im Sand. Es passierte nichts. Ich weiß nicht, ob ich noch diese Kraft habe es selbst noch einmal zu veranlassen.Sie wird mich hassen. Mein Mann tut ja nichts.Ich weiß, dass Die Magersucht ein Selbstmord auf Raten ist, obwohl unsere Tochter immer wieder sagt, sie wolle leben. Ich denke auch, dass will sie, wollt ihr alle auch, sonst wären doch nicht die jahrelangen Versuche zu überleben oder?Was geht in den Köpfen vor???Die seelische Not muss ein Wahnsinn sein!!!Wie komme ich daran?
Ich habe panische Angst, sie zu verlieren, ich merke aber auch immer mehr, dass ich Wut habe und eine Kluft zwischen uns entsteht, die es noch schwerer machen wird. Oder soll ich sie "fallen" lassen? Ich möchte manchmal nur noch weit fortlaufen, nichts mehr hören und sehen!!Aber ich kann es nicht wirklich!
 
J

JerryMaus291278

Gast
Hallöchen!
Am besten ist, daß Du Deine Tochter entmündigst. Ansonsten wende Dich an eine Psychologin sag ihr was Sache ist, dann wird sie automatisch alles veranlassen. Wenn nicht rufst Du die nächste an!
Und klar, sie will leben. Daß will ich auch. Magersucht ist eine Selbstbestrafung. Auch ich bin ein Vergewaltigungsopfer und gebe mir die Schuld dran, daß es überhaupt passiert ist. Da wirst Du auch nicht viel ändern können! Sie muß mit sich selber ins Reine kommen. Du kannst ihr nur zeigen wie sehr du sie liebst, und daß Du da bist wenn sie Dich braucht! Mehr kannst Du nicht tun! Außer, das schlimmste was Du tun kannst, ist sie zum Essen überreden zu wollen. Dann wird sie genau wie ich ganz dicht machen. Es gibt nichts schlimmeres als unter Zwang etwas zu tun. Sie wird es ganz genau so sehen!
 
G

Gast

Gast
hallo kriemhild,

ich finde es toll, dass du hier nach rat suchst - auch wenn ich fürchte, dass es keine richtige hilfe für dein problem geben wird, kann die der eine oder die andere vielleicht ein bisschen versuchen zu erklären wie man bei magersucht fühlt und die den umgang mit deiner tochter ein klitzekleines wenig erleichten... soweit das geht. ich selbst bin 34 und seit 26 jahren magersüchtig - zum ersten mal kam ich mit acht unterernährt in krankenhaus.

nochmal vorweg @jerrymaus: das was du schreibst ist nicht ganz richtig - es gibt unterschiedliche arten von essstörungen - aber anorexia nervosa ist die einzige, die man als magersucht bezeichnet.

zu beginn möchte ich nochmal betonen, dass es viele ganz unterschiedliche gründe für magersucht gibt: meistens wird in der öffentlichkeit der schlankheitswahhn (dünne models etc.) in den vordergrund gestellt - das ist aber glaube ich sehr kurz gegriffen und nur für einen bruchteil der magersüchtigen der grund für ihre krankheit. missbrauch etc., was jerrymaus schreibt, kann auch ein grund sein, muss es aber nicht. ich hatte zum beispiel eine schöne kindheit, eine große tolle familie - und bin trotzdem schon in einem alter zum ersten mal magersüchtig geworden, das total untypisch ist - und damals (1980) war die krankheit auch längst nicht so bekannt wie heute...

bei mir war es so, dass meine eltern schon als ich klein war ein sehr großes vertrauen zu mir und zutrauen in mich hatten - sie haben mir wenig vorgegeben, kaum vorschriften gamacht, sie haben sich darauf verlassen, dass ich vernünftig bin und die richtigen entscheidungen treffe - das meinten sie nur gut! mich hat das (das weiß ich heute) aber komplett überfordert - ich wollte umsorgt und umhätschelt sein und habe gemerkt, dass man sich "endlich" sorgen um mich macht, wenn ich nichts esse und dünner werde... es hat sogar funktioniert - das doofe war, dass sich das ganze verselbständigt hat und ich irgandwann so in meiner magersucht gefangen war dass ich gar nicht mehr wollte, dass sich meine eltern um mich sorgen - ich wollte nur noch dass sie mich in ruhe hungern lassen, es ist halt eine echte sucht wie jede andere auch - und ist man erstmal drin ist es so unendlich schwer, sie erstens als solche zu erkenn und zweitens dagegen an zu kommen... SOOO SCHWER :-(

wie gesagt, damals war ich erst acht und meine eltern schafften es irgendwann mich ins krankenhaus zu bekommen, wurde eine zeit lang künstlich ernährt, anschließend auch eine weile psychologisch betreut - und dann schien es wieder zu gehen - aber es "schlummerte" in mir, ich hatte kein normales verhältnis mehr zum essen. und als meine eltern jahre später vor ihrer trennung standen und ich mich allein gelassen fühlte ging es wieder los - nicht essen, aufmerksamkeit bekommen - und im suchtkreislauf gefangen sein - jede hilfe abblocken! da war ich ca. 14 - und es hat bis vor zwei jahren gedauert, dass ich endlich eine therapie angefangen habe. in den jahren dawischen schwankte ich ewig zwischen lebensbedrohlicher magerkeit und normalem dünnsein, essen konnte ich nie normal und werde ich sicher auch nie wieder können.

dass eine therapie meine einzige chance ist wusste ich schon lange - aber diesen alles entscheidenden schritt zu wagen? ich hatte die pure angst davor, eine panische undbeschreibliche angst vor der zukunft, vor einem leben ohne magersucht - sie war meine basis, mein gerüst, meine sicherheit!!! ich kann deine tochter verstehen, auch sie ist schon so lange magersüchtig - man kann sich kaum noch an ein leben ohne sie erinnern! wie soll man sein leben gestalten ohne sie? ich weiß nicht ob man diese unbeschreiblichen gedanken nachvollziehen kann, wenn man nicht betroffen ist oder war...

ich glaube das ist auch der punkt bei deiner tochter: vom kopf her will sie vielleicht da raus kommen - im nächsten moment aber auch nicht mehr, denn was ist der lebensinhalt, der die magersucht ersetzen sollte und könnte? schreckliche gedanken, ich weiß... aber so ist es :-(

was mich bewogen hat den schritt doch zu tun und wirklich aufhören zu WOLLEN war dass mir irgendwann klar wurde, dass ich für immer allein sein werde, so lange die magersucht die nummer 1 in meinem leben ist - und das wollte ich nicht, ich wollte einfach nicht mehr allein sein. heute bin ich auf einem guten weg und habe ein "normales" niedriges gewicht - aber normal und sorglos essen werde ich nie wieder können...

ein letzter satz zu den angehörigen: ich kann mir vorstellen, wie unsagbar schwer es für dich ist, die situation hinzunehmen und zu ertragen - ich schicke dir ganz viel kraft! ich darf gar nicht daran denken, was ich meiner mutter mit meiner magersucht angetan habe, wie sehr sie in all den jahren gelitten und wie viele tränen sie geweint hat... es tut mir heute so unsagbar leid!!! das verrückte ist das, was ich schon oben geschrieben habe: man ist süchtig, die sucht ist die nummer 1 - man wird eiskalt (man kommt sich nicht so vor aber man ist es) - und auch von den menschen die einen lieben wünscht man sich nur eines: sie sollen einen in ruhe hungern lassen, denn sie haben ja eh keine ahnung :-( ich hoffe deine tochter wird es schaffen von der sucht loszukommen und dir ihre liebe für dich zu zeigen, die sie bestimmt fühlt, die aber momentan vom "teufel" magersucht besessen wird.

mein rat an dich: unterstütze sie, wo du kannst, sei für sie da - aber dränge sie nicht, vor allem nicht zum essen. denn sonst ist es so wie jerrymaus sagt, dass man aus trotz erst recht dichtmacht... und das ist fatal!

alles alles liebe
cat
 
K

kriemhild

Gast
Liebe cat, bzw. Gast...das ist doch richtig?
Ganz lieben Dank für deinen langen Brief. Du hast mir vieles klar gemacht, so dass ich glaube, wieder neuen Mut und neue Kraft zu bekommen.
Ich kümmere mich schon seit Jahren nicht mehr um das Essen meiner Tochter und gezwungen hab ich sie nie. Allerdings bricht es gelegentlich aus mir heraus, nämlich immer dann, wenn ich glaube,am Ende zu sein und keine Kraft mehr verspüre.Dann fange ich an, Vorwürfe zu machen, z.B. mich aufrege, dass sie nur Mageryoghurt, Quark, usw. isst. Das ganze endet dann in Tränen auf beiden Seiten.Ich hab auch schon wiederholt gedroht, die Familie zu verlassen, sogar schon einmal die Koffer gepackt. Das ist sicherlich gewaltiger Druck, aber ich bin auch nur Mensch, ich ertrage die Situation lange Zeit, aber dann wird der Druck zu groß und ich explodiere.Ich habe immer alles für sie getan, Dinge eingekauft, die sie wünschte, usw.Ich liebe meine Tochter, aber inzwischen kann ich ihr diese Liebe nicht mehr zeigen, ich kann sie nicht mehr in den Arm nehmen wie ich es sonst immer noch gemacht habe. Sie selbst hat stets unendlichen Druck auf mich ausgeübt, tut es noch. Ich konnte kaum noch Gäste empfangen, fühlte mich immer mehr unfrei, weil sie mir stets zu verstehen gab, dass sie sich schlecht fühle, wenn ich dies oder das mache oder nicht mache, z.B ins Fitnesstudio gehe. Vor Jahren hatte sie noch versucht, sich zu uns zu setzen, wenn Verwandte da waren. Ich musste dann das Abendbrot zu einem best. Zeitpunkt, meistens 19.00 machen, hatte immer panische Angst, das nicht zu schaffen, wenn man erst vom Kaffeetisch um 18.00 aufstand.Verstehst du? Immer diese Angst, sie würde noch weniger essen,wenn ich nicht auf ihre Wünsche einging. Ich fühlte mich erpresst und fühle dies immer noch. Außerdem redet sie ständig in meine Essgewohnheiten rein, gibt immer Kommentare ab, die mich nur noch rot sehen lassen (wie "ich würde das so kochen und dazu das essen ",usw.). Ist doch irrsinnig, anderen Ratschläge zu geben und selbst zu verhungern!! Ich weiß, ich bin inzwischen überempfindlich geworden, jede Bemerkung von ihr gebe ich eine Bedeutung bei, die mit ihrer Krankheit zu tun hat. Es ist verteufelt. Wie kommen wir da raus? Ich frag mich jetzt z.B., ob ich ihr deinen Brief zeigen sollte.Was meinst du? Ich möchte sie ja verstehen. Sie hat ja auch schon diverse Therapien gemacht, weigert sich aber, noch einmal den Versuch zu machen. Ich sehe nur darin eine Chance. Außerdem war der Missbrauch während der früheren Therapien noch nicht aufgedeckt, das allein ist doch schon ein Grund! Aber soll ich sie zwingen, indem ich sie entmündigen lasse? Du selbst sagst, Zwang sei das schlimmste. Aber es kann doch ganz schnell zu spät sein! In meinen Augen hat sie die 30kg wieder unterschritten, es ist nichts mehr, GAR NICHTS an ihr dran. Nur Knochen von Haut überdeckt, jedes Gefäß, jede Sehne , jeder Knochen zeichnet sich ab!!Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir in manchen Dingen konkret raten könntest.
Dir wünsche ich von ganzem Herzen, dass du deinen Weg weitergehst, wie du jetzt bekommen hast.
Sei ganz lieb gegrüßt!
H.
 
G

Gast

Gast
liebe kriemhild,

entschuldige dass ich mich so lange nicht gemeldet habe - ich hatte keinen zugang zu einem rechner... ich hoffe du hast es nicht als fehlendes interesse oder bereitschaft dir zu helfen interpretiert und ich hoffe du schaust hier trotzdem nochmal rein!!!

habe gerade nur ganz kurz zeit dir dieses zeichen zu geben, hoffe ich schaffe es später am tag nochmal mich ausfühlicher zu melden!

bis dahin ganz liebe grüße
cat
 
G

Gast

Gast
hallo kriemhild,

jetzt habe ich ein wenig nachgedacht über das was du geschrieben hast und kurz zeit dir zu schreiben...

weißt du was so verblüffend ist und womit du mir die augen ein wenig geöffnet hast? vieles von dem was du schreibst erinnert mich an das verhalten meiner mutter - aber mir war nie so klar, warum sie eigentlich alles für mich getan hat und warum sie sich alles von mir gefallen lassen hat... so sehr, dass ich mich immer schlechter gefühlt habe, weil ich mich nicht in der lage gesehen habe, sie ebenso gut zu behandeln wie sie mich, trotz der großen liebe die ich schon immer für sie empfunden habe! ich war mit mir selbst so im unreinen, dass ich ihr meine liebe of nicht zeigen konnte, im gegenteil, je mehr sie mir entgegen gekommen ist und sich für mich zurückgestellt hat, desto schlimmer bin ich geworden, weil einfach nichts zurückkam, kein wiederstand... ich kam mir vor wie ein mosnter und habe mich selbst immer mehr gehasst deswegen, aber ich konnte nicht anders. was kann die konsequenz daraus für dich sein? ich würde sagen, dass du auch mal grenzen aufzeigen musst, dich nicht zu sehr nach deiner tochter richten... aber ich weiß es nicht, dazu kenne ich eure verhältnisse im einzelnen zu wenig. aber es ist etwas, was mir gerade sehr aufgefallen ist.

ob du ihr meinen eintrag zeigen solltest? puh, schwere frage... das ist überhaupt so vertrackt bei der magersucht - sogar wenn man selbst betroffen war oder ist erscheint es mir fast unmöglich ratschläge zu geben... ich kann mich zu gut in ihre lage versetzen und weiß dass mir eigentlich nichts geholfen hat, bis ich es endlich selbst kapiert habe... sorry, das ist eine deprimierende aussage :-( aber die gute ist: ich habe es trotzdem geschafft, zumindest bin ich auf einem guten weg! glaub mir, das lässt auch für deine tochter hoffen, und das musst du ganz fest!!!

also zurück zum thema: ich weiß nicht ob deine tochter sich vielleicht bedrängt fühlt, wenn sie mitbekommt, dass du hier ihre "geschichte ausgeplaudert" hast? weiß sie sowieso davon? wenn nicht würde ich das vielleicht zumindest erstmal lassen... bevor der schuss nach hinten losgeht. aber mir sind ein paar dinge noch nicht ganz klar, ich würde dir gerne ein paar fragen stellen:

du schreibst deine tochter hat einige therapien hinter sich und will jetzt keine mehr machen - weißt du warum? glaubt sie sie schafft es allein ihre magersucht zu besiegen - oder will sie sie gar nicht mehr besiegen, sondern "einfach" versuchen weiter mit ihr zu leben (was bei ihrem jetzigen gewicht schwer möglich sein wird)? ich weiß dass man sich ziemlich lange einreden kann man würde selbst damit klarkommen, man bräuchte keine hilfe... eigentlich ist die einsicht, dass es doch nicht so ist, fast die wichtigste - und der schritt zum teharpeuten zu gehen der schwerste. wenn man damit vein oder sogar mehrmals schlechte erfahrungen gemacht hat ist es natürlich nochmal schwerer, sich darauf einzulassen... zu blöd! ich hatte das glück, auf anhieb einen tollen therapeuten zu erwischen, er hat mir wahnsinnig geholfen. was für therapien hat deine tochter denn gemacht - stationäre?

ganz ehrlich, ich glaube allein, ohne hilfe kommt ihr beide nicht raus aus der nummer.. das ist einfach zu schwer. du bist ja selbst völlig am ende, du musst vor allem auch mal auf dich achten! sag mal hast du schon mal darüber nachgedacht, als ersten schritt selbst eine therapie ztu machen? ich glaube als mutter einer magersüchtigen tochter hat man allemal genug gründe, sich professionell hilfe, rat und unterstützung zu suchen... warum willst du versuchen das allein druchzustehen? das wäre mein erster rat an dich!

ich hätte auch noch ratschläge für deine tochter, aber das nützt ja nix wenn ich sie dir sage und du sie deiner tochter weitergibst - ich denke nicht dass sie sie annehmen würde. fraglich auch, ob sie sie von mir direkt annehmen würde... alles steht und fällt eigentlich mit der frage, ob sie wirklich noch immer gegen ihre magersucht kämpfen will oder ob sie aufgegeben hat und versuchen will mit ihr zu leben... vielleicht weißt du das ja?

erstmal ganz viele grüße und eine dicke portion kraft!!!
cat
 
K

kriemhild

Gast
Hallo lieber Gast,
ich bin sehr froh über deine Zeilen, auch wenn ich heute abend nicht mehr viel schreiben kann wie ich möchte.
Der Tag heute war grausam, denn wir haben alle heute morgen (unser Sohn drängte,nachdem ich bisher bei meinem Mann gescheitert war) in einem Gespräch mit unserer Tochter (mein Mann, unser Sohn und ich)klargestellt, dass wir jetzt HANDELN MÜSSEN! Sie wird uns wegsterben. Unser Sohn hat sie eine Woche nicht gesehen, er war entsetzt und sagte spontan, sie überlebt diesmal nicht. 29 kg bei ca 175!!!Wir haben sie auf die Waage gestellt, weil sie sich wie bisher erneut weigerte, in die Klinik zu gehen, in diesem Zustand nur, um das Leben zu retten, worauf sie meinte, das könne sie auch zu Hause.Im Klartext, sie will unter Kontrolle zunehmen.Sie ist von Beruf Ärztin, behauptet, sie wisse genau um ihren Zustand, sie wolle besser leben, sagt aber gleichzeitig, für sie gäbe es keine Rettung.Therapien hat sie bisher 3 mal stationär gemacht, 2mal ambulant. Die letzte stationäre wäre so grausam gewesen, dass sie keine mehr machen will. Jahrelang hat sie geglaubt, es allein zu schaffen, inzwischen will sie nur noch einigermaßen mit der Krankheit klarkommen.Aber sie rutscht immer tiefer in weitere Zwangshandlungen, der Tag ist total strukturiert, jede veränderung wirft sie aus der Bahn, so dass sie anschließend erneuten Gewichtsverlust mit solchen Dingen rechtfertigt.Wir versuchen verzweifelt, sie von einem neuen Therapieversuch zu überzeugen, denn nur so kann es doch gehen.Ausrede:In meinem Zustand geht das nicht, das kostet zu viel Energie, usw. In meinen Augen tut sie aber alles, um über eine gewisse Grenze nicht hinauszukommen, also will sie doch in Wirklichkeit nicht oder?Diese Versuche hatten wir schon so oft. Sie nimmt erst zu, dann gehts wieder abwärts, jedes Mal noch tiefer.Ich fühle mich ständig erpresst, wenn ich Grenzen aufzeige. Das ist doch das gemeine, es macht mich wütend!Ich selbst habe schon eine amb.Therapie...80 Sitzungen...und eine stationäre hinter mir.Ich will nicht mehr!!Denn auch wenn ich einiges im Verhalten ändere, mein Mann zieht nicht mit. Sie versteht es hervorragend, ihn um den Finger zu wickeln, zu bequatschen und er glaubt ihr, meinte bisher immer noch, gutes Zureden hilft.Unser Sohn hat ihm heute die Meinung gesagt, ich weiß nicht, ob er es jetzt verstanden hat. Wir können doch nur gemeinsam handeln.
Entschuldige, bei mir geht alles durcheinander. Ich werde deinen Brief morgen noch einmal in Ruhe lesen, denn sicher bin ich nicht auf alles eingegangen.
Ich danke dir ganz lieb für deine Anteilnahme und Hilfe!
Geh deinen eingeschlagenen Weg weiter! Auch dir wünsch ich die Kraft dazu!
Du hörst noch von mir, denn ich habe noch Fragen.
Kriemhid
 
G

Gast

Gast
liebe kriemhild,

ich habe mich sehr erschrocken als ich das eben gelesen habe... verdammt, ihr müsst sie irgendwie zum arzt bekommen!!! dass sie selbst ärztin ist, ist in diesem fall total nebensächlich, das ist nur eine ausrede für sie selbst... sie glaubt ja wohl auch nicht dass ein alkohol- oder heroinabhängiger arzt seine sucht selbst in den griff bekommt...

meine eltern haben mich damals, als es mit meinem gewicht lebensbedrohlich wurde, mit einem trick ins krankenhaus gelotst - aber damals war ich ja auch erst acht... gibt es rechtlich denn keinen weg, sie trotz ihrer weigerung behandeln zu lassen, ich kenne mich da rechtlich nicht aus - hast du mal mit einem arzt gesprochen? oder muss sie etwa erst zusammenbrechen, bis man sie im krankenhaus behalten darf, um ihr leben zu retten?

du erwähnst das wort "zwangsverhalten" - ich wollte gestern nicht darauf eingehen aber das war für mich die lösung, wie ich so lange mit der magersucht leben konnte... ich habe es zumindest zeitweise geschafft, die magersucht durch andere zwänge zu ersetzen - das ist nicht toll, aber es hat mich am leben erhalten.

zur erklärung: die magersucht ist einem als betroffene ja so wichtig, weil sie einem halt gibt, das leben strukturiert und einem ein gefühl von sicherheit vermittelt - allein der gedanke daran ohne sie zu leben löst panik aus, es wartet völlige ungewissheit, ein luft- und haltloser raum auf einen... da mir irgendwann klar wurde dass ich so nicht lange leben werde habe ich nach und nach angefangen, mehr zu essen, aber extrem strukturiert, also anfangs jeden tag das gleiche in der gleichen menge, später mal am wochenende anders, dann aber von wochenende zu wochenende gleich etc. - ich habe mir eine struktur geschaffen (absurd penibel, man kann es sich kaum vorstellen, alles war inbegriffen, sogar tee, die dinge mussten jeweils vom selben hersteller sein (z.b. bei milch) und das gleiche haltbarkeitsdatum haben, verschiedenes durfte nicht gemischt werden... usw.) - das ist sehr schwer für einen außenstehenden zu verstehen, aber ganz vielleicht, wenn deine tochter es wirklich will, wäre das eine lösung für sie: sich ein anderes gerüst suchen als das hungern: das essen bis ins kleinste detail zu strukturieren.

wie schrecklich werden hier vielleicht viele rufen, das "verdirbt" einem doch das leben... aber: wenn es die einzige chance ist sich am leben zu halten dann ist sie immer noch die beste!

mein großes problem war (und ist) dass ich nun gar nicht mehr ohne strukturen essen kann und total auf diese struktur fixiert bin (so sehr dass ich alles darauf ausrichte), aber ich habe es zumindest geschafft am leben zu bleiben und wieder mehr zu essen. daran irgendwann wieder "unstrukturiert" essen zu können arbeite ich gerade mit meinem therapeuten... ich weiß nicht ob ich es schaffen werde und das macht mich einerseits traurig - andereseits bin ich so glücklich, dass ich überhaupt noch lebe (gerade wenn ich deine geschichte lese wird mir wieder klar wie viel glück ich gehabt habe), dass ich gerne bereit bin es zu akzeptieren.

ich drücke dir und deiner ganzen familie ganz fest die daumen - vor allem dass ihr es schafft professionelle hilfe (einen arzt!!!) für deine tochter zu bekommen!

ganz lieber gruß cat
 

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