Hallo,Mit dem Geld des BGE kann man seine Miete nicht anders zahlen als mit dem Geld einer Sozialleistung wie Hartz 4.
Man ist genauso abhängig vom Staat und dessen Gnade wie hoch er die Leistung bemisst.
Wenn morgen das BGE eingeführt wird und übermorgen die nächste Regierung das BGE um die Hälfte kürzt, kannst du nix tun. Du bist absolut hilflos dem Staat gegenüber.
Das BGE wäre eine extreme Machtkonzentration für den Staat, fast wie im Kommunismus. Das Staat müsste aktiv viel mehr Steuern einnehmen um allen Bürgern ein BGE zahlen zu können. Und wenn wir doch eins gelernt haben: Mit selbstverdientem Geld geht man besser um als fremden Geld.
Wir könnten nicht kontrollieren, ob der Staat die Einnahmen wirklich nur für das BGE einsetzt oder die BGE Kasse am Ende genauso plündert wie er die Rentenkasse geplündert hat. Der Staat könnte Steuern praktisch nach Belieben erhöhen mit Argument, er würde das Geld für das BGE benötigen.
Es wäre ein riesiges Abhängigungsverhältnis zu einem extrem mächtigen Staat.
Für wen wäre es denn eine Entlastung?
Praktisch alle Modelle des BGE sind mehr oder weniger die einer negativen Einkommenssteuer. D.h. wer heute 38 Stunden + X arbeitet, bekommt zwar zusätzlich ein BGE, muss aber vom Gehalt deutlich höhere Steuern bezahlen. Um unterm Strich das gleiche raus zu haben muss er je nach Modell ähnlich viel arbeiten wie heute = NULL Entlastung.
Entlastet könnten (je nach Modell) Geringverdiener oder Zuverdiener werden. Lohnt es sich heute kaum bei Hartz 4 einen 450 € Job zu machen (weil man das meiste abgeben muss), bliebe bei einem BGE vermutlich mehr übrige (BGE + der größte Teil der 450 €).
Das BGE bekommt aber niemand 1zu1 "obendrauf", oder wo zauberst du das Geld für alle herbei?
Der durchschnittliche Arbeitnehmer wird für sein jetziges Einkommen auch nach Einführung eines BGE immer noch ähnlich viel arbeiten müssen wie heute.
Wie ich zuvor sagte, halte ich das BGE für finanzierbar, soweit man eine Höhe wählt, die heutiger Hartz 4 Leistung entspricht und sich das Geld über eine negative Einkommenssteuer zurückholt.
Unterm Strich würde sich für die meisten Leute finanziell unterm Strich nichts ändern.
Es kommt aber immer darauf an, welche Studien du bemühst und wie diese das BGE interpretieren bzw welche Höhe sie für selbiges ansetzen. "Nicht finanzierbar" ist sicherlich die schöne Idee, dass jeder einfach nur 1000 € BGE obendrauf bekommt.
Ich würde umgekehrt argumentieren:
Der Befürworter eines BGE muss darlegen, dass es machbar ist - zb durch Studien und Tests.
Wenn er das nicht kann, bleibt das BGE eine theoretische Idee, deren Umsetzung fraglich ist.
Ich bin im übrigen kein Feind des BGE. Nur muss man sich das mal vor Augen führen:
- wir haben Arbeitnehmerrechte verringert
- Sozialhilfe verschärft
- Gewerkschaften geschwächt
- Renten gesenkt
- staatliche Macht gestärkt
Wir haben alles gemacht um es Menschen auf dem Arbeitsmarkt schwerer zu machen.
Und anstatt die Rechte der Menschen wieder zu stärken - ihnen Möglichkeiten zu geben sich selber zu versorgen - machen wir "kommunistische Reformen" wie Mindestlohn und planen ein BGE.
Ohne Hartz 4 bräuchten wir vermutlich keinen Mindestlohn. Mit mehr Rechten und Möglichkeiten für Arbeitnehmer bräuchten wir auch kein BGE.
Das BGE ist für mich so wie wenn ich zum Arzt gehe weil ich schwer übergewichtig bin. Jetzt könnte ich durch Ernährungsumstellung und Bewegung mein Gewicht reduzieren: Einfache und gesunde Lösung.
ODER der Arzt verschreibt mir ein BGE: Medikamente gegen alle Krankheiten, die sich aus meinem Übergewicht ergeben.
das ist mal ein Beitrag, auf den ein BGE-Befürworter (oder Schmarotzer, Faulenzer, Couchpotato) antworten kann.
Würden wir uns in der Arena des 19. und 20. Jahrhunderts befinden, würde ich deinem Beitrag zu 100% unterschreiben. Allerdings befinden wir uns in einer digitalen Revolution und man muss meiner Meinung nach schon zur Kenntnis nehmen, wie radikal sich unser Arbeitsmarkt verändert hat und wie radikal er sich noch verändern wird. Momentan wird nach wie vor Arbeit besteuert (als wären wir 1950) und haben weder eine Digitalsteuer noch eine Finanztransaktionssteuer. Wenn ich mir also ein Sozialsystem für das 21 Jahrhundert vorstelle, dann darf ich nicht die Bedingungen des 19. und 20. Jahrhunderts als Grundlage nehmen, sondern muss diese in das 21. Jahrhundert transformieren.
Es gibt zahlreiche Studien, die sich mit den Folgen der Digitalisierung beschäftigen. Alle postulieren einen massiven Wegfall von Arbeitsplätzen. Die Erwartungen schwanken von 30% bis 50% in den nächsten 25 Jahren. Stell dir mal vor, was das für unser Sozialsystem bedeuten würde wenn nur 30% der Menschen arbeitslos werden würden. Unser ganzes System würde gnadenlos zusammenbrechen. Sicherlich werden viele neue Jobs entstehen, aber (a) ist das überhaupt nicht der Sinn der Digitalisierung, (b) werden hauptsächlich Jobs im quartären Sektor entstehen und (c) ist das kein Nullsummenspiel (d.h du kannst den Busfahrer nicht zum Virtual reality designer machen - das war nur ein Beispiel.... bitte meinen Beitrag nicht darauf reduzieren a la der Busfahrer wird sein Job behalten).
Für mich stellt sich daher gar nicht die Frage, ob ein BGE sinnvoll ist. Meiner Meinung nach ist das die einzige Möglichkeit, hier irgendwie den sozialen Frieden zu wahren. Stell dir mal vor, die Leute die arbeitslos werden ( ja, das wird viele treffen- das ist so sicher wie das Amen in der Kirchen), werden alle mit Hartz- IV (oder V) abgespeist, was dann auf uns zukommen wird. Das wäre durch die Besteuerung von Arbeit überhaupt nicht möglich. Ein anderes Steuersystem ist zwingend erforderlich. Ein anderer wichtiger Grund für ein anderes Sozialsystem ist die Tatsache, dass Computer, Roboter und Maschinen nichts konsumieren. Wollen wir als weiter unseren Wohlstand erhalten, stärken, so reicht es nicht aus, wenn nur 50% der Menschen anständig konsumieren können.
Positiv wäre dabei auch, dass endlich diese Hochbewertung entfremdeter Arbeit wegbricht. Es ist doch nicht Sinn unseres Lebens 40 Jahre lang, 40 Std. die Woche immer das gleiche zu tun....
Dass das mit unserer jetzigen Politik nicht einhergeht ist auch klar. Wenn man sich die Beschlüsse des Bundestages der letzten 10 Jahre anschaut, dann weiß man eindeutig, für wenn Politik gemacht wird und wer von dieser profitiert und wer darunter "leidet".
Für mich wäre ein BGE eine Möglichkeit für eine freiere und bessere Gesellschaft.
Ich wäre auch damit einverstanden, wenn für jeden Arbeit verfügbar wäre und alle von ihrer Arbeit ein anständiges, planbares und zufriedenes Leben führen können. Nur glaube ich, dass das im Rahmen der digitalen Revolution nicht machbar ist.
Eine Einführung des BGE würde auch zwingend eine anderen Bildungsweg erfordern. Unser momentanes System ist einzig und allein auf extrinsische Motiviation ausgelegt. Man lernt für Noten, man arbeitet für Gehalt. Geht irgendwann die Arbeit aus [im alten Griechenland hat kein Grieche gearbeit, nur die Sklaven (das könnten heute Maschinen sein)] ist es zwingen notwendig, die intrinsische Motivation zu fördern, die durch unser Schul- und Bildungssystem komplett zerstört wird.
Ist etwas durcheinander, aber man kann einzelne Punkte auch gerne etwas ausführlicher diskutieren. Ich bitte darum, die standardmäßigen Floskeln alà Schmarotzer oder Faulenzer nicht auf diesen Beitrag zu beziehen. Ich würde gerne über die Notwendigkeit eines BGE´s diskutieren oder darüber, warum es auch ohne geht.
Grüße